Fuerteventura
Fuerteventura ist eine der kanarischen Inseln im Atlantischen Ozean, ca. 100 km westlich der marokkanischen Küste. Die Insel hat eine Fläche von etwa 1700 km² und ca. 69.000 Einwohner (Stand 2002). Die Hauptstadt Fuerteventuras ist Puerto del Rosario (24.000 Einwohner), die Landessprache ist spanisch. Fuerteventura bildet mit der nördlich gelegenen Insel Lanzarote die östliche Grenze der Kanaren und ist, nach Teneriffa, die zweitgrößte Insel des Archipels.
Fuerteventura gehört mit Lanzarote und Gran Canaria zur Provinz Las Palmas. Die Kanaren gehören zum Hoheitsgebiet Spaniens, genießen aber einen Sonderstatus als autonome Region mit eigenem Parlament und Präsidenten.

Gemeinden
Obwohl sich heute die Bevölkerung an den touristisch geprägten Orten an der Küste konzentriert, befinden sich die Sitze der Gemeindeverwaltungen mit Ausnahme der Hauptstadt Puerto del Rosario in vergleichsweise kleinen historischen Orten im Inselinnern. Fuerteventura ist in sechs Gemeindebezirke eingeteilt:
- Antigua, mit dem Tourismuszentrum El Castillo/Caleta de Fuste
- Betancuria
- La Oliva, mit El Cotillo und dem Tourismuszentrum Corralejo
- Pájara, mit den Tourismuszentren Costa Calma und Morro Jable/Jandía
- Puerto del Rosario
- Tuineje, mit Gran Tarajal und Tarajalejo
Geographie
Fuerteventura ist die älteste Insel der Kanaren; sie entstand vor etwa 20 Millionen Jahren und ist vulkanischen Ursprungs. Der Großteil der Inselmasse entstand vor ca. 5 Millionen Jahren und ist seitdem durch Wind und Wetter stark erodiert. Die letzten vulkanischen Aktivitäten auf Fuerteventura erloschen vor 4000 bis 5000 Jahren. Der höchste Punkt auf Fuerteventura ist der Berg Pico de Jandía (807 m) auf der gleichnamigen Halbinsel.

Im Norden der Insel findet man (bei Corralejo) große Sanddünenbereiche (Wanderdünen), die die Nähe der kanarischen Inseln zu Nordafrika sehr anschaulich werden lassen. (Parque Natural de las Dunas de Corralejo)
Die Insel erreicht zwischen der Nord- und Südwestspitze eine Länge von knapp 100 km und ist misst an der breitesten Stelle 31 km. Der Istmo de la Pared ist mit 5 km Breite die schmalste Stelle Fuerteventuras und gliedert die Insel in zwei Teile: Den nördlichen Teil Maxorata, nach dem auch die ursprünglichen Inselbewohner Majoreros benannt sind, und die südliche Halbinsel Jandía. Die Inselfläche von 1700 km² ist, im Vergleich zu anderen kanarischen Inseln, mit 25 Einwohnern pro km² nur sehr dünn besiedelt.
Fuerteventura liegt auf dem 28. Grad nördlicher Breite und zwischen dem 13. und 14. Grad westlicher Länge.
Klima

Das Klima ist das ganze Jahr über angenehm, was den Kanarischen Inseln den Beinamen "Inseln des ewigen Frühlings" eingebracht hat. Das Meer gleicht die Temperaturen aus und die Passatwinde halten die heißen Luftmassen aus der nahen Sahara fern. Fuerteventura ist mit 147 mm pro Jahr im Kanarenvergleich sehr niederschlagsarm; durch die Sünden der Vergangenheit wirkt sich dies in jüngster Zeit besonders auf die Landwirtschaft aus. Die teilweise sehr starken Regenfälle in den Wintermonaten fließen, durch die zerstörte Vegetation zumeist ungenutzt, in das Meer ab. Ein besonderes Wetterphänomen ist der Scirocco, in Spanien auch Leveche genannt, ein heißer Südostwind aus der Sahara. Während des Scirocco steigt die Temperatur manchmal sprunghaft um 10 Grad und die Luft wird extrem trocken. Der Wind bringt neben feinem Sand, der den Himmel verdunkelt und die Sicht auf 100 bis 200 m senkt, auch afrikanische Wanderheuschrecken mit sich. Die Inselbewohner bezeichnen dieses Wetter als Calima.
Geschichte

Ab dem 30. Jahrhundert v. Chr. findet eine erste Besiedlung der Kanaren in mindestens zwei Wellen statt. Um das 11. Jahrhundert v. Chr. besuchen phönizische Seefahrer Fuerteventura und Lanzarote. Um 850 v. Chr. beschreibt der griechische Dichter Homer in der Odyssee die Kanaren als "Die Inseln der Glückseligen".
1312 landet Lancelot Maloisel auf Lanzarote, aufgrund seiner phantasievollen Berichte brechen 1340 Spanier und Portugiesen mit Expeditionen in Richtung Kanaren auf. Die Inseln, die bis dahin unter maurischem Einfluss standen, werden von europäischen Goldsuchern, Händlern und Sklavenjägern heimgesucht.

