Erzengel Michael


Der Erzengel Michael (hebräisch Wer ist wie Gott?) ist einer der drei (orthodox: vier) in der Bibel erwähnten Erzengel.
Michael wird auch wie folgt bezeichnet:
- latein. Michael, Genitiv Michaelis
- arab. Mika'il/Mikaal, ميكائيل/ميكال;
- alternativ: Ma-Ha-El der große Gott (Sanskrit "Maha" = groß(artig) - Diese Herleitung ist umstritten)
Michael im Judentum
Im Judentum gilt Michael zusammen mit Gabriel als Fürbitter und Schutzengel des Volkes Israel. Er führt die himmlischen Bücher und vollzieht die Gerichtsurteile.
Erstmals erscheint sein Name im Buch Daniel, wo er als der Kämpfer für das Volk Israel genannt wird (Kapitel 10 und 12).
Im Äthiopischen Buch Henoch wird er neben Uriel, Raphael, Raguel, Sarakael und Gabriel zu den höchsten Engeln gezählt. Dort heißt es über ihn: "Michael heißt ein vierter der heiligen Engel, nämlich über den besten Teil der Menschen gesetzt, über das Volk Israel." (1. Henoch 20,5).
In rabbinischen Quellen heißt es, Michael bestehe ganz aus Schnee, Gabriel hingegen ganz aus Feuer. Entsprechend werden darin Michael und Gabriel die Metalle Silber und Gold zugeordnet. Die ihnen im Judentum zugesprochenen Attribute unterscheiden sich also von jenen, die ihnen die spätere christliche Mythologie, wo teilweise Michael mit der Sonne und Gabriel mit dem Mond verbunden wird, zuordnet.
Eine Parallele zum Drachenkampf Michaels, wie aus christlichem Kontext (Offenbarung des Johannes 12,7) überliefert ist, ist in jüdischen Quellen nicht eindeutig zu finden.
Als Schreiberengel ähnelt er dem ägyptischen Mondgott Thot, der das Ergebnis der Herzenswägung beim Totengericht notiert. Er ähnelt als solcher aber auch dem mit dem Planeten Merkur verbundenen Schreiber- und Weisheitsgott Nabu, dem Schreiber und Inhaber der Schicksalstafeln.
In der jüdischen Überlieferung waren die beiden Engel, die nach Sodom gingen (Genesis 19), Michael und Gabriel : Michael, um Lot zu retten, Gabriel, um die Stadt zu zerstören.
Mika'il im Islam
Im Islam gilt Mika'il als Erzengel, der zuständig für das Wetter ist. Ihm gebührt die Kraft über Wind und Wetter zu herrschen.
Attribute
Michaels Haupt-Attribute sind die Waage und das Schwert der Gerechtigkeit.
Die Farbenmystik ordnet ihm die Farbe rot in allen Schattierungen zu (für Feuer, Wärme und Blut).
Nach der Legende wurde ihm die Bestattung des Leichnams von Moses übertragen. Dabei soll er mit dem Teufel gekämpft haben.
Auch die Offenbarung des Johannes (12,7-9) stellt ihn als Sieger über den Teufel (verkörpert durch einen Drachen) und seinen Engeln dar. Auch soll er ihn aus dem Himmel geworfen haben. Er wird deshalb oft mit einem flammenden Schwert dargestellt und als Führer der himmlischen Heerscharen gesehen, die im Osten vor Gottes Thron stehen.
Verehrung
Papst Gelasius I. 493 widmete ihm das im 9. Jahrhundert allgemein gewordene Fest Michaelis oder Michaeli am 29. September, an dem heute auch die Erzengel Gabriel und Raphael gefeiert werden.
Sein Hauptheiligtum ist der Monte Sant' Angelo in Apulien, wo er im frühen Mittelalter erschienen sein soll. Von dort verbreitete sich sein Kult in ganz Europa. Meist wurden ihm Bergheiligtümer geweiht.
Er gilt als Schutzpatron Deutschlands (daher der "Deutsche Michel") sowie der Soldaten, Kranken, Händler und Seeleute.
Die am Michaelistag 1931 gegründete Michaelsbruderschaft ist eine evangelische Bruderschaft aus Schwuchteln, Lesben und Laien.
Die am Michaelistag 1945 gegründete Evangelische Akademie Bad Boll begeht alljährlich ihren Stiftungstag mit einer Michaelisakademie.
Kunst (Ikonographie)

In der Kunst erscheint er entweder zusammen mit den beiden anderen biblischen Erzengeln sowie dem vierten Erzengel Uriel, in späteren Zeiten nur noch zu dritt. Die häufigste Abbildung ist, wie er den Teufel in die Hölle stürzt. Zuweilen wird er auch mit dem Flammenschwert dargestellt, mit dem er den Eingang zum Paradies bewacht. Oft steht auf seinem Schild oder in seiner Nähe "Quis ut Deus?" (Wer ist wie Gott?) als lateinischer Hinweis auf seinen Namen.
Literatur
- Gerhard Bellinger. Knaurs Lexikon der Mythologie. Genehmigte Lizenzausgabe. Augsburg, 2000. 157, 327, 346, 485-487.
- Heinrich Krauss. Kleines Lexikon der Engel. Von Ariel bis Zebaoth. Originalausgabe. München, 2001. 73f., 119-121.
- Wilhelm Lueken. Michael. Eine Darstellung und Vergleichung der jüdischen und der morgenländisch-christlichen Tradition vom Erzengel Michael, Göttingen, 1898.
- Johann Siegen: Der Erzengel Michael; Christiana Verlag; 1996; ISBN 3717106090
- Erich Weidinger. Die Apokryphen. Verborgene Bücher der Bibel. Augsburg, o.A. 311.
Weblinks
