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Marie Bigot

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Marie Bigot, unbezeichneter Holzschnitt, um 1810

Anne Marie Cathérine Marie Bigot de Morogues, geb. Kiené (* 3. März 1786 in Colmar; † 16. September 1820 in Paris) war eine französische Pianistin und Komponistin.

Leben

Marie Bigot war eine Tochter aus der Ehe des Geigers Joseph Kiené mit der Pianistin Catharina Leyer. Am 9. Juli 1804 heiratete sie in Neuchâtel den bretonischen Adligen Paul Bigot de Morogues (* 25. Mai 1765 in Berlin), mit dem sie im selben Jahr nach Wien zog. Bigot erhielt dort eine Anstellung als Bibliothekar bei dem russischen Gesandten und Gönner Beethovens, dem Grafen Andrej Rasumowsky.

Während ihrer Wiener Jahre trat sie mehrfach öffentlich auf und war mit zahlreichen Musikern persönlich bekannt, darunter mit Joseph Haydn. In einer Anekdote heißt es: „Als sie das erste Mal vor Haydn spielte, war dieser ehrwürdige Greis so bewegt, dass er sie in seine Arme schloss und begeistert ausrief: ‚Oh, mein liebes Mädchen, das bin nicht ich, der diese Musik machte, Sie selbst haben sie komponiert.‘ […] Auf dasselbe Stück, das sie ihm vorgespielt hatte, schrieb er eigenhändig: ‚Am 20. Februar 1805 ist Joseph Haydn glücklich gewesen.‘“</ref>Edmé François Antoine Marie Miel, Nécrologie, in: Le moniteur universel, Jg. 32, Nr. 313 vom 8. November 1820, S. 1484</ref>

Besonders eng war sie mit Beethoven befreundet, wovon mehrere Briefe zeugen. Überliefert ist auch eine Anekdote, derzufolge Beethoven zu ihr nach der Interpretation einer seiner Klaviersonaten sagte: „Das ist nicht genau der Charakter, den ich dem Stück geben wollte […], aber fahren sie fort; das bin nicht ganz ich, das ist besser als ich.“[1] Das bezieht sich möglicherweise auf die berühmte Appassionata, deren Autograph Beethoven nach der Drucklegung an Marie Bigot verschenkte.[2]

Auf Marie Bigot bezieht sich wahrscheinlich auch eine tagebuchartige Notiz Beethoven vom Sommer 1807, als er sich in Baden bei Wien aufhielt: „Nur liebe – ja nur Sie vermag dir ein glücklicheres leben zu geben – o Gott – laß mich sie – jene endlich finden – die mich in Tugend bestärkt – die mir erlaubt mein ist – Baaden am 24ten juli als die M. vorbeyfuhr und es schien als blickte sie auf mich –“[3]

Ende 1809 übersiedelte Marie Bigot mit ihrer Familie nach Paris, wo sie eine äußerst gefragte Klavierpädagogin wurde. Dort machte sie auch die Bekanntschaft von Felix Mendelssohn Bartholdy. Sie starb mit nur 34 Jahren an Tuberkulose.

Werke

  • Klaviersonate B-Dur op. 1
  • Andante varié B-Dur op. 2 – Neuausgabe hrsg. von Dieter M. Backes, Certosa Verlag
  • Rondeau
  • Suite d’études

Literatur

  • Edmé François Antoine Marie Miel, Nécrologie, in: Le moniteur universel, Jg. 32, Nr. 313 vom 8. November 1820, S. 1484
  • Robert Perreau, Une grande pianiste colmarienne, Marie Kiené, épouse Bigot de Morogues, in: Annuaire de la Société historique et littéraire de Colmar, Jg. 12 (1962), S. 59–67
  • Ludwig van Beethoven, Briefwechsel. Gesamtausgabe, hrsg. von Sieghard Brandenburg, Band 1, München 1996, Nr. 266, 269, 270, 271, 272 und 273
  • Monika Schwarz-Danuser, Wie kam das Autograph der „Appassionata“ nach Paris? – Annäherungen an die Pianistin und Komponistin Marie Bigot de Morogues, in: Maßstab Beethoven? Komponistinnen im Schatten des Geniekults, hrsg. von B. Brand und M. Helmig, München 2001, S. 86–105

Einzelnachweise

  1. Beethoven aus der Sicht seiner Zeitgenossen, hrsg. von Klaus Martin Kopitz und Rainer Cadenbach, München 2009, Band 1, Nr. 71
  2. Das Autograph gelangte über die Familie Bigot in der Bibliothèque nationale de Paris.
  3. Vgl. Joseph Schmidt-Görg, Wer war „die M.“ in einer wichtigen Aufzeichnung Beethovens?, in: Beethoven-Jahrbuch, Jg. 5, 1961/64 (1966), S. 75–79