Echte Wespen
Echte Wespen | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Vespinae | ||||||||||||
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Die Echten Wespen (Vespinae) sind eine Unterfamilie der Faltenwespen (Vespidae) mit weltweit 61 Arten. Davon sind elf in Mitteleuropa vertreten.
Vorkommen
Wespen sind außer in den Polarzonen weltweit vertreten. Die Deutsche Wespe und die diese verdrängende Gemeine Wespe gedeiht nach ihrer Einschleppung neben anderen einheimischen Wespenarten in Neuseeland besonders gut und ist dort inzwischen die vorherrschende Insektenart. Geschützt durch ein tropisch mildes Klima auf der Nordinsel überlebt dort der ganze Wespenstaat den Winter.
Merkmale
Die echten Wespen haben einen den Bienen sehr ähnlichen Körperbau. Die verschiedenen Arten variieren in der Größe und im Körperbau. Artübergreifend ist besondes die grelle gelb-schwarze Warnfärbung als ein gemeinsames auffälliges Merkmal zu nennen.
Lebensweise
Ernährung
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Im Gegensatz zu einem Vorurteil sind vor allem die erwachsenen echten Wespen in erster Linie keine Fleischfresser, sie füttern allerdings ihre Larven mit tierischer Kost. Nektar, Pollen und Pflanzensaft machen den größeren Teil ihrer Nahrung aus, wobei Pollen selten von Wespen gesammelt werden. Manche Wespenarten können allerdings Pflanzen auch schaden, um an die Säfte zu kommen. Oft sieht man Wespen an morschem Holz nagen, das aber nicht etwa als Nahrung dient, sondern den Grundstoff zum Bau der Papiernester liefert. Die Wespenlarven der Echten Wespen werden hauptsächlich mit Fleisch von toten oder erbeuteten Tieren gefüttert, wobei die Nahrungsquellen hier sehr vielfältig sind.
Nestbau
Alle Mitglieder eines Wespenvolkes stammen von einer einzigen Königin ab, die im Frühjahr einen geeigneten Nestplatz sucht und dort die ersten Nestzellen ganz alleine baut. Wespennester bestehen aus morschem, abgeraspelten und von der Sammlerin zu einem Kügelchen zerkauten Altholz, sind stets nach unten hin geöffnet und haben anfangs fünf bis zehn Zellen.
Staatenbildung
Echte Wespen sind staatenbildend. Die einen solchen Staat gründende junge Königin legt im Frühjahr in die ersten Zellen des von ihr allein gebauten neuen Wespennests jeweils ein Ei, das sie kurz vor der Eiablage mit Spermien aus einer Samentasche befruchtet, in der sie einen Spermienvorrat aus dem letzten Herbst mit sich trägt. Die sich anschließend entwickelnden Larven werden von ihr mit einem Brei aus zerkauten Insekten gefüttert. Nach der Fütterung geben die Larven einen zuckerhaltigen Flüssigkeitstropfen ab, der wiederum zur Ernährung der Königin dient und für die Larven die einzige Möglichkeit darstellt, Flüssigkeit abzugeben. Erst kurz vor der Verpuppung geben die Larven Kot ab. So wird verhindert, dass es zu Fäulnis im Nest durch Verschmutzung mit Ausscheidungen kommt. Durch die von der Königin verströmten Pheromone entwickeln sich aus den Larven keine neuen befruchtungsfähigen Weibchen, sondern nur unfruchtbare Arbeiterinnen. Die zuerst geschlüpften Arbeiterinnen übernehmen anschließend abgesehen vom Eierlegen alle weiteren Arbeiten. Von diesem Zeitpunkt ab fliegt die Königin zunehmend weniger aus, bis sie das Nest überhaupt nicht mehr verlässt und sich nur noch mit dem Eierlegen als ihre einzigste staatsvergrößernde und -erhaltende Aufgabe beschäftigt.
Wespenstaat
Der gesamte Staat ist arbeitsteilig organisiert, das bedeutet, dass die Individuen entweder mit dem Nestbau, der Zellensäuberung, der Larvenfütterung, der Versorgung der Königin oder der Nahrungsbeschaffung beschäftigt sind. Die Brutpflege ist so intensiv wie bei den Bienen. Anders als bei diesen gibt es bei den Wespen keinen Schwänzeltanz zur Kommunikation hinsichtlich der Entfernung und Richtung einer möglichen Futterquelle.
Auf grund einer verringerten Pheromonabgabe durch die Königin und die verbesserte Versorgung der Larven entwickeln sich aus diesen im Spätsommer oder Herbst fruchtbare Weibchen, die Königinnen der nächsten Generation, die ihrerseits sofort Eier legen. Aus diesen unbefruchteten Eiern entwickeln sich die befruchtungsfähigen Männchen (Drohnen), die nach erfolgter Verpaarung absterben. Zur Vermeidung von Inzucht verlassen auch einige der Männchen das Nest und suchen nach fruchtbaren Weibchen aus anderen Völkern, um sich mit diesen zu verpaaren.
Untergang und Neuanfang
Die alte Königin stirt ab und diser Wespenstaat löst sich anschließend auf. Bei Kälteeinbruch sterben auch die letzten heimatlos gewordenen Arbeiterinnen des alten Staates. Allein die begatteten Jungköniginnen suchen sich ein geschütztes Versteck. In geeignetem Mikroklima wie beispielsweise morschem Holz, in Hohlräumen, unter Rinden oder Moos überstehen sie dann den Winter schlafend in einer Winterstarre, die Diapause genannt wird. Im nächsten Frühjahr begründet die Jungkönigin dann einen neuen Staat, indem sie dann wieder mit dem Nestbau an geeigneter Stelle beginnt.
Sozialparasitismus
Unter den einheimischen Arten gibt es drei Sozialparasiten, die Kuckuckswespen. Die Weibchen dieser Arten dringen in die Nester einer verwandten Art ein, fressen die Eier des Wirtsvolks und legen selbst Eier ab. Gesteuert durch Pheromone werden die Arbeiterinnen veranlasst, die Nachkommen der Kuckuckswespe aufzuziehen.
natürliche Feinde
Ein natürlicher Feind der Wespen und deren Larven ist in Europa der Wespenbussard, der beide gerne frisst. Um an das Nest zu kommen, gräbt er oft mit Füßen und Schnabel einen Zugang an einem der Anfluglöcher. Ein weiterer natürlicher Feind der Wespen ist die Schlupfwespe, die ihre Eier in die Lavenkammern der Wespen ablegen und deren Larven dann eine parasitische Lebensweise führen und ihren Wirt (Wespenlarve) bei lebendigem Leibe auffressen.
In Neuseeland haben die dortigen Wespenarten im Gegensatz zu europäischen Wespen keine natürlichen Feinde.
Schadwirkung
hinschtlich des Menschen
Für den schlechten Ruf, in dem Wespen stehen, sind ausschließlich die Deutsche und die Gemeine Wespe verantwortlich. Diese beiden Arten bilden die größten Völker (mehrere tausend Arbeiterinnen) und sind die einzigen, die Menschen gegenüber zudringlich werden und sich auch über menschliche Nahrung hermachen ("Zwetschgenkuchenwespen"). Dies ist immer dann besonders der Fall, wenn sich im Spätsommer die Nester auflösen und die noch lebenden Arbeiterinnen "ohne feste Aufgabe" lose durch die Gegend streunen. Dabei können sie unter Umständen sogar Bakterien wie Escherichia coli und Salmonellen auf menschliche Nahrung übertragen.
hinsichtlich eines ökologischen Gleichgewichts
Seit den frühen achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden in Neuseeland unbeabsichtigt nacheinander zuerst die deutsche Wespe und später die gemeine Wespe eingechleppt. Auf Grund der dort nicht vorhandenen natürlichen Feinde und eines zumindest regional vorhandenen, ganzjährig milden Klimas haben sich Beide Wespenarten in ihrer neuen Heimat rasant vermehrt, wobei die Gemeine Wespe die vor ihr eingeschleppte Deutsche Wespe nahezu vollständig verdrängte. Die Gemeine Wespe bildet in Neuseeland Kolonien von über 100.000 Tieren und greift außerdem in besonders aggressiv räuberischer Art alle anderen Insekten an, die sie in den Kronen der Bäume oder auf dem Waldboden überwältigen kann. Damit ist sie dort zu einer erheblichen Gefahr für das empfindliche ökologische Gleichgewicht geworden. Wenn keine wirksamen Methoden zu ihrer dauerhaften Eindämmung oder Eliminierung gefunden werden sollten, droht dieses Gleichgewicht von ihr unwiderruflich zerstört zu werden.
Mitteleuropäische Arten
- Hornisse (Vespa crabro)
- Mittlere Wespe (Dolichovespula media)
- Waldwespe (Dolichovespula sylvestris)
- Norwegische Wespe (Dolichovespula norwegica)
- Rote Wespe (Vespula rufa)
- Gemeine Wespe (Vespula vulgaris)
- Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica)
- Deutsche Wespe (Vespula germanica)
Systematik
Die Aufteilung der ursprünglichen Gattung Vespula Thomson 1869 in die neuen Gattungen Vespula und Paravespula durch Blüthgen war nicht gerechtfertigt. Paravespula wird heute nur noch als Untergattung (subgenus) von Vespula gewertet und ist als Gattungsname nicht mehr gültig.
Siehe auch: Wespenstich