U-Boot-Klasse XXI
Die U-Boot Klasse XXI ist eine deutsche U-Boot Klasse die von 1943-1945 gebaut wurde.

Entwicklung und Bau
Planung
Die Bootsform des Typs XXI wurde ursprünglich für das geplante große Hochsee-Walter-U-Boot entwickelt. Hierbei wurde auf hohe Unterwassergeschwindigkeit besonderen Wert gelegt, so dass erstmalig Bootsmodelle auch im Windkanal getestet wurden. Da der Walter-Antrieb nicht rechtzeitig die Serienreife erlangte, wurde im Kriegministerium geprüft, ob die neue Bootsform nach dem bewährten Konzept mit diesel-elektrischem Antrieb ausgestattet werden konnte. Zur Unterbringung einer größeren Akkumulatoren-Anlage musste der 8-förmige Druckkörper über fast die gesamte Länge des Bootes verlängert werden. Im Laufe der Planungen wuchs das Boot schließlich bis auf eine Länge von 76,70 m an. Wegen ihrer großen Batterie wurden die Boote dieser Klasse auch als Elektroboote bezeichnet.
Am 13. Juni 1943 genehmigte Admiral Karl Dönitz den Entwurf für die U-Boote der Klasse XXI, so dass unmittelbar danach 300 Boote in Auftrag gegeben wurden. Ursprünglich sollten 1.500 Boote dieser Klasse gebaut werden, wodurch andere Projekte der Kriegsmarine eingeschränkt oder aufgegeben werden mussten. Der Bau dieses revolutionären Typs wurde 1944 durch Albert Speer forciert, letztendlich konnten aber nur 118 Boote in Dienst gestellt werden.
Technische Neuerungen
Die Boote wurden mit vielen technischen und konstruktiven Neuerungen ausgestattet und im Prinzip vom Reißbrett in die Serienproduktion gegeben, dadurch kam es in der Produktion immer wieder zu Verzögerungen. Der Typ XXI war für eine möglichst schnelle und ausdauernde Unterwasserfahrt konzipiert und standardmäßig mit einem Schnorchel ausgerüstet, um so die Aufenthaltszeit an der Oberfläche zu minimieren. Dies diente dazu, der von auch mit Radar versehenen Aufklärungs-Flugzeugen drohenden Gefahr auszuweichen.
Elektro-U-Boot
Da der neue Walter-Antrieb noch nicht ausgereift war, griff man auf die Idee des "Elektro-U-Bootes" zurück. Im Gegensatz zu den bisherigen dieselelektrischen U-Booten, wo vor einem Tauchgang der Dieselmotor von der Welle ab- und der E-Motor angekoppelt wurde, trieb dagegen bei einem Elektro-Boot der Dieselmotor einen Generator zum Laden der Batterien an, während der E-Motor fest mit der Welle verbunden war und seinen Strom aus den Batterien zog. Die Hauptlast lag damit auf dem E-Motor. Dieser war außerdem sehr viel stärker als bei den vorigen Booten und wurde von viel stärkeren Batterien versorgt. Durch diese Maßnahmen war die Unterwassergeschwindigkeit des Typs XXI mit fast 18 Knoten enorm hoch (bisherige U-Boote konnten unter Wasser nur 7-8 Knoten laufen) und sogar größer als die Geschwindigkeit über Wasser. Trotzdem lag dies sogar noch unter den errechneten 21 Knoten. Außerdem war es mit 18 kn möglich, die in langsamen Versorger-Konvois fahrenden west-alliierten Geleitzüge einzuholen und sogar den nur ca. 15 kn schnellen begleitenden Korvetten davonzufahren.
Sektionsbauweise
Gebaut wurde Typ XXI in Sektionsbauweise. Die einzelnen Sektionen wurden in Sektionswerften oft im Binnenland weitestgehend vorgefertigt, an die Werften zur Endmontage geliefert und dort während ca. eines Monats zu fertigen Booten zusammengeschweißt. Die Druckkörper waren mit den außenliegenden Spanten verschweißt.
Torpedoanlage
Die Torpedoanlage hatte ein hydraulisches Schnellladesystem zum Nachladen der Rohre. Die 6 Torpedorohre waren je 3 übereinander im Bugraum angeordnet. Das Nachladen von 6 Torpedos aus der Schnellladestellung dauerte 15 Minuten, die nächste Ladung benötigte ca. 19 min. Dies ging einher mit einem umdenken in der Taktik, die darauf hinauslief, das die neuen Boote nicht mehr in Rudeln sondern allein gegen Geleitzüge operieren sollten. Das Problem war dabei aber, das durch die neuartigen Torpedorohrverschlußsysteme anfangs nur noch ein Tiefendruck von 160 Metern standgehalten standhielten. Dies konnte zwar im Laufe der Zeit noch gesteigert werden, verzögerte aber letztendlich auch Bau der Boote.
Geplantes System zur Zerstörerbekämpfung
Die Boote sollten mit einem raketengestützten System zur Verteidigung gegen feindliche Zerstörer ausgerüstet werden. Da dieses aber nicht serienreif wurde, erhielten sie statt dessen eine Werkbank eingebaut.
Schnorchelanlage
Um sich dem gegnerischen Radar entziehen zu können, waren diese Boote so ausgerüstet, dass sie die gesamte Zeit ihrer Patrouillenfahrten unter Wasser verbringen konnten. Aus diesem Grund verzichtete man auf größere Bordkanonen und baute Schnorchelsysteme ein, die es ermöglichten, die Batterien während der Unterwasserfahrt aufzuladen und Atemluft in das Boot einzuführen.
Die Produktion läuft an
Die Entwicklung des Typs ging für Kriegsverhältnisse ziemlich langsam voran. Das erste Boot lief erst im Herbst 1944 vom Stapel. In der Zwischenzeit war Albert Speer die Aufgabe zugeteilt worden, u.a. die U-Bootproduktion zu steigern. Da inzwischen alle wichtigen Werften in Bremen (AG Weser, Bremer Vulkan), Hamburg (Blohm & Voss, Kiel (Howaldtswerke/Germaniawerft) und Danzig (Schichauwerft) zu Zielen der alliierten Luftoffensive geworden waren, entwickelte Speer die Methode des Sektionsbaus: Das Boot wurde nicht im Ganzen in der Werft gefertigt, sondern zunächst im Binnenland in Sektionen vorgefertigt. Diese Sektionen wurden zu den Werften transportiert und dort zu Rümpfen zusammengeschweißt, zu Wasser gelassen und dort ausgestattet. Den Bau der alten U-Boote der Typen VII und IX ließ Speer aussetzen. Ab 1944 wurde nur noch der Typ XXI und der daraus abgeleitete kleinere Typ XXIII gefertigt. Die Maßnahme des Sektionsbaus zeigte Wirkung noch im März 1945; zwei Monate vor Kriegsende wurden fast 40 U-Boot-Rümpfe zu Wasser gelassen, die höchsten Produktionszahlen des ganzen Krieges.
Im Zweiten Weltkrieg
Zu echten Kampfeinsätzen kamen die Boote zu spät. Zwar wurden noch einige Boote vor Kriegsende frontreif, fuhren im Unterschied zu einigen kleineren Elektrobooten der Klasse XXIII aber keine Kampfeinsätze im Atlantik mehr. Ein Teil der Boote wurde noch nach Norwegen verlegt, um von den dortigen U-Boot-Basen den Kampf fortzusetzen. Nach dem Selbstmord Hitlers wurden diese Pläne aber von Reichspräsident Karl Dönitz nicht weiter verfolgt. Der „wasserschlüpfrige“ Turmaufbau erwies sich für die Bedienungs-Crew der FlaK-Geschütze bei der Überführung der Boote durch das Skagerrak als Todesfalle. Zwar konnten die Boote meist nicht bei Flugzeugangriffen tauchen, da das Wasser nicht tief genug war, wenn dies aber doch möglich wurde, hatte die FlaK-Bedienung Schwierigkeiten, aus den geschlossenen Bedienständen in den Druckkörper zu gelangen.
Die Boote erreichten bei Tieftauchversuchen in norwegischen Fjorden nicht die theoretische Tauchtiefe. Es kam bereits vorher zu Verformungen des Druckkörpers und Implosion der Oberdecksbehälter in denen die Schlauchboote untergebracht waren. Ein Boot ging bei einem Tieftauchversuch verloren. Die anderen Boote mussten an Schwachstellen verstärkt werden.
Viele Boote des Typs XXI wurden bei Kriegsende von ihren Besatzungen, trotz gegenteiliger Befehle, selbstversenkt. Die Boote in Norwegen sollen offiziell alle befehlsgemäß den Alliierten übergeben worden sein.
Nach dem Krieg
Nach dem Krieg wurden einige Boote in den Marinen der UdSSR und Frankreichs in Dienst gestellt. U 3008 ging zur Erprobung an die US Navy. U 2540 (am 4. Mai 1945 in Flensburg selbstversenkt) wurde im Herbst 1957 gehoben und am 1. September 1960 von der Bundesmarine als Versuchs-U-Boot "Wilhelm Bauer" wieder in Dienst gestellt. Seit 27. April 1984 liegt es als Museumsschiff im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven.
Technische Daten
- Einsatzverdrängung: 1.621 BRT (Überwasser), 1.819 BRT (getaucht)
- Zweihüllenbauweise mit 8-förmigem inneren Druckkörper und zwischen beiden Hüllen liegenden Spanten
- Länge: 76,70 m gesamt, 60,50 m Druckkörper
- Breite: (Maximal): 8,00 m, 5,30 m Druckkörper
- Tiefgang: 6,62 m
- Höhe über Turm: 11,30 m
- Geschwindigkeit: 15,37 kn Überwasser mit Dieselmotoren; 17,94 kn mit Elektromotoren; 18,08 kn mit Diesel- und Elektromotoren; 16,5 kn Unterwasser mit Elektromotoren; 6,10 kn mit Schleichmotoren; 10,42 kn bei Schnorchelfahrt
- Tauchtiefe: 135 m (Konstruktionstiefe), 270 m (größte Tauchtiefe)
- Antriebsanlage: Zwei 6 Zylinder MAN-4-Takt Dieselmotoren mit Hochaufladung von je 2000 PS/ 1470 kW bei 520 U/min.; zwei SSW-Haupt-Elektromaschinen GU 365/30 von je 2500 PS/ 1840 kW bei 1675 U/min.; zwei SSW-Schleichmotoren (Elektro) von je 113 PS/ 83 kW bei 350 U/min.
- Bewaffnung
- Ausstattung
- Lufterneuerungs- und Klimaanlage
- Radar
- Sonar
- Täuschkörper
- Besatzung: 57
Siehe auch
- Liste deutscher U-Boot-Klassen
- Liste deutscher U-Boote (nach 1945)
- Liste internationaler U-Boot-Klassen
Weblinks
http://www.uboat.net Uboat.net - Umfassende Seite über den U-Boot-Krieg 1939-45, mit detaillieten Informationen über jedes einzelne Boot.