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Groningen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Lage von Groningen in den Niederlanden]]
Gemeinde Groningen
Flagge der Gemeinde Groningen
Flagge
Wappen der Gemeinde Groningen
Wappen
Staat Niederlande Niederlande

Provinz Groningen
Bürgermeister Peter Rehwinkel
Sitz der Gemeinde Groningen
Fläche
 – Land
 – Wasser
83,69 km²
79,59 km²
4,10 km²
CBS-Code 0014
Einwohner 244.807 (1. Jan. 2025[1])
Bevölkerungsdichte 2925 Einwohner/km²
Koordinaten 53° 13′ N, 6° 34′ OKoordinaten: 53° 13′ N, 6° 34′ O
Bedeutender Verkehrsweg A7, A28
Vorwahl 050
Postleitzahlen 9700-9749
Website www.groningen.nl

Groningen [ˈɣroːnɪŋə] (anhören/?), niedersächsisch Grönnen, ist die Hauptstadt der Provinz Groningen in den Niederlanden. Die Stadt hat auf einem Gebiet von 76,77 km² 187.622 Einwohner (Stand: 31. Dez. 2009, mit dem Umland 350.000) und liegt an den Kanälen Winschoterdiep, Noord-Willemskanal, Van Starkenborghkanaal und am Eemskanaal, der die Stadt mit Delfzijl an der Emsküste verbindet. Groningen hat seit 1614 eine Universität. Außerdem befindet sich in Groningen eine Fachhochschule, die Hanzehogeschool.

Geschichte

Die Stadt Groningen oder Cruninga – wie sie früher hieß - entstand aus einem losen Zusammenschluss von drei oder vier verstreut gelegenen Bauernhöfen. Die ersten Spuren können auf ca. 300 v. Chr. datiert werden. Ab 600 bis 700 n. Chr. gab es eine feste Besiedlung des Gebietes der heutigen Innenstadt – „de Grote Markt“ (deutsch: der Große Markt). Die erste namentliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1040, als die Stadt im Rahmen einer Schenkung von Heinrich III. auf den Bischof von Utrecht überging [2].

Groningen liegt am nördlichen Ende des „Hondsrug“ (nicht zu verwechseln mit dem Hunsrück), einer sandigen Erhebung mitten im ehemals ausgedehnten Moor, die sich vom „Drentschen Plateau“ bis ins Zentrum der Stadt zieht und in früherer Zeit die einzige Verbindung dieser beiden Gebiete war. Durch ihre Lage konnte die Stadt eine zentrale Bedeutung in der Region erlangen. Viele Kaufleute, die mit England und den Ostseeländern handelten, ließen sich hier nieder. 1422 schloss sich Groningen der Hanse an [2]. Bis zum 17. Jahrhundert – dem „Goldenen Zeitalter“ der Niederlande hatte Groningen sich zu einem blühenden Handelszentrum entwickelt, nicht zuletzt, da es hier ein Gericht gab, das auch für die umliegenden Gebiete zuständig war.

Das Bistum Groningen entstand 1559. Ab 1580 befand sich die Stadt unter spanischer Herrschaft. Nach Eroberung durch Moritz von Oranien 1594 wurde Groningen zusammen mit den umliegenden Gebieten ein Teil der Republik der Vereinigten Niederlande und damit auch protestantisch [3]. 1672 versuchte der Bischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, die Stadt durch Belagerung und Kanonenbeschuss zu besetzen. Sein Faible für die Artillerie brachte ihm den Spitznamen „Bommen Berend“ („Kanonenbernhard“) ein. Am 28. August 1672 konnte sein Angriff abgewehrt werden. An dieses Ereignis erinnert in Groningen bis heute ein lokaler Feiertag mit vielen Aktivitäten.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt erhebliche Schäden. Als im April 1945 die Alliierten Groningen erreicht hatten, stießen sie auf heftigen Widerstand der deutschen Besatzungstruppen. Ein Teil der Innenstadt musste durch heftige Straßenkämpfe erobert werden. Die Bauten, die danach im Rahmen des Wiederaufbaus entstanden waren, sind inzwischen Gegenstand heftiger Debatten. Viele wollen sie durch Schöneres ersetzen.

Sehenswürdigkeiten

Der Martiniturm
Groninger Museum

Das Hauptgebäude der Reichsuniversität Groningen in der Innenstadt, das Akademiegebouw, ist sehr sehenswert. Es wurde 1909 vom Reichsbaumeister J.A. Vrijman entworfen. Das vorherige Universitätsgebäude war 1906 während Renovierungsarbeiten ein Opfer der Flammen geworden, woraufhin die Existenz der gesamten Universität auf dem Spiel stand. Gegenüber dem Akademiegebäude liegt die Universitätsbibliothek Groningen.

