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Tabak (Gattung)

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Tabakfeld
Tabakfeld
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
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Vorlage:Ordo: Solanales
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(Solanaceae)
Vorlage:Genus: Tabak
Wissenschaftlicher Name
Nicotiana
L.

Tabak (Nicotiana spp.) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), zu denen auch die Tomate, Kartoffel und Tollkirsche gehören. Heutzutage sind 65 Tabak-Arten bekannt. Sie unterscheiden sich stark in ihren Formen. Gemeinsames Merkmal ist das spezifische Gift Nikotin, das nur Tabakpflanzen in den Wurzeln produzieren; dadurch ist Tabak eine relativ starke Droge.

Als Nutzpflanze haben nur zwei Arten wirtschaftliche Bedeutung, die zahlreiche Varietäten bilden. Die verbreitetste Art ist der Virginische Tabak (Nicotiana tabacum), zu der nahezu alle heute angebauten Sorten gehören. Vereinzelt wird außerdem noch Bauerntabak (Nicotiana rustica) angebaut. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Ziertabak-Arten.

Arten

Virginischer Tabak (Nicotiana tabacum)

Die bedeutendste Tabakart N. tabacum hat heute mannigfaltige Formen, da sie ursprünglich selbst aus der natürlichen Kreuzung zwischen Waldtabak (N. sylvestris) und filzigem Tabak (N. tomentosa) hervorgegangen ist. Genetisch ist N. tabacum tetraploid, d.h. er verfügt über vier Chromosomensätze. Virginischer Tabak hat rosarote Blüten mit fünf Blütenblättern, wobei sich die übrigen Formen zwischen zwei extremen Varietäten bewegen: Einerseits pyramidenförmig wachsende Pflanzen mit langen, gewinkelten und gewellten Blättern sowie langen Blütenkelchen, andererseits kugelförmig wachsende Varietäten mit breiten, ebenen Blättern und kurzen, glockigen Blütenkelchen. Die wichtigsten der heute über 600 angebauten Sorten können nach Verwendungsart im wesentlichen in folgende Grundtypen unterteilt werden:

  • Virginia: Hochwachsende, breitblättrige Tabaksorten. Überwiegend werden die stark zuckerhaltigen hellen Virginiasorten als Fülltabak für Zigaretten- und Pfeifentabak angebaut. Sie werden heißluftgetrocknet und können somit vier Tage nach der Ernte verarbeitet werden. Der mit Hilfe von Röhren (engl. "flue") getrocknete Tabak wird auch als Flue-Cured Virgina (FCV) bezeichnet.
  • Burley: Brauner, pyramidenförmig wachsender Tabak mit vergrößerter Zellstruktur, die zu einer hohen Absorptionsfähigkeit für Aromastoffe führt. Diese Sorte wird vorwiegend für Zigaretten- und Pfeifentabak verwendet.
  • Orientsorten: Kleinwüchsige, zumeist sehr zuckerhaltige und nikotinarme Varietäten, die an die kargen, trockenen Böden des östlichen Mittelmeerraums angepasst sind. Wegen ihres hohen Anteils an aromatischen Ölen und Harzen werden diese Tabake als Würztabak für Zigaretten- und Pfeifenmischungen verwendet.
  • Dunkle luftgetrocknete Tabake (DLT): Alle Zigarrentabaksorten, die 2-3 Monate in Trockenscheunen aufgehängt und anschließend fermentiert werden.
  • Weitere Typen wie Maryland, Sumatra und verschiedene andere Zigarrensorten.

Bauerntabak (Nicotiana rustica)

Der gelbblühende, strauchig wachsende Bauerntabak wird heute nur noch in Russland und in einigen osteuropäischen Staaten angebaut. Bekanntestes Rusticaprodukt ist die russische Machorkazigarette. Wegen seines Geruchs wird er auch Veilchentabak genannt, der früher in Deutschland angebaute Rusticatabak hieß wegen der Blattform Rundblatt-Tabak. Besonderes Merkmal ist der äußerst hohe Nikotinanteil in den Blättern, weshalb entsprechende Tabakwaren in der EU nicht vertrieben werden dürfen. Der seit dem Dreißigjährigen Krieg in Europa angebaute Bauerntabak ist aus der natürlichen Kreuzung der Arten N. paniculata und N. undulata hervorgegangen und existiert heute in zahlreichen Sorten.

Ziertabak

Zahlreiche Tabakarten werden heute als Ziertabak angebaut. Sie haben mannigfaltige Formen, zwei verbreitete Beispiele sind der Waldtabak (Nicotiana sylvestris) und Scharlachkönig (Nicotiana x sanderae).

Bilder

Datei:Tabakanbau.de-030819-1-28A-N tabacum Burley E.jpg     Datei:Tabakanbau.de-030511-DSCN0480-N Rustica Tabakblatt.jpg
Burley E (N. tabacum): Typische Wuchsform
des Virginischen Tabaks, der hier eine
Höhe von 2 Meter erreicht hat.
    Bauerntabakblatt (N. rustica): Typische
Herzform des Bauerntabaks, der daher
auch Rundblatt-Tabak genannt wird.
     
    Datei:Tabakanbau.de-030831-10A-Scharlachkoenig-N x sanderae.jpg
Waldtabak (N. sylvestris): Bis 1,7 m hoher
Wildtabak mit langen weißen Blütenröhren.
    Scharlachkönig (N. x sanderae): Dunkel
scharlachrot blühender, etwa 60 cm
hoch wachsender Ziertabak.

Verwendung

Drehtabak

Die getrockneten, kurierten und gerebelten Tabak-Blätter (Rauchkraut) können in Tabakspfeifen oder gedreht als Zigaretten, Zigarillos und Zigarren geraucht werden. Das giftige, suchtauslösende Nikotin wird dabei zu großen Teilen verbrannt.

Weniger verbreitet ist der Konsum in Form von Snus, Kautabak und Schnupftabak.

Tabak darf niemals durch Essen konsumiert werden: durch den hohen Nikotinanteil kann der Verzehr auch nur geringer Mengen zum Tod durch Atemlähmung führen.

Welternte von Rohtabak

Staaten mit Rohtabakernten von über 100.000 Tonnen. Chinas Anteil an der Welttabakernte beträgt ca. 38 %.

Die weltweite Rohtabakernte beträgt ca. 7 Millionen Tonnen, davon 2,55 Millionen Tonnen in der Volksrepublik China. Weitere bedeutende Tabakanbaustaaten sind: Indien, Brasilien, die USA, Türkei, Simbabwe, Italien, Griechenland, Malawi, Pakistan und Argentinien.

Hauptimporteure sind die USA, Deutschland, Grossbritannien, Russland und die Niederlande.

Geschichte

Der Ursprung des Tabakkonsums sowie seine Verbreitung im 16. Jahrhundert

Ursprünglich stammt die Tabakpflanze aus Amerika. Den Anbau und Konsum gab es von Brasilien bis Kanada bereits vor der Spanierankunft. Die Tabakblätter wurden in Verbindung mit Kalk gekaut (Nordküste Südamerika), ein Puder mit zur ½ Bestandteil Tabak wurde geschnupft (karibische Inseln) und die Tabakblätter wurden zum Saft gekocht (Guyana-Gebiet). Auch die Urform der Zigarette gab es schon - man rauchte: zusammengerollte kleine Tabakblätter umwickelt von Grossen (Brasilien, Zentralamerika, karibischen Inseln), zerkleinerten Tabak in Schilfröhrchen (Mexiko), sowie den Tabak in einer Pfeife aus Ton, Holz, Stein, Schildpatt oder Silber (Nordamerika).

Das Rauchen selber hat sich vermutlich aus der Weihrauchzeremonie der Priester und Medizinmänner entwickelt: Regenzauber, Rauchopfer etc. Auch verbunden mit dem ebengenannten ist seine medizinische Verwendung: das Tabaksaft-Trinken bei Initiationsbräuchen, das Legen von Tabakblättern auf die verwundete Haut etc.

Als Beginn der Tabak-Entdeckung für die restliche Welt kann man den 12. Oktober 1492 nennen, als Christoph Columbus auf den Bahamas landete. Die Inselbewohner brachten ihm Präsente, darunter Tabakblätter. Mit diesem Geschenk konnte er erst etwas anfangen, als zwei seiner Männer auf der Insel Kuba die Eingeborenen sich die Blätter in den Mund stecken, diese anzünden und dann den Rauch "trinken`"sahen. 1499 lernten Spanier an Venezuelas Küste das Tabak-Kauen kennen, 1500 begegnete der Portugiese Cabral dem [Tabakspfeife|Pfeiferauchen]]. 1518 fanden Spanier in Mexiko eine sehr entwickelte Kultur des Rauchens vor.

