Liste der Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr für Tapferkeit
Ehrenkreuz für Tapferkeit | |
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Stifter: | BMVg |
Stiftungsjahr: | 2008 |
Bandschnalle: | ![]() |
Trageweise: | am Band auf der linken Brustseite |
Das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit ist die höchste Auszeichnung der Bundeswehr. Es wurde am 13. August 2008 durch den Bundesminister der Verteidigung Franz Josef Jung als fünfte und höchste Stufe des Ehrenzeichens der Bundeswehr gestiftet und am 18. September 2008 durch Bundespräsident Horst Köhler genehmigt. Die erstmalige Verleihung erfolgte am 6. Juli 2009. Das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit ist die erste explizite Tapferkeitsauszeichnung in der Geschichte der bundesdeutschen Armee.[1]
Stiftung
Das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit wurde durch den Erlass zur Neufassung des Erlasses über die Stiftung des Ehrenzeichens der Bundeswehr vom 13. August 2008 als neue fünfte Stufe und gleichzeitig siebte Ausführung des Ehrenzeichens der Bundeswehr „für außergewöhnlich tapfere Taten“ eingeführt. Nach der Genehmigung durch den Bundespräsidenten wurde die Stiftung mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger und Bundesgesetzblatt am 10. Oktober 2008 rechtswirksam. Die Auszeichnung entstand vor dem Hintergrund der hohen Anforderungen und der zahlreichen Gefahren für Leib und Leben, die sich für die seit dem Jahr 1999 an Auslandseinsätzen teilnehmenden Soldaten der Bundeswehr ergeben. Mit ihrer Stiftung wurde nicht zuletzt dem Wunsch entsprochen, außergewöhnliche Tapferkeit künftig mit einer eigenständigen, herausgehobenen Auszeichnung zu würdigen und hierfür nicht wie bisher auf dasselbe Ehrenkreuz zurückzugreifen, welches beispielsweise auch Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in der Heimat für „treue Pflichterfüllung und überdurchschnittliche Leistungen“ nach einer bestimmten Dienst- und Einsatzzeit verliehen werden kann.
Die Einführung des neuen Ehrenkreuzes steht am Ende einer jahrelangen öffentlichen Debatte, in deren Verlauf sich zahlreiche Bürger, Politiker und Medien für eine Tapferkeitsauszeichnung aussprachen.[1] Im Jahr 2007 forderte ein Fähnrich der Luftwaffe mit einer Bundestagspetition, die innerhalb von knappen zwei Monaten 5067 Zeichner hatte, die Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes.[2] Nach Beratung beschloss der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages daraufhin am 13. Dezember 2007 die Überweisung der Petition an das Bundesministerium der Verteidigung.[3] Im März 2008 war es schließlich zu einer Kontroverse um den CDU-Abgeordneten und Präsidenten des Reservistenverbandes der Bundeswehr, Ernst-Reinhard Beck, gekommen, der eine Auszeichnung in Form des Eisernen Kreuzes gefordert hatte.[4] Die Kritiker wiesen auf den Missbrauch der Auszeichnung durch die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg hin. Befürworter verwiesen auf die Tatsache, dass dieses Zeichen offizielles Hoheitszeichen der Bundeswehr ist und betonten, dass es als Symbol der Befreiungskriege gegen die napoleonische Fremdherrschaft eine weit über das Dritte Reich hinausreichende Tradition habe.[5]
Verleihungsbestimmungen
Gemäß der geltenden Verfahrenshinweise muss zur Würdigung einer Tat mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit „das normale Maß der Grundtapferkeit (§ 7 Soldatengesetz - SG) deutlich überschritten werden“. Die zu ehrende Person muss hierbei „bewusst angstüberwindendes, mutiges Verhalten bei außergewöhnlicher Gefährdung von Leib und Leben mit Standfestigkeit und Geduld zur ethisch fundierten Erfüllung des militärischen Auftrags“ gezeigt haben.
