Citroën
Citroën ist nach Renault und Peugeot die drittgrößte französische Automobilmarke.
Markengeschichte
Der Markenname Citroën geht auf André Citroën (5. Februar 1878 - 3. Juli 1935) zurück. André Citroën erwirbt 1900 auf einer Reise durch Polen ein Patent für ein Herstellungsverfahren für eine Verzahnungsmaschine, um Verzahnungen für Zahnräder in Form der Doppelwinkel herzustellen (daher das Markenemblem "//\\").
Er gründet eine Firma zur Herstellung dieser Winkelzahnräder, die dann später ab 1915 umgerüstet wird, und in der rund 23 Millionen Schrapnellgranaten des ersten Weltkriegs produziert werden. Dies liefert das nötige Startkapital, um nach Kriegsende das erste in Großserie gebaute europäische Automobil, den Typ A, 1919 vom Band laufen zu lassen. Elektrischer Anlasser und Reserverad - eine Revolution! Während die anderen noch mühsam per Hand den Motor ankurbelten, drückte man hier einen Knopf, und siehe da - los ging's!
Weitere Meilensteine und "Erst-Einführungen" in der Ära Citroën
1920: Einführung des Austausch-Ersatzteils, 300 Vertragshändler in Frankreich.
1921: erster Anbieter von Leasing- und Leihwagen.
1921: Einführung von insges. 165.000 Straßenschildern und Wegweisern in ganz Frankreich, mit dem Untertitel "Don de Citroën" ("ein Geschenk von Citroën").
1922: Beweis der Zuverlässigkeit: umgebaute Citroën Halbkettenfahrzeuge vom Typ B2 10 HP ("Kégresse") durchqueren als erste die Sahara über die Strecke zwischen Touggourt und Timbuktu im Automobil.
Dieser Expedition folgten 1924 die berühmte Croisière Noire und 1931 die Croisière Jaune (siehe unten).
1923: feste Reparaturpreise. Citroën-Modellautos und Kinderautos, elektr. oder pedalgetrieben (Citroenette).
1924-1925 durchquerten 8 Fahrzeuge Afrika von Colomb-Béchar bis Antananarivo in der legendären Expedition Croisière Noire.
4. Juni 1925: 280.000 Glühbirnen illuminieren das Wort "Citroën" über die gesamte Länge des Eiffelturm in alle 4 Richtungen.
1926: Europas erste Schuldverschreibung mit 10-jähriger Laufzeit.
21. Mai 1927: Charles Lindbergh überquert den Atlantik - und findet Paris, weil der weithin leuchtende Eiffelturm ihm den Weg weist. Wer holt ihn ab? Natürlich André Citroën!
1927: Europas erste Einführung des 13. Monatsgehalts.
1928: Gründung einer Citroën-Berufsfachschule. Weltpremiere: Citroën-Autoradios!
1929: Einjährige Garantie auf Neuwagen.
1931: Croisière Jaune: Paris-Peking. 35 Fahrzeuge brechen zu einer 20.000km langen Werbe-Reise auf.
1932: Petite Rosalie: 136.000km in 54 Tagen, durchschnittlich 104km/h - Weltrekord und Zuverlässigkeitstest.
1933: Weltgrößte Uhr (20m) wird auf dem "Citroën-Eiffelturm" installiert. Viele Leute haben noch keine Taschenuhr, und so wird der Blick zum Turm wieder zum Mittelpunkt des Stadtgesprächs.
1934: Der erste frontangetriebene, auf selbsttragender Ganzstahlkarosse aufbauende Wagen Traction Avant verlässt das Werk, und trägt zum legendären Ruf der Gangsterlimousine bei.
Was gab es noch in der Ära Citroën
Einführung von Betriebskindergarten und Betriebsorchester, sozialer Krankenversicherung und Pension. Schulkinder lernen aufgrund der von den Croisieres mitgebrachten Güter vieles von fremden Kulturen - die Gegenstände werden als Wanderausstellung durch die Schulen des Landes gereicht. Wieder ist der Name Citroën in aller Munde.
Aber: Weltwirtschaftskrise und Spielernatur André Citroën bringen das Firmenkapital zum Schmelzen. 1934 muss Konkurs angemeldet werden. Die Gebrüder Michelin übernehmen. An einem Tumor stirbt der entmachtete André Citroën am 3. Juli 1935 um 9 Uhr.
zweiter Weltkrieg
Kurz vor dem zweiten Weltkrieg hatte Citroën einiges an neuen Modellen in Planung und Erprobung:
- Da waren drei frontradgetriebene 8-Zylinder-Prototypen (zwei Limousinen, ein Cabriolet), die auf dem Traction Avant basierten, aber unter der verlängerten Haube einen aus zwei hintereinander gebauten 11CV-Motoren bestehenden 22CV-Motor. Die drei Prototypen wurden bei Kriegsbeginn nach Mauritius verfrachtet und es tauchen immer mal wieder Gerüchte auf, einer der Prototypen wäre auf Mauritius gesichtet worden.
- Dann hatte Citroën einen leichten Frontlenker-Lieferwagen in Entwicklung, interne Bezeichnung TUB.
- Und nicht zu vergessen die Prototypen des TPV, des Tout petit vehicle, des ganz kleinen Autos. Kurz vor Kriegsausbruch begann die Produktion, und nach 250 Exemplaren wurde sie wieder eingestellt, weil das Werk zur Panzerproduktion gebraucht wurde. Die meisten davon wurden wieder verschrottet, damit sie nicht den Deutschen in die Hände fielen, einige wurden aber einfach nur gut versteckt. Drei davon (zwei Limousinen und ein Pick-Up) so gut, daß man sie erst 1995 (also mehr als 55 Jahre später) in einer Scheune in Frankreich wiederentdeckte.
Nachkriegszeit
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden erstmal die Vorkriegsmodelle, insbesondere der Traction Avant weitergebaut.
1947 wurde der aus dem TUB weiterentwickelte und deswegen lange Zeit umgangssprachlich immer noch TUB genannte Lieferwagen des Typs H (später HY, HX, HW, HZ und 1600) vorgestellt, ein Jahr später am 8. Juli 1948 der aus dem TPV weiterentwickelte 2CV, im deutschsprachigen Raum bekannt als Ente, intern wurde das Modell wieder als Typ A, die Lieferwagenvariante AU geführt, technisch gibt es aber keine Gemeinsamkeiten mit dem Vorkriegsmodell Typ A. 1955 folgte die DS und löste dann den optisch Generationen älter aussehenden und noch bis 1957 gebauten Traction Avant ab. Im Jahre 1955 übernahm Citroën einen Anteil von 25% an der französischen Firma Panhard.
Das Design der DS war der Konkurrenz damals um Welten voraus und sieht auch heutzutage nicht nach den 50er Jahren aus. Auf die Frage, ob das das Auto von morgen sei, antwortete damals der Entwicklungsleiter Nein, das ist ein Auto von heute, alle anderen Autos sind von gestern.. Aber nicht nur das Design war modern und paßte nicht zur Zeit, zum Teil auch die Technik: Mit der DS wurde die für spätere Generationen großer Citroëns typische hydropneumatische Federung eingeführt. Die Motorisierung der DS hingegen war antiquiert.
Der Vierzlindermotor mit vorerst 1900 Qubikzentimetern und 55 PS wurde weitgehend unverändert aus der Traction Avant übernommen. Und trotz grosser Nachfrage erhielt die DS nie einen adäquaten Motor mit sechs oder acht Zylindern; auch spätere Modelle wie die DS 23 mußten sich stets mit vier Zylindern begnügen. Es war zwar ein 6-Zylinder-Boxermotor für dier DS geplant und auch entwickelt worden, dieser erreichte jedoch nicht zeitig genug die Serienreife, weswegen dann der alte, stehende Reihenvierzylinder aus dem Traction Avant herhalten mußte. Damit er unter die flache Motorhaube paßte, wurde er soweit wie möglich in den Innenraum geschoben, was ein Loch im Frontscheibenrahmen notwendig machte, damit man die vierte Zündkerze noch wechseln konnte.
Ära PSA
1975 wurde Citroën vom Konkurrenten Peugeot aufgekauft, seither firmieren die beiden Unternehmen als PSA und entwicklen neue Modelle gemeinsam. Letztes Citroën-Modell vor dem Zusammenlegen der beiden Automobilhersteller war der Citroën CX, erste gemeinsame Modelle der Visa und LN, die die technische Basis mit dem Peugeot 104 teilen. Der LN hat auch die Karosserie des 104 Z, während das Design der Visa-Karosserie auf einem Citroën-Entwurf aus Vor-PSA-Zeiten zurückgeht, der aber aufgrund der gemeinsamen Plattform nicht verwirklicht werden durfte.
Den Citroën-Entwicklern wurde angeblich sogar der Zugang zu den alten Kleinwagen-Entwürfen verweigert, was dazu führte, daß, als diese Pläne nach Rumänien verkauft wurden und der eigentliche Visa dort dann als Oltcit doch gebaut wurde (und schließlich als Citroën Axel auch wieder nach Westeuropa kam), kein einziges gemeinsames Teil an den beiden sich optisch extrem ähnelnden Modellen war. Selbst die aus Frankreich stammenden Motoren des zweitürigen Oltcit waren nicht die des Visa, sondern die luftgekühlten 4-Zylinder-Boxermotoren des größeren Modelles GS, denn der Visa hatte wassergekühlte Peugeot-Motoren oder, als Visa II, leicht modizifierte, luftgekühlte 2-Zylinder-Boxermotoren mit 650cm³ aus dem 2CV, welcher maximal 600cm³-Motoren hatte. Analog dazu gab es den gleichen Motor auch im LN, welcher damit ausgestattet als LNA in den Preislisten zu finden war.
