Hedgefonds
Hedge-Fonds, sind Unternehmen, mit dem Geschäftszweck der Spekulation. In Deutschland sind jedoch offiziell "Sondervermögen mit zusätzlichen Risiken" zugelassen. Diese haben nicht viel mit den großen Internationalen Hedge-Fonds gemeinsam, gehören jedoch zur Gruppe der Investmentfonds und sind Anlageinstrumente. Sie dürfen die Instrumente des Leerverkaufes (short selling) und des Einsatzes von Fremdkapital (leveraging) nutzen. Der Hedge-Fonds-Begriff geht auf die Technik des Hedging (engl.: to hedge = einhegen, umzäunen) zurück, mit der man ein anderes, zweites Anlage-Investment gegen unwägbare Risiken absichert (z.B. Wechselkurs- oder Zinsänderungsrisiken).
Hedge-Fonds unterscheiden sich von traditionellen Investment-Produkten wie Aktien- oder Anleihen-Fonds primär dadurch, dass sie alle Arten von Finanzinstrumenten verwenden können - darunter auch Derivate wie Optionen oder Futures.
Die moderne Hedge-Fonds-Landschaft hat mit klassischem Hedging nur noch am Rande zu tun. Hedge-Fonds sind heute eigenständige Anlageinstrumente mit sehr unterschiedlichen Strategien und Risikoprofilen. Allen gemeinsam ist der Anspruch, sowohl in steigenden als auch fallenden Märkten Gewinne zu erzielen. Hedge-Fonds-Manager setzen dabei auf eine Reihe von Anlageformen und Techniken, darunter Finanz-Derivate, Leerverkauf von Wertpapieren oder Arbitrage-Techniken.
Die Mehrheit der Hedge-Fonds sind ihrer Rechtsform nach entweder Kommanditgesellschaften nach US-amerikanischem Recht oder Offshore-Gesellschaften. Das Management sitzt jedoch meist in einem der weltweiten Finanzzentren.
Ursprünge
Der erste Hedge-Fond wurde von Alfred Winslow Jones im Jahr 1949 gegründet. Die damalige Rechtsform von Hedge-Fonds stimmt mit der deutschen KG überein. Deshalb sind und waren klassische Hedge-Fonds nie Fonds, wie sie in Deutschland nach dem Investmentgesetz verstanden werden. Vielmehr handelt es sich um Unternehmen, deren Geschäftszweck die Spekulation ist. Unter diesem Hintergrund sind die Handlungen von angelsächsischen Fonds zu verstehen. Eine Ausnahme bilden die deutschen Hedgefonds, s.g. Sondervermögen mit erhöhtem Risiko.
Hedge-Fonds-Markt
Der Sektor der Hedge-Fonds gehört zu den am stärksten wachsenden Anlageprodukten. Die Zahl der weltweit aktiven Hedge-Fonds kann allerdings nur geschätzt werden, ebenso wie das in ihnen veranlagte Vermögen. Ende 2003 schwanken die Angaben professioneller Marktbeobachter zwischen 7.000 und 11.000 Fonds. Das Anlagevolumen weltweit wird (Ende 2003) zwischen 750 Milliarden USD (TASS-Research) und 1.117 Milliarden USD (CorrectNet Inc.) geschätzt.
Einige wichtige Zentren der Hedge-Fonds-Industrie sind Offshore-Destinationen wie Kaimaninseln, die Bahamas, die britischen Kanalinseln oder Gibraltar, aber auch in Bezug auf die Kapitalmarkt-Gesetzgebung freizügigere Staaten wie Luxemburg, Irland oder Monaco. Meist ist in diesen Ländern nur der Sitz des Fonds, das Managment sitzt in einem Finanzzentrum, direkt in der Nähe des Geschehens. Die Gründe, warum sich viele Hedge-Fonds offshore angesiedelt haben, sind einerseits steuerlicher Natur, liegen andererseits aber auch in den geringeren Einschränkungen der jeweiligen Kapitalmarkt-Gesetzgebungen, was die in Investment-Fonds erlaubten Finanzinstrumente betrifft.
In Deutschland etwa waren bis 2004 Hedge-Fonds generell nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen, eine Lockerung erfolgte erst mit dem Investment-Modernisierungsgesetz, das am 1. Januar 2004 in Kraft trat und den Vertrieb von Hedge-Dachfonds unter bestimmten Auflagen zulässt. So muss z.B. der Anbieter eines Hedge-Dachfonds auf seinen Verkaufsprospekten Warnhinweise ähnlich denen auf Zigaretttenschachteln anbringen: "Der Bundesminister der Finanzen warnt: Bei diesem Investmentfonds müssen Anleger bereit und in der Lage sein, Verluste des eingesetzten Kapitals bis hin zum Totalverlust hinzunehmen."!