1536 erzählte Cartier von den Rauchgewohnheiten der Indianer Kanadas und dem dazugehörigen Untensil, welches er `pipe` nannte, das Vorwort für die heutige Pfeife. Das Wort Tabak stammt wahrscheinlich aus den Antillen, wo das Rauchrohr `tobacco` hieß.

Die Matrosen, Pendler zwischen alter und neuer Welt, fanden Gefallen am Tabak und brachten ihn in die süd- und westeuropäischen Häfen, von wo aus Händler sie in der ganzen Welt verbreiten. Schnell wurde die Sitte des Rauchens übernommen und zunächst auf den Verbrauch anderer Drogen (Cannabis etc.) übertragen. Durch den Abhängigkeitsfaktor des Tabaks wurde dieser rasch zum teuren und bedeutungsvollen Handelsgut und auch seine, so glaubte man, medizinische Wirkung steuerte dazu bei.

17. Jahrhundert: Tabakproblem als Drogenkrise

Es gab auch damals schon Gegner des Tabakgenusses; sie prangerten u.a. seinen Missbrauch (als Genussdroge) an. 1575 wurde für die Kirchen in Mexiko ein erstes Verbot gegen das Rauchen erhoben mit dem Hintergedanken der Kirchenentweihung durch das Rauchen als "heidnische Sitte". Spätere Kontrollversuche wurden oft auf Grund von wirtschaftlichen und politischen Ideen aufgestellt.

Die Verbreitung des Tabaks einerseits und diese Kontrollversuche andererseits führten im 17. Jahrhundert zu einer Drogenkrise, in Europa und auch in asiatischen Länder. Ein Beispiel ist hier Großbritannien: London war zu einem führenden Tabakhandelszentrum geworden und das Pfeife-Rauchen in Großbritanniensehr schnell zur Sitte. Tabak war ein teures Gut- um die Jahrhundertwende den zehnfache Preis von Pfeffer wert. Jakob I., zu dieser Zeit Herrscher von England, veröffentlichte 1603 seine Schrift „Der Rauchgegner oder ein königliches Scherzstück über den Tabak“, was 1604 in deutscher Übersetzung herauskam, eine Streitschrift gegen den Tabak. Der König nannte seine Abscheu dem Tabak gegenüber, bezweifelte dessen medizinische Wirkung und erwähnte seine Verachtung vor den "ausschweifenden und liederlichen" Rauchern. Sicher hätte er den Tabak gerne verboten, doch dessen grosse Verbreitung und der gängige Glaube an die medizinische Wirkung des Tabaks ließen diese Aufgabe für zu schwierig erscheinen.

Der erste Versuch eines (indirekten) Tabakverbotes geschah dann in Form von Erhöhungen des Einfuhrzolles um 4000 %. Die Auswirkungen waren, dass die Zahl der legalen Importe sank, mit ihnen auch die königlichen Einnahmen. Stattdessen wuchs der Schmuggel, die Ware wurde gestreckt, und das Konsumieren stieg an. 1608 wurden die Zölle wieder gesenkt und die Steuer für den Tabak zu einer bedeutsamen königlichen Einnahmequelle.

In Deutschland weitete sich die neue Gewohnheit des Rauchens, anfänglich mit Verwunderung begutachtet, über die Soldaten des Dreißigjährigen Krieges in der gesamten Bevölkerung, ob jung oder alt, Mann oder Frau, sehr schnell aus. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts gab es in Kursachsen, Bayern, den Habsburgischen Erblanden in Österreich und vielen anderen Kleinfürstentümern Verbote gegen den Verkauf von Tabak. Dies war nur in Apotheken erlaubt, wenn der Tabak als Medizin verkauft wurde. Jede Missachtung dieser Kontrollversuche wurde mit einer Geldstrafe (in Köln beispielsweise 50 Goldgulden), Arrest und Zwangsarbeit bestraft. Diese Kontrollversuche nützten jedoch wenig. Sie wurden nie ernsthaft beachtet, da die Anzahl der Süchtigen zu gross und die Verkäufer zu ehrbar waren.

Tabakpflanzung im Valle des Viñales, Kuba

In Russland, China, Japan und der Türkei ging man mit härteren Mitteln gegen den Tabak und seine Verbreitung vor mit dem Hintergrund, dass er dort für Westeinfluss, die politische Gegenseite und einen Veränderungswillen stand. So gab es unter Sultan Murad IV. eine grausige Raucherverfolgung. 1633 wurden vom Sultan alle Tabakhäuser niedergerissen, und das Rauchen wurde mit der Todesstrafe geahndet. In Russland wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Tabakkonsum vom Klerus als Todessünde angesehen und mit Nasenaufreißen und Lippenaufschneiden bestraft.

