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Walzenspinnen

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Walzenspinnen
Vorlage:Taxonomy
Stammgruppe: Urmünder (Protostomia)
Vorlage:Superphylum: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Vorlage:Phylum: Gliederfüßer (Arthropoda)
Vorlage:Subphylum: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Vorlage:Classis: Spinnentiere (Arachnida)
Vorlage:Ordo: Walzenspinnen
Wissenschaftlicher Name
Solifugae
Familien (Auswahl)
  • Melanoblossidae
  • Eremobatidae
  • Karschiidae
  • Gylippidae
  • Solpugidae

Die Walzenspinnen (Solifugae, auch Solpugida) bilden eine Ordnung der Spinnentiere (Arachnida), die etwa 800 bis 900 Arten umfasst.

Bau der Walzenspinnen

Charakteristisch sind der deutlich gegliederte, langgestreckte, meist in seiner ganzen Breite dem gegliederten Cephalothorax angewachsene Hinterleib, die sehr großen, am Grund blasig aufgetriebenen, scherenförmigen Kieferfühler (Cheliceren), die senkrecht gegeneinander arbeiten, beinförmige Kiefertasterpaare (Pedipalpen), zwei Augen und in zwei lange Fußklauen auslaufende Beine, welche mit langen, spröden Haaren besetzt sind, während der Leib von dichtem Filz bedeckt ist.

Als Sinnesorgane besitzen die Walzenspinnen ein Paar große Einzelaugen direkt über dem Chelicerenansatz sowie ein bis zwei Paar reduzierte Seitenaugen. Hinzu kommen lange Tastborsten sowie Haftorgane auf den als große Tastbeine ausgebildeten Pedipalpen sowie jeweils fünf hammerförmige Organe (Malleoli) am letzten Beinpaar, die wahrscheinlich als Chemorezeptoren dienen. Auch das erste Laufbeinpaar wird als Fühlerbein genutzt, sodass die Walzenspinnen nur auf sechs Beinen laufen.

Lebensweise der Walzenspinnen

Die Walzenspinnen leben meist in Trockengebieten, Wüsten und Steppengebieten, einige Arten sind im Mittelmeerraum zu finden. Die meisten Arten sind nacht- oder dämmerungsaktiv und verbringen den Großteil des Tages in selbstgegrabenen Wohnröhren unter Steinen. Die nordamerikanische Art Mossamedessa abnormis lebt allerdings weitgehend unterirdisch.

Walzenspinnen ernähren sich in erster Linie von Insekten, Webspinnen, Skorpionen, anderen Walzenspinnen und sogar kleinen Reptilien. Sie suchen aktiv nach Beute, die durch die Pedipalpen festgehalten und durch die schweren Cheliceren aktiv zerkleinert wird. Die Nahrung wird außerhalb des Körpers vorverdaut und gelangt bereits in breiigem Zustand in den Verdauungstrakt. Giftdrüsen fehlen diesen Tieren. Bei Gefahr drohen die Walzenspinnen dem potentiellen Angreifer mit den Cheliceren, wobei einige Arten auch durch das Aneinanderreiben der Zangen stridulieren können.

Fortpflanzung

Bei der sehr kurzen und heftigen Balz der Walzenspinnen ergreift das Männchen das Weibchen mit den Cheliceren, wirft es auf den Rücken und bearbeitet die Genitalregion mit einer speziell dafür vorgesehenen Borste auf den Cheliceren, die als Flagellum bezeichnet wird. Danach wird ein Spermienpaket (Spermatophore) des Männchens entweder mit den Cheliceren (bei Othoes saharae) oder direkt von der männlichen Genitalöffnung (bei Eremobates durangonus) in die weibliche Genitalöffnung übertragen.

Der Rückzug des Männchens muss vorsichtig erfolgen da es ansonsten vom Weibchen als Beutetier angesehen und gefressen werden kann (Kannibalismus). Ist das Weibchen bereits trächtig oder aus anderen Gründen nicht paarungswillig, wird das Männchen ebenfalls als Beute erkannt und verspeist.

Die Eiablage erfolgt in speziell gegrabenen Brutkammern. Die Eier werden hier von den Weibchen bewacht und verteidigt (Brutpflege). Über mehrere Nymphenstadien (Anzahl nach Art verschieden) entwickeln sich die Tiere zu ausgewachsenen Walzenspinnen.

Sonstiges

Die antiken Schriftsteller Älian und Plinius der Ältere erzählen von dem gefährlichen Biss der Walzenspinne, welche angeblich ganze Länder unbewohnbar machen sollte.

Systematik

Die nächsten Verwandten der Walzenspinnen sind offensichtlich die Pseudoskorpione, mit denen sie die gleichartige Chelicere (die bei den Pseudoskorpionen allerdings sehr viel kleiner ist) sowie den Aufbau ihres Tracheensystems teilen.

Man unterscheidet die folgenden Familien innerhalb der Walzenspinnen