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Reinhold Messner

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Reinhold Messner im Mai 2004 auf dem Bozener Speckfest

Reinhold Messner (* 17. September 1944 in Brixen) ist Extrembergsteiger, Abenteurer, Buch- und Filmautor (u.a. über seine Expeditionen) sowie gerngesehener Talkshow-Gast. Er stammt aus Villnöss in Südtirol und ist Ehrenbürger der Gemeinde. Heute lebt er auf seinem Schloss (Juval) im Vinschgau. In dem Bergdorf Sulden am Ortler züchtet er Yaks und hat in einem renovierten Bergbauernhof das Restaurant "Yak und Yeti" eingerichtet. Dort unterhält er außerdem ein kleines Bergsteigermuseum.

Messner ist einer der bekanntesten, aber auch umstrittensten Bergsteiger. Neben seiner starken Selbstvermarktung und Medienpräsenz mit häufig polarisierenden Äußerungen zum Bergsteigen lasten ihm ehemalige Seilschaft-Kollegen den Tod seines Bruders Günther 1970 an.

Messner hat Vermessungskunde an der Universität Padua studiert. Eine Zeit lang unterrichtete er Mathematik an einer Mittelschule.

Laufbahn

  • Messner engagierte sich schon seit den 1980er-Jahren für den Umweltschutz, 1999 wurde er als parteiloser Kandidat für die italienischen Grünen für fünf Jahre ins Europaparlament gewählt, beließ es aber bei einer Mandatszeit.
  • Im Jahr 2004 unternahm Messner eine andere Art von Expedition: Er durchquerte alleine die als "besonders trocken" geltende Wüste Gobi. Dabei legte er eine Strecke von 2000 km zurück. Aus Respekt vor den Einheimischen rasierte er sich vorher seinen Bart ab.
  • Seit den 1990er-Jahren reflektiert Messner sein gelegentlich extremes Handeln und seine Planung ausführlich und öffentlich. Dies hat ihn, wie viele Extremsportler, zu einem gefragten Trainer bei Manager-Seminaren gemacht.

Messner und der Yeti

Reinhold Messner behauptete, er habe einen Yeti gesehen, bzw. das, was man als einen Yeti bezeichnet. Heute präzisiert Messner seine Sichtung genauer als eine äußerst seltene Bärenart, die auch als Schneebär oder Tibetbär bekannt ist. Messner legt in Interviews zu diesem Thema auch immer wieder Wert auf seine bereits früheren Aussagen darüber, dass der Ursprung und das Wesen dessen, was im allgemeinen als Yeti bekannt ist, in der tibetanischen Mythologie begründet sei. Der Yeti sei also nicht viel mehr als ein mystisches Tier wie der chinesische Drache oder der Teufel in der christlichen Glaubenswelt. Messner bezweifelt seine tatsächliche physische Existenz.

Tod des Bruders am Nanga Parbat

Um den Tod des Bruders von Reinhold Messner ranken sich viele mysteriöse Mutmaßungen. Ehemalige Bergkameraden werfen Reinhold Messner vor, er habe seinen Bruder Günther Messner auf dem Gipfel des Nanga Parbat im Stich gelassen.

Hintergrund

1970 stieg eine Expedition um Reinhold Messner zum 8125 Meter hohen Nanga Parbat auf. Mit dabei war Messners Bruder Günther. Reinhold Messner begann am 27. Juni 1970 alleine mit dem Aufstieg vom letzten Basislager zum Gipfel. Sein Bruder folgte ihm spontan und holte ihn noch vor dem Gipfel ein. Diesen erreichten sie gemeinsam. Von hier an teilen sich die Aussagen und Vermutungen über das, was passiert sein könnte. Reinhold Messner kam nach 6 Tagen alleine und mit schwersten Erfrierungen vom Gipfel herunter. Messner erklärte, dass er zusammen mit dem Bruder auf der sogenannten Diamir-Seite über eine bis dahin unbekannte Route abgestiegen ist. Sein Bruder war so erschöpft, dass er Angst davor gehabt habe, den selben Weg durch die Rupalwand für den Abstieg zu benutzen, den sie für den Aufstieg genommen hatten. Günther ist dann beim Abstieg von einer Lawine erfasst worden. Messner wirft seinen Kameraden bei seiner Ankunft im Basiscamp vor, keine Suchexpedition gestartet zu haben, als er und sein Bruder nicht in der erwarteten Zeit vom Gipfel zurückkehrten. Diese Kameraden unterstellen Messner indes, er habe seinen Bruder möglicherweise im Stich gelassen und alleine über den normalen Weg ins Lager zurückgeschickt während Reinhold selber den Aufstieg zum Gipfel alleine ging um den Ruhm dafür zu ernten. Gegen diese Vorwürfe hat Reinhold Messner vor Gericht prozessiert.

Leiche des Bruders gefunden

2005 wurde die Leiche des Bruders in der Nähe des Diamir Basiscamps in 4600 Metern Höhe gefunden. Nach Aussagen von Messners eigenem Sprecher Naeem Khan, sollen die sterblichen Überreste Günther Messners zuvor 33 Jahre lang auf einer Höhe von 7000 Metern gelegen haben und mit den schmelzenden Schneemassen in den letzten 2 Jahren heruntergespült worden sein. Günther Messner konnte zweifelsfrei anhand von Schuhen und Kleidung identifiziert werden, da es sich zur damaligen Zeit um eine Spezialanfertigung handelte. Präzisere Aussagen sind nicht möglich, da der Kopf nicht entdeckt wurde. Messner hat bisher verbreitet, dass sein Bruder bis zum Wandfuß unterhalb von 5000 Metern bei ihm gewesen sei. Wird der Sachverhalt objektiv und wahrheitsgemäß aufzuklären sein? Eine Stellungnahme von Reinhold Messner lag zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor. Die ehemaligen Bergkameraden sehen in den neuen Meldungen noch keinen Beweis für die Version Reinhold Messners. Die Identität des Leichnams muss eindeutig und objektiv festgestellt werden, so Max von Kienlin. ([1] SZ vom 18.8.2005) Der rechte Schuh seines Bruders wird in seinem Bergsteigermuseum ausgestellt werden.

Erstbesteigung aller Achttausender

Reinhold Messner bestieg als erster Mensch alle vierzehn Achttausender der Erde. Im einzelnen sind dies:

Jahr Berg (Gipfelhöhe in m)
1970 Nanga Parbat (8125)
1972 Manaslu-Südwand (8156)
1975 Hidden Peak (8068)
1977 Dhaulagiri (8167)
1978 Mount Everest (8850), Nanga Parbat (8125)
1979 K2 (8611)
1980 Mount Everest (8850)
1981 Shisha Pangma (8012)
1982 Kangchendzönga (8598), Gasherbrum II (8035), Broad Peak (8048), Cho Oyu (8201 - Winterbegehung gescheitert)
1983 Cho Oyu (8201)
1984 Gasherbrum I (8068), Gasherbrum II (8035)
1985 Annapurna (8091), Dhaulagiri (8167)
1986 Makalu (8485), Lhotse (8516)

Touren insgesamt

  • 1965 Erste Begehung der direkten Ortler-Nordwand (Eiswulst)
  • 1967 „Weg der Freunde“, Civetta-NW-Wand, erste Begehung; Agnér-Nordkante, erste Winterbegehung; Furchetta-Nordwand, erste Winterbegehung; Agnér-Nordostwand, erste Begehung
  • 1968 Agnér-Nordwand, erste Winterbegehung; Heiligkreuzkofel-Mittelpfeiler, erste Begehung; Eiger-Nordpfeiler, erste Begehung; Marmolata, direkte Südwand, erste Begehung
  • 1969 Anden-Expedition; Droites-Nordwand, erste Alleinbegehung; Philipp-Verschneidung an der Civetta, erste Alleinbegehung; Marmolata di Rocca, direkte Südwand, erste Alleinbegehung
  • 1970 Rupal-Flanke am Nanga Parbat (8125 m), erste Begehung, dabei starb sein Bruder Günther Messner
  • 1989 Gescheitert an der Südwand des Lhotse (8511 m)
  • 2002 Im „Internationalen Jahr der Berge“ Besuch von Bergvölkern in den Anden und Besteigung des Cotopaxi (5897 m), Ecuador

Publikationen

Publikationen von Reinhold Messner:

  • ZURÜCK IN DIE BERGE (Athesia, Bozen), 1970 - ISBN B-0000-BSMY-3
  • DIE ROTE RAKETE (Nymphenburger, München), 1971
  • AUFBRUCH INS ABENTEUER (Athesia, Bozen), 1972
  • STURM AM MANASLU (BLV, München), 1972
  • DER SIEBTE GRAD (BLV, München), 1973
  • DIE EXTREMEN (BLV, München), 1974
  • KLETTERSTEIGE I - Dolomiten (Athesia, Bozen), 1974
  • BERGVÖLKER DER ERDE (Athesia, Bozen), 1975
  • ARENA DER EINSAMKEIT (Athesia, Bozen), 1976
  • DIE HERAUSFORDERUNG (BLV, München), 1976
  • DIE GROSSEN WÄNDE (BLV, München), 1977
  • KLETTERSTEIGE II - Ostalpen (Athesia, Bozen), 1978
  • GRENZBEREICH TODESZONE (Kiepenheuer & Witsch, Köln), 1978 - ISBN 3-4620-1293-2
  • EVEREST - Expedition zum Endpunkt (BLV, München), 1978 - ISBN 3-4051-2088-8
  • ALLEINGANG NANGA PARBAT (BLV, München), 1979
  • DIE ALPEN (Sigloch-Edition, Künzelsau), 1979
  • K2 - Berg der Berge (BLV, München), 1980
  • DER GLÄSERNE HORIZONT (BLV, München), 1982 - ISBN 3-4051-2594-4
  • MEIN WEG (Goldmann, München), 1982
  • ALLE MEINE GIPFEL (Herbig, München), 1982 - ISBN 3-7766-1223-1
  • 3 x 8000 - Mein großes Himalayajahr (Herbig, München), 1983 - ISBN 3-7766-1281-9
  • BERGSTEIGER WERDEN mit Reinhold Messner (BLV, München), 1984 - ISBN 3-4051-2814-5
  • Reinhold Messners LESEBUCH (Bruckmann, München), 1985 - ISBN 3-7654-1984-2
  • WETTLAUF ZUM GIPFEL (Herbig, München), 1986 - ISBN 3-7766-1398-X
  • FREIKLETTERN MIT PAUL PREUSS (BLV, München), 1986 - ISBN 3-4051-3128-6
  • ÜBERLEBT - Alle 14 Achttausender (BLV, München), 1987 - ISBN 3-4051-3416-1
  • GÖTTIN DES TÜRKIS (Bergverlag-Rother, München), 1988 - ISBN 3-7633-7010-2
  • MEINE DOLOMITEN (Herbig, München), 1989 - ISBN 3-7766-1545-1
  • DIE OPTION (Piper, München), Hrsg. 1989 - ISBN 3-4920-3290-7
  • DIE SCHÖNSTEN GIPFEL DER WELT (Sigloch-Edition, Künzelsau), 1989 - ISBN 3-8939-3060-4
  • DIE FREIHEIT AUFZUBRECHEN WOHIN ICH WILL (Piper, München), 1989 - ISBN 3-4920-3354-7
  • ANTARKTIS - Himmel und Hölle zugleich (Piper, München; S.Fischer, Frankfurt)
  • BIS ANS ENDE DER WELT (BLV, München), 1990 - ISBN 3-4051-4032-3
  • RUND UM SÜDTIROL (Piper, München), 1993 - ISBN 3-4920-3562-0
  • ALLE MEINE GIPFEL II (Herbig, München), 1993 - ISBN 3-7766-1780-2
  • BERGE VERSETZEN - das Credo eines Grenzgängers (BLV, München), 1993 - ISBN 3-4051-4561-9
  • 13 SPIEGEL MEINER SEELE (Piper, München), 1994 - ISBN 3-4922-3998-6
  • NIE ZURÜCK (BLV, München), 1996 - ISBN 3-4051-5002-7
  • BERG HEIL - HEILE BERGE? (BLV, München), 1997 - ISBN 3-4051-5250-X
  • HERMANN BUHL (Steiger, München) (AS, Zürich) Hrsg. Hrsg. 1997 2003
  • G I und G II - Herausforderung Gasherbrum (BLV, München), 1998 - ISBN 3-4051-5465-0
  • YETI - Legende und Wirklichkeit (S.Fischer, Frankfurt), 1998 - ISBN 3-5961-4737-9
  • MALLORYS ZWEITER TOD (BLV, München), 1999 - ISBN 3-4051-5840-0
  • EUGEN GUIDO LAMMER (Steiger, München) Hrsg., 1999
  • ANNAPURNA (BLV, München), 2000 - ISBN 3-4051-5769-2
  • DER GLÄSERNE HORIZONT (S.Fischer, Frankfurt), 2000
  • EVEREST SOLO - Der gläserne Horizont (S.Fischer, Frankfurt), 2000 - ISBN 3-1004-9413-X
  • DIE GROSSEN WÄNDE (BLV, München), 2000 - (ISBN 3-4051-5981-4)
  • BERGVÖLKER (BLV, München), 2001 - (ISBN 3-4051-6206-8)
  • Reinhold Messners Philosophie (Hrsg. V. Caysa u. W. Schmid, Suhrkamp), 2002 - ISBN 3-5181-2242-8
  • RETTET DIE ALPEN (Piper, München), 2002 - (ISBN 3-4922-3557-3)
  • DER NACKTE BERG - Nanga Parbat - Bruder, Tod und Einsamkeit (Malik, München), 2002 - ISBN 3-8902-9211-9
  • DOLOMITEN - Die schönsten Berge der Welt (C.J. Bucher, München), 2002 - ISBN 3-7658-1312-5
  • BERGE (Herbig, München), 2002 - ISBN 3-7766-2281-4
  • VERTICAL - 100 Jahre Kletterkunst (BLV, München), 2002
  • EVEREST - Himmel, Hölle, Himalaja (Audiobuch, Freiburg), 2002
  • MOUNT EVEREST - Expeditionen zum Endpunkt (BLV, München), 2003 - ISBN 3-4051-2088-8
  • DIE WEISSE EINSAMKEIT - Mein langer Weg zum Nanga Parbat (Malik, München), 2003 - ISBN 3-4922-4186-7
  • K2 CHOGORI - Der große Berg (Frederking & Thaler, München), 2004 - ISBN 3-8940-5629-0
  • König Ortler (BLV, München), 2004
  • Reinhold Messner - Mein Leben am Limit (Malik, München), 2004 - ISBN 3-8902-9285-2

Einflüsse

Laut eigener Auskunft fühlt sich Messner von Max Stirner, Friedrich Nietzsche, Yogi Milarepa, Goethe, und Christoph Ransmayr beeinflusst. [2]