Wortspiele in den Modellnamen
Mit dem Kürzel DS (im frz. Déesse ausgesprochen, was Göttin bedeutet) fing bei Citroën eine Reihe von Modellen an, bei denen der meist zweibuchstabige Modellnamen französisch ausgesprochen ein Wortspiel, eine Bedeutung oder einen Namen darstellt. Weitere Modelle dieser Art sind ID (Citroën) (Idée), LN (Hélène), LNA Hélèna und der CX (cx ist die französische Bezeichnung für den cw-Wert).
Ob auch schon der Traction Avant oder später der Sportwagen SM und die auf dem 2CV aufbauende Limousine Ami 6 zu dieser Reihe von Modellnamen mit Wortspielen gehören, ist umstritten:
- Der Traction Avant wurde auch kurz la Traction genannt, was sich als l' Attraction, zu deutsch die Attraktion lesen lässt.
- SM stand ursprünglich wohl für Sport und Maserati, denn der V6-Motor des SM stammte von dort, Citroën besaß damals Anteile an Maserati. Angesichts dem für seine Zeit überragenden, aus dem der DS weiterentwickeltem, hydropneumatischem Fahrwerk wird SM oft als Sa Majesté (französisch für Seine Majestät) gelesen. Böse Zungen dagegen behaupten in Hinsicht auf die Komplexheit der Technik dieses Wagens oft auch, SM stünde für Sadomasochismus.
- Ami heißt auf deutsch Freund. L'Ami Six, zu deutsch Der Ami 6 klingt auf französisch wie La Missis, zu deutsch Das Fräulein.
Alle Citroën-Modelle:
strukturiert nach Chronologie und den Basismodellen
(Einzelheiten und Modellvarianten befinden sich im Link)
Limousinen
Vorkriegs-Ära (bis 1945)
- Typ A (1919-1921)
- Typ B (1921-1928)
- Typ C C2-C3 (1922-1926)
- Typ C C4-C6 (1928-1934)
- 8CV Rosalie (1932-1935)
- 10CV
- Traction Avant Gangster-Limousine (1934-1957): 7CV, 11CV und 15CV (6-Zylinder)
- 22CV (Traction Avant 8-Zylinder-Prototypen, 1939)
- 2CV Ente (1948-1990)
- D-Modelle: DS (Déesse) (1955-1975) & ID (Idée)
- Ami 6 (1961-1969)
- Dyane (1967-1984)
- Méhari (1968-1987)
- Ami 8 und Ami Super (1969-1978)
- SM Sa Majesté (1970-1975)
- GS & GSA (1970-1986)
- Ami M35 & GS Birotor (Modelle mit Wankelmotoren, siehe auch Comotor und NSU)
- CX (1974-1989)
- LN & LNA Hélène (baugleich mit Peugeot 104 Z und Talbot Samba)
- Visa (1978-1988)
- A4x4
- Axel (1984-1990, siehe auch Oltena bzw. Oltcit, Rumänien)
- BX (1982-1994)
- AX (19??-1998)
- XM (1989-2000)
- ZX (1991-1997)
- Xantia (1993-2001)
- Evasion (1994-2002, baugleich mit Fiat Ulysse, Lancia Zeta und Peugeot 806)
- Berlingo (1996-?, baugleich mit Peugeot Partner)
- Saxo (1996-?, baugleich mit Peugeot 106)
- Xsara (Xsara 1: 9/1997 bis 11/2000, Xsara 2: ab 11/2000)
- Xsara Picasso (1999-?)
- C2
- C3 (2002-?)
- C3 Pluriel
- C4 (2004-?)
- C5 (2001-?)
- C6 (2005-?)
- C8 (2002-?, baugleich mit Fiat Ulysse (2. Gen.), Lancia Phedra und Peugeot 807)
Nutzfahrzeuge
Vorkriegs-Ära (bis 1945)
- LKWs und Lieferwagen
- TUB
- LKWs
- AU, AZU, AK, AKS Kastenente
- H, HY, HW, HX, HZ und 1600 Le TUB (1947-1981)
- Acadiane (Dyane Kastenwagen)
- C15 (Visa Kastenwagen)
- C25 (baugleich mit Fiat Ducato und Peugeot J5)
- C35 (baugleich mit Fiat 242)
- Jumpy (baugleich mit Fiat Scudo und Peugeot Expert)
- Jumper (baugleich mit Fiat Ducato (2. Gen) und Peugeot Boxer)
Siehe auch: Liste der Automobilmarken
Weblinks
- Citroën Deutschland AG
- Citroën Deutschland AG - Abteilung für Presse und Öffentlichkeitsarbeit
- komplette Bildergalerie