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Rotary International

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Der Rotary Club ist ein religiös und politisch unabhängiger Wohltätigkeitsclub, in dem sich vornehmlich führende Persönlichkeiten etwa aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und allen anderen Bereichen der Gesellschaft zusammengeschlossen haben.

Allgemeines

Die mittlerweile 100-jährige Idee hinter dem Rotary Club würde man heute als sozial engagiertes Netzwerk höherer Gesellschaftsschichten bezeichnen (das Rotary-Verfahrenshandbuch 2001 beschreibt eine „Weltgemeinschaft von Berufsleuten“), das sich die Hilfe für andere Menschen und weltweite Verständigung auf die Fahnen geschrieben hat. Eine „verantwortungsbewusste private, geschäftliche und öffentliche Betätigung“ soll auf Basis „hoher ethischer Grundlagen“ gefördert werden. Service above self gilt als Wahlspruch vieler Rotarier.

Nicht zuletzt auf Grund der eigentümlichen Aufnahmeregelung (siehe Mitgliederstruktur und Aufnahme unten) werden Rotarier von Außenstehenden bisweilen mit Skepsis als einge- oder gar verschworene Gemeinschaft betrachtet, in der vornehmlich Geschäftsbeziehungen gepflegt werden – „Durch Pflege der Freundschaft als einer Gelegenheit, sich anderen nützlich zu erweisen.“ ist eine in dieser Hinsicht sehr zweideutige Zielsetzung. Dass solche Aktivitäten vonstatten gehen, lässt sich wahrscheinlich kaum abstreiten, sollte aber angesichts der Mitgliederstruktur und der Tatsache, dass letztlich in jedem Verein Freundschaften gepflegt werden und oft auch geschäftliche Dinge Platz greifen, auch nicht zu sehr verwundern.

Unbestritten verfolgt der Rotary Club wohltätige Zwecke. In der Leistungsbilanz 2002/2003 wiesen deutsche Rotary Clubs 29,7 Millionen Euro aus. Zwei bedeutende internationale Projekte sind die 1979 initiierte Kampagne zur Bekämpfung der Kinderlähmung („Polio Plus-Kampagne“), die seit 1988 gemeinschaftlich mit der Weltgesundheitsorganisation betrieben wird, sowie eines der weltweit größten nicht staatlich finanzierten Jugendaustausch-Programme.

Bekannte Rotarier waren bzw. sind zum Beispiel der Schriftsteller Thomas Mann, der ehemalige deutsche Bundespräsident Roman Herzog, der österreichische Physiker Anton Zeilinger und der Hamburger Bürgermeister Ole von Beust.

Geschichte

Am 23. Februar 1905 wurde der erste Rotary Club von Anwalt Paul P. Harris in Chicago, Illinois (USA) zusammen mit drei Freunden gegründet. Seine Motivation soll gewesen sein, in den Großstädten eine ähnlich vielfältige Wertegemeinschaft zu schaffen, wie er sie als Kind auf dem Land erlebt hatte, wo jeder entsprechend seinen Fähigkeiten andere nach Möglichkeit unterstützte. Aus dieser Basis her rührt der Grundsatz „Gemeinschaft von Berufsleuten“.

Harris verabredete regelmäßige Treffen - rotierend - in den Büros der Gründer. Der Name der Vereinigung leitete sich aus dieser realisierten Absicht ab. Inzwischen hat die Dachorganisation aller Rotarier-Clubs, Rotary International, ihren Sitz in Evanston, Illinois.

Heute gibt es mehr als 31.000 Clubs in 166 Staaten mit rund 1,2 Millionen Mitgliedern, und zwar Männer wie Frauen. Die Mitglieder werden Rotarier genannt.

Die Geschichte des Rotary Clubs ist eng mit der Geschichte der UNO verbunden: So waren 49 Rotarier an der Erarbeitung der Charta der Vereinten Nationen im Jahr 1945 beteiligt, es wurde die UNESCO auf Grundlage einer Rotary-Konferenz gegründet und noch heute ist Rotary International offizieller Beobachter, sog. NGO, bei der UNO.

Der erste Schweizer Distrikt wurde am 1. Juli 1925 gegründet. Ebenfalls bereits 1925 wurden die ersten Clubs in Österreich gegründet, während in Deutschland die Geschichte von Rotary 1927 mit der Gründung des ersten Clubs in Hamburg begann. Bis 1928 gehörten die österreichischen und deutschen Clubs demselben Distrikt an.

NS-Zeit

Bereits zu Beginn der NS-Diktatur haben viele deutsche Rotary Clubs ihre jüdischen Mitglieder ausgeschlossen. Wenige Ausnahmen behielten ihre jüdischen Mitglieder bis zur Auflösung der Clubs 1938. Der nationalsozialistischen Führung war Rotary als international verbundene Organisation suspekt. Es erfolgten mehrere Besuche internationaler Rotarier im dritten Reich, die der deutschen Führung versicherten, Rotary sei nicht politisch aktiv und würde nicht auf Regierungsangelegenheiten Einfluss nehmen. Trotzdem untersagten die Nazis Beamten und NSDAP Mitgliedern eine Mitgliedschaft bei Rotary. Im folgenden versuchten deutsche Rotary Clubs sich der Nazi Regierung anzupassen was in dem Angebot gipfelte, alle Entscheidungen von Rotary Deutschland von der Reichsführung absegnen zu lassen und sich gleichzuschalten. Als die NS Regierung auf die Angebote von Rotary nicht einging, zeigte sich die Unvereinbarkeit von der rotarischen Ziele und der NS Ideologie. Auch der Versuch mancher Clubs, der Sonderweg eines "deutschen Rotary", blieb erfolglos. So löste sich Rotary in Deutschland 1938 selbst auf. In der Folge trafen sich mehrere deutsche Rotary Clubs, wie auch Rotary Clubs in den von Deutschland besetzen Gebieten, im Untergrund oder etwa unter dem Deckmantel eines Gesangsvereins.

