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Gruppe 47

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Als Gruppe 47 werden die Teilnehmer an den deutschsprachigen Schriftstellertreffen genannt, zu denen Hans Werner Richter zwischen 1947 und 1977 einlud.

Vorgeschichte - Der Ruf

Den Anfang machten 1946 Alfred Andersch (als Herausgeber) und Hans Werner Richter (als Redakteur), als sie die Zeitschrift Der Ruf in München neu herausbrachten. Zuvor war sie bereits 1945 unter Zensur und Kontrolle der US-Army in New York als "Blätter für deutsche Kriegsgefangene" erschienen. Ihr Ziel war die Aufklärung und Erziehung zur Demokratie der Menschen in Deutschland nach dem Hitlerregime. Im April 1947 wurde die Zeitschrift von der US-amerikanischen Militärregierung verboten, mutmaßlich auf Grund einer russischen Intervention, erschien dann weiter unter neuer Herausgeberschaft bis 1948 in München, bis 1949 in Mannheim.

Entstehung

Im Juli 1947 trafen sich u. a. ehemalige Autoren von Der Ruf; sie beschlossen u. a. eine neue literarische Zeitschrift mit dem Namen Der Skorpion zu gründen, aber vor allem, sich regelmäßig zu treffen, um sich Manuskripte vorzulesen und diese zu kritisieren. Hans Werner Richter lud daraufhin einen größeren Kreis, jedoch sorgsam ausgewählt, für September 1947 ein, die erste "Tagung". Die Probenummer des "Skorpion" lag beim nächsten Treffen im November 1947 vor, erschien aber nie (Lizenzschwierigkeiten, Währungsreform). Bei diesem Treffen gab Hans Georg Brenner der Runde den Namen Gruppe 47, und Hans Werner Richter als Einladender zu dieser Schriftstellergemeinschaft ohne Vereinsstatus und ohne Generalsekretär galt hinfort als ihr "Begründer".

Organisation

Leiter der Treffen, zu denen er allein einlud, war Hans Werner Richter. Sie fanden statt im (Halb-)Jahrestakt. Dort wurden u. a. unveröffentlichte Manuskripte anwesender Schriftsteller gelesen und kritisiert, sowie die besten ausgezeichnet. Auch ausländische Schriftsteller, Kritiker und andere Gäste wurden regelmäßig eingeladen.

Ziele

Zuerst war ein erklärtes Ziel der Gruppe 47 die Förderung von Autoren der noch jungen deutschen Nachkriegsliteratur.

(Text in Arbeit)


Die Gruppe 47 wurde schnell, wohl auch dank ihrer prominenten Mitglieder, fester Bestandteil des bundesdeutschen Literaturbetriebs. Zum Zerfall kam es allerdings kurz vor der Studentenrevolte 1968, als es zu politischen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Gruppe kam:

Auflösung

1966 löste Robert Neumann in der Zeitschrift Konkret 5/66 eine Diskussion über die Gruppe 47 aus, die von Hans Erich Nossack in Konkret 6/66 fortgesetzt wurde. Gruppe 47-Mitglied Joachim Kaiser, der zusammen mit Fritz J. Raddatz gegen die Vorwürfe von Neumann und Nossack Stellung bezog, schrieb im August 1966 in Konkret: "Ich finde, die Gruppe sollte sich langsam auflösen, weil sie durch viele unvernünftige Angriffe oder infolge unvernünftiger tadelnder oder lobender Berichte zu einem Politikum geworden ist..." Ulrike Meinhof schrieb im Oktober 1967 in der Zeitschrift Konkret: Über die "ideellen Ausgangspunkte" der Gruppe liest man Richter 1962: "a) Demokratische Elitenbildung auf dem Gebiet der Literatur und Publizistik; b)die praktisch angewandte Methode der Demokratie in einem Kreis von Individualisten immer wieder zu demonstrieren mit der Hoffnung der Fernwirkung und der vielleicht sehr viel späteren Breiten- und Massenwirkung; c) beide Ziele zu erreichen, ohne Programm, ohne Verein, ohne Organisation und ohne irgendeinem kollektiven Denken Vorschub zu leisten."

Im Oktober 1967 traf sich die Gruppe 47 in der Pulvermühle. Es sollte nicht die letzte Zusammenkunft sein, aber laut Hans Werner Richter war die Gruppe längst vom Auflösungskrebs befallen und degenerierte. Das geplante Treffen in Prag im darauffolgenden Jahr fand wegen des Einmarsches der Roten Armee nicht statt.

Ihre Auflösung wurde beim Abschiedstreffen 1977 in Saulgau beschlossen.

Literaturpreis

Der Literaturpreis der Gruppe 47 wurde ab 1950 an noch unbekannte Autoren vergeben. Das Preisgeld wurde anfangs in den Reihen der Gruppe 47 gesammelt, später wurde der Preis von verschiedenen Verlagen und Rundfunkanstalten (1967 auch von Grass und Böll) gestiftet.

"Mitglieder" = Teilnehmer an den Treffen (Auswahl)

Literatur

  • Heinz Ludwig Arnold: Die Gruppe 47. Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-50667-X
  • Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Die Gruppe 47 - Ein kritischer Grundriß. Sonderband der Edition Text + Kritik. 3. überarbeitete Auflage. Text + Kritik, München 2004, ISBN 3-88377-762-5
  • Nicolas Born und Jürgen Manthey (Hrsg.): Literaturmagazin 7 - Nachkriegsliteratur. Rowohlt, Reinbek 1977, ISBN 3-499-25087-X
  • Reinhard Lettau (Hrsg.): Die Gruppe 47 - Bericht Kritik Polemik. Ein Handbuch. Luchterhand, Neuwied und Berlin 1967
  • Hans A. Neunzig (Hrsg.): Der Ruf - Unabhängige Blätter für die junge Generation. Eine Auswahl. Vorwort von Hans Werner Richter, Einleitung von Hans A. Neunzig. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1976
  • Hans A. Neunzig (Hrsg.): Hans Werner Richter und die Gruppe 47. Mit Beiträgen von Walter Jens, Marcel Reich-Ranicki, Peter Wapnewski u. a. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1979
  • Hans Werner Richter: Im Etablissement der Schmetterlinge. Einundzwanzig Portraits aus der Gruppe 47. Hanser, München und 1986. Neuausgabe mit Photos von Renate von Mangoldt: Wagenbach, Berlin 2004, ISBN 3-8031-2499-9
  • Hans Werner Richter (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit Walter Mannzen: Almanach der Gruppe 47 1947-1962. Rowohlt, Reinbek 1962
  • Hans Schwab-Felisch (Hrsg.): Der Ruf - Eine deutsche Nachkriegszeitschrift. Mit einem Geleitwort von Hans Werner Richter. dtv, München 1962