Rudolf Lochner (Unternehmer)

Rudolf Lochner (* 21. September 1883 in Aachen; † 5. Januar 1939 in Berlin) war ein deutscher Unternehmer und Bauherr.
Leben und Wirken
Der Sohn des Tuchfabrikanten Rudolf (1847–1918), einem Sohn des Firmengründers Johann Friedrich Lochner, und der Gertrud, geb. Philips, durchlief nach seiner Schulzeit eine Ausbildung zum Kaufmann. Im Jahr 1913 stieg er als persönlich haftender Gesellschafter mit einem Anteil von 12,50 % am Kommanditkapital von 800.00,00 Reichsmark bei der Neugründung der Waggonfabrik von J. P. Goossens in Aachen-Brand ein, welche fortan unter „J. P. Goossens, Lochner & Co. KG“ firmierte. Die 1862 gegründete Waggonfabrik war zuvor seit 1908 in Eschweiler-Aue aktiv und wurde 1913 von der Firma Waggonfabrik Talbot übernommen.
In der neuen Brander Produktionsstätte, die über den Bahnhof Brand Anschluss an das vorhandene Schienennetz erhalten hatte, konzentrierten sich Goossens & Lochner jetzt nicht nur auf den Waggonbau, sondern sie begannen auch verstärkt in den Bau von Maschinen und Lastkraftwagen zu investieren. Zugleich gründete Rudolf Lochner das Vertriebsunternehmen „Rheinisches Waggonkontor Rudolf Lochner & Cie.“ mit Sitz in der Aachener Monheimsallee 40–42 in der stattlichen und erst 1909/10 von Arnold Königs umgebauten Villa des Bergwerkdirektors Moritz Honigmann. Hier wurde unter Lochners Leitung vor allem der Verkauf der Produkte aus der Waggonfabrik abgewickelt. Im Jahre 1921 erfolgte schließlich die Angliederung des Gesamtunternehmens an die Linke Hoffman GmbH aus Breslau, welche sich ebenfalls noch im gleichen Jahr mit der AEG zusammenschloss. Noch bis 1928 konnte die Produktion für die neue Muttergesellschaft in Aachen-Brand aufrecht erhalten werden, dann wurde das Werk endgültig stillgelegt.

Nach der Übernahme durch Linke Hoffmann versuchte Lochner sich ein weiteres Standbein zu verschaffen und plante 1922 zunächst den Bau eines Bankhauses in Brand, welcher aber letztendlich nicht realisiert wurde. Drei Jahre später wurde auf Lochners Initiative hin und nach Entwürfen des Architekten Emil Fahrenkamp der Bau eines der ersten Hochhäuser auf Basis einer Stahlskelettkonstruktion am Vorplatz des Aachener Hauptbahnhofs begonnen [1]. Die Berliner Illustrirte Zeitung stellte in ihrer Ausgabe vom 21. März 1926 diesen Bau zusammen mit dem Düsseldorfer Wilhelm-Marx-Haus, der Bremer Rolandsmühle und dem Kölner Hansahochhaus als Sensation dar [2].

Nachdem das Stahlgerippe bereits fertig gestellt war, konnte allerdings der Bau aus finanziellen Gründen nicht vollendet werden. Zu nennen sind - laut Aussagen der Fachkritiker - die erhöhten Kosten auf Grund der auftretenden Biegemomente und der dadurch erhöhte Stahlverbrauch [3]. Mehr als vier Jahr existierte das nackte Skelett als Deutschlands bekannteste Investitionsruine, bevor der Bau von einem anderen Bauherrn zusammen mit dem Architekten Jacob Koerfer in den Jahren 1929 und 1930 nach stark veränderten Plänen weitergeführt wurde. Nach seiner Fertigstellung wurde das nun als „Haus Grenzwacht“ benannte Gebäude als Büro- und Geschäftshaus und später als Verwaltungsgebäude der Stadt Aachen genutzt sowie unter Denkmalschutz gestellt. Das heutige Hochhaus am Aachener Hauptbahnhof hat daher mit dem ursprünglichen Entwurf des als „Lochnerhaus“ bekanntem Gebäudes nur noch wenig gemeinsam. [4]
Rudolf Lochner war verheiratet mit Ila, geb. Schilinsky (* 1891), Tochter des Bildhauers Konrad Schilinsky (1864-1932). Die Ehe blieb kinderlos.
Literatur und Quellen
- Günther Schnuer: Der Automobilbau in Aachen 1896 – 1928, Meyer & Meyer, Aachen, 1990
- Albert Huyskens: Aachen : Im Auftrag von Oberbürgermeister Farwick, Deutscher Architektur- und Industrieverlag (DARI), Berlin-Halensee, 1925 S. 140-143 und 268
Einzelnachweise
- ↑ Auszug aus dem Zentralblatt der Bauverwaltung
- ↑ Generalanzeiger vom 31. Dezember 1998
- ↑ Bausystem und Tragwerk – Stahl, Lochnerhaus Seite 23
- ↑ Lochnerhaus (später Haus Grenzwacht). In: archINFORM; abgerufen am 2. Juni 2010.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Lochner, Rudolf |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Unternehmer und Bauherr |
| GEBURTSDATUM | 21. September 1883 |
| GEBURTSORT | Aachen |
| STERBEDATUM | 5. Januar 1939 |
| STERBEORT | Berlin |