Ein Verleihungsvorschlag kann nur durch die der betreffenden Person zum Zeitpunkt ihrer tapferen Tat disziplinarisch Vorgesetzten vorgelegt werden. Dies kann jederzeit geschehen und ist nicht an eine bestimmte Mindestdienstzeit der bzw. des Vorgeschlagenen in der Bundeswehr geknüpft. Dem Vorschlag ist in jedem Fall eine schriftliche Begründung beizufügen, welche die oben genannten Kriterien berücksichtigt und „ggf. auch herausragendes Führungsverhalten in der konkreten Einsatzsituation sowie selbständiges, entschlossenes und erfolgreiches Handeln in einer ungewissen Situation nachvollziehbar dar[stellt].“ Die entsprechenden höheren Vorgesetzten haben hierzu verpflichtend Stellung zu nehmen. Schließlich muss die bzw. der jeweilige truppendienstlich zuständige Inspekteurin bzw. Inspekteur seine Zustimmung erteilen. Sie oder er nimmt in der Regel auch die Aushändigung der Auszeichnung vor, kann diese jedoch im Einzelfall auch an Vorgesetzte (mindestens auf Divisionsebene) delegieren.[6]
Gestaltung
Die Auszeichnung entspricht in ihrer Gestaltung dem bereits 1980 eingeführten Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold. Einziger Unterschied hierzu ist die zusätzliche Bandauflage in Form eines goldfarbenen doppelten Eichenlaubs, welches auch die Bandschnalle anstelle eines Miniaturkreuzes trägt.[7]
Unterschied zu Ehrenkreuzen in besonderer Ausführung
Das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit wurde gleichzeitig mit den beiden Ehrenkreuzen in besonderer Ausführung geschaffen. Besondere persönliche Einzelleistungen, zum Beispiel Lebensrettung, können nun durch zwei spezielle Varianten des Ehrenzeichens der Bundeswehr in Silber und in Gold berücksichtigt werden („für besonders herausragende Leistungen, insbesondere Einzeltaten ohne bzw. unter (Silber bzw. Gold) Gefahr für Leib und Leben, ohne Mindestdienstzeit“). Als Kennzeichnung dient hierbei eine rote Umrandung des Kreuzes. Diese beiden besonderen Ausführungen sind keine eigenständigen Stufen, jedoch neue Möglichkeiten (die fünfte und sechste) des Ehrenzeichens. In der Vergangenheit behalf man sich hier in Einzelfällen auch durch Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.
Verleihungen
Mit der erstmaligen Verleihung des Ehrenkreuzes der Bundeswehr für Tapferkeit am 6. Juli 2009 an vier Soldaten würdigten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsminister Jung deren außergewöhnlich tapferes Verhalten im Afghanistan-Einsatz (Oktober 2008). Hierbei nahm die Bundeskanzlerin die Auszeichnung eigenhändig vor.[8] Im Jahr 2010 verlieh Verteidigungsminister zu Guttenberg bei drei verschiedenen Anlässen insgesamt neun weitere Ehrenkreuze für Tapferkeit. Bei der Verleihung am 29. November 2010 wurden erstmalig auch zwei am Karfreitag dieses Jahres gefallene Soldaten postum geehrt und zudem alle sechs Empfänger gleichzeitig auch mit der neu eingeführten Einsatzmedaille Gefecht ausgezeichnet.[9] Gegenwärtig gibt es nach insgesamt 13 Verleihungen elf lebende Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr für Tapferkeit.
Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr für Tapferkeit
Verleihungsdatum | Name | Alter bei Verleihung | Dienstgrad bei Verleihung | Truppenteil bei Verleihung | Einsatz | Verleihungsgrund | Quelle |
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6. Juli 2009 | Jan Berges | 29 | HptFw | 1. Kompanie Fallschirmjägerbataillon 263 | ISAF | Am 20. Oktober 2008 kamen sie gemeinsam etwa 5 Kilometer südwestlich des PRT Kunduz ihren Kameraden und afghanischen Zivilisten, die Opfer eines Selbstmordanschlages geworden waren, trotz brennender Fahrzeuge und explodierender Munition zu Hilfe. | [10] [11] [12] [13] |
Alexander Dietzen | 33 | HptFw
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Henry Lukács | 28 | HptFw
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Markus Geist | 28 | OFw | Luftlande-/Lufttransportschule Altenstadt
