Abteilwagen
Als Abteilwagen werden zwei verschiedene Grundbauarten von Personenwagen der Eisenbahn bezeichnet. Ursprünglich unterschied man zwischen Abteil- und Durchgangswagen. Später hat man bei Schnellzugwagen zwischen Abteil- oder seltener auch Seitengangwagen und Großraumwagen unterschieden.
Ursprünglich waren Abteilwagen Reisezugwagen, bei denen mehrere voneinander getrennte Abteile mit jeweils eigenen, auf der Wagenlängsseite angeordneten Einstiegstüren in einem gemeinsamen Wagenkasten angeordnet waren. Abteilwagen dieser Bauart waren früher in fast ganz Europa verbreitet und wurden bis in die 1960er Jahre eingesetzt.
Heute hingegen wird der Begriff Abteilwagen zumeist als Synonym für den klassischen D-Zug-Wagen mit geschützten Wagenübergängen, Seitengang und durch Zwischenwände separierte Abteile verwendet.
Abteilwagen mit Seitentüren

Der Abteilwagen alten Stils wurde zu Beginn der Eisenbahnzeit in England durch Aufsetzen von Postkutschwagenkästen auf ein Eisenbahn-Fahrgestell entwickelt, wobei es meist zwei oder drei dieser Abteile waren. Dieser Wagentyp wurde daher im 19. Jahrhundert auch als "Personenwagen englischen Systems" bezeichnet (kurze zwei- und dreiachsige Abteilwagen), im Gegensatz zum damals Durchgangswagen genannten Großraumwagen, dem "Personenwagen amerikanischen Systems" (in der Regel lange vierachsige Durchgangswagen mit offenen Bühnen am Wagenende).
Waren anfangs die Herkunft der einzelnen Abteile aus Kutschkästen noch klar erkennbar, so verschmolzen diese bald zu einem Wagenkasten mit vielen Seitentüren – der "Hunderttürenwagen" war entstanden. Abteilwagen ohne innere Verbindung zwischen den Abteilen wurden etwa bis Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut. Wesentlicher Nachteil dieser Bauart war, dass Reisende nach Einstieg in den Zug die Abteile nicht wechseln konnten, womit es bei großen Andrang entsprechend lange dauerte, bis sich die Reisenden auf die freien Plätze verteilt hatten. Auch konnte man in solchen Zügen keine Toilette (damals noch als „Abort“ bezeichnet) oder den Speisewagen aufsuchen, allerdings wurde beides erst um 1890 in den Zügen eingeführt. Überdies musste das Zugpersonal bei der Fahrkartenkontrolle außen am Trittbrett des Wagens entlangklettern.
Mit dem Bedürfnis nach höherem Reisegeschwindigkeiten (kürzere Bahnhofsaufenthalte) und -komfort wurden aber auch Abteilwagen mit Toiletten (anfangs pro Abteil eine!) und später mit inneren Durchgängen versehen, die zwar Sitzplätze kosteten, aber einen Abteilwechsel oder Toilettengang innerhalb des Wagens erlaubten. Zahlreiche Abteilwagen früher Ausführung wurden später entsprechend umgebaut. Es wurden aber auch Zwischenformen zwischen Abteil- und Durchgangswagen beschafft, also Wagen, die zwar in jedem (oder jedem zweiten) Abteil eine seitliche Einstiegstür, aber auch einen Gang und Übergänge zu den nächsten Wagen besaßen.
Unzählige zwei-, drei- und vierachsige Fahrzeuge in Abteilwagenbauart waren vor allem im Norden Deutschlands und insbesondere bei den Preußischen Staatseisenbahnen verbreitet. Besonders bekannt waren sie auch in Frankreich (hier teilweise mit zweitem seitlich offenen Oberdeck als Voiture á Impériale bezeichnet), als Vierachser aber auch in Großbritannien als Compartment Car sowie im Königreich Italien, wo sie als Centoporte (Hunderttürer) bezeichnet wurden (bisweilen auch Milleporte).
Entwicklung in Preußen
Bis etwa 1880 waren zweiachsige Abteilwagen die Norm. Nach dem Ende der Verstaatlichungswelle der Preußischen Staatseisenbahnen um 1895 wurden die laufruhigeren Dreiachser beschafft. Dafür wurden so genannte „Normalien für “ aufgestellt, die Wagen der zwei-, drei- und später vierachsigen Bauarten enthielten. Bei den Dreiachsern waren sowohl starre Achsen als auch Lenkachsen vorgesehen. Die für den reinen Vorortverkehr vorgesehenen Wagen (Berlin, Hamburg) hatten keine Aborte erhalten. Bei den anderen Wagen wurde, um die Zahl der Aborte aus wirtschaftlichen Gründen gering zu halten, ein Durchgang zwischen mehreren Abteilen geschaffen. Zahlreiche Wagen mussten daher umgebaut werden. Nach der Jahrhundertwende wurden auch Abteilwagen der vierten Klasse beschafft.
Zwei- und dreiachsige Abteilwagen wurden zunächst für alle Zugarten auf Hauptbahnen eingesetzt. Mit dem Aufkommen der D-Zug-Wagen nach 1892 kamen Abteilwagen hauptsächlich in Personenzügen auf Hauptstrecken und im Ballungsraumverkehr zum Einsatz. Hier machte sich, neben dem schnellerern Fahrgastwechsel, der Umstand günstig bemerkbar, dass Bahnsteige von Bahnhöfen an Hauptstrecken nur mit gültiger Fahrkarte und kurz vor dem „Abgang“ des Zuges betreten werden durften, womit sich der Kontrollvorgang vom Zugschaffner auf das Bahnhofspersonal verlagerte. Durchgangswagen hingegen waren auf Nebenstrecken üblich, da es hier oft keine Bahnsteigsperren gab und die Kontrolle der Fahrausweise im Zug notwendig war.
Ab 1895 wurden insbesondere in Preußen und Sachsen (aber auch in geringerem Umfang in Baden, Bayern und Elsaß-Lothringen) vierachsige Abteilwagen gebaut, die überwiegend in den ab 1907 eingeführten Eilzügen sowie den sogenannten beschleunigten Personenzügen zum Einsatz kamen. In mehreren Serien wurden bis 1918 über 3.500 Fahrzeuge gebaut. Die Abteile in den Wagen waren teilweise untereinander verbunden, um zu den Aborten zu gelangen. In den Wagen der dritten Klasse wurden die Abtritte erst später mit Wasserspülung ausgestattet.
Zuerst waren die Fensterrahmen bei den Abteilwagen - wie die Wagenkästen selbst - aus Holz, das sich aber schnell verzog. Nach einem Patent der Julius Pintsch AG wurden ab der Jahrhundertwende eine Messinglegierung dafür verwendet. Diese Wagen wiesen gerundete obere Fensterrahmen auf.
Ab 1910 wurde die bisherige Petroleumbeleuchtung auf Gasglühbeleuchtung umgestellt, das eine bessere Lichtausbeute in der Dunkelheit bot. Weil im ersten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts Holz teuer wurde, ging man zur Stahlbauweise über. Dies führte aber im Ersten Weltkrieg zum Einsatz minderwertiger Materialien.
Ausgerüstet waren die Wagen der Preußischen Staatseisenbahnen mit Regeldrehgestellen mit zweifacher, später dreifacher Federung. Die meisten Wagen waren 18,55 Meter lang ausgeführt worden. Zuerst wurden Bremsen der Bauart Westinghouse verwendet, ab der Jahrhundertwende kam die Knorr-Einheitsbremse zum Einbau. Die Handbremse war in einem separaten Bremserhäuschen an einem Wagenende untergebracht. Diese wurden ab 1930 abgebaut.
Von den 21.000 gebauten Abteilwagen aller Bauarten gingen nach dem Ersten Weltkrieg 14.000 als Reparationsleistungen an andere Länder, davon 5.000 in den Jahren 1919/1920 an das wieder entstandene Polen.
Übersicht über die preußischen Vierachser
Gattung Preußen | DRG-Skizze | Erstes Baujahr | Anzahl Wagen | Anzahl Sitze | Anzahl Aborte | LüP [m] |
Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|
ABB | B4 Pr 95 | 1895 | 350 | 10/31 | 3 | 18,15 | |
ABCC | BC4 Pr 98 | 1898 | 200 | 5/21/32 | 4 | 18,20 | |
CC | C4 Pr 94 | 1895 | 350 | 80 | 3 | 17,88 | |
ABB | B4 Pr 02 | 1902 | 200 | 10/31 | 3 | 18,55 | |
ABCC | BC4 Pr 98a | 1898 | 200 | 50/31/32 | 4 | 18,55 | |
CC | C4 Pr 02 | 1902 | 300 | 76 | 5 | 18,55 | |
ABB | B4 Pr 04 | 1904 | 350 | 10/31 | 3 | 18,55 | |
ABCC | BC Pr 04 | 1904 | 250 | 5/21/32 | 4 | 18,55 | |
BCC | BC Pr 05 | 1905 | 100 | 20/48 | 5 | 18,55 | |
CC | C4 Pr 04 | 1904 | 450 | 76 | 5 | 18,55 | |
CC | C Pr 12/12a | 1911 | 650 | 76 | 4 | 18,62 | |
BB | B4 Pr 18 | 1918 | 40 | 47 | 3 | 19,20 | |
CC | C4 Pr 18 | 1918 | 86 | 76 | 4 | 19,20 |
Verwendung der preußischen Wagen bei der Deutschen Reichsbahn
Aus Gründen der rationelleren Fahrzeugunterhaltung wurde ab 1920 bei vielen Dreiachs-Abteilwagen die mittlere Achse ausgebaut, weil man festgestellt hatte, dass dies aufgrund des an sich großen Abstandes der beiden äußeren Achsen keine negativen Auswirkungen auf die Laufeigenschaften hat. Außerdem wurden, um den nach den Waffenstillstands-Abgaben von 1919/20 (im Rahmen des Versailler Vertrags) drängenden Wagenmangel abzustellen, noch 500 Zweiachs-Abteilwagen (50 Wagen zweiter, 450 Wagen dritter Klasse) preußischer Bauart beschafft. Wegen des großen Wagenmangels wurden überdies viele ehemals preußische Wagen den süddeutschen Eisenbahn-Direktionen zugewiesen, so dass diese Wagen nun im gesamten Deutschen Reich anzutreffen waren.
Ab Mitte der 1920er Jahre wurde bei Wagen, die auf mittlerweile elektrifizierten Strecken verkehrten, das Bremserhaus abgebaut. Mit der Abschaffung der vierten Klasse 1928 wurden viele Abteilwagen durch das Zusammenlegen von Abteilen zu Traglastenwagen umgerüstet. Nachdem die DRG ab 1930 neue viertürige Eilzugwagen des Typs E 30 einführte, wurden in weiteren Wagen mehrere Abteile zu einem Großabteil zusammengelegt und als Traglastenabteil ausgewiesen.
Einige dieser Abteilwagen wurden ab 1930 für die Züge des Ruhrschnellverkehrs verwendet. Dafür erhielten sie den DRG-Triebwagenanstrich in rot-beige. Die Fensterbereiche der zweiten Klasse waren allerdings wie bei der Berliner S-Bahn in stadtbahnblaugrün (RAL6004) ausgeführt. 18 Wagen der Abteilbauart wurden sogar neu beschafft.
Entwicklung in Sachsen
Die Waggonbauanstalt der Leipzig-Dresdner Eisenbahn hatte schon bald nach ihrem Entstehen die Konzession erhalten, auch für andere Bahnen produzieren zu dürfen. In einem Katalog von 1843 wurden neben den üblichen zwei- und dreiachsigen Abteilwagen nach englischem Vorbild zwar auch teilweise recht große Vierachser angeboten; ob diese aber auch alle gebaut wurden, ist noch nicht endgültig geklärt. In den 1860er Jahren hat man sich im Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen auf eine Empfehlung geeinigt, wonach Personen- und Güterwagen am günstigsten möglichst kurz und zweiachsig zu bauen wären. Da Max Maria von Weber, bis 1869 Direktor der „Königlichen Direktion der östlichen Staatseisenbahnen“, maßgeblich am Zustandekommen dieser Empfehlung beteiligt war, wurden Staatsbahnwagen in der Regel als kurze Wagen mit drei bis vier Abteilen beschafft. Die LDE zum Beispiel beschaffte aber auch weiterhin wesentlich größere Wagen, sodaß es zum Abschluß der Verstaatlichungen auch dreiachsige Wagen mit fünf bis sieben Abteilen im Staatsbahnbestand gab.

In den 1880er Jahren änderte sich die Beschaffungspolitik wieder. Die Lokomotiven wurden stärker und schneller, sodaß man die Wagen stabiler bauen mußte. Die Wagen wurden größer und es wurden auch wieder Dreiachser mit fünf bis sieben Abteilen beschafft. Außerdem wollte man den Reisenden mehr Komfort bieten. Daher begann man, die Wagen mit Toiletten auszustatten und zunächst erhielten die Abteile 1. und 2. Klasse Bankfenster. Aber auch 1892 wurde neben den Wagen der Gattung 109 (BC Sa 92) mit Toiletten noch eine Serie von 6 Wagen der Gattung 110 geliefert. Bis auf die fehlenden Aborte waren beide baugleich. Ab 1895 erhielten auch die Abteile 3. Klasse Bankfenster. Reisenden 4. Klasse hat man den Luxus heller Wagen aber nicht gegönnt, denn auch die entsprechenden Reichsbahnbauarten hatten nur Fenster entsprechend der Türgröße.
Genauso typisch wie für preußische Wagen das Oberlichtdach war, war für sächsische ein einfach gewölbtes. (Aber - hier wie da - keine Regel ohne Ausnahme!) Zunächst besaßen die Wagen noch ein recht flaches Dach. Ab Mitte der 90er Jahre erhielten die Wagen höherer Klassen ein stärker gewölbtes Dach. Ab 1998 wurden auch die vierachsigen Abteilwagen dritter Klasse mit dem stärker gewölbten Dach geliefert. Sie erhielten eine eigene Bauartbezeichnung (Gattung 141, C4 Sa 98; im Gegensatz zu den Flachdachwagen der Gattung 142, C4 Sa 97). Auch die letzten Wagen der Gattung 156, C Sa 95 wurden mit höherem Dach geliefert (wohl 4 Stück von 1901), erhielten aber keine eigene Gattungsbezeichnung.
Allen Wagen dieser Epoche gemeinsam waren die Bremserhäuser auf den Wagendächern (ausgenommen jenen wenigen Exemplaren, die noch ganz ohne Bremse gebaut waren), die Kiemenlüfter über den Türen (und z. T. auch über den Fenstern), die Türen mit rechteckigem Querschnitt und die ebenso geformten Fenster mit Holzrahmen.
Echte Abteilwagen 4.-Klasse gab es in Sachsen keine. Ebenso gab es im normalen Betrieb keine gemischtklassigen Wagen mit Räumen 4. Klasse. Die 4. Klasse wurde ohnehin nur im Nahverkehr angeboten. Daher gab es auch fast keine Vierachser 4. Klasse. Ursprünglich besaßen viertklassige Wagen gar keine (also nur Stehplätze) oder eine sehr spärliche Inneneinrichtung (für Reisende mit Traglasten). Folglich waren sie meist als Großraumwagen gestaltet.
Die nach der Jahrhundertwende in Sachsen konstruierten Reisezugwagen stellen eine neue Generation von Fahrzeugen dar. Höher gewölbte Dächer waren jetzt allgemein üblich. Die Kiemenlüfter in den Seitenwänden wurden durch Dachlüfter ersetzt. Die Türen besaßen oben abgerundete Ecken. Außer in der 4. Klasse erhielten die Fenster Metallrahmen mit oben abgerundeten Ecken. Dies diente der Erhöhung des Komforts, denn durch die schmaleren Rahmen vergrößerte sich die eigentliche Fensterfläche. Die Länge der Wagen wuchs und damit vergrößerte sich der Achsstand. Aber auch bei einem Achsstand von 8 bis 9 Meter wurden die Wagen als Zweiachser gebaut. Man expertimentierte mit verschiedenen Federaufhängungen, um das Fahrverhalten zu optimieren. Ein Exemplar des Bi Sa 13 erhielt versuchsweise ein dreiachsiges Fahrwerk, doch brachte dies keine entscheidenden Vorteile, denn es blieb bei diesem Einzelstück. Die Vierachser liefen nicht mehr auf Regeldrehgestellen, sondern auf Drehgestellen amerikanischer Bauart, den sogenannten Schwanenhalsdrehgestellen.
Nach 1910 wurden keine zwei- oder dreiachsigen Abteilwagen im eigentlichen Sinne mehr in Sachsen beschafft. Jene Fahrzeuge, die die typischen Seitenwandtüren der Abteilwagen besaßen, besaßen auch eine Endbühne und Übergangseinrichtungen (für das Personal), sodaß sie zunächst als Durchgangswagen geführt wurden. Schon die frühe Reichsbahn ließ die Übergänge aber verschließen, sodaß sie in den Reichsbahntypenblättern nur noch als Abteilwagen auftauchen. Sie besaßen offene Abteile mit Seitengang. In vielen dieser Wagen gab es aber auch jeweils ein abgeschlossenes Abteil. Wagen 4. Klasse hatten zwei Großräume mit Mittelgang und Quersitzen. An den Wagenenden besaßen sie Traglastenabteile. Dazu hatte man jeweils die äußeren Doppelbänke durch Längssitze ersetzt. Die Bauform von 1921 besaß eine vollständige Bestuhlung.
1912 wurden für die Windbergbahn vier Aussichtswagen beschafft (Gattung 140a, C Sa 12). Gestalterisch beschritt man völlig neue Wege. Der Grundriß der Wagen entsprach späteren Straßenbahnwagen. Im Wageninneren gab es einen Großraum mit Mittelgang (4 Abteile) und große Fenster. Auf den verglasten Endbühnen gab es nochmals 10 Sitzplätze. Da die Wagen keine Übergangseinrichtungen besaßen, wurden sie wie Abteilwagen geführt.
Übersicht über die sächsischen Zwei- und Dreiachser
Ältere Bauarten: Auswahl der wichtigsten Typen. Neuere Bauarten vollständig. Es gab bei der Reichsbahn durch Umbau weitere Unterbauarten. Dabei wurde aber nur die Inneneinrichtung verändert (z. B. Entfernung von Sitzplätzen für Traglastenabteile, Umbau von 2. in 3. Klasse usw.).
Gattung Sachsen | Skizzenblatt DRG |
Erstes Baujahr | Anzahl | Bestand 1930 | Abteile | Aborte | LüP [m] |
Achsstand [m] |
Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ältere Dreiachser | |||||||||
AB | B3 Sa 88 | 1888 | 49 | 41 | 1 / 4 | 4 | 13,230 | 8,5 | |
C | C3 Sa 86 | 1885 | 61 | 27 | 6 | 4 | 12,830 | 8,0 | 2 Wagen ohne Bremse |
C | C3 Sa 91 | 1891 | 17 | 12 | 6 | 4 | 12,830 | 8,0 | |
C | C3 Sa 95 | 1895 | 93 | 63 | 6 | 4 | 12,945 | 8,0 | |
Ältere Zweiachser | |||||||||
AB | B Sa 91 | 1891 | 32 | 17 | 1 / 3 | 3 | 8,500 | 5,5 | |
BC | BC Sa 92 | 1892 | 11 | 18 (?) | 2 / 3 | 2 | 10,160 | 5,5 | |
BC | BC Sa 99 | 1899 | 32 | 23 | 2 / 3 | 2 | 10,160 | 5,5 | |
C | C Sa 95 | 1895 | 64 | 51 | 5 | 2 | 9,725 | 5,5 | |
C | C Sa 95/32 | (1932) | 7 | – | 5 | 2 | 9,725 | 4,5 | Umbau für die Windbergbahn [Anm. 1] |
Neuere Bauarten | |||||||||
B | B Sa 13 | 1913 | 87 | 6 | 1 | 14,770 | 8,5 | ||
B | B3 Sa 13/14 | 1913 | 1 | 1 | 6 | 1 | 14,770 | 8,5 | dreiachsig [Anm. 2] |
BC | BC Sa 17 | 1917 | 114 | 2 / 4 | 1 | 13,600 | 7,0 | ||
C | C Sa 11 | 1911 | 167 | 7 | 1 | 14,740 | 8,5 | ||
C | C Sa 12 | 1912 | 4 | 4 | (1) | 1 | 10,300 | 4,5 | Windbergwagen [Anm. 3] |
C | C Sa 14 | 1914 | 20 | 7 | 1 | 14,370 | 8,0 | ||
C | C Sa 16 | 1916 | 233 | 6 | 1 | 12,770 | 6,5 | ||
D | Ctr Sa 13 | 1912 | 290 | (2) | 1 | 14,310 | 8,5 | ||
D | Ctr Sa 16 | 1916 | 124 | (2) | 1 | 13,840 | 7,5 | ||
D | Cd Sa 21 | 1921 | 175 | 175 | (2) | 1 | 13,840 | 7,5 | vollständige Bestuhlung der beiden Großräume (8 "virtuelle Abteile") |
- ↑ Bei einigen C Sa 95 wurde in den 1930er Jahren der Achsstand verkürzt, um sie auf der Windbergbahn einsetzen zu können. Nach Jürgen Schubert (Die Windbergbahn, transpress, Berlin 1982, bzw. alba, Düsseldorf 1982, ISBN 3-87094-202-9) wurden insgesamt 7 Wagen so umgebaut.
- ↑ Ein B Sa 13 wurde versuchsweise mit dreiachsigem Laufwerk geliefert.
- ↑ Grundriß entsprechend einem Straßenbahnwagen: Großraum mit Mittelgang (4 "virtuelle Abteile"), geschlossene Endbühnen, keine Übergänge; daher als Abteilwagen geführt.
Übersicht über die sächsischen Vierachser
Gattung Sachsen | Skizzenblatt DRG |
Erstes Baujahr | Anzahl | Bestand 1930 | Abteile | Aborte | LüP [m] |
Achsstand [m] |
Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ältere Bauarten | |||||||||
ABB | B4 Sa 97 | 1897 | 10 | 8 | 1 / 5 | 6 | 16,010 | 9,5 + 2,5 | |
ABB | B4 Sa 99 | 1899 | 60 | 51 | 1½ / 6 | 6 | 19,370 | 13,0 + 2,5 | |
ABB | B4 Sa 01 | 1901 | 10 | 10 | 2 / 6 | 6 | 19,870 | 13,5 + 2,5 | |
ABCC | BC4 Sa 01 | 1901 | 29 | 32 (?) | 1 / 3 / 5 | 6 | 19,830 | 13,5 + 2,5 | |
BCC | BC4 Sa 97 | 1897 | 3 | 3 | 3 / 5 | 6 | 17,830 | 11,5 + 2,5 | |
CC | C4 Sa 95, C4tr Sa 95 |
1895 | 22 | 10 | 8 | 4 | 15,950 | 10,0 + 2,5 | Flachdach |
CC | C4tr Sa 97 | 1897/98 | 76 | 69 | 9 | 4 | 17,330 | 11,0 + 2,5 | Flachdach |
CC | C4 Sa 98, C4kr Sa 98 |
1898 | 283 | 222 | 9 | 4 | 17,330 | 11,0 + 2,5 | |
Neuere Bauarten | |||||||||
ABB | B4 Sa 11 | 1911 | 19 | 2 / 6 | 2 | 20,330 | 13,9 + 2,15 | ||
BCC | BC4 Sa 13 | 1913 | 2 | 4 / 5 | 2 | 20,110 | 12,5 + 2,15 | ||
BCC | BC4 Sa 16 | 1916 | 20 | 4 / 5 | 2 | 20,110 | 12,5 + 2,15 | ||
CC | C4 Sa 11 | 1911 | 52 | 10 | 2 | 20,000 | 13,5 + 2,15 | ||
CC | C4 Sa 13 | 1913 | 128 | 9 | 2 | 18,370 | 11,0 + 2,15 |
Verwendung nach dem zweiten Weltkrieg

Die meisten Abteilwagen wurden von der Deutschen Bundesbahn (DB) in den 1950er Jahren zu Umbau-Wagen umgebaut. Bei der Deutschen Reichsbahn (DR) wurde zunächst zur Vereinfachung der Unterhaltung bei vielen Abteilwagen ca jede zweite Tür ausgebaut, wobei auch mehrere Abteile zusammengefasst wurden. Außerdem entfielen auch die letzten noch vorhandenen Bremserhäuser. In den 1960er Jahren wurden viele Abteilwagen in Reko-Wagen rekonstruiert (umgebaut). Die letzten Länderbahnzweiachser verschwanden bis 1970. Vierachsige Abteilwagen, auch fremder Bauarten (z. B. Centoporte), konnte man bis Anfang der 1970er Jahre antreffen. Die letzten Einheitsabteilwagen der frühen Reichsbahn wurden im Osten Sachsens (Reichsbahndirektion Cottbus) bis Mitte der 1970er Jahre eingesetzt (fast ausschließlich ex 4.-Klasse).
Abteilwagen mit Seitentüren bei Straßenbahnen

Anders als bei den Eisenbahnen gab es früher bei Straßenbahnen nur ganz selten Abteilwagen, bei denen ebenfalls mehrere voneinander getrennte Abteile mit jeweils eigenen, auf der Wagenlängsseite angebrachten Einstiegstüren in einem gemeinsamen Wagenkasten angeordnet waren. Zu finden waren solche Triebwagen hauptsächlich bei der bereits 1860 als Pferdestraßenbahn eröffneten Straßenbahn Alexandria in Ägypten, wobei diese nach Wunsch der Straßenbahngesellschaft in Belgien gebauten Fahrzeuge zur Erstausstattung gehörten und sich bis auf den anders gearteten Wagenkasten technisch nicht von den gewöhnlichen Triebwagen unterschieden.
Der Grund für den Einsatz dieser Abteilwagen war hier die Trennung in Wagenklassen sowie auch (bzw. später nur noch) die Trennung in jeweils eigene Abteile für Männer und Frauen (heute sind in Alexandria entweder bei den blauen Dreiwagen-Zügen der Mittelbeiwagen oder bei den gelben Zweiwagenzügen der vordere Wagen für Frauen reserviert[2]). Diese einzigartigen „Straßenbahn-Abteilwagen“ waren anderswo praktisch unüblich und konnten daher im Gegensatz zu den Abteilwagen bei der Eisenbahn nie eine signifikante Verbreitung finden und kamen in Alexandria selbst letztlich in den 1950er Jahren außer Gebrauch.
In der Anfangszeit der elektrischen Straßenbahnen gab es auch bei vielen mitteleuropäischen Betrieben sogenannte Sommerbeiwagen. Das waren Fahrzeuge, die zwar ein Dach als Schutz gegen Regen und Sonne, aber keine (festen) Seitenwände besaßen. Der Zustieg erfolgte direkt über die seitlichen Trittbretter. Vorteil dieser Bauart war das große Fassungsvermögen bei geringem Eigengewicht. Vor allem beim Betrieb mit Pferden war das von Bedeutung, aber auch viele Betriebe mit reinem Triebwagenverkehr beschafften zunächst oft solche Fahrzeuge. Allerdings war ihre Anzahl nie hoch. Entsprechende Triebwagen wurden in Mitteleuropa so gut wie nicht beschafft, da Triebwagen zu teuer waren, um sie nur saisonal nutzen zu können. Bis zum Ersten Weltkrieg waren diese Wagen aber durch modernere Fahrzeuge ersetzt oder in gewöhnliche Wagen umgebaut worden.
Abteilwagen mit Seitengang und geschützten Übergängen
Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurden die bis heute noch üblichen Abteilwagen mit Seitengang gebaut. Die ersten Wagen dieser Bauart kamen ab 1892 in Preußen in den neu eingeführten D-Zügen zum Einsatz. Sie waren und sind mit durch einen Faltenbalg, der heute noch bei druckdichten Fahrzeugen verwendet wird, oder durch einen Gummiwulst geschützten Übergängen zum nächsten Wagen ausgestattet. Die Bauform mit Seitengang ist außer bei Sitzwagen auch bei Schlafwagen und Liegewagen üblich. Vom Abteilwagen heutiger Bauart ist der moderne, aus dem Durchgangswagen entwickelte Großraumwagen zu unterscheiden, dessen Innenraum in einen oder auch mehreren Großräume mit Mittelgang unterteilt ist.
Entwicklung in Deutschland


War bis in die 1970er Jahre im Fernverkehr nahezu ausschließlich der Abteilwagen mit Seitengang üblich, so werden heute anstelle der Abteilwagen nunmehr Großraumwagen mit Mittelgang eingesetzt, welche eine höhere Kapazität und mehr Fensterplätze, aber weniger Privatsphäre bieten. Sie sind billiger in Beschaffung und Betrieb . Nur noch wenige Züge bieten heutzutage auch die Auswahl zwischen den beiden Sitzvarianten Abteil und Großraum, teilweise sogar im gleichen Wagen. In Deutschland gibt es reine Abteilwagen nur noch im Erster-Klasse-Bereich von Intercity- und Eurocity-Zügen sowie im Nachtverkehr. Sehr verbreitet sind moderne Abteilwagen für Schnellzüge aber z. B. noch bei der italienischen Trenitalia.
Entwicklung in der Schweiz


Im Schweizer Inlandverkehr, ausgenommen bei Bergbahnen und Standseilbahnen, sind Abteilwagen nur wenig bekannt. Für Schnellzüge, insbesondere im internationalen Verkehr, wurden jedoch mehrere Serien Abteilwagen mit Seitengang gebaut.
Eine erste Serie von RIC-Wagen, noch sehr an die Einheitswagen (SBB) angelehnt, entstand bereits in den 1950er Jahren. Gemeinsam war die niedrigere Dachhöhe und die SIG-Drehgestelle. Die Länge betrug 23,70 Meter.
Die späteren RIC-Wagen, ab 1969 gebaut, entsprechen der Bauart UIC-X. Während die Wagen der ersten Klasse nur neun Abteile anboten, wie die UIC-Z-Type, besaßen die Zweitklasswagen zuerst zwölf Abteile. Ab 1972 wurden Fahrzeuge beschafft, die nur noch elf Abteile in der zweiten Klasse besaßen. Obwohl die Wagenserie dem X-Typ zugeordnet ist, entsprechen sie damit eher dem späteren Typ UIC-Z. Ein großer Teil dieser Wagen wurde ab 1989 zu Großraumwagen des Typs Bpm umgestaltet. Sie erhielten einem dem EW IV-Wagen ähnlichen SBB-IC-Anstrich und laufen heute überwiegend im Inlandverkehr. Die Wagen erster Klasse wurden zu Begleitwagen für die Rollende Landstraße der Hupac AG umgebaut.
Die Eurofima-Wagen mit Abteilen der ersten Klasse von 1977 sind weiterhin im Betrieb, heute in EuroCity-Farben (Grautöne mit weißen Streifen und roten Türen). Abteilwagen zweiter Klasse wurden jedoch in dieser Generation und bei den nachfolgenden EuroCity-Wagen nicht mehr beschafft. Ausgenommen sind Liegewagen der Eurofimabauart von 1978.
Zudem gibt es Abteile der ersten Klasse in einigen EW III-Wagen (heute bei der BLS).
Entwicklung in Österreich
Anders als in der Schweiz hat sich in Österreich auch im Inland-Fernverkehr der Abteilwagen behauptet. Die ab 1957 beschafften UIC-X-Wagen und ihre Vorläufer waren allesamt Abteilwagen, ebenso die Eurofima-Wagen der 1970er Jahre und verwandte Bauarten.
Die neuesten Abteilwagen in Österreich sind druckertüchtigte Wagen erster und zweiter Klasse, die Anfang der 1990er Jahre beschafft wurden. Mit dem Upgrading-Programm seit 2002 werden die Abteilwagen erster Klasse teilweise in Großraumwagen umgestaltet.
Auch die Triebzüge der Baureihe 4010 bieten den größten Teil der Sitzplätze in Abteilen an, allerdings steht dort nach der Umwandlung ehemaliger Erster-Klasse-Abteile in zweiten Klasse nur noch ein Großraumwagen der ersten Klasse zur Verfügung.
Beim neuen Hochgeschwindigkeitszug railjet verzichtet man auf die Abteilwagen.[3][4]
Referenzen
- ↑ Mück, Wolfgang: Deutschlands erste Eisenbahn mit Dampfkraft. Die kgl. priv. Ludwigseisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. (Dissertation an der Universität Würzburg). Fürth 1985 (2. neubearb. Auflage), S. 115-126
- ↑ http://www.trampicturebook.de/tram/afrika/alexandria/index.htm
- ↑ Pressemitteilung Siemens
- ↑ Kurier
Literatur
- Claus Burghardt, Wolfgang Hensel, Wolf-Dietger Machel: Museums-Eisenbahnwagen zwischen Ostsee und Erzgebirge. 1. Auflage. Transpress Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-344-70724-8.
- Ralf Roman Rossberg: Geschichte der Eisenbahn. Sigloch Verlag, Künzelsau.
- Emil Konrad: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen; Band 1: Preußen. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1982, ISBN 3-440-05042-4.