Außerdem gibt es den 96 m hohen Martiniturm, erbaut zwischen 1469 und 1482 aus Bentheimer Sandstein und die dazugehörende Martinskirche am „Grote Markt“. Von 1548 bis 1577 war der Turm 127 m hoch, bis die hölzerne Spitze anlässlich eines Freudenfeuers nach dem Abzug feindlicher Truppen abbrannte. Arp Schnitger baute bedeutende Orgeln in der Martinikerk (1692), der Aa-Kerk (1702) und der Pelster-Gasthuiskerk (1693), die noch alle erhalten sind.

Ebenfalls herausragend ist das 1994 eingeweihte und von dem Designer Alessandro Mendini in Zusammenarbeit mit den Architekten Michele de Lucchi, Philippe Starck und Coop Himmelb(l)au entworfene Groninger Museum. Sein eigenwilliges Design und die interessante Lage im Wasser sorgten für internationales Aufsehen. Gezeigt werden, neben wechselnden Ausstellungen, auch Exponate der Vor- und Frühgeschichte der Provinz Groningen und die sehenswerte Sammlung chinesischen Porzellans.

Politik

Der Gemeinderat hat 39 Sitze und wird für vier Jahre gewählt. Die sozialdemokratische PvdA ist die größte Partei mit zwölf Sitzen. Die SP ist, mit sieben Sitzen zweite. Seit dem 26. April 2006 sind sie zusammen mit GroenLinks (5 Sitze) in der Koalition. Die liberale VVD (5 Sitze) und das CDA (3 Sitze) sind nach der Gemeinderatswahl viel kleiner und führen die Opposition. D66, ChristenUnie und die Stadspartei haben je zwei Sitze, die Partei Student und Stadt einen.

Verkehr

Öffentlicher Nahverkehr

In der Stadt laufen Planungen für die Wiedereinführung der Straßenbahn. Man erhofft sich dadurch mehr Umsteiger vom Auto auf den Nahverkehr.

Radverkehr

Nach einer europaweiten Untersuchung des VCÖ ist Groningen der Spitzenreiter, was den Anteil des Fahrrads am Verkehr betrifft. Etwa 50 Prozent der Wege werden hier mit dem Rad zurückgelegt, verglichen mit Amsterdam und Bremen (22 %) oder München (15 %) und Berlin (10 %).

Autoverkehr

Das eigentliche Stadtzentrum um den Großen Markt und Fischmarkt ist gänzlich autofrei, das äußere Zentrum ist in vier Sektoren unterteilt. Direkter Autoverkehr zwischen den Sektoren untereinander ist nicht möglich. Die Stadt ist umgeben von einem vierspurigen Ringweg, sowohl zur Anbindung der Außenbezirke als auch der Fernstraßen. Seit einigen Jahren wird daran gearbeitet, alle Anschlüsse ampelfrei auszuführen, mit dem Abschluss der Arbeiten wird 2015 gerechnet.

Straßenanbindung

In Ost-West-Richtung verläuft die Autobahn A7 und in Nord-Süd-Richtung die A28.

Wasserwege

In Groningen treffen bedeutende Binnenwasserwege aufeinander. Von Westen (Friesland/Amsterdam) der Van Starkenborghkanaal, von Delfzijl (Dollard, Emden) der Eemskanaal, vom Südwesten das Winschoterdiep, und der Noord-Willemskanal aus dem Süden.

Der Noorderhaven

Eisenbahn

Groningen liegt an der Eisenbahnstrecke von Leeuwarden nach Deutschland (Ost-West-Verbindung, Bahnstrecke Leer–Groningen) und Richtung Süden über Assen nach Meppel. Außerdem zweigen Richtung Norden zwei Nebenstrecken ab; die eine führt nach Delfzijl und die andere nach Roodeschool.

Flugverkehr

Groningen verfügt über einen Verkehrsflughafen, dem Groningen Airport Eelde.

Bildung

In Groningen leben insgesamt mehr als 50.000 Studierende.[4]

Gebäude der Universität Groningen

Die altehrwürdige Rijksuniversiteit Groningen (RUG) blickt auf eine nahezu vierhundertjährige Geschichte zurück (gegründet 1614) und hat sich als Forschungs- und Lehrstätte international einen guten Ruf erworben. Die Universität ist in neun Fakultäten untergliedert: Theologie, Philosophie, Medizin, Mathematik und Naturwissenschaften, Jura, Sprach- und Literaturwissenschaft, Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Raumplanung.

Außerdem gibt es in Groningen die staatliche Hanze University Groningen, University of Applied Sciences (niederländisch: Hanzehogeschool). Dabei handelt es um keine Universität im deutschen Sinn, sondern um eine HBO, die etwa mit einer deutschen Fachhochschule vergleichbar ist.
Die Hanze University of Applied Sciences führt ihr Gründungsjahr auf 1798 zurück. In diesem Jahr wurde die erste Kunstakademie Minerva eröffnet. Die Hochschule bietet ihren mehr als 25.000 Studenten 70 verschiedene Master- und Bachelorstudiengänge sowie Kursangebote des internen gewerblichen Dienstleisters HanzeConnect. Studiengänge gibt es in den Fachrichtungen Wirtschaft und Management, Technik, Gesundheit und Sport, Sozialwesen, Kunst, Musik und Tanz an insgesamt an 19 verschiedenen Fakultäten.

Kultur- und Freizeit

Die Aa-kirche
Die Aa-kirche am Abend

Das Freizeitangebot in Groningen ist vielfältig. So hat die Stadt einige interessante Museen zu bieten. Neben dem oben erwähnten Groninger Museum können das „Natuurmuseum“, das „Noordelijke Scheepvaartmuseum“ mit Tabakmuseum, und das „Universiteitsmuseum“ besucht werden. Ein besonderer Höhepunkt ist auch das „Nederlandse Stripmuseum“ - das Niederländische Comic-Museum.

Deutschsprachige Touristen können sich über den Fremdenverkehrsverein auch von deutschen Studenten durch die Stadt führen lassen.

Jedes Jahr locken das Popfestival „Noorderslag“ und das Theaterfestival „Noorderzon“ Tausende von Besuchern.

In der verkehrsberuhigten Innenstadt mit ihren vielen Fußgängerzonen und Straßencafés lässt es sich angenehm einkaufen.

Für Nachtschwärmer öffnen viele Lokale ihre Pforten. Im „Osterpoort“ und in der „Stadsschouwburg“ kommen Konzert- und Theaterinteressierte auf ihre Kosten. Die Discotheken der Stadt befinden sich am Grote Markt und in der Poelestraat. Vor allem donnerstags kommen die Nachtschwärmer auf ihre Kosten, denn dann lautet das Motto in sämtlichen Discotheken und Lokalen: „Studentenavond“ (Studentenabend). Die zahlreichen in Groningen Studierenden ziehen dann in großer Anzahl durch die Innenstadt, auf der Suche nach Amusement, bis in die frühen Morgenstunden. Direkt am „Grote Markt“ befindet sich das größte Lokal Nord-West-Europas, das unterteilt ist in ein Hotel und mehrere Restaurants und Bars, die sich auf vier Etagen erstrecken und die alle miteinander verbunden sind. Die bekanntesten Discotheken sind das Palace, der Blauwe Engel, De Tapperij und das Molly Malones.

Das Holland Casino betreibt hier eine seiner zwölf Filialen.

Die größte Tageszeitung von Groningen ist das Dagblad van het Noorden.

Sport

Die Stadt Groningen wird im niederländischen Fußball durch den FC Groningen vertreten. Die erste Fußball-Herrenmannschaft spielt in der höchsten niederländischen Spielklasse, der Ehrendivision. Der FC Groningen trägt seine Heimspiele im heimischen Stadion Euroborg aus.

Persönlichkeiten

Aus der Region Groningen stammt die Pferderasse „Groninger“.

Söhne und Töchter der Stadt

Städtepartnerschaften

Die 11 Partnerstädte sind, in der zeitlichen Reihenfolge des Schließens der Partnerschaft:

Einzelnachweise

  1. Bevolkingsontwikkeling; regio per maand. In: StatLine. Centraal Bureau voor de Statistiek, 28. Februar 2025, abgerufen am 1. März 2025 (niederländisch).
  2. a b Schumacher, S. 194
  3. a b Schumacher, S. 195
  4. http://toerisme.groningen.nl/de/about-groningen/stadt-groningen/studentenstadt

Literatur

  • Th. Schumacher (Hrsg.): Grenzenlos an Deich und Dollart. 1. Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003. ISBN 3-86108-903-3
Commons: Groningen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien