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Partei Bibeltreuer Christen

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Partei Bibeltreuer Christen
Datei:PBC-Logo.gif
Partei­vorsitzender Ole Steffes
Stell­vertretende Vorsitzende Klaus-Dieter Schlottmann,
Dr. Detleff Karstens
Bundes­schatz­meisterin Antje Steffes
Ehren­vorsitzender Gerhard Heinzmann
Gründung 22. November 1989
Gründungs­ort Karlsruhe
Haupt­sitz Karlsruhe
Bundestagssitze keine
Mitglieder­zahl < 3500
(Stand: 2010)
Website www.pbc.de

Die Partei Bibeltreuer Christen (PBC) ist eine 1989 gegründete deutsche christlich-fundamentalistische[1] Kleinpartei mit evangelikaler Prägung.[2]

Auf europäischer Ebene ist die Partei Mitglied der Europäischen Christlichen Politischen Bewegung (ECPM).

Inhaltliches Profil

Die christlich-konservative Partei legt als Basis für ihr politisches Programm ihr Verständnis der Werte und Normen der Bibel zugrunde und fordert eine Gesellschaftsorientierung an christlicher Ethik. Glauben und Politik seien ihrer Meinung nach untrennbar miteinander verbunden.[3] Zentrale Aussagen betreffen u. a. die Förderung von Ehe und Familie, Stärkung der Erziehung durch die Eltern durch Einführung des Erziehungsgehaltes, Reform der Sozialsysteme durch Erhöhung der Verantwortung des Einzelnen bei gleichzeitiger Zurücknahme des Staates, Ersatz des Sachleistungs- durch das Kostenerstattungsprinzip in der Krankenversicherung sowie die Intensivierung der Beziehungen zu Israel.[4]

Die Partei tritt für die Erschwerung von Scheidungen ein und lehnt den Schwangerschaftsabbruch sowie praktizierte Homosexualität ab.[5] Die PBC fordert ein Verbot pornografischer Schriften sowie die Wiedereinführung der Bestrafung von Kuppelei bei Jugendlichen. Sie sprach sich für einen Gottesbezug in der EU-Verfassung aus und strebt die allgemeine Einführung regelmäßiger Bibelunterweisung und der Schöpfungslehre für alle Schüler an deutschen Schulen an. Gebet und Verbindlichkeit der biblischen Anweisungen sollen der Sicherung des Friedens und der Abwehr eventueller Gefahren für Deutschland – worunter sie auch die „Überfremdung“ zählt – dienen. Des Weiteren wendet sie sich betont gegen Okkultismus und den Islam.

Außenpolitisch zeigt sie sich stark pro-israelisch. In ihren europapolitischen Leitlinien zur Europawahl 2009 lehnt die PBC den Vertrag von Lissabon ab und fordert eine Volksbefragung über die EU-Verfassung.

Die PBC konkurriert im politischen Segment der christlichen Kleinparteien mit der Deutschen Zentrumspartei, der Partei für Arbeit, Umwelt und Familie (AUF), der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP)[1] sowie der Christlichen Mitte (CM); von diesen sind die beiden ersteren zusammen mit der PBC Mitglied im Verband Europäische Christliche Politische Bewegung (European Christian Political Movement, kurz: ECPM). Die ECPM ist über die niederländische ChristenUnie im Europäischen Parlament vertreten und dort Teil der europakritischen Fraktion Europäische Konservative und Reformisten.

Herkunft der Mitglieder

Die knapp 3.500 Mitglieder der PBC kommen überwiegend aus Freikirchen sowie aus den evangelischen Landeskirchen. Die meisten Mitglieder hat die Partei in Baden-Württemberg, gefolgt von Bayern und Nordrhein-Westfalen; prozentual war sie bis zur Landtagswahl 2011, bei der sie nur noch in 10 Wahlkreisen kandidierte und auf 0,1 % der Stimmen absank, in Baden-Württemberg am stärksten, gefolgt von Sachsen.

Bundesvorstand

Vorsitzender Ole Steffes
Stellvertretende Vorsitzende Klaus-Dieter Schlottmann, Detleff Karstens
Schatzmeisterin Antje Steffes
Bundesvorsitzender der JuBis vakant
Ehrensvorsitzender Gerhard Heinzmann
Beisitzer Thomas Förster, Werner Ginsberg, Steve Körner, Michael Sodtke, Hans-Dieter Völlm, Gabriele Völlm

Daten der Landesverbände

Die PBC ist in neun Bundesländern mit Landesverbänden vertreten.

