Dreißigjähriger Krieg
Der Dreißigjährige Krieg begann 1618 mit dem Prager Fenstersturz und endete mit dem Westfälischen Frieden zu Münster im Jahr 1648.
Ursachen und Vorgeschichte
Nach Martin Luther breitete sich die Reformation rasch aus. Zahlreiche Länder und Fürstentümer traten zum Protestantismus über und spalteten das deutsche Reich in zwei religiöse Lager. Die Gegenreformation, angeführt durch die Habsburger, setzte sich zum Ziel, vom Katholizismus abgefallene Landstriche zurückzugewinnen.
Als dann im Jahre 1608 die protestantische Stadt Donauwörth Katholiken die Ausübung ihres Glaubens untersagte, wurde sie aus dem Reich ausgeschlossen und von Maximilian I. von Bayern gewaltsam zum katholischen Glauben zurückgeführt.
Daraufhin schlossen sich die meisten protestantischen Mitglieder des Kaiserreiches zur protestantischen Union zusammen, um ihre (Glaubens-)Freiheit zu verteidigen und den Rekatholisierungsbemühungen der Habsburger entgegenzutreten. Die Protestanten vereinten sich unter Prinz Friedrich von der Pfalz, der von Brandenburg und Hessen-Kassel unterstützt wurde. Im Gegenzug schlossen sich die katholischen Reichsstände noch im gleichen Jahr unter der Führung von Maximilian I. zur katholischen Liga zusammen.
Im Jahre 1618 kam es dann zu einem Aufstand der böhmischen Protestanten in Prag, kurz nachdem der katholische König Ferdinand (zugleich Heiliger Römischer Kaiser Ferdinand II.) einen Erlass zurückgenommen hatte, in dem allen Protestanten in Böhmen die Religionsfreiheit zugesichert wurde. Zwei königliche Offiziere (kaiserliche Räte) und ein Sekretär wurden von protestantischen Mitgliedern der böhmischen Anhänger im Mai 1618 aus einem Fenster des Hradschins (Prager Burg) geworfen (Prager Fenstersturz). 1619 wurde Ferdinand abgesetzt und die protestantischen Stände Böhmens boten den Thron dem protestantischen Kurfürsten Friedrich V. von der Kurpfalz an. Beeinflusst von seinem Minister, Christian von Anhalt, akzeptierte Friedrich, erhielt jedoch nicht den von seinem Schwiegervater Jakob I. von England und der protestantischen Union erhofften Beistand. Kaiser Ferdinand II. erkannte den „Winterkönig“ Friedrich nicht an, da dies zum Verlust Böhmens für die Habsburger führen würde. Aufgrund der kaiserlichen Finanzknappheit wurde im Vertrag von München Maximilian I. von Bayern damit beauftragt, als Anführer einer Armee der katholischen Liga den böhmischen Aufstand niederzuschlagen. Diese Aufgabe übernahm der bayrische Herzog aber nur unter folgenden Bedingungen: Die Annektierung der Oberpfalz durch Bayern, die Entschädigung der Kriegskosten, und – als schwerwiegendste Forderung – die Übertragung der kurpfälzischen Kurwürde auf Bayern. Mit der Entsendung ligistischer Truppen unter der Führung von Johann Tserclaes Tilly nach Böhmen begann der Dreißigjährige Krieg.
Der Verlauf
Böhmisch-pfälzischer Krieg (1618-23)
Mit der Niederlage Friedrichs gegen Tilly am 08. November 1620 in der Schlacht am Weißen Berge endete auch dessen kurze Regierungszeit in Böhmen (der Winterkönig). Unter Tilly wurde dann auch die Rheinpfalz erobert. In der Folge wurde der protestanische Widerstand in Österreich und Süddeutschland zerschlagen. Der ursprünglich regionale Konflikt sollte sich nun schnell zum Flächenbrand ausweiten. Der bayerische Herzog Maximilian erhielt als Belohnung die Oberpfalz und die Kurwürde seines geächteten Vetters Friedrich V.
Dänisch-niedersächsischer Krieg (1623-30)
Auf Seiten der evangelischen Union trat nun Dänemark in den Krieg ein. Jedoch wurden die Dänen unter König Christian IV. bereits 1626 von Tilly bei Lutter am Barenberge geschlagen und schlossen 1629 Frieden. Das Restitutionsedikt führte zur Bedrohung der protestantischen Besitztümer, da es die Rekatholisierung der protestantischen Gebiete verlangte.
Schwedischer Krieg (1630-35)
1630 eilten nun die Schweden unter Gustav II. Adolf zu Hilfe und besiegten 1631 Tillys Heer bei Breitenfeld. Sie drangen bis nach Bayern vor, errangen bald die Oberhand auf dem Schlachtfeld und konnten 1632 sogar München besetzen, nicht jedoch die Stadt Kronach die als nördliches Bollwerk des Fürstbistums Bamberg mehrfach belagert wurde (siehe [1]). Der schwedische König fiel jedoch noch 1632 in der Schlacht bei Lützen, die er gegen die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein führte. Dennoch wird Gustav II. Adolf auch als Retter des dt. Protenstantismus bezeichnet. 1634 verloren die Schweden eine Schlacht bei Nördlingen. Im gleichen Jahr wurde Wallenstein ermordet. Sachsen und Brandenburg schlossen 1635 mit dem Kaiser den Prager Frieden.
Schwedisch-Französischer Krieg (1638-48)
Bis 1635 hielt sich Frankreich aus dem Konflikt heraus. Unter Richelieu unterstützte man hauptsächlich finanziell die Protestanten. Frankreich war zu diesem Zeitpunkt von österreichischen und spanischen Besitztümern umgeben und eine Schwächung der Habsburger kam ihm entgegen. Dann jedoch griffen die ausgeruhten französischen Armeen auf Seiten des protestantischen Schwedens in den Krieg ein, als alle Beteiligten erschöpft waren. Sie stießen dabei bis nach Bayern und Böhmen vor. Das französische Eingreifen wird als entscheidend für das Ende des Krieges angesehen.
Die Niederlande
Das mit den österreichischen Habsburgern verbündete Spanien versuchte in den nördlichen Niederlanden wieder die Oberhoheit zu erlangen, die sie 1581 an die Utrechter Union verloren hatten. Die Spanier unter Philipp II. hatten zuvor den Calvinismus und ständische Vorrechte entschieden, aber erfolglