Jáchymov
Jáchymov | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | ![]() | |||
Region: | Karlovarský kraj | |||
Bezirk: | Karlovy Vary | |||
Fläche: | 5111 ha | |||
Geographische Lage: | 50° 22′ N, 12° 55′ O | |||
Höhe: | 672 m n.m. | |||
Einwohner: | 2.396 (1. Jan. 2023)[1] | |||
Postleitzahl: | 362 51 - 363 01 | |||
Kfz-Kennzeichen: | K | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 5 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Jaroslav Vondráček (Stand: 2007) | |||
Adresse: | nám. Republiky 1 362 51 Jáchymov | |||
Gemeindenummer: | 555215 | |||
Website: | www.mestojachymov.cz | |||
Lage von Jáchymov im Bezirk Karlovy Vary | ||||
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Jáchymov (deutsch Sankt Joachimsthal) ist eine Stadt in Tschechien. Sie erstreckt sich im böhmischen Teil des Erzgebirges im Tal des Jáchymovský potok (Weseritz) und gehört zum Okres Karlovy Vary. Die alte Bergstadt ist das älteste Radiumsol-Heilbad der Welt.
Geografie
Die Stadt Jáchymov besteht aus den Ortsteilen Jáchymov (Sankt Joachimsthal), Mariánská (Mariasorg), Nové Město (Neustadt), Suchá (Dürnberg) und Vršek (Werlsberg).
Zu Jáchymov gehören die Fluren des erloschenen Dorfes Popov (Pfaffengrün).
Unweit des Ortes befand sich am Fuße des Pleßberges das Kapuzinerkloster Mariasorg, das in den fünfziger Jahren geschleift wurde.
Geschichte
16. Jahrhundert
1516 wurden beim Ort Conradsgrün, wo ein unbedeutender Bergbau betrieben wurde, große Silbervorkommen entdeckt. Daraufhin wurde der Ort 1517 in Anlehnung an die Bergbaustadt Sankt Annaberg umbenannt in Sankt Joachimsthal. 1520 erhielten die Grafen Schlick, deren Pfandbesitz Joachimsthal war, das Münzprivileg und Joachimsthal wurde vom böhmischen König Ludwig II. zur freien Bergstadt erhoben. Die möglicherweise erstmals bereits 1519 geschlagenen „Joachimstaler“ gaben später dem Taler und dem Dollar ihren Namen.
Die reiche Ausbeute machte gleichzeitig die Grafen Schlick zu einem der reichsten Adelsgeschlechter von Böhmen. Die Schlick (Hauptlinien waren die von Elbogen, Falkenau und Schlackenwerth) besaßen den Elbogener Kreis fast ganz und vom Saazer einen großen Teil. So gab es ein in den wichtigsten Interessen geeinigtes Schlicksches Land, es war nahezu unabhängig von der böhmischen Krone. Seit 1517 hatte Graf Stephan Schlick mit seinen Brüdern das Oberregiment über das „Thal“. Er war, seit der Schlacht von Mohács 1526 vermisst, nominell bis 1528 Herr von Joachimsthal. Nach Stephans Todeserklärung bewirkte der habsburgische neue König von Böhmen Ferdinand die Rücknahme des unter Vorbehalt des königlichen Regals gewährten Münzprivilegs. Die Schlick münzten in der Folge nur noch als Verweser im Namen des Königs, der Joachimstaler wurde nach 1528 nicht mehr geprägt.
1533 erreichte der Silberbergbau mit 241.875 Talern seine größte Ausbeute, im folgenden Jahr hatte die Stadt 18.200 Einwohner in 1200 Wohnhäusern und über 900 Bergwerke mit ca. 100 zugehörigen Gebäuden, in denen 9200 Bergleute arbeiteten. Im Zuge dieses schnellen Wachstums war es wiederholt zu Aufständen der Bergleute gekommen, so bereits – mit friedlichem Ausgang – 1517. Ein weiterer folgte 1523. Als es 1525 zu schweren Plünderungen kam, boten die Schlick 2500 Bewaffnete auf, um die Ordnung wiederherzustellen.