Landesverband Vorsitzender[6][7]
(Stand: 2. April 2010)
Ergebnis der letzten Wahl des Landesparlaments[8] Ergebnis der Bundestagswahl 2009[9]
Baden-Württemberg Baden-Württemberg Markus Grammel 0,1 % (2011) 0,4 %
Bayern Bayern Johann Sliwa n.a. (2008) 0,1 %
Berlin Berlin Matthias Gardain n.a. (2006) n.a.
Bremen Bremen Dietrich Baecker n.a. (2011) 0,3 %
Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Uwe Seppmann 0,1 % (2011) n.a.
Niedersachsen Niedersachsen Sonni Tonne 0,2 % (2008) n.a.
Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Heinz Kaulbach 0,1 % (2010) n.a.
Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz n.a. (2011) 0,3 %
Sachsen Sachsen Thomas Lamowski 0,4 % (2009) n.a.
Legende
  • n.a. – nicht angetreten

Geschichte

Die Partei entstand 1989 im Zuge der Diskussion um den umstrittenen Paragrafen 218, der die Abtreibung unter bestimmten Voraussetzungen legalisiert. Gegründet wurde sie von Pastor Gerhard Heinzmann, der der Überzeugung war, Gott habe ihm diesen Auftrag gegeben.[10] Heinzmann war bis 2005, als er aus Altersgründen nicht mehr kandidierte, Vorsitzender der Partei. Ihm folgte bis Dezember 2007 Walter Weiblen. Am 15. Dezember 2007 wurde Ole Steffes auf einem Sonderparteitag zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Im Herbst 2006 wurde mit der Zentrumspartei eine Zusammenarbeit vereinbart.[11] Vom Parteivorstand unter Walter Weiblen gehegte Pläne für eine Parteineugründung als Weg zu einer Fusion mit dieser und anderen christlichen Kleinparteien wurden von den infrage kommenden Parteien selbst und auf den Parteitagen im Oktober 2007 und Dezember 2007 auch von den Delegierten der PBC mehrheitlich abgelehnt; neuer Bundesvorsitzender wurde Ole Steffes. Weiblen, der nach dem Scheitern seiner Pläne aus der PBC ausgetreten war, gründete mit einer Gruppe von Anhängern und einigen Mitgliedern aus der Zentrumspartei und der ÖDP am 26. Januar 2008 in Berlin die neue Partei: AUF - Partei für Arbeit, Umwelt und Familie mit dem Untertitel Christen für Deutschland.[12]

Wahlergebnisse

Bundestagswahlen

Die PBC kandidierte 1994 erstmalig bei einer Bundestagswahl. 1990 wurde sie nicht zur Wahl zugelassen.[13]

Bundestagswahlergebnisse[14]
Jahr Stimmenanzahl Stimmenanteil
1994 65.651 0,1 %
1998 71.941 0,1 %
2002 101.645 0,2 %
2005 108.605 0,2 %
2009 40.370 0,1 %

Europawahlen

Europawahlergebnisse[15]
Jahr Stimmenanzahl Stimmenanteil
1994 93.210 0,3 %
1999 68.732 0,3 %
2004 98.651 0,4 %
2009 80.688 0,3 %

Landtagswahlen

Landtagswahlergebnisse ab 1991 (in Prozent)
Jahr BW[16][17] BY BE BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH
1991 n.a. 0,2 n. a. n.a.
1992 0,6[18] n.a.
1993 0,2
1994 n.a. n.a. 0,1 n.a. n.a. n.a. n.a. n. a.
1995 n.a. 0,2 0,2 0,1
1996 0,5 0,2
1997 0,2
1998 0,1 0,1 0,2 n.a.
1999 n.a. n.a. n.a. 0,2 n.a. 0,3 0,2
2000 0,1 0,2
2001 0,5 n.a. 0,1 0,3
2002 0,1 n.a.
2003 0,2 0,3 0,2 0,2
2004 n.a. 0,2 n.a. 0,7 n.a.
2005 0,1 0,2
2006 0,7 n.a. 0,2 0,3 n. a.
2007 0,3
2008 n.a. n.a. n.a. 0,2
2009 n.a. n.a. n.a. 0,4 0,2 n.a.
2010 0,1
2011 0,1[19] n.a. n.a. 0,1[20][21] n.a.[22] n.a.[23]

Kommunalwahlen

Vereinzelt gelang es der Partei, in Kommunalparlamente Vertreter zu entsenden.