Jedoch wurde von allen Herrschern nach und nach erkannt, dass sich aus dem Tabakhandel enorme Staatshaushaltsgeldmengen ziehen lassen. So wurden die anfänglichen Verbote bald durch eine Steuerpolitik ersetzt. Hierbei übernahm man das "Appalto-System", welches 1627 in Mantua und 1659 in Venedig entwickelt worden war: Ein- und Verkauf sowie Steuererhebung wurde von privaten Wächtern duchgeführt. Diese mussten dafür Fixsummen bezahlen und versuchten wiederum über den Käufer so viel Geld wie nur möglich zu erlangen. Der Tabakpreis stieg deshalb immens an. Zur Unterdrückung des Schmuggels hatten die Pächter Infoträger mit der Berechtigung der Geldstrafenvergabe. Durch ihre Skrupellosigkeit waren die Tabakpächter und ebenso ihre Spitzel beim Volk nicht beliebt. In Frankreich wurden beispielsweise von den Agenten der Pächter durchschnittlich 2500 Männer, 2000 Frauen und 6000 Kinder festgenommen, deren Richter von den Pächtern bezahlt wurden.

Doch keine noch so grausame Strafe konnte den illegalen Tabakhandel unterbinden. Überall gab es Tabakschmuggelbanden mit mehreren hundert bewaffneten Reitern; die Anführer wurden Volkshelden. Den Königen wurde die Schuld an den immensen Tabakpreisen sowie dem skrupellosen Verhalten der Pächter zugeschoben, mit ein Grund für die revolutionären Unruhen. 1794 wurden die letzten Tabak-Pächter auf der Guillotine hingerichtet. Das Appalto-System wurde nach einiger Zeit durch staatliche Regie oder eine Verbrauchssteuer ersetzt. Davon sind bis heute die gegensätzliche Drogenpolitik hinsichtlich des Tabaks, die Gesundheitsbedenken und legaler Handel geblieben. Daneben floriert noch der Schmuggel weiter.

18.- und 19. Jahrhundert: Tabakkonsumformen und deren soziale Bedeutung

Der Tabak besaß zu dieser Zeit die Eigenschaften einer Genussdroge sowie einer Steuerquelle. Deshalb stieg der Tabakkonsum stetig an; er war im echten Leben und vor allem als Kunstobjekt sehr gefragt. So fand man Tabakfeld und Tabakpflanze als Briemarkenmotiv wieder, schmückte der Tabak als Zierpflanzen 1818 in Washington D.C. die Kapitelle der Säulen des Kapitols.

Eine Meerschaumpfeife

Die damalige beliebteste Form des Rauchens auf der ganzen Welt war das Rauchen in der Tabakspfeife. So gab es eine Vielfalt an Pfeifen, die so heutzutage nicht mehr vorzufinden sind. Es wurden in Afrika hölzerne- und irdene Pfeifen, in Persien und Indien Wasserpfeifen, in Europa Tonmodelle, Meerschaum- und Bernsteinpfeifen, bemalte Porzellankopf- und Heidekrautwurzelpfeifen hergestellt. Oft floss in die Gestaltung der Pfeifen auch die politische Ansichtsweise mit ein.

Pfeifentabak

Trotz der Beliebtheit des Pfeife-Rauchens besaßen zu damaliger Zeit auch Schnupftabak und die Zigarre eine große Popularität. Vor allem das 18. Jahrhundert gilt als Zeitraum des Schnupftabaks. Dieser gelangte aus Amerika nach Portugal, Spanien und Italien. In diesen Ländern waren die Priester die stärksten Schnupfer, was zur Folge hatte, dass sie in den Messen ständig niesen mussten, und deshalb ein Kirchenverbot zum Tabakschnupfen erlassen wurde. Dieses war jedoch erfolglos, sodass 1725 von der Kirche das Schnupfen und auch das Rauchen von Tabak erlaubt wurde. Das ganze 17. Jahrhundert über trat an die Stelle des Schnupfens von Tabak das Niespulver- Schnupfen. Dieses galt als Genuss sowie das Niespulver als Medizin. Der Tabak wurde anfänglich eigens als kegelförmige Pressform gekauft und anschliessend auf einer Reibe geraspelt, zu späteren Zeiten gab es dann Beruf des Rasplers, bei dem man den fertigen Schnupftabak kaufte.

