Heinrich von Podewils (Politiker)
Heinrich Graf von Podewils („der Fürsichtige“; * 3. Oktober 1696 in Krangen, Pommern; † 29. Juli 1760 in Magdeburg) war ein einflussreicher preußischer Politiker und ab 1740 Kriegsminister.
Leben und Wirken
Heinrich von Podewils wuchs im Dorf Krangen in Hinterpommern auf. Er studierte Rechtswissenschaften in Halle bei Thomasius, Ludwig und Boehmer sowie in Leiden bei Noodt und Gravesende. Er heiratete 1721 in erster Ehe die Tochter Charlotte († 1724) seines Onkels[1] Wilhelm von Grumbkow, der ihn später in preußische Staatsdienste berief. Podewils hatte zwei Töchter[2] sowie mehrere Söhne.[3] Er galt als sprachlich sehr begabt und als genauer Formulierer in Wort und Schrift. In dieser Eigenschaft half er später dem preußischen König bei der Abfassung verschiedener Schriften und Verträge.[4]
Privat interessierte sich Podewils für Archäologie, übernahm eine solche Sammlung seines Vaters und führte sie zeitlebens fort.[5]
Im Jahre 1720 wurde Podewils als Geheimer Kriegsrat in das preußische Generalkriegskommissariat berufen. Obwohl Podewils von Zeitgenossen als „Zauderer“ oder „Zitterer von Natur“ beschrieben wurde, erwarb er durch seine Umsichtigkeit das Vertrauen von Friedrich Wilhelm I. Dieser ernannte ihn 1722 zum Geheimen Finanzrat im Generaldirektorium und übertrug ihm diverse diplomatische Missionen wie die Gesandtschaft in Kopenhagen (1728) und in Stockholm (1729).
Unter Friedrich II. wurde Podewils „Wirklicher Geheimer Kriegs-, Etats- und Kabinett-Minister“ und war damit für die gesamte Außenpolitik Preußens zuständig. Podewils versuchte in dieser Position, den König immer wieder vor Feldzügen zu warnen oder setzte sich für vernünftige Kompromisse in ausweglosen Situationen ein. Die Außenpolitik wurde jedoch von Friedrich II. dominiert, wodurch sich Podewils auf die Position eines Assistenten zurückzog. Dennoch blieb er lange Zeit ein enger Vertrauter Friedrichs II. und umsichtiger Berater in der Reichspolitik. Als Minister leitete er die Friedensverhandlungen mit Österreich und Sachsen, die zu den Friedensverträgen von Breslau und Berlin (1742) bzw. Frieden von Dresden (1745) führten.
Durch den Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, den Podewils nicht verhindern konnte, schwand sein Einfluss in der Politik. Karl Wilhelm Finck Graf von Finckenstein wurde nun neuer Kriegsminister und Vertrauter des Königs. Podewils starb bald darauf in Magdeburg, wohin sich der Hof aus Berlin zurückgezogen hatte.
Friedrich II. beklagte seinen Tod als den eines Ministers,
„dessen Hingebung und Eifer für meine Interessen beständig meinem Andenken empfohlen bleiben werden; der Verlust, der mich in der Person eines so würdigen und treuen Dieners trifft, wird mir stets eine traurige Erinnerung sein.[6]“
Familienbesitz
Podewils besaß seit 1732 ein Palais in der Berliner Klosterstraße.[7] 1749 erwarb er das Gut Fredersdorf bei Berlin von dem damaligen Besitzer, Hans Ludwig von Görtzke, Nachkomme des berühmten Generals Joachim Ernst von Görzke. Bis zum Jahre 1775 wurden weitere Flächen rund um das Gut hinzugekauft, sodass die Familie Podewils bis 1811 als alleinige Besitzer im Grundbuch eingetragen waren.[8] 1796 kaufte man das Rittergut Tempelhof bei Berlin.
In Fredersdorf, auf dem Gelände der dortigen evangelischen Kirche, ließ Carl Ernst George von Podewils 1780 über dem Grab des Heinrich Graf von Podewils ein Mausoleum für die gesamte Familie errichten.[9]
Familie
Er heiratete 1721 in erster Ehe Charlotte von Grumbkow († 1724) die Tochter von Wilhelm von Grumbkow. Nach ihrem Tod heiratete er Sophia Henrietta von der Schulenburg (1714–175) die Tochter von Hans Georg von der Schulenburg (1645–1715) und Renate Sophie von der Schulenburg (1674–1743). Das Paar hatte folgende Kinder:
- Sophie Christine Dorothea (1734–1802)
- ∞ 17. Juli 1758 Johann August von Häseler (* 1. Oktober 1724; † 24. April 1763) Sohn von August von Haeseler
- ∞ Friedrich Wilhelm von Marschall (geschieden)
- ∞ 1767 Emanuel Friedrich von Bredow (* 28. Mai 1732; † 28. Januar 1780)
- ∞ 1781 Johann Ludwig von Hordt
- Friedrich Heinrich (* 10. Januar 1737; † 27. Oktober 1757)
- Karl Ernst Georg (* 6. August 1738: † 3. Juni 1789)
- Wilhelm Adam Otto (* 4. Oktober 1739; † 30. November 1768)
- Friedrich Werner (* 2. Oktober 1742: † 23. November 1804)
Ehrungen
1741 wurde Heinrich zusammen mit seinen Brüdern Adam Joachim und Otto Friedrich in den Grafenstand erhoben und mit dem Schwarzen Adlerorden ausgezeichnet.[10]
In Berlin-Mitte in der Klosterstraße 68 / Ecke Parochialstraße befindet sich am „Podewilschen Palais“ eine Gedenktafel. Diese Parochialstraße hieß bis 1800 Podewils Gasse (auch Podewilsgasse geschrieben).[11] In Berlin-Tempelhof erinnert eine Podewilsstraße an die ehemalige Gutsbesitzerfamilie.[12]
Literatur
- Hans Wolfram von Hentig: Heinrich von Podewils (Politiker). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 556 f. (Digitalisat).
- Reinhold Koser: Podewils, Graf Heinrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 344–351.
Quellen und Weblinks
- „Preußenchronik“ beim rbb
- Webseite des Heimatvereins Vogelsdorf-Fredersdorf
- „Lexikon 88“ mit Kurzinfos über Graf von Podewils
Einzelnachweise
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, 16. Band, Leipzig und Wien 1909, S. 58.
- ↑ Kulturprojekte Berlin
- ↑ Vgl. Fechner: Hoym, Karl George Heinrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 219–225.
- ↑ Adelsgeschlecht Podewils in Meyers Konversations-Lexikon 1905 auf zeno.org
- ↑ Geschichts- und Heimatverein Gusow-Platkow
- ↑ „Preußenchronik“ beim rbb
- ↑ Podewilssches Palais in Berlin-Mitte im Bezirkslexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
- ↑ privates Dokument über die Bäume in Fredersdorf
- ↑ Detailinfo zum Mausoleum in Fredersdorf
- ↑ Altes Privat-Dokument über die Familie von Podewils als Besitzer des Ritterguts Coseeger
- ↑ Podewilsgasse. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
- ↑ Podewilsstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
Personendaten | |
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NAME | Podewils, Heinrich Graf von |
ALTERNATIVNAMEN | Podewils, Henry de |
KURZBESCHREIBUNG | preußischer Kriegsminister |
GEBURTSDATUM | 3. Oktober 1696 |
GEBURTSORT | Krąg |
STERBEDATUM | 29. Juli 1760 |
STERBEORT | Magdeburg |