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Fritz Anneke

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Carl Friedrich Theodor Anneke (* 3. Januar 1818 in Dortmund, † 6. Dezember 1872 in Chicago, Illinois) war ein deutscher Revolutionär, preußischer und US-amerikanischer Offizier. Anneke begründete 1848 zusammen mit seiner Frau Mathilde Franziska Anneke, Karl Marx, Friedrich Engels, Ferdinand Lassalle, Moses Hess (dem Urvater des Zionismus) u.a. den Kölner Arbeiterverein, einen der Vorläufer der heutigen SPD, und war dessen erster "Sekretär" (Geschäftsführer). Anneke war als Oberbefehlshaber der Artillerie der Pfälzischen Volkswehr einer der militärischen Kommandeure der Reichsverfassungskampagne in der Pfalz und Baden im Sommer 1849. Nach seiner Emigration in die USA unterstützte er zusammen mit seiner Frau und seinem Bruder Emil Annecke die Republikanische Partei von Abraham Lincoln und engagierte sich für die Gleichberechtigung der Afro-Amerikaner.

Leben

Anneke ist der Sohn eines preußischen Oberberginspektors, der aus beruflichen Gründen aus der Mark Brandenburg ins westfälische Dortmund gezogen war. Die Familie Annecke (Anneke ließ später ein "c" weg.) stammt ursprünglich aus dem Dorf Schadeleben in Sachsen-Anhalt. Zwei jüngere Brüder, Emil Annecke und Carl Annecke wanderten wie Fritz nach ihrem Engagement in der Revolution 1848/49 in die USA aus. Nachdem Fritz Anneke eine Kadettenanstalt absolviert hatte, schlug er eine Laufbahn beim Militär ein.

1841 wurde er in Wesel zum Artillerieleutnant ernannt. Schon ein Jahr später trat Anneke mit den verschiedenen demokratischen Zirkeln rund um die Redaktion der Rheinischen Zeitung in Verbindung.

1844 schloss er sich einem solchem Kreis in Wesfalen an und leitete auch selbst in Minden einen politischen Lesezirkel. Dort lernte er auch die gerade geschiedene Mathilde Franziska von Tambouillot kennen.

Wegen revolutionärer Tätigkeit wurde Anneke im August 1846 aus der Armee unehrenhaft entlassen. Er weigerte sich u.a. als Offizier, sich dem ständischen Duellierzwang zu unterwerfen.

Am 3. Juli 1847 heiratete Anneke in Köln die geschiedene Mathilde Franziska von Tambouillot, die später in den USA unter dem Namen Mathilde Franziska Anneke eine der bekannesten Frauen der Frauenbewegung wurde.

1847 trat Anneke in Köln dem Bund der Kommunisten bei und half mit, die große Volksdemonstration am 3. März 1848 zu organisieren. Durch dieses Engagement schloss er Freundschaft mit Karl Marx, Friedrich Engels, Ferdinand Lassalle u.a.

Im April 1848 war Anneke Mitbegründer des Kölner Arbeitervereins und wurde dessen erster Sekretär. Als solcher wurde er gleichzeitig auch Mitglied des Rheinischen Kreisausschußes der Demokraten. In seiner politischen Arbeit stand Anneke zwischen Andreas Gottschalk und Karl Marx. durch seine Tätigkeit als Sekretär fiel Anneke der Obrigkeit auf, und wurde am 3. Juli 1848 als staatsgefährdendes Element verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Doch nach einem aufsehenerregenden Prozess sprachen die Geschworenen Anneke am 23. Dezember 1848 frei.

Während seiner Inhaftierung übernahm seine Ehefrau alle Aufgaben eines Verlegers. Ab Januar 1849 publiziert Anneke zusammen mit seiner Ehefrau und Friedrich Beust die Neue kölnische Zeitung für Bürger, Bauern und Soldaten.

Im Mai 1849 berief man Anneke in die Militärkommission. Nach dem gescheiterten Sturm auf das Zeughaus in Siegburg (zusammen mit Carl Schurz und anderen), flüchtete Anneke in die revolutionäre Pfalz, wo er als erfahrener Artillerieoffizier hochwillkommen war, und sofort das Kommando der Artillerie der pfälzischen Volkswehr übernahm. Carl Schurz wurde sein Adjutant, seine Frau Mathilde Franziska Anneke diente als Ordonanzreiterin. Annekes Regiment umfasste ca. 1200 Soldaten. Andere bekannte Sozialisten, die Regimenter der Pfälzischen Volkswehr befehligten, waren Ludwig Blenker (Adjutant war der junge Wilhelm Liebknecht) und August Willich (dessen Adjutant Friedrich Engels war). Die Volkswehrtruppen mussten sich schließlich geschlagen nach Baden zurückziehen, wo sie sich der von Ludwik Mieroslawski befehligten Badischen Revolutionsarmee anschlossen. Die Unterlegenheit dieser Armee sowie Auseinandersetzungen mit der Revolutionsregierung Lorenz Brentano (Anneke und die anderen Volkswehrkommandeure, wie beispielsweise Annekes Freund Gustav Struve, wurden zeitweilig von Brentanos Minister Amand Goegg festgenommen) führten zu mehreren Niederlagen, an deren Ende die Revolutionäre in Rastatt eingekesselt wurden. Den Annekes gelang es, rechtzeitig diesem Kessel zu entfliehen, sie fanden Zuflucht bei ihrem Kölner Freund und Genossen Moses Hess, der zu dieser Zeit in Strassburg lebte. Von Strassburg flüchtete Anneke mit seiner Familie in die USA.

1859 kehrte er in die Schweiz zurück, um sich als Freiwilliger Giuseppe Garibaldi anzuschließen. Da der Plan scheiterte, kehrte Anneke in die USA zurück.

Dort konnte er aber - im Gegensatz zu seiner Ehefrau - nie richtig Fuß fassen. Einige Zeit war er Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Im Winter 1861/62 meldete er sich als Freiwilliger bei der Armee der Nordstaaten und übernahm das Kommando über das 35. Wisconsin-Regiment. Später avancierte er zum Artillerie-Chef unter General George MacClellan im amerikanischen Bürgerkrieg.

In seinen letzten Lebensjahren wurde er sogar noch ein Anhänger von Otto von Bismarck. Im Alter von 54 Jahren starb Carl Friedrich Theodor Anneke am 6. Dezeber 1872 in Chicago, Ill. an den Folgen eines Unfalls. Nach dem Großen Brand, der ein Jahr vorher große Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt hatte, war Chicago mit ungesicherten Baugruben übersät, eine davon wurde dem kurzsichtigen Anneke zum Verhängnis.

Werke

  • Ein ehrengerichtlicher Proceß. - Leipzig : Wigand, 1846
  • Vollständige Nachricht über die königl. preuss. allgem. Wittwen-Verpflegungsanstalt in Berlin. - Dortmund : Krüger, 1834
  • Der zweite Freiheitskampf der Vereinigten Staaten von Amerika. - Frankfurt/M. : Sauerländer, 1861

Literatur

siehe auch Mathilde Franziska Anneke

  • Kiehnbaum, Erhard (Hg.), 1998, "Wäre ich auch zufällig Millionär geworden, meine Gesinnungen und Überzeugungen würden nicht dadurch gelitten haben ..." - Friedrich Annekes Briefe an Friedrich Hammacher 1846-1859: Friedrich-Engels-Haus, Stadt Wuppertal, ISBN 3-87707-518-5
  • Schmidt, Klaus, 1999, Mathilde Franziska und Fritz Anneke - Aus der Pionierzeit von Demokratie- und Frauenbewegung: Köln, Joachim Schmidt von Schwind Verlag, ISBN 3-932050-14-2