Seit 1523 hatten die Schlick in Joachimsthal, in Elbogen bereits seit 1521, die Reformation eingeführt. Auch im Schmalkaldischen Krieg 1546–1547 standen sie daher auf protestantischer Seite gegen Habsburg, Joachimsthal war zeitweilig von verbündeten sächsischen Truppen besetzt. Nach der kriegsentscheidenden Schlacht bei Mühlberg verloren die Schlick Joachimsthal an Habsburg. Im Jahr 1548 wurden noch 136 Paare getraut und 416 Kinder getauft, dann begann mit der zunehmenden Erschöpfung der Silbervorkommen ein Niedergang der Stadt: 1584 waren schließlich nur noch 200 Bergleute im Silberbergbau beschäftigt, die Ausbeute hatte 1579 nur noch 6450 Taler betragen.
17. Jahrhundert
Von 1621 an erfolgte die Rekatholisierung der Stadt, viele protestantische Bürger und Bergleute wanderten deshalb ins nahe Sachsen aus.
19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert war die Stadt Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und einer Berg- und Hüttenverwaltung. Auch in dieser Zeit war der Bergbau noch bedeutend. Er wurde teils von staatseigenen, teils von privaten Firmen betrieben. Man förderte neben Silbererz (1885: 227 Zentner), auch Nickel, Bismut und Uranerz. In einer großen Tabaksfabrik waren 1.000 Arbeiterinnen beschäftigt. Daneben gab es Handschuh- und Korkstöpselfabrikation sowie Spitzenklöppelei. Am 31. März 1873 brannte die Stadt fast gänzlich ab.
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Marie Curie im Joachimsthaler Uranerz das Element Radium, wofür sie später den Nobelpreis erhielt.[2]
20. Jahrhundert
1919 wurde Joachimsthal Teil der Tschechoslowakei.
1938 wurde es mit dem Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen. Die tschechische Minderheit wurde in das Landesinnere von Böhmen und Mähren vertrieben.
1945 erfolgte dann die Vertreibung der Deutschböhmen aus Joachimsthal.
Am 1. Dezember 1930 hatte die Stadt Sankt Joachimsthal 7316 Einwohner, am 17. Mai 1939 noch 6388 und am 22. Mai 1947 waren es 6806 Bewohner.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Vorkommen für das sowjetische Atombombenprojekt und die entstehende sowjetische Atomindustrie massiv abgebaut. Viele missliebige politische Häftlinge des kommunistischen Regimes der Tschechoslowakei landeten als Zwangsarbeiter in den Uranminen. Viele von ihnen starben nach kurzer Zeit. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Jáchymov lag bei 42 Jahren.
Seit 1964 wird kein Uran mehr abgebaut.
21. Jahrhundert
Jáchymov ist eine ausgewählte Stätte für die vorgesehene Kandidatur zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge.
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Das königlich und freye weitberümbte Bergkwerck inn Sanct Joachimsthal (1548)
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Wilhelm Frick besucht Joachimsthal
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Stiege zum Arbeitslager mit Gedenktafel
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Denkmal für die Opfer des Arbeitslagers
Heilbad
Joachimsthal ist das älteste Radiumheilbad der Welt. Es werden hauptsächlich entzündliche Krankheiten des Bewegungsapparates sowie Krankheiten des peripheren Nervensystems behandelt. Dazu gehören u.a.: rheumatische Arthritis, Reiterkrankheit, degenerative Zustände nach Entzündungskrankheiten der Gliedmaßen, Weichteilrheumatismus, Neuralgien, Neuritiden bei rheumatischen Erkrankungen.
Als Heilmittel dienen das radonhaltige Wasser der im ehemaligen Uranerzbergwerk entspringenden radioaktiven Thermalquellen, Naturgas und Moor. Um den Therapieeffekt zu optimieren werden bestimmte Heilverfahren angewendet: Thermalbäder mit Radongehalt, Curie-Therapie (sog. Joachimsthaler Schachteln), Röntgentherapie, Krankengymnastik, Hydro- und Physiotherapie, Akupunktur, Akupressur.
Eine Radontherapie ist allerdings nicht für jeden zu empfehlen. Für Personen mit akuten Infektionen, Herz- und Atembeschwerden sowie schwankender Diabetes, für schwangere Frauen sowie Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren ist diese Form der Therapie ungeeignet.
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Kolorierte Ansicht des Kurbades um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert.
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Im Kurviertel
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Kurhotels im Zentrum
Verkehr
Von 1896 bis 1957 besaß die Stadt durch die Lokalbahn Schlackenwerth–Joachimsthal einen Bahnanschluss.
Aus dem Weseritztal führt ein Sessellift hinauf zum höchsten Berg des Erzgebirges, dem 1244 m hohen Klínovec (Keilberg).
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Maximilian Hüttisch, Maler und Grafiker
- Karl Siegl, (1851–1943) Jurist, Historiker und Archivar in Eger
Söhne und Töchter der Stadt
- Christoph Fischer (1518–1598), Pfarrer, Landessuperintendent der Grafschaft Henneberg, Generalsuperintendent von Lüneburg-Celle
- Johannes Criginger (1521–1571), lutherischer Theologe, Kartograf und Schriftsteller
- Johann Major (1533–1600), evangelischer Theologe, Humanist und Poet
- Johann Richter oder Johannes Praetorius (1537–1616), Mathematiker und Astronom
- Johannes Mathesius der Jüngere (1544–1607), Mediziner
- Samuel Fischer (1547–1600), Pfarrer, Superintendent und Professor in Jena
- Paul Mathesius (1548–1584), lutherischer Theologe
- Jacob Schedlich (1591–1669), Orgelbauer und Kantor sowie 36 Jahre Bürgermeister in St. Joachimsthal
- David Schedlich (1607–1687), Barockkomponist, Organist in Nürnberg
- David Rebentrost (1614–1703), Pfarrer zu Drebach, Arzt, Heilpraktiker, Apotheker und Pflanzenzüchter
- Johann Anton Heidmann (1772–1855), Mediziner
- Alberich Heidmann (1808–1898), seit 1862 Abt des Zisterzienserstifts Lilienfeld
- Karl Siegl (1851–1943), Historiker, Stadtarchivar und Museumsleiter
- Arpad Schmidhammer (1857–1921), Buchillustrator und Karikaturist
- Maximilian Hüttisch (1911–1988), Maler und Grafiker
Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Johannes Sylvius Egranus († 1535), Theologe, Humanist und Reformator
- Georgius Agricola (1494–1555), Stadtarzt und Apotheker, Vater der Mineralogie
- Nikolaus Herman (1500–1561), Kantor und Lehrer an die Lateinschule, schuf zahlreiche evangelische Kirchenlieder
- Johannes Mathesius (1504–1565), ab 1532 Rektor der Lateinschule, seit 1542 Bergprediger
- Kaspar Eberhard (1523–1575), Lehrer und Rektor der Lateinschule von 1545 bis 1554
- Heribert Sturm (1904-1981), 1928 bis 1934 Stadtarchivar in St. Joachimsthal, Vorstandsmitglied des Collegium Carolinum in München.
- Roman Podrázský (1943-2001), Bildhauer, schuf das Denkmal für die Opfer des Arbeitslagers
Verweise
Literatur
- Götz Altmann: Gründung und Aufstieg der böhmischen Bergstadt St. Joachimsthal (Jáchymov). In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Heft 2/2005, S. 4-12
- Jiří Majer: Dolování v Jáchymově 1516-1966 (Der Bergbau in Sankt Joachimsthal von 1516 bis 1966), Prag, 1967
- Johannes Mathesius: Sarepta oder Bergpostill/ Sampt der Joachimßthalischen kurtzen Chroniken (...). Nürnberg 1564 (auch Nürnberg 1562 und verschiedene spätere Auflagen); darin ab Bl. LI: Chronika der Keyserlichen freyen Bergkstadt Sanct Joachimsthal der (so!) zuvor die Conradsgrün genent war / MDLXII; Die detaillierte Chronik wurde in einer der zahlreichen späteren erweiterten Auflagen der Sarepta (z. B. Leipzig 1618 und 1621) bis an die Schwelle des Dreißigjährigen Krieges weitergeführt! (Digitalisat Nürnberg 1562)
- Hanns Rudthart: Vonn dem Weytberuffenem Berckwerg Sanct Joachimsthall. Leipzig 1523 (Digitalisat)
- Josef Haslinger: Jáchymov, ISBN 3100300610