Schloss Versailles
Das Schloss Versailles ist ein Prachtschloss der französischen Könige und liegt in Versailles, einem Vorort von Paris. Es ist seit dem 17. Jahrhundert lange Zeit das Vorbild zahlreicher Schlösser europäischer Fürsten gewesen. Das Schloss ist seit 1979 Teil des UNESCO Weltkulturerbes.

Entstehung
Gebaut als Jagdschloss von Ludwig XIII. wurde es ab 1661 unter Ludwig XIV. von Le Nôtre, Le Vau und Lebrun renoviert und ausgebaut. Die ganze Gartenfront (barock-klassizistisch, entworfen von Le Nôtre) des mittleren Schlossflügels nimmt die große Galerie (Galerie des Glaces, auch Galerie de Louis XIV. genannt) ein, welche mit ihren Plafondgemälden, Spiegeln, Säulen, Pilastern etc. einen überwältigenden Eindruck macht. Nach dieser Galerie verdienen die Galerie des Batailles, das Oeil de boeuf, die Kapelle, das Theater etc. Erwähnung.
Kosten
Alle Rechnungen der gesamten Bauzeit sind erhalten geblieben. Zählt man die Ausgaben zusammen so ergeben sich 25.725.836 Livres (Bei einem Livre handelt es sich um eine Recheneinheit, die 409g Silber entspricht, ca. 10500 Tonnen Silber oder 0,456 Mrd. Gulden zu 23g Silber. Eine Umrechnung der Kosten ist nicht ohne weiteres möglich. Legt man den Silberpreis von 250 Euro/kg zurgunde, entspricht die Summe 2,6 Mrd Euro. Wird eine Kaufkraft von 80 Euro/Gulden zu Grunde gelegt kommt man auf 37 Mrd. Euro; legt man die relativen Kosten des Gebäudes für den Staatshaushalt auf heutige Werte um kommt man auf 259,56 Milliarden Euro - so oder so, es wird nicht viele Gebäude geben, die annähernd so teuer waren) verteilt auf etwa fünfzig Jahre (in diverse Bautätigkeiten und ständige Umbauten oder Verschönerungen durch Ludwig XIV. von 1661 bis 1710). Fast alle Aufträge wurden ausgeschrieben, Voranschläge unbedingt eingehalten, die Armee in Friedenszeiten zu Bauarbeiten herangezogen. Finanzminister Jean-Baptiste Colbert achtete auf äußerste Sparsamkeit. Was den meisten Betrachtern als unglaublicher Luxus erschien, war in Wirklichkeit so kostengünstig wie nur möglich gebaut, was zur Folge hatte, dass die Kamine oft nicht zogen, die Fenster nicht richtig schlossen und das Leben dort im Winter sehr unkomfortabel war. Die Aristokratie, so sie nicht zur königlichen Familie gehörte, hauste in engen Dachkammern. Ludwig XIV. wollte weitere Aufstände wie die Fronde verhindern, indem er den Adel um sich scharte und streng überwachen ließ. Nur bei Hofe konnten Posten und Ämter ergattert werden, wer sich von der Sonne entfernte, verlor seine Vorrechte.

Parkanlagen
Der Schlosspark ist einer der größten und bedeutendsten Europas. Er steigt terrassenförmig an und ist mit seinen Blumenbeeten, Rasenteppichen, seiner Orangerie, seinen Bassins und Springbrunnen sowie den zahlreichen Bildwerken eine Fortsetzung der Schlossarchitektur
Im Park von Versailles liegen die Lustschlösser fetten oder dünnen oder Groß-Trianon.
Geschichte
Königsresidenz
Um das Schloss entwickelte sich allmählich die Stadt, da Ludwig XIV. den Baulustigen allen möglichen Vorschub leistete. Auch Ludwig XV. residierte hier, ebenso Ludwig XVI. Während dieser Zeit stieg die Bevölkerung auf mehr als 100.000 Seelen, sank aber, als der König gezwungenermaßen nach Paris übersiedelte, sehr rasch.
In der Revolution
Für die konstitutionelle Phase der Französischen Revolution war das Schloss Versailles insofern von Bedeutung, als hier, in der "Grande Salle des Menus Plaisirs", am 5. Mai 1789 die Generalstände zusammentraten. Als der König, dem nach der Verfassung die Einberufung und Entlassung der Generalstände zustanden, den Sitzungssaal aus politischen Gründen schließen ließ, zogen die Abgeordneten des Dritten Stands, die sich mittlerweile zur Nationalversammlung erklärt hatten, in das Ballhaus zurück.
Nach der Revolution
Nach der Revolution 1789 konnte man das Schloss nur notdürftig erhalten. Seit Ludwig Philipp dagegen wurden die Räume wiederhergestellt sowie das Schloss zu einem großartigen historischen Nationalmuseum eingerichtet und mit Büsten, Porträts, Schlachtenbildern und anderen Kunstwerken von vorwiegend historischem Wert ausgeschmückt (darunter Meisterwerke von Horace Vernet, Eugène Delacroix, Ary Scheffer, Adolphe Yvon, James Pradier u.a.).
Deutschland - Frankreich
Das Schloss hatte eine große Bedeutung in der deutsch-französischen Geschichte. Vom 5. Oktober 1870 bis 13. März 1871 war Versailles Sitz des großen Hauptquartiers der deutschen Armeen. Nach dem deutschen Sieg über Frankreich im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 wurde am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses König Wilhelm I. von Preußen zum deutschen Kaiser Wilhelm I. proklamiert. Der Ort wurde bewusst ausgewählt, um die Franzosen zu demütigen.
Die Friedenspräliminarien wurden am 26. Februar 1871 in Versailles unterzeichnet. Am 10. März 1871 verlegte die Nationalversammlung den Regierungssitz von Bordeaux nach Versailles; erst 1879 wurde er wieder nach Paris verlegt.
Versailler Vertrag
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Waffenstillstandsvertrag, den das besiegte deutsche Kaiserreich unterschreiben musste, dort verhandelt (Versailler Vertrag). Diesmal wählten die Franzosen den Ort, um die Deutschen zu demütigen.
Die harten Auflagen des Versailler Vertrages (u.a. hohe Reparationsverpflichtungen und Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld) belasteten die junge Weimarer Republik sehr. Daher ist die Ansicht weit verbreitet, dass die Folgen des Versailler Vertrages den Boden für den späteren Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland bereitete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Versailles und sein Schloss eine Stätte der deutsch-französischen Aussöhnung. Davon zeugen die Feierlichkeiten anlässlich der 40. Wiederkehr der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages vom 22. Januar 1963 (2003).
Räumlichkeiten
Ballhaus
Nach dem Ballspiel (Jeu du Paume) benannter Raum im Schloss in Versailles. Diente der Versammlung des Dritten Standes nach dem 20. Juni 1798 als Tagungsort, nachdem Ludwig XVI. versucht hatte, die Sitzung des Dritten Standes durch Schließung des regulären Sitzungssaales zu verhindern. Bekannt durch den Ballhausschwur am 20. Juni 1789.
Personen
Das Schloss Versailles war der Geburtsort einiger Könige:
Nachbildungen
Viele Schlösser hatten das Schloss Versailles als Vorbild. Hierzu zählten u. a. das Residenzschloss Ludwigsburg, das Schloss Herrenchiemsee, die Reggia, das Schloss Wilanow, das Schloss Oberschleißheim, das Schloss Herrenhausen in Hannover (siehe Herrenhäuser Gärten) oder das Schloss Schwetzingen. Auch das Schloss Schönbrunn in Wien und das preußische Versailles Sanssouci zählen dazu. Zudem wurde die Kunst der weitlaüfigen Gartenanlagen Versailles' nach den europäischen Fürsten- und Königshöfen "exportiert". Eines dieser großartigen Nachbildungen stellt der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel dar, der ehemaligen Residenzstadt des Kurfürstentums Hessen-Kassel.