Struktur

Rotary besteht an der Basis aus einzelnen, regionalen Clubs. Jeweils ungefähr 50 bis 100 Clubs sind zu einem sogenannten Distrikt zusammengefasst, die Distrikte wiederum in weltweit 34 Zonen organisiert. An der Spitze eines Distrikts steht der jeweils für ein Jahr gewählte Governor, der während seiner Amtszeit Mitglied im Governorrat des Landes ist. Dieser stellt das Bindeglied zwischen dem Hauptsitz von Rotary International und dem einzelnen Club dar.

In Deutschland sind die ca. 43.500 Mitglieder in 881 Clubs in 14 Distrikten organisiert. In der Schweiz und Liechtenstein gibt es 3 Distrikte mit 205 Clubs und ca. 11.000 Mitgliedern. Österreich ist in 2 Distrikte geteilt, wobei der östliche Distrikt als Besonderheit Österreich, Ungarn, Slowenien, Bosnien und Kroatien umfasst. Zusammen bestehen beide Distrikte aus 208 Clubs mit ca. 8.500 Mitgliedern.

Ein Rotary Club trifft sich in der Regel wöchentlich in seinem Clublokal. Es herrscht Präsenzpflicht der Mitglieder.

Mitgliederstruktur und Aufnahme

Um das Ziel einer „Gemeinschaft von Berufsleuten“ zu erreichen, soll Rotary möglichst viele Berufsfelder umfassen. Aus diesem Grund ist pro Club in der Regel nur eine sehr kleine Anzahl Vertreter jeder Berufsklasse zugelassen. Man kann einem Rotary Club nicht direkt beitreten, sondern wird von einem Mitglied vorgeschlagen und nur aufgenommen, sofern kein anderes Mitglied Einspruch erhebt.

Gerade durch das Prinzip des indirekten Beitritts entsteht eine äußerst ausgewählte und untereinander verbundene Mitgliederstruktur, die nach außen sehr verschlossen und elitär wirken kann. Schwierigkeiten bei einer Öffnung sind programmiert, wie sich am Beispiel Schweiz/Liechtenstein zeigt: Unter 11.000 Mitgliedern befinden sich gerade mal 522 Frauen. Dies kann sehr schnell als frauenfeindlich ausgelegt werden, obwohl die Ursache genau so gut in der Regel der Berufsdiversifizierung liegen kann (ist ein Berufsfeld erstmal „besetzt“, ist es wegen des Lebensalters des Mitglieds möglicherweise gleich für die nächsten Jahrzehnte besetzt und blockiert somit die Aufnahme neuer Mitglieder), wie auch in der Tatsache, dass umgekehrt Männer selten Interesse haben, in reine „Frauenclubs“ einzutreten.

Begriff

Der Begriff "Rotary" leitet sich von der bis heute erhaltenen Idee ab, dass die Clubämter jährlich wechseln (rotieren). Der ursprüngliche zusätzliche wöchentliche Wechsel auch des Meetingsortes ist heute jedoch nicht mehr üblich.

Freimaurer

Rotary International wird oft eine Verbindung zur Freimaurerei nachgesagt. Begonnen von der Katholischen Kirche (vor allem in Polen), die eine Konkurrenz der von Rotary formulierten Ethik zu ihrem Ethikmonopol sah, wurde dieses Argument besonders in der Propaganda des dritten Reiches verwandt. Diese breit angelegte Propaganda wirkt bis heute in der Debatte um Rotary nach. Bereits der Gründer von Rotary Paul P. Harris hat in Briefen und öffentlichen Reden immer wieder bestätigt, dass weder er noch Rotary mit der Freimaurerei verbunden sind. Bei über einer Million Mitglieder gibt es aber vermutlich auch Freimaurer unter den Rotariern.

Rotaract

Rotaract Club ist eine Organisation, die in den 60er Jahren von Rotary International gegründet wurde, um die Entwicklung von Verantwortungsbewußtsein, internationalem Geist und ethischen Grundsätzen in der Jugend zu fördern. Rotaract besteht aus einzelnen Clubs, in denen sich junge Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren engagieren. Das Programm basiert auf den Säulen "Lernen - Helfen - Feiern". Rotaract blickt in Deutschland auf eine mehr als 35-jährige Geschichte zurück. Heute existieren über 165 Clubs. Rotaract International ist eine weltumspannende Gemeinschaft mit Clubs in mehr als 155 Ländern. Rotaract als selbständiger Teil der rotarischen Weltgemeinschaft steht in engen Beziehungen zu Rotary. Das gilt in besonderer Weise für das Verhältnis der Rotaract Clubs zu ihren rotarischen Patenclubs.

Quellen

Kritische Websites

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Siehe auch