Triel (Art)
Triel | ||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Burhinus oedicnemus | ||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Triel (Burhinus oedicnemus) ist eine der neun Arten der Gattung Burhinus, die als einzige die Familie der Triele (Burhinidae) innerhalb der Ordnung der Regenpfeiferartigen (Charadriiformes) bildet. Nach neuerer, noch nicht allgemeingültiger Ansicht, werden zwei Arten von der Gattung Burhinus abgetrennt und in eine eigene Gattung Esacus gestellt. (siehe Triele).
Die etwa sechs Unterarten sind von Westeuropa und Nordafrika über den Nahen Osten, das südliche Mittelasien bis nach Hinterindien verbreitet.
Außer der Nominatform brüten in Europa noch zwei Inselrassen auf den Kanaren, sowie die etwas hellere und kleinere Unterart saharae in Südspanien, den Balearen, einigen Mittelmeerinseln, sowie in Griechenland.
In Mitteleuropa ist er ein äußerst seltener und in einigen Staaten vom Aussterben bedrohter Brutvogel.
Aussehen
Der Triel ist ein kompakter, hochbeiniger etwas über taubengroßer Vogel. Die Grundfärbung des Gefieders ist sandfarben mit einer dunklen, besonders auf Hals und Brust auffälligen Strichelung. Die Unterseite des Vogels ist hell, zuweilen fast weiß. Der Kopf ist groß, ebenso die Augen mit auffallend gelber Iris. Der gelbe, massive Schnabel endet in einer schwarzen Spitze. Auffallend sind auch die kräftigen gelblichen Beine mit deutlich verdickten Fersengelenken, die der Art den englischen Namen Thick–knee eingetragen haben. Im Flug wirkt die Art von unten sehr hell, sieht man sie von oben, fallen die schwarzen Handschwingen mit einzelnen weißen Einschlüssen auf. Die Nominatform ist von allen Unterarten die größte und die am dunkelsten gefärbte. Insgesamt ist die Art gut bestimmbar und kaum zu verwechseln.
Stimme
Der Gesang ist der auffälligste Hinweis für die Anwesenheit der Art. Der Reviergesang ertönt meist in den Abendstunden (oder auch nachts ), und ist ein melodisches, etwas wehmütiges relativ hohes, nicht ganz reines, Flöten, das sich etwa mit krüüeeeii transkribieren lässt. Er wird sowohl auf dem Boden als auch im Fluge vorgetragen. Der Ruf ist fast einen Kilometer weit zu hören und erinnert entfernt an Rufe des Großen Brachvogels. Oft rufen mehrere Männchen gleichzeitig. Als weitere Flugrufe sind melodische, regenpfeiferähnliche Pfiffe zu hören. Bei Bedrohung schlagen Altvögel mit den Flügeln auf den Boden.
Stimmbeispiele
Lebensraum und Verbreitung
Der Triel ist ein Bewohner trockener, steiniger Gebiete mit nur geringer oder sehr niedriger Vegetation. In Europa sind das vor allem Brachland, Küstendünen, sandige, sehr lichte Wälder, Trockenrasengebiete, sowie Kies- und Schotterbänke an Flussufern. Im zunehmenden Maße weicht die Art auf Sekundärlebensräume wie Truppenübungsplätze, Schottergruben oder aufgelassene Tagbaugebiete aus. Gelegentlich werden auch landwirtschaftlich genutzte Flächen besiedelt.
Die Nominatform brütet von Westfrankreich und Südengland in einem breiten Gürtel südostwärts bis ins Schwarzmeergebiet und Anatolien, südwestwärts bis Spanien, südwärts bis Sizilien, Kreta und Zypern. Der Großteil Deutschlands, Skandinaviens einschließlich Dänemarks sowie das Baltikum wurden nicht besiedelt.
In Zentraleuropa war die Art immer selten und ist heute nur mehr in ganz wenigen Restvorkommen vorhanden. In Deutschland wird der Triel zur Zeit nicht mehr zu den regelmäßigen Brutvögel gezählt, in Österreich bestehen ganz kleine Restvorkommen.
Über die Bestände der weiteren Unterarten sind keine genauen Zahlen bekannt.
Ihre Verbreitungsgebiete:
- distinctus: Westliche Kanarische Inseln
- insularum: Östliche Kanarische Inseln. Beide Rassen sind heller und weniger kontrastreich gefärbt; sie sind deutlich kleiner als die Nominatform.
- saharae: Die kleinste aller Unterarten lebt in Südgriechenland, auf vielen Mittelmeerinseln, in Nordafrika, Kleinasien, dem Nahen Osten sowie im südlichen Irak und Iran.
- harteri: Die Brutgebiete dieser hellen, in der Größe etwa der Nominatform entsprechenden Unterart beginnen im südlichen Wolgagebiet und ziehen sich aufgelockert über die Kaspis, die westlichen zentralasiatischen Staaten, einschließlich Afghanistans, den Iran, Pakistan bis ins äußerste Nordindien fort.
- indicus: Diese ebenfalls kleine Rasse bewohnt geeignete Habitate in Indien und Sri Lanka. Weiter in den Osten sind die Vorkommen stark aufgesplittert und reichen etwa bis Korea, Vietnam.
Wanderungen
Der Triel ist sowohl Standvogel, Teilzieher als auch Langstreckenzieher. Art und Ausprägung des Zugverhaltens hängen von der Unterart sowie deren Brutstandort ab. Die kanarischen Inselrassen, indicus sowie die meisten Populationen von saharae sind Standvögel oder Kurzstreckenzieher. Einige vagabundieren außerhalb der Brutzeit. Die meisten Populationen der Unterart harteri ziehen in Süd- und Südwestrichtung ab und überwintern am Rande von Oasengebieten sowie in Trockensteppen auf der Arabischen Halbinsel bzw. in Ostafrika, insbesondere Südsudan, Eritrea, Somalia.
Auch das Zugverhalten der Nominatform ist uneinheitlich. Fast alle kontinentaleuropäischen Populationen sind Zugvögel, einige haben ausgesprochene Langstreckenzugtraditionen. Viele englische Triele (insbesonders Jungvögel aus Zweitbruten) versuchen dagegen im Brutgebiet zu überwintern.
Die Überwinterungsgebiete der europäischen Zieher beginnen bereits im nördlichen Mittelmeergebiet sowie in Südwestfrankreich. Vielfach wird der Zug jedoch fortgesetzt und kann bis in die (vor allem westafrikanische) Sahelzone führen. Triele sind Breitfrontzieher, sie überfliegen die Alpen und das Mittelmeer offenbar ohne Umgehungsstrategie. Die Transsaharazieher wählen Oasenrouten.
Ab Mitte Juli verlassen die kontinentaleuropäischen Triele ihr Brutareal und schließen sich zu Wandergesellschaften zusammen. Dieser erste Wegzug führt in geeignete Gebiete, in denen der Gefiederwechsel erfolgt. Danach (etwa ab Mitte September) lösen sich diese Mauserverbände schnell auf und der eigentliche Zug beginnt. Die südlichsten Überwinterungsgebiete werden bereits wieder gegen Ende Jänner verlassen, die zentraleuropäischen Brutgebiete werden aber nicht vor Mitte März, meist aber erst in der zweiten oder dritten Aprildekade erreicht.
Nahrung und Nahrungserwerb
Die Nahrung des Triels ist fast ausschließlich animalisch nur in sehr geringem Maße werden auch Sämereien, Pflanzen und Pflanzenteile aufgenommen. Vorwiegend werden Insekten aller Art, landlebende Mollusken, Würmer sowie Spinnen und Asseln erbeutet. Kleine Eidechsen und Schlangen gehören ebenso ins Beutespektrum wie Jungvögel und Vogeleier sowie verschiedene kleine Säugetiere. Die Beutetiere werden am Boden gesucht und sowohl optisch als auch akustisch geortet, vielfach nach der Entdeckung auch kurze Strecken laufend oder fliegend verfolgt. Steine werden umgedreht, wenn darunter Beute vermutet wird. Der Nahrungserwerb findet fast ausschließlich in den Dämmerungsstunden und nachts statt, nur während der Brutzeit gelegentlich auch am Tage.
Brutbiologie
Der Triel führt wahrscheinlich eine monogame Saisonehe, doch bestehen Hinweise, dass die Paarbildung bereits im Winterquartier erfolgt und die Partner verpaart den Heimzug antreten. Frühestens mit einem Jahr, meist aber erst nach dem zweiten Heimzug beginnen Triele zu brüten. Während des Balzrituals dreht das Männchen mehrere Nistmulden und zeigt sie durch Schleudern von Steinchen und Scheinbrüten an. Die Auswahl für den endgültigen Nistplatz trifft das Weibchen. Die Niststandorte liegen meist auf vegetationslosem oder zumindest vegetationsarmen Untergrund, oft erhöht und in der Nähe von Gebüschen. Das Gelege besteht aus zwei (sehr selten drei) sand-beziehungsweise lehmfarbenen Eiern und wird von beiden Eltern bebrütet. Zweitbruten sind häufig, möglicherweise sogar die Regel. Ebenso kommt es oft zu Brutverschachtelungen, sodass Paare mit fast flüggen und eben erst geschlüpften Jungen beobachtet wurden. Die Brutdauer liegt zwischen 25 und 27 Tagen; spätestens 40 Tage nach dem Schlüpfen sind die Nestflüchter flugfähig. Etwa ebenso lange werden sie auch von den Eltern betreut.
Bestandsentwicklung
In Mitteleuropa sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts die Trielbestände zusammengebrochen. Verantwortlich für diese Entwicklung war vor allem die Vernichtung geeigneter Bruthabitate etwa durch Flußregulierungen, Kultivierung ehemals brachliegender Ödflächen oder durch Straßenbau. Dazu kommen Biozideintrag, Störungen in den verbliebenen Brutgebieten und im zunehmenden Maße eine starke Beeinträchtigung der Überlebensmöglichkeiten in den Überwinterungsgebieten.
In Mitteleuropa gibt es nur mehr in Ungarn und im Elsaß kleine, aber einigermaßen stabile Populationen. In den Niederlanden und in Polen gilt er als ausgestorben, in Deutschland und in Tschechien als vom Aussterben bedroht. In den zuletzt genannten Staaten dürften jedoch, wie Brutzeitbeobachtungen nahelegen, kleine Restvorkommen der Art bestehen. In Österreich hält sich eine sehr kleine Population von etwa 10-15 Brutpaaren.
Die größten und stabilsten Bestände der Art weisen Spanien und Frankreich mit zusammen etwa 50 000 Brutpaaren auf.
Nach den Kriterien der IUCN wird der Status der Art mit V (Vulnerable) klassifiziert.