Bei der baden-württembergischen Kommunalwahl 2004 erreichte die PBC im Landkreis Böblingen 1,19 % der Stimmen und damit ein Mandat im Kreistag, das sie nach der Kommunalwahl 2009, bei der sie 1,02 % der Stimmen erhielt, wieder knapp verlor.[24] Im Landkreis Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) konnte die Partei mit einem Anteil von 0,72 % einen Sitz im Kreistag erringen, verlor diesen aber 2008 durch einen Parteiwechsel des Kreisrats zur AUF-Partei.[25] Außerdem errang die PBC bei der Stadtratswahl 2004 in Gronau (Nordrhein-Westfalen) bei 1,47 % der Stimmen einen Sitz, den sie 2009 bei einem Ergebnis von 0,98 % auch wieder einbüßte.[26]

Bei der sächsischen Kommunalwahl 2009 erzielte die Partei in Klingenthal aus dem Stand 4,98 % der Stimmen und damit einen Sitz im Stadtrat. [27] Dieses Mandat ist nach den verfügbaren Informationen das einzige zur Zeit noch von der PBC gehaltene.

Bundesvorsitzende

Der ehemalige Bundesvorsitzende Walter Weiblen
Zeitraum Name
1989–2005 Gerhard Heinzmann
2005–2007 Walter Weiblen
seit 2007 Ole Steffes

Literatur

  • Kai Oliver Thielking: Zwischen Bibel und Grundgesetz. Christliche Kleinparteien in der Bundesrepublik Deutschland. Tectum-Verlag, Marburg 1999, ISBN 3-8288-8007-X (Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum-Verlag. Reihe Politikwissenschaften 1), (Zugleich: Marburg, Univ., Diplomarbeit, 1998).

Einzelnachweise

  1. Decker/Neu (Hrsg.), Handbuch der deutschen Parteien, BPB-Schriftenreihe Band 640, S. 359
  2. Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V. (REMID): Pfingstlich-evangelikale Prägung mit entsprechender theologischer Untermauerung
  3. Isabelle Roth M.A., Universität Trier auf den Seiten der Zentrale für politische Bildung
  4. Grundsatzprogramm der PBC
    Pro Israel-Kundgebung in Ulm
  5. PBC: Informationen und Orientierungshilfen zum Thema Homosexualität
  6. Landesverbände der PBC
  7. Übersicht der Vorstandsmitglieder, Satzung und Programm der PBC
  8. Landtagswahlen und Bundesrat - tagesschau.de
  9. Landesergebnisse der Bundestagswahl 2009
  10. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW): Der Mensch denkt? Gott lenkt! – Neues von der Partei Bibeltreuer Christen
  11. Pressemitteilung PBC
  12. AUF-Partei: Presseerklärung zur Parteigründung vom 26. Januar 2008. (PDF)
  13. Zielsetzung und Programmatik der Parteien CHRISTLICHE MITTE (CM) und Partei Bibeltreuer Christen (PBC)
  14. Ergebnisse der Bundestagswahlen
  15. Ergebnisse der Europawahlen
  16. Ergebnisse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg 1984 bis 1996
  17. Ergebnisse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg 1996 bis 2011
  18. Ergebnis der Landtagswahl in Baden-Württemberg 1992 bei tagesschau.de, abgerufen am 1. April 2011
  19. Endgültiges Ergebnis der Landtagswahl am 27. März 2011 mit Vergleichsangaben von 2006: Land Baden-Württemberg
  20. Vorläufiges Ergebnis der Landtagswahl 2011 (ohne Nachwahl Rügen I)
  21. Wahl zum Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Zwischenergebnis ohne Wahlkreis 33
  22. Vorläufiges Ergebnis der Landtagswahl am 27. März 2011 in Rheinland Pfalz
  23. Endgültiges Ergebnis der Wahl des 6. Landtages von Sachsen-Anhalt am 20. März 2011
  24. Ergebnisse der Kreistagswahlen 2009. Landkreis Böblingen. In: Kommunalwahlen 2009. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, abgerufen am 30. Juni 2011.
  25. Wahl der Kreistage der Landkreise sowie Stadtvertretungen/Bürgerschaften der kreisfreien Städte in Mecklenburg-Vorpommern am 13. Juni 2004. Landkreis Güstrow. Der Landeswahlleiter des Landes Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen am 30. Juni 2011.
  26. Kommunalwahlen am 30.08.2009. Endgültiges Ergebnis für: Gronau (Westf.), Stadt. Die Landeswahlleiterin des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 30. Juni 2011.
  27. Gemeinderatswahlen am 7. Juni 2009. Wahlberechtigte, Wähler, Stimmzettel, Stimmen- und Sitzverteilung bei der Wahl am 7. Juni 2009 in der kreisangehörigen Stadt Klingenthal; Vogtlandkreis. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 30. Juni 2011.