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22. Januar 2010 | Daniel Seibert | 30 | HptFw | Gefechtsübungszentrum des Heeres | ISAF | Am 4. Juni 2009 führte er bei Basoz (Raum Kunduz) seine Gruppe vorbildlich an vorderster Linie gegen einen überlegenen Feind, um einen eigenen unter Beschuss stehenden Spähtrupp zu verstärken. Im Verlauf eines mehr als einstündigen Feuergefechts konnten die Angreifer zurückgeschlagen werden. | [14] [15] |
Steffen Knoska | 29 | OFw | Jägerregiment 1 | Am 7. Juni 2009 geriet er entlang der Marschstraße „Little Pluto“ (Raum Kunduz) mit seinem Trupp beim Versuch, ein während eines Gefechtes beschädigtes Fahrzeug zu bergen, unter schweren Beschuss. Unter Einsatz des eigenen Lebens und trotz eines Helmtreffers rettete er gemeinsam mit seinen Soldaten einen verletzten Kameraden aus dem Schussfeld. | [16] [17] | ||
4. Mai 2010 | Jan Hecht | 36 | HptFw | 2. Kompanie Panzergrenadierbataillon 391 | ISAF | Am 4. Juni 2009 geriet er bei Basoz (Raum Kunduz) mit seinem Zug, der den Auftrag hatte, einen von Feinden unter Feuer genommenen Spähtrupp zu verstärken, selbst in einen Hinterhalt. Unter höchster eigener Gefährdung gelang es ihm mit seiner herausragenden Führung dennoch, im Kampf gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind schließlich den eingekreisten Spähtrupp zu entsetzen. | [18] [19] |
29. November 2010 | Mario Kunert | 36 | HptFw | 3. Kompanie Fallschirmjägerbataillon 373 | ISAF | Am 2. April 2010 haben sie sich in dem schweren Gefecht in Isa Khel (Raum Kunduz) durch herausragende Tapferkeit und außergewöhnliche Leistungen ausgezeichnet. | [20] [21] [22] [23] [24] [25] |
Philipp Oliver Pordzik | 33 | HptFw | 4. Kompanie Fallschirmjägerbataillon 313
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Ralf Rönckendorf | 38 | HptFw | 3. Kompanie Fallschirmjägerbataillon 373
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Maik Mutschke | - | StGefr | |||||
Robert Hartert (postum - gefallen 2. April 2010) | 25 (†) | StGefr | |||||
Martin Kadir Augustyniak (postum - gefallen 2. April 2010) | 28 (†) | HptGefr |
Vergleichbarkeit mit historischen deutschen Tapferkeitsauszeichnungen
Eine Traditionslinie des Ehrenkreuzes der Bundeswehr für Tapferkeit zu früheren deutschen Tapferkeitsauszeichnungen kann nicht gezogen werden. In der dienstgradübergreifenden Verleihungspraxis und in der Ausführung ähnelt es jedoch dem Eisernen Kreuz, mit dem unterschiedslos Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften ausgezeichnet wurden. Das Eiserne Kreuz wurde in der Vergangenheit jedoch nur nach Ausrufung des allgemeinen und förmlichen Kriegszustands mit einem Drittland gestiftet, nicht aber bei Kampfeinsätzen in Friedenszeiten (Friedens- und Stabilisierungsmissionen im Ausland, Bekämpfung innerer Unruhen).
Weblinks
- Bundeswehr bekommt Orden für Tapferkeit - dpa-Meldung im Hamburger Abendblatt vom 7. März 2008
- Jung will Tapferkeitsmedaille - aber kein Eisernes Kreuz - Spiegel.de vom 6. März 2008
- Rainer Blasius: "Besonderes sichtbar machen" - FAZ vom 10. Oktober 2008
- „Erlass zur Neufassung der Erlasses über die Stiftung des Ehrenzeichens der Bundeswehr“, Bundesministerium der Verteidigung, Berlin 13. August 2008, abgerufen 3. März 2009
Einzelnachweise
- ↑ a b Broschüre des BMVg (Hrsg.): Ehrenzeichen und Einsatzmedaillen der Bundeswehr. Berlin/Bonn 2009.
- ↑ Petition: Einführung des Eisernen Kreuzes für Bundeswehrsoldaten
- ↑ Beschluss des Deutschen Bundestages über die Petition zur Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes als Tapferkeitsauszeichnung
- ↑ Alexander Szansar: Eisernes Kreuz für die Bundeswehr - Neues Blech für die Brust. Spiegel Online vom 5. März 2008.
- ↑ Stephan Löwenstein: Die Rückkehr des Eisernen Kreuzes?. FAZ.NET vom 6. März 2008.
- ↑ Verfahrenshinweise des BMVg zur Verleihung des Ehrenzeichens der Bundeswehr (Neufassung) vom Juni 2009
- ↑ Erlass zur Neufassung des Erlasses über die Stiftung des Ehrenzeichens der Bundeswehr vom 13. August 2008. (VMBl 2009 S. 12)
- ↑ "Kanzlerin Merkel verleiht erstmals Tapferkeitsorden" Die Welt online
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