Hedge-Fonds-Strategien
Vier Haupt-Strategien kategorisieren das breite Feld der Hedge-Fonds:
- Relative Value
Vertreter von Relative Value- bzw. Arbitrage-Strategien generieren ihre Profite, indem sie Preisunterschiede zwischen verbundenen Wertpapieren ausnutzen. Ein Manager kauft beispielsweise an einer Börse kurzfristig unterbewertete Aktien, um sie gleichzeitig an einem anderen Handelsplatz zu einem höheren Kurs zu veräußern.
Je nach Anlageschwerpunkt unterscheidet man zwischen drei Subkategorien:- Convertible (Bond) Arbitrage-Strategien nutzen Preisanomalien bei Wandelanleihen. Der Manager kauft beispielsweise eine unterbewertete Wandelanleihe und verkauft dagegen die höher bewertete Aktie, in die sie umgetauscht werden kann.
- Fixed Income Arbitrage-Fonds konzentrieren sich auf Preisdifferenzen zwischen unterschiedlichen festverzinslichen Wertpapieren.
- Mit der Equity Market Neutral-Strategie versucht der Manager, das Marktrisiko zu hedgen. Er kauft etwa unterbewertete Aktien einer Branche und verkauft für dieselbe Summe vermeintlich überbewertete Aktien des gleichen Sektors leer. Solche Leerverkäufe sind in Deutschland nicht zulässig. Jedoch kann sich der Manager sogenannter Short-Selling Methoden bedienen.
- Event-Driven
Der Event-Driven-Manager konzentriert sich auf Unternehmen, die vor einer außergewöhnlichen Situation stehen. Erfahrungsgemäß wirken sich dramatische Ereignisse in einem Unternehmen deutlicher auf den Aktienkurs aus, als es das allgemeine wirtschaftliche Umfeld rechtfertigt. Je nach strategischem Schwerpunkt unterscheidet man zwischen Risk Arbitrage (Merger Arbitrage), Distressed Securities und Special Situations. Erstere konzentrieren sich auf Unternehmensfusionen und –übernahmen, zweitere reagieren auf schwierige Firmensituationen, wie drohende Insolvenz oder Bonitätsverlust. Bei Special Situations werden Ereignisse wie Joint-Ventures, Buy Outs oder Spin-Offs ins Visier genommen.
- Opportunistic
Bei opportunistischen Strategien versuchen die Manager, Marktentwicklungen vorwegzunehmen. Ihr Erfolg hängt von der korrekten Deutung und Auswertung ökonomischer Faktoren ab – wie der Zinsentwicklung oder Währungsschwankungen. Der bis heute am meisten praktizierte Ansatz ist Long/Short. Der Verwalter kauft als unterbewertet angesehene Aktien und verkauft überbewertet eingestufte Papiere leer.
Vertreter der Global-Macro-Strategie (bekanntester Vertreter war der Quantum-Fonds von George Soros), gehen noch einen Schritt weiter. Sie setzen zahlreiche Finanzinstrumente wie Futures und Optionen in den Bereichen Währungen, Rohstoffe, Zinsen und Aktienindizes, festverzinsliche Produkte und weitere Derivate ein.
Short-Selling-Fonds eröffnen dagegen fast ausschließlich Short-Positionen auf überbewertete Aktien oder Bonds.
- Multi Manager/Multi-Strategy
Der Multi Manager-Ansatz kombiniert verschiedene dieser Hedge-Fonds-Strategien in einem eigenen Produkt, üblicherweise einem Dachfonds (Fund of Hedge-Funds, FoHF). Entweder praktiziert ein Manager mehrere Handelsstile auf einmal, oder das Kapital wird in die Hände verschiedener interner oder externer Markt- und Strategieexperten gelegt, die einzelne Teile des Fondsvermögens betreuen.
In der neueren Literatur (vergl.: Weber, Thomas: Das Einmaleins der Hedge Funds, Campus Verlag 1999) werden auch Managed Futures zur Klasse der Hedge-Fonds gezählt.
Hedge Fonds Jumper
Spezielle Form der Organisation eines Hedge Fonds, bei dem durch gezieltes Risikomanagement die Renditeaussichten der Fondanleger verbreitet sind sog. Hedge Fonds Jumper.
Literatur
- Bernd Berg: Hedge Fonds in Deutschland. Tectum Verlag, ISBN 3828887627
- Thomas Weber " Das Einmaleins der Hedge Funds" Campus Verlag Frankfurt/New York; ISBN 3-593-37443-3
- Alexander M. Ineichen "Absolute Returns" John Wiley & Sons, Inc; ISBN 0-471-25120-8