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Sinfonie

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Die Sinfonie oder Symphonie (griech.: Zusammenklang) bezeichnet seit Beginn des 17. Jahrhunderts (unter dem damaligen italienischen Begriff Sinfonia) ein Werk für Orchester (auch mit Gesang) ohne bestimmte Form. Die Sinfonia fand sowohl in der Kirchenmusik als auch in der Oper oder im Ballett als Einleitungsstück (Ouvertüre) Verwendung. Ab 1740 kristallisierte sich die dreiteilige Form (schnell - langsam - schnell) der Sinfonia heraus, sie löste sich aus ihrem Zusammenhang zur Neapolitanischen Oper und wurde eigenständiges Musikstück.

Zu den bedeutenden Komponisten der vorklassischen Sinfonie gehören der Italiener Giovanni Battista Sammartini, Johann Stamitz (Mannheimer Schule) und Georg Christoph Wagenseil (Wiener Schule). Im Laufe des 18. Jahrhunderts erweiterte sich mit der Ausbreitung nach Nordeuropa die italienische dreisätzige Form der Sinfonia um das Menuett, einem zusätzlichen, vor dem Finalsatz eingeschobenen Satz - so vor allem in den Sinfonien der Mannheimer und der Wiener Schule.

Die klassische Sinfonie ab Mitte des 18. Jahrhunderts wird vor allem mit den Komponisten Joseph Haydn (104 Sinfonien), Wolfgang Amadeus Mozart (über 50 Sinfonien) und Ludwig van Beethoven (neun Sinfonien) in Verbindung gebracht. Gewichtigster Satz ist der erste, der so genannte Kopfsatz, der meist in Sonatenhauptsatzform mit evtl. langsamer Einleitung gehalten ist und zwei gegensätzliche Themen (Hauptthema und Seitenthema) vorstellt und verarbeitet. Der zweite Satz ist ein langsamer Satz, oftmals in Liedform, der dritte ein Menuett oder später ein Scherzo, und der vierte Satz - das Finale - meist entweder ein Rondo oder ein Sonatenhauptsatz. Beethoven führt diese Form bis an ihre Grenzen und vergrößert außerdem das Orchester bis hin zum Einsatz eines Chores in seiner 9. Sinfonie, deren Finalsatz die bekannte Ode an die Freude von Friedrich Schiller zur Grundlage hat. Auch die Tonartenfolge ist in der klassischen Sinfonie meist noch streng gehandhabt. Für jede Sinfonie kann eine Grundtonart angegeben werden, in der das Werk beginnt und (meistens) auch endet. Die Ecksätze (Kopfsatz und Finale) sind in dieser Grundtonart komponiert, sowie meist auch der 3. Satz. Der langsame Satz hingegen steht im allgemeinen in einer verwandten Tonart, der Dominante, Subdominante oder einer Paralleltonart.

Übersicht: Formschema der klassischen Sinfonie
Satz Form Tempo Tonart
1. Satz,
„Kopfsatz“
Sonatenhauptsatzform schnell
(z.B. Allegro)
Grundtonart (Tonika)
2. Satz Liedform oder
Sonatenhauptsatzform oder
Variationenform
langsam
(Adagio, Andante, ...)
Dominante oder
Subdominante oder
Durparallele oder
Mollparallele
3. Satz Menuett oder
Scherzo
mittelschnell,
tanzartig
Grundtonart
4. Satz,
„Finale“
Sonatenhauptsatzform oder
Rondo oder
Variationenform
schnell
(Allegro, Vivace, Presto, ...)
Grundtonart

Die romantische Sinfonie kann in zwei Bereiche eingeteilt werden. Auf der einen Seite wird die klassische Sinfonie in romantischer Tonsprache weitergeführt - hier sind vor allem Franz Schubert (acht Sinfonien), Felix Mendelssohn Bartholdy (fünf Sinfonien, dazu zwölf Streichersinfonien), Robert Schumann (vier Sinfonien), Johannes Brahms (vier Sinfonien), Anton Bruckner (acht Sinfonien, dazu zwei Frühwerke und eine unvollendete), Gustav Mahler (neun Sinfonien, dazu eine unvollendete) und Pjotr Iljitsch Tschaikowski (sechs Sinfonien) zu nennen, auf der anderen Seite wird versucht, die Form der Sinfonie durch Einbindung eines außermusikalischen Programms (Programm) aufzubrechen, was zur so genannten Sinfonischen Dichtung führte - so vor allem bei Hector Berlioz, Franz Liszt und Richard Strauss.

Die Gattung der Sinfonie löst sich im Lauf der romantischen Epochen zunehmend von der tradierten, viersätzigen Sinfonie der Klassik. Die Reihenfolge der Sätze wird oft vertauscht, die Anzahl der Sätze variiert. Auch die Einheit der Tonarten wird nicht mehr als bindend angesehen: so beginnt Gustav Mahlers 5. Sinfonie etwa in cis-Moll, endet aber in D-Dur. Als neues Ordnungsprinzip des sinfonischen Zyklus' wird oft die motivische Verschränkung gewählt: Motive und Themen werden übergreifend in mehreren Sätzen eines Werks verarbeitet. Die Erweiterung des Aufführungsapparats führt auch zur Entwicklung der Sonderform der Sinfoniekantate, die die Sinfonie mit dem menschlichen Gesang verbindet.

Im 20. Jahrhundert gab es trotz einiger Sinfonie-Kompositionen von Sergej Prokofjew oder Dmitri Schostakowitsch - auch aufgrund der stilistischen Zersplitterungen der „Moderne“ - keinen einheitlichen Sinfonie-Begriff mehr.

Siehe auch: Liste der Sinfonien