Schloss Montaigne

Das Schloss Montaigne (französisch: Château de Montaigne) liegt wenige Schritte oberhalb der Gemeinde Saint-Michel-de-Montaigne, im Département Dordogne, Region Aquitanien im Südwesten von Frankreich. Zwischen Libourne und Bergerac gelegen, ist es ein im Neorenaissance-Stil errichtetes Gebäude aus dem 14. Jahrhundert, inmitten eines majestätischen Anwesens.[1] Es war Wohnsitz der Familie des berühmten französischen Philosophen und Denkers der Renaissance, Michel Eyquem de Montaigne, Begründer der Essayistik. Er lebte hier vom 28. Februar 1533 bis 13. September 1592 und war Nachkomme einer reichen Familie von Bordeaux-Weinhändlern. Das Schloss ist als Monument historique mittels Dekret vom 28. März 1952 klassifiziert.
Geschichte

Das herrschaftliche Anwesen ist im Jahr 1477 vom Urgroßvater Montaignes, Ramon Eyquem, der durch seine Tätigkeit als Geschäftsmann in Bordeaux zu einigem Wohlstand gekommen war, erworben worden. Als „Seigneur de Montaigne“ (deutsch: Herr von Montaigne) ließ er sich mit seiner Familie hier nieder und vererbte das großzügige Anwesen an seine Kinder und Enkel. Einer der Enkel war der spätere Richter am Parlament von Bordeaux, Pierre Eyquem, der als erster das Elternhaus verließ, um sich hier im Périgord niederzulassen, das Schloss auszubauen und zu fortifizieren. Aus seiner Ehe mit der sephardischen Jüdin Antoinette Lopez de Villanueva, Tochter eines Kaufmanns aus Toulouse, hatte er acht Kinder, darunter war Michel Eyquem de Montaigne, das älteste. Michel wurde von einer Amme im Nachbardorf aufgezogen und verbrachte hier seine Kindheit. Mit sieben Jahren sprach er schon fließend Latein, großzügig gefördert von seinem Vater. Er studierte Rechtswissenschaften in Toulouse und Bordeaux und übernahm dann später das Richteramt seines Vaters. Zum alles entscheidenden Element im Leben von Michel Eyquem de Montaigne war seine tiefe, innige und brüderliche Freundschaft zu seinem Amtskollegen Étienne de La Boétie (1530–1563). Sein früher Tod verschmerzte Montaigne nur äußerst schwer. Es war das Motiv, sich mit 38 Jahren von der äußeren Welt zu verabschieden und für immer in seinem Schloss zu bleiben.
Turm
Das Schloss selbst ist im Laufe der Jahrhunderte mehrmals verändert und nach einer verheerenden Feuersbrunst im Jahr 1885 nur teilweise wieder aufgebaut worden. Es ist heute bewohntes Privateigentum und man kann es nicht besichtigen. Nur der südlich des Hauptgebäudes gelegene „Bibliotheksturm“, bestehend aus einem großen und einem kleinerem runden Turm und ein dazugehörendes kleines Wohnhaus, entkam dem Raub der Flammen. Hier fand Michel de Montaigne seine Zuflucht und vor allem die Ruhe vor der Welt. Hier verbrachte er die meiste Zeit seines Lebens und schrieb. Hier hat der Humanist seine Gedanken aus seinem Kopf, formuliert in insgesamt 57 griechischen und lateinischen Sätzen, an die Deckenbalken gemalt. Hier entstanden alle seine Essays (Aufsätze) zwischen 1571 und 1592.[2] Im Erdgeschoss ist eine Kapelle, wo er täglich morgens das Messopfer feierte, weiter oben im ersten Stock, durch eine steinerne Rundtreppe zu erreichen, das runde Zimmer. Hier starb auch der Philosoph. In der obersten Etage befand sich seine Bücherei. Von hier aus startete er mehrmals zu ausgedehnten Reisen quer durch Europa, um sein Gallenleiden in Thermalbädern behandeln zu lassen, nach Paris, um seine Essays vorzustellen und nach Bordeaux, wo er zweimal Bürgermeister der Stadt war. Er war verheiratet mit Françoise de la Chassagne, Tochter eines angesehenen Parlamentsrates in Bordeaux und hatte mit ihr sechs Mädchen, wovon nur eines, Leonore, überlebte.
Eine lateinische Inschrift an der Wand der Bibliothek lautet auf deutsch:
„Im Jahre des Heils 1571, im 38. Lebensjahr, am 28. Februar, seinem Geburtstag, hat sich Michel de Montaigne, schon lange müde des Dienstes bei Gericht und in öffentlichen Ämtern, in voller Manneskraft in den Schoß der gelehrten Jungfrauen zurückgezogen, um in Ruhe und aller Sorgen ledig, wenn es das Schicksal ihm vergönnt, den kleinen Rest seines schon zum großen Teil verflossenen Lebens zu vollenden; er hat diese Stätte, diesen teueren von seinen Ahnen ererbten Zufluchtsort, seiner Freiheit, seiner Ruhe und seiner Muße geweiht.“
Weingut
Das Schloss beherbergt heute ein Weingut, umgeben von 20 Hektar Reben in der anmutigen Landschaft des Perigord am Fuß des Flusses Dordogne. 40 % der Rebfläche bestehen aus Cabernet Franc, 20 % aus Cabernet Sauvignon, 40 % Merlot (rote Rebsorten); 95% sind Sauvignon-Blanc-Trauben und 5% Semillon (weiße Rebsorten). Der Wein wird zwischen acht und 20 Monaten in kleinen Eichenfässern gelagert und für spezielle Jahrgänge gibt es eine Abfüllung mit dem Namen Les Essais. Von hier sind es rund 70 Kilometer Richtung Westen nach Bordeaux.
Einzelnachweise
- ↑ Plan der Domäne (fr/en/es)
- ↑ Bücheridyll im Schloßturm. Übersetzung aus dem französischen von Michel de Montaigne, aufgerufen 29. August 2011
Weblinks
- Offizielle Webseite von Schloss Montaigne (en/fr/es)
Koordinaten: 44° 52′ 41″ N, 0° 1′ 48″ O