1402 startet der Normanne Jean de Béthencourt seine Expedition von Lanzarote aus, das er vorher unterworfen hatte. Er besiegt die Ureinwohner und gründet 1404 Betancuria als Hauptstadt. 1412 kehrt er auf das Festland zurück und legt den Lehnseid vor dem spanischen König ab. 1424 wird Fuerteventura Bistum. 1430 wird die Ernennung zum Bistum für ungültig erklärt und Guillén de las Casas erwirbt den Besitzanspruch auf die Insel. 1456 geht der Besitz auf Guilléns Erben, Diego García de Herrera über. Herrera und seine Nachfolger herrschen als Señores über die Insel und erschließen sie systematisch. Wichtige Einnahmequelle des Herrera-Clans ist die Sklavenjagd an der nordafrikanischen Küste.
1708 Gründung einer Militärherrschaft (die Coroneles, die Obersten) mit Sitz in La Oliva. 1740 landen englische Korsaren bei Gran Tarajal und wollen die Insel unterwerfen, sie werden jedoch in zwei Schlachten bei Tuineje besiegt. Während des 17. und 18. Jahrhunderts kommt es immer wieder zu Überfällen von Freibeutern.
1834 wird Antigua neue Hauptstadt, 1835 wird der Verwaltungssitz nach Puerto de Cabras (heute: Puerto del Rosario) verlegt. 1836 wird die Feudalherrschaft der Señores abgeschafft. 1852 werden die Kanarischen Inseln von Isabella II. zur Freihandelszone erklärt. Die Militärherrschaft über die Insel wird 1859 aufgelöst und Puerto de Cabras wird 1860 schließlich die neue und jetzige Hauptstadt der Insel.
1912 werden den Kanaren die Selbstverwaltungsrechte (Cabildo Insular) zugestanden. Fuerteventura und Lanzarote werden 1927 Teil der Provinz Las Palmas. 1966 kommen die ersten Urlauber auf die Insel. 1975 werden ca. 4500 spanische Fremdenlegionäre nach Puerto del Rosario verlegt. In den darauf folgenden Jahren führen die Legionäre ein Schreckensregime, bei dem ein Bürgermeister und der Inselpräsident ermordet werden. 1982 bekommen die Kanarischen Inseln einen eigenen Autonomiestatus. 1986 tritt Spanien der EG bei, die Kanaren behalten ihren Sonderstatus. Der Fremdenverkehr wird 1990 zur wichtigsten Einnahmequelle der Insel; die Bautätigkeiten erreichen ihren Höhepunkt. Die Fremdenlegion wird 1996 wieder von Fuerteventura abgezogen.
Wirtschaft

Hauptwirtschaftszweig ist der Tourismus. Von sanftem naturnahem Tourismus im Inselinneren bis hin zu lauten und stark frequentierten Hotelketten für Massentourismus im Küstenbereich findet man alles. Viele Sportarten werden angeboten - vor allem Wassersport: Segeln, Surfen, Schwimmen, Wasserski, Jetski, Tauchen und auch Wandern und Reiten ist beliebt. Bauern bieten regionale Produkte an und partizipieren damit auch am Tourismus.
Regionale Produkte sind vor allem Ziegenkäse und Meersalz, Kanarische Kartoffeln und Kanarische Tomaten.
Sehenswürdigkeiten


Die eigentliche Attraktion Fuerteventuras sind wohl die weiten Strände entlang der Ostküste. Im Norden, nahe Corralejo, gibt es seit 1987 den unter Naturschutz stehenden Dünenpark, zu dem auch die vorgelagerte Insel Los Lobos gehört. Die konstanten Winde machen die Strände der Insel zu einem Paradies für Wassersportler. [Wellenreiten|Wellenreiter]] kommen besonders an der Westküste auf ihre Kosten, Windsurfer sind im Norden bei Corralejo oder an der Ostküste (besonders am langen Strandabschnitt zwischen der Costa Calma und Jandía) gut aufgehoben. Hier hat sich gerade in den letzten Jahren auch das Kite-Surfen etabliert. Teilweise ist der Strand hier in Abschnitte eingeteilt, die entweder nur für Windsurfer oder nur für Kitesurfer reserviert sind.
Der Westen der Insel besteht zu einem großen Teil aus sehenswerter Steilküste. Vom Baden sollte jedoch wegen der lebensgefährlichen, ablandigen Strömungen abgesehen werden.

Wer mit einem Auto unterwegs ist, sollte nicht auslassen, die Berge zu durchfahren. Die raue und kahle Landschaft der Berge besitzt einen ganz eigenen Charme. Des öfteren trifft man am Straßenrand auf Streifenhörnchen, die sich flink durch die Steine bewegen und von Fall zu Fall an Menschen gewöhnt sind.
Am 18. Januar 1994 lief der Luxusliner American Star vor dem entlegenen Strand Playa de Garcey auf Grund, und brach kurz darauf auseinander. Beim Versuch, zu diesem Wrack zu schwimmen und dort Gegenstände zu bergen, sind bereits einige Menschen gestorben, da unberechenbare Strömungen, herumliegende Wrackteile und heftige Wellen dies zu einer lebensgefährlichen Unternehmung machen.
Eine weitere Sehenswürdigkeit im nordwestlichen Inselinneren ist das Ecomuseo de Algocida in Tefia. Mit EU-Mitteln wurden hier in den letzten Jahren mehrere verfallene Bauernhöfe restauriert, und es wird die Handwerkskunst und Lebensweise der Bevölkerung Fuerteventuras vor der Zeit des Tourismus gezeigt. Zu sehen sind Steinmetze, Bäcker, Stellmacher, Stickerinnen uvm.
Persönlichkeiten
Miguel de Unamuno, ein baskischer Philosoph, lebte 1924 einige Monate auf der Insel als politisch Verbannter. Von ihm stammt die schöne Zeile "Fuerteventura ist eine Oase in der Wüste der Zivilisation". Seit einigen Jahren steht ihm zu Ehren ein Denkmal am Fuß der Montaña Quemada, nahe Tefía.
Literatur
- Joachim Pott, Joachim Hüppe, Wolfredo Wildpret de la Torre: Die Kanarischen Inseln. Natur- und Kulturlandschaften. Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3284-2 (reichbebilderte Darstellung der Geobotanik)