Ludwig XIV. besaß eine Abneigung gegen das Rauchen, so dass das Schnupfen stattdessen am königlichen Hofe gängig wurde. Ausserdem wollte sich die Aristokratie vom aufstrebenden Bürgertum überlegen mit einer gewissen Lebensführung abgrenzen. So wurde das Schnupfen zu einer richtigen Kunstform entwickelt, die es zu zelebrieren galt und so durften auch bei einem echten Rokoko-Edelmann das passende Accessoire, die Tabakdose, nicht fehlen, die so kostbar wie nur möglich zu sein hatte, beispielsweise aus Gold und mit Edelsteinen versetzt. Tabakdosen wurden auch oftmals als Diplomatenpräsent verschenkt, wobei hierbei meist die Absicht der Bestechung erkennbar war.

Trotz aller Vorteile, die das Tabakschnupfen für die damalige Zeit besaß, gab es doch Menschen, die das Schnupfen nicht befürworteten. Ihre Gegenargumente lauteten: man bekomme "triefende und stinkende Nasen", und einen schlechten Atem.

Dennoch wurde das französische Tabakschnupfen vom restlichen Europa, vom Adel wie vom Volk, übernommen, und nicht nur die Männer schnupften Tabak, sondern auch Frauen. Zum Ende des 18. Jahrhunderts war in Deutschland und Frankreich 90 % des verkauften Tabaks Schnupftabak. Über 200 Sorten waren im Handel, der Konkurrenzkampf war enorm und so entstand die erste Tabakreklame. Der Tabakdose kam die Funktion des Politikums zu - es gab beispielsweise für das Volk Dosen mit den Gesichtern von Voltaire Ludwig XIV. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ebbte das Schnupfen des Tabaks ab, da das "Ancien Régime" ein Ende hatte und somit auch die Aristokratie mit ihrer Vorbild-Schnupfkultur. Jetzt, da die Zeit der herrschenden Bürgerklasse gekommen war, brauchte diese ein anderes Kennzeichen als den Schnupftabak, der die Zeit davor das Symbol der Aristokratie gewesen war. Die Zigarre bildete sich als dieses heraus.

Ihr Ausgangspunkt war Spanien, und über 1000 Frauen waren bereits 1720 in der Sevilla-Fabrik tätig . Nach 1814 verbreiteten französische und englische Soldaten, die sich während der Napoleonischen Kriege auf spanischem Boden befanden, die Zigarre in ihre Heimatländer. Schon bald rauchten fast alle männlichen Landesbewohner die Zigarre. Auch im restlichen Teil von Europa wuchsen der Produktions- und Konsumgrad der Zigarre. Im preußischen Reich betrachteter man die Angewohnheit des Zigarrerauchens mit Argwohn, denn es galt zur Zeit vor der Märzrevolution als ein Symbol für "Volksverhetzer". So war in Berlin das Zigarrerauchen auf der Straße verboten. Jede Art von Missachtung dieses Gesetzes wurde als "Auflehnung gegen die herrschende Staatsgewalt" angesehen. Nach der Revolution wurde das Verbot 1848 als "Zugeständnis an die Revolutionäre" aufgehoben. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Zigarre dann überall ein Symbol des Bürgerreichtums, und so gab es beispielsweise in den Wohnungen der reicheren Menschen spezielle Rauchzimmer.

In den USA wurde zur Jahrhundertwende, im Verhältnis zu anderen Länder, relativ viel Kautabak aufgebraucht. Dort galt es als Männlichkeitsritual Tabak zu kauen und der dazu gehörige Spucknapf durfte natürlich nicht fehlen. Seit 1945 ist der Napf dort nicht mehr verbindlich, doch wurden 1947 noch 100 Millionen Pfund Kautabak verkauft. In Europa taten es nur die Seeleute den Amerikanern wegem der Brandgefahr auf dem Schiff gleich.

Zigarre, Pfeife und Kautabak wurden dann schließlich vom Zigarettenverbrauch überholt.

Die Zigarette im 19. und 20. Jahrhundert

Die Zigarette entstand vermutlich dadurch, dass die Abfälle der Zigarrenproduktion nutzbringend verwertet wurden um günstig rauchen zu können. Diese Tabakreste wurden dabei mit Papier umwickelt; dieser Weg zum Billigrauchen wurde in erster Linie von den Arbeiterinnen der Tabakmanufakturen durchgeführt.

So wurden diese "papelitos" ab dem 18. Jahrhundert in Mexiko-Stadt zum Verkauf angeboten und kamen zu Beginn des 19. Jahrhunderts dann von Spanien nach Frankreich. Hier erlangte die Zigarette ihren heute üblichen Namen - die französische Verkleinerungsform von "cigare" (Zigarre). Die Zigarette war jedoch von allen westeuropäischen Ländern vorerst nur in Frankreich begehrt, in diesen anderen Ländern hatte die Zigarre den Vorrang. Im Osmanischen Reich und in Russland aber war sie sehr begehrt, da hier ein milderer als der europäische oder amerikanische Tabak angepflanzt wurde und deshalb die Zigaretten besser schmeckten.

Im `Krim-Krieg` zwischen Türkei und Russland 1854 rauchten englische und französische Soldaten, Unterstützer der Türkei, Tabak in Zeitungspapier. Die "kosja noschka", Papier wird pfeifenähnlich gefaltet und mit Tabak gefüllt, und ebenso die "zirhaha", Papierrolle in Zigarrenform, waren beide günstiger als die Zigarre und kriegsangemesser als eine brechbare Pfeife. Die Offiziere dieses Krieges übernahmen dann die eben erwähnten Zigarettenvorformen und brachten sie in die Londoner und Pariser Clubs. So entstanden Märkte in Kairo, Konstantinopel, Moskau und und St. Petersburg als Belieferer. Die erste Zigarettenfirma Deutschlands entstand 1862 in Dresden als Zweigstelle der Petersburger Firma Laferme mit anfänglich bloß sieben Mitarbeitern. In den darauf folgenden Jahrzehnten gab es immer mehr Betriebe in Deutschland, und auch in Griechenland und Russland. So erhöhte sich die Produktion pro Jahr von 60 Millionen auf 1912 11,5 Milliarden. Es wurden Tabak und Zigaretten eingeführt; Russische, Türkische und Ägyptische waren zur Jahrhundertwende ganz besonders begehrt und in Mode.

Die Zigarette bekam Kultstatus und deren Untensilien wurden zu Statussymbolen. Z. B. Etuis, mit denen man Reichtum und Zeitgeschmack zeigen konnte. Man konnte sich mit der Zigarette vom gewöhnlichen Bürger abgrenzen und "weltmännische Überlegenheit", Weltläufigkeit, elegante Lebenskunst, sowie eine Tendenz zur Verruchtheit demonstrieren. Sie war das Merkmal für modernes Leben. Im Gegensatz zur Zigarre, die eher für den langsamen Genießer stand, war die Zigarette der Schnelllebigkeit, dem Zeitgefühl der damaligen Zeit, zugeschrieben und passte somit besser als Statussymbol als die zuvor angesagte Zigarre, denn eine Zigarrettenlänge ist schneller verraucht als eine Zigarrenlänge. Ebenso war die Pfeife für das Zeitgefühl zu umständlich geworden, die Stopfvorgänge waren langwierig, und deshalb auch nicht mehr in Mode.

Besonders aber war die Frau als Konsumentin angenommen, gegensätzlich zur Zigarre und Pfeife, die zu rauchen als männlich betrachtet wurden. Dies lag daran, dass Frauen der Oberschicht das Rauchen von Zigaretten für sich durchgesetzt hatten, sowie am emanzipierten Verhalten einiger Feministinnen als symbolische Forderung nach gleichen Rechten wie der Mann. Auch entsprach die schlanke und gerade Zigarette dem damaligen Frauenschönheitsideal.

Die Krieg spielten für das Aufkommen des Zigaretterauchens eine nicht unbedeutende Rolle. Im ersten Weltkrieg stellte sie sich als Psychopharmakon heraus, entspannte und unterdrückte das Hungergefühl. Außerdem stellte sie Kontakte her.

Mit der Einführung der Zigarette gab es nun außerdem eine Rauchdroge, die für jeden Teil der Bevölkerung zugänglich war. Dies gab es vorher so nicht (siehe Text oben). Die Gründe dafür sind der gewachsene Lebensstandard, zunehmende Stress- und Leistungssituationen, Lust auf Anregung und gleichzeitige Entspannung. Auch war die Zigarette milder als die anderen Formen den Tabak zu sich zu nehmen und eine Überdosis kam kaum vor. Das Erlernen des Zigarettenrauchens war leichter als das vom Stopfen der Pfeife und das der Zigarre. Auch der niedrige Preis war ein Argument.

Mit der aufkommenden Zigarettenwerbung versuchte man, außer die Nachfrage zu erhöhen, den Markt auszudehnen. Es waren aber gerade die massigen Zigarettenmarken, 1910 20 000, die zu einer Industriekonzentration führten, denn auf dem Konkurrenzmarkt konnten sich nur die Sorten durchsetzen, die eine gleich bleibende Qualität aufweisen konnten. Das waren in der Regel nur die grösseren Firmen, die kleinen gingen Bankrott oder wurden von den Großen geschluckt.

In den USA wuchsen die Zigarettenproduktion- und der Konsum krasser als in Deutschland. Dort wurde eine neue Tabakmischung erfunden, die "American Blend", einer Mischung aus Virginia-, Burley- und türkischem Tabak. Der Vorteil zu den alten Zigaretten war, dass diese milder und billiger waren. Auch wurde dieser Tabak mit einer neuen Methode getrocknet, mit durch Metallröhren geleiteter Hitze, wobei eine Fermentation für sauren Rauch ausgelöst wurde. Saurer Rauch gelangt besser in die Lunge und somit das Nikotin schneller ins Gehirn gelangen kann.

1913 kam die erste `Camel`-Zigarette auf den Markt, erlangte 1918 einen 40%-Marktanteil und blieb lange Zeit der Liebling der Amerikaner. 1939 kam die "Pall Mall" auf den Markt und mit ihr die erste King Size-Zigarette, 1954 die Winston als erste Filterzigarette.

In den Vereinigten Staaten gab es eine letzte rein moralisch begründete Bewegung gegen Tabak beim Zigaretten- Aufkommen, Träger waren die protestantischen Fundamentalisten aus den Staaten des Mittelwestens und Südens mit landwirtschaftlicher Kleinstadtatmosphäre, genannt "Corn and Bible Belt". Diese Gruppe fühlte sich Ende des 19. –und Anfang des 20. Jahrhunderts in ihrem bestimmenden Einfluss auf das amerikanische Leben bedroht und verachtete (deshalb) jede Art von "verdorbenen Sitte", zu der sie auch das Rauchen zählten. Der Raucher war in ihren Augen ein Verbrecher und der Tabakkauer ein gefährlicher Lüstling, und Tabak ein ernstzunehmendes Erregemittel. Des Weiteren meinten sie, mache der Tabak einen unmotiviert und ziellos und verführe zu härterer Drogennahme. Die Reaktion der Parlamentes auf die Tabakanpranger war, dass von 1895 bis 1921 in 14 Einzelstaaten Gesetze in Kraft traten, die Verkauf und den Genuss von Tabak verbot, in den restlichen Staaten wurde der Zigarettenverbrauch reduziert. Diese Kontrollversuche brachten jedoch wenig.

Eine Kritik zur Zigarette kam letzten Jahrhunderts auf: die medizinische. So erschienen Anfang des 20. Jahrhunderts Berichte über negative Klinikerfahrungen, doch gab es noch zu wenige medizinische Argumente. Erst als Vergleiche und Langzeituntersuchungen zwischen Nicht-Rauchern und Rauchern durchgeführt wurden stellte man gesundheitsschädigende Folgen fest. Die ersten großen Untersuchungen wurden in den 50ern durchgeführt und die Ergebnisse vom amerikanischen "Surgeon General`s Advisory Committee" zusammengefasst und veröffentlicht: die Ergebnissse waren ein Schock für die Gesellschaft.

Versorgungskrise in Deutschland nach 1945

In den 1930er Jahren war Deutschland der größte Tabakimporteur der Welt, pro Jahr wurden 100 000 t (aus Griechenland, Türkei und Bulgarien) eingeführt. Dabei rauchten 80% aller deutschen Männer (12,5 Zigaretten pro Tag) und zwanzig Prozent aller Frauen (7,2 Zigaretten pro Tag). Im August 1939 wurde der Tabak rationiert; es gab nun Raucherkarten: für erwachsene Männer, für die pro Monat 40 Zigaretten zustanden, für Frauen im Alter von 25-55, die pro Monat 20 erhielten. Nach 1945 konnte kein Tabak mehr importiert werden und man musste auf die Inlandproduktion zurückgreifen. Die bedeutendsten Anbauzentren Deutschlands waren damals Hamburg und Dresden, beide unterlagen jedoch der britischen, bzw. sowjetischen Besatzung, und so war der Interzonenhandel schwierig. Die Alliierten erlangten die Auffassung, dass Rauchen ein menschliches Grundbedürfnis ist und versuchten deshalb eine minimale Versorgung: die Tabakbauern mussten Erntenablieferung betreiben; die Alliierten überwachten hierbei die Zigarettenverteilung– und Produktion. Die Bauern wurde schlecht für den Tabak bezahlt: 100 kg für 200 Reichsmark. Auf dem Schwarzmarkt bekamen sie für 1 kg schon den gleichen Geldbetrag. Der Verstoß gegen die Pflicht zur Abgabe brachte eine hohe Strafe mit sich, trotzdem schlugen fast alle Bauern Profit aus dem Schwarzmarkt.

Seit 1939 gab es Eigenanbau von Tabak durch Hobbygärtner. Diesen war die Haltung von 200 Pflanzen erlaubt, 20 davon steuerfrei; und ihr Produkt sollte nur für den Eigenverbrauch, nicht zum Tauschen da sein, nur der Tausch ihres Tabaks bei staatlichen Stellen gegen Zigaretten war erlaubt. Hier war ebenso Betrug alltäglich, allerdings war ihr Produkt miserabel, denn die Hobbybauern fanden den Fermentierungsprozess problemreich. Doch auch die Qualität der Industriezigaretten war miserabel. Der Grund waren fehlende Tabaksorten, welche durch Blätter und andere Pflanzen kompensiert wurden.

Nach 1945 blühte der Schwarzmarkt und der Grenzschmuggel zu den Niederlanden und Belgien war ein Massenunternehmen. So boomte auch der Zigarettentausch. Die "Schieber" (neudeutsch: Dealer) bezogen ihre Ware teilweise aus den Beständen der Besatzungstruppen oder konzentrierten über Aufkäufer und Schlepper Warenströme aus unterschiedlichen Quellen. Meist waren diese Schieber Großhändler da Lagerraum und eine nötige legale "Fassade" vorhanden waren. Diese Grossisten verkauften Waren an Zwischenhändler und diese an die Endverkäufer (Strassenhändler). Der Großhändler zahlte für 1 amerikanische Zigarette zwei bis drei Reichsmark (RM), der Endverbraucher musste schon fünf bis sieben RM dafür zahlen. Als Zigarettenschieber konnte man so gut Geld verdienen - ein Großhändler erlangte im Monat mehrere Millionen RM und auch der Kleinhändler verdiente nicht schlecht: 5000 RM im Monat- durchschnittlicher Stunden-Lohn eines Industriearbeiters dagegen 99 Pfennige.

In Deutschland kostete 1946-1948 eine Zigarette auf dem Schwarzmarkt 2,50 - 3,50 RM, eine Schachtel aber 50 - 140 RM, deshalb wurden lieber lose Zigaretten gekauft. Es fand auch ein reger Tausch mit Zigaretten statt, beispielsweise waren 50 kg Kohle 14 Zigaretten wert. Die Zigarette so war zu einer "zweite. Währung" geworden, und auch überall als Zahlungsmittel akzeptiert. Der Hauptgrund war das Misstrauen, das gegenüber der RM vorhanden war. Außerdem war die Zigarette eine ideale Warenreservenwährung, war leicht teilbar und überall akzeptiert.

Die Regierung ging rigoros gegen den Schwarzmarkt vor und es gab eine erhebliche Strafe beim Erwischen vom Tauschen (hohe Geldstrafen und Zwangsarbeit). Schieber galten in der Regierung als "Parasiten", für große Schieber galt teilweise die Todesstrafe. Das Thüringer Parlament verbot über ein Gesetz den illegalen Handel von Lebensmitteln, Arzneimitteln, Maschinen und Zigaretten, welches bei schwerem Verstoß die Todesstrafe vorsah. Mit Bestechung und Korruption versuchten sich die Glieder der Schwarzmarkt-Handelskette vor Kontrollen zu schützen und schotteten sich voreinander ab.

Am 21. Juni 1948 gab es die Währungsreform, Zigaretten waren nun im Überfluß vorhanden; aber dafür herrsche Geldknappheit. Dies bedeutete, dass legale Zigaretten zwar viel billiger waren, man sich aber trotzdem weniger leisten konnte als vorher; 1 Zigarette kostete nun 10 Pfennige. Die Raucherkarten verschwanden und auf den Zigaretten war nun ein Steueranteil von 70%. Daraus folgte, dass Großschieber im Geschäft blieben, da der Schwarzmarkt steuerfrei war. Der Schwarzmarkt für Zigaretten existierte noch bis in die Mitte der 1950er Jahre. Dann lohnte er sich wegen des Wohlstandes durch das Wirtschaftswunder nicht mehr.

Siehe auch

Nikotinsucht, Tabakrauchen, Tabakanbau, Tabaksteuer

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