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Troll (Mythologie)

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Troll oder auch Trold, Tröll (nord. „Unhold, Riese, Zauberwesen“) stammt aus der germanischen Mythologie. Trolle sind schadenbringende Geister in Riesen- oder Zwergen-Gestalt. Einige Forscher halten es für möglich, dass der Ursprung dieser Sagenfiguren in überlieferten Kontakten von Menschen mit den letzten Neanderthalern zu finden ist.

Norwegen

Troll vor dem norwegischen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover

Als holzgeschnitzte Puppen gehören Trolle zum Kunsthandwerk und touristischen Erscheinungsbild Norwegens. Sie sind dort als Souvenirs sehr beliebt. Diese Holzfiguren sind bucklig, vierschrötig und mit einer Hakennase gestaltet, vergleichbar mit Hexen, nur männlich. In humorvoller Anspielung auf Norwegens Reichtum aus den Öl- und Gasvorkommen in der Nordsee werden sie gelegentlich auch als Ölscheich-Variante gestaltet. Ein norwegisches Erdölfeld in der Nordsee erhielt den Namen „Troll“.

Schweden

Auch in der schwedischen Folklore spielen Trolle, allerdings beiderlei Geschlechts, eine große Rolle. Souvenire, die Trolle darstellen sollen, werden aus allen denkbaren Materialen hergestellt: Tannenzapfen, Holz, Steinen, Zweigen, Wolle usw. Sie haben meist eine große Nase, eher an eine Kartoffel erinnernd. Die schwedischen Trolle sind nicht unbedingt schadenbringend, sondern eher geheimnisvoll und unzuverlässig. Sie leben, der Sage nach, im Wald. Besonders hat sich der Mythos erhalten, die Trolle würden kleine Kinder stehlen und anstelle des Menschenkindes ihr eigenes Kind ins menschliche Kinderbettchen legen. Gern bauen Skandinavier in ihren Vorgärten den kleinen flinken und hilfreichen Trollen Miniaturhäuser, die den eigenen Wohnhäusern verblüffend ähneln. Selbst Miniaturkirchen für Trolle sind in den Vorgärten der Skandinavier aufgestellt. Statt des in deutschen bzw. aus den USA importierten Weihnachtsmannes haben die Schweden den Tompten. Diese Figur, die nicht einzeln auftritt sondern in Gruppen leiten sich ebenfalls von den Trollen ab.

Literatur

Troll, gezeichnet von Theodor Kittelsen

In der schwedischen Literatur sind die Trolle unter anderem durch die Illustrationen von John Bauer zu den Märchen in der Reihe Bland tomtar och troll unsterblich und außerdem weltberühmt geworden. Eine Auswahl der Märchen auf Deutsch ist unter dem Titel Trolle, Wichtel, Königskinder erschienen.

Henrik Ibsen erwähnt den Troll in seinem Drama Peer Gynt. Auch Knut Hamsun, Trygve Gulbranssen, Björnstjerne Björnson, Selma Lagerlöf und viele andere Dichter, Schriftsteller und Erzähler ließen sich von der Gestalt des Trolls inspirieren. Weitere Beispiele von Trollen in der Literatur sind die grobschlächtigen-brutalen Steintrolle in J. R. R. Tolkiens Der kleine Hobbit sowie viele andere Trolle in seinem weiteren literarischen Werk, die nun wiederum völlig gutartigen weiblichen und männlichen Mumintrolle von Tove Jansson und der boshafte Stollentroll bei Walter Moers – eine witzige Variante, die die Vitalität des Troll-Archetyps bis in die neueste Populärliteratur belegt.

In vielen Fantasy-Reihen wie Gothic sind Trolle starke, fast nicht zu besiegende Kreaturen. Sie sind äußerst widerstandsfähig und verfügen über eine enorme Körperkraft. In einigen (deutschen) Märchen und Sagen vorkommend sind Brückentrolle, die Brücken oder Furten bewachen und von jedem, der sie benutzen will, ein Zoll verlangen.