Burg Satzvey
Burg Satzvey liegt am nordöstlichen Rand der Eifel in Mechernich-Satzvey im Kreis Euskirchen. Unter Fachleuten gilt sie als die in ihrer originalen Bausubstanz besterhaltene Wasserburg des Rheinlands, als Kleinod des rheinischen Burgenbaues und Denkmal adliger Kultur und Lebensform.

Burgentypus
Burg Satzvey ist eine typische Wasserburg, wie sie der Ministerialadel des 14. und 15. Jahrhunderts im Flachland errichtete, während der Hochadel sich schwer zu erobernde Höhenburgen baute. Den fehlenden Berg als natürliches Hindernis für Angreifer mussten schwer zu überwindende Wassergräben ersetzen. Aus diesem Grund wurden Wasserburgen meist auf zwei Inseln gebaut und lagen fast immer in der Nähe eines Baches, der die Gräben mit Wasser versorgte. Die stärker befestigte Hauptburg wurde dadurch zusätzlich durch die Vorburg auf der zweiten Insel geschützt.
Geschichte
Auch die Satzveyer Anlage stand ursprünglich auf zwei Inseln. Auf einer leicht befestigten und von Wassergräben umgebenen ehemaligen Hofanlage (Fronhof) wurde um 1400 das erste, ursprünglich freistehende zweistöckige und dem gotischen Baustil zuzuordnende Burghaus von einem Vogt (Verwalter, Dienstmann) namens Heinrich von Krauthausen errichtet als repräsentativer Verwaltungssitz der umfangreichen kirchlichen Güter der Gemarkung Vey, benannt nach dem durch das Gebiet laufenden Veybach. Noch im 15. Jahrhundert wurde die Wehrhaftigkeit der Anlage erhöht. Das Torhaus mit den Doppeltürmen entstand, ein Zwinger wurde angelegt und die Vorburg stärker befestigt. Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Vogtei zum reichsunmittelbaren Herrschaftssitz (nur dem Kaiser unterstellt), 1794 ging die Unterherrschaft Satzvey verloren und hatte nur noch den Status eines landtagsfähigen Rittergutes. 1738 kam die Burg durch Erwerb in den Besitz des bedeutenden rheinischen Adelsgeschlechtes von und zu Gymnich und 1882 durch Aussterben dieser Gymnicher Linie an den Reichsgrafen Dietrich Wolff Metternich zur Gracht.
Bis dahin gab es auf Burg Satzvey seit dem 16. Jahrhundert keine wesentlichen Veränderungen. Erst Dietrich Wolff Metternich zur Gracht machte am Ende des 19. Jahrhunderts durch eine umfangreiche Renovierung und Erweiterung aus der bis dahin noch weitgehend mittelalterlichen und stark verfallenen Burg einen zeitgemäßen repräsentativen Herrschaftssitz. Wassergräben wurden trockengelegt, das Burghaus durch Vor- und Anbauten erweitert und neue Türme errichtet. Auf der ehemaligen Vorburg entstanden Gebäude im Stil englischer Marställe (fürstliche Stallungen) und ein Gutshof mit Wirtschaftsgebäuden wurde angelegt. Kern und Vorbild dieser Baumaßnahmen war die vorhandene originale Bausubstanz des frühen 15. Jahrhunderts, wodurch sich das Endprodukt zum Denkmal der eigenen Baugeschichte gestaltete und damit naturgemäß auch zum Denkmal adliger Kultur und Lebensform überhaupt.
Von kriegerischen Zerstörungen blieb die Burg über Jahrhunderte weitestgehend verschont. Im Zweiten Weltkrieg wird sie jedoch schwer beschädigt.1942 tritt Reichsgräfin Adeline Metternich zur Gracht das Erbe an Stelle ihres im Krieg gefallenen Bruders an. 1944 heiratet sie Franz Josef Graf Beissel von Gymnich zu Frens (ein jüngerer Zweig derer von und zu Gymnich), womit Burg Satzvey an die Grafen Beissel von Gymnich fällt. Das junge Paar bezieht die Burg und setzt in den folgenden Jahren unter den schweren Bedingungen der Kriegs- und Nachkriegswirren zunächst die wichigsten Bauteile wieder instand. Bis heute sind sie auf Burg Satzvey ansässig und ihre vier Söhne wurden hier geboren.
Die Burg heute
1977 überschreiben die Eltern den Besitz ihrem ältesten Sohn Franz Josef Graf Beissel von Gymnich. Um die Burg erhalten zu können und Geschichte und Traditionen vergangener Epochen zu bewahren, entschließt er sich, die Anlage dem Publikum zugänglich zu machen. Heute gilt Burg Satzvey als die in ihrer originalen Bausubstanz besterhaltene Wasserburg des Rheinlands. Das ursprüngliche Burghaus, das doppeltürmige Torhaus, die Nordmauer und der Nordturm sind die ältesten Bauteile. 600 Jahre haben sie überdauert und bilden mit den Baumaßnahmen des späten 19. Jahrhunderts ein einzigartiges Denkmal einer typischen deutschen Wasserburg.
Von drei Generationen der Familie Beissel von Gymnich wird Burg Satzvey heute bewohnt, die Traditionen pflegt und vorbildlich Erhaltung durch Unterhaltung betreibt. Eine gelungene Mischung aus Denkmalpflege und Präsentation lebendiger Historie vor einer malerischen Kulisse.
Feste und wechselnde Veranstaltungen
Rittersfestpiele, historische Basare und saisonale Märkte und Feste, mittelalterliche Gastereyen, Musikveranstaltungen, Theateraufführungen, Bühnenshows sowie spezielle Veranstaltungen für Kinder.
Für Firmenveranstaltungen und private Feste wie Hochzeiten etc. können Räume und Gelände gemietet werden.
Das Burggelände kann jederzeit ohne Eintritt besichtigt werden. Gegen Gebühr werden Burgführungen in das Innere des Burghauses angeboten. Auf dem Burggelände befinden sich verschiedene Restaurantbetriebe und Geschäfte.
Die Burgfalknerei bietet samstags und an Sonn- und Feiertagen Greifvogelschauen im Anschluss an die Burgführungen.
Literatur
- Elke Lutterbach: "Burg Satzvey (Ritterburgen Band 2)", J. Bachem Verlag 2005, 144 Seiten, 250 Abbildungen, ISBN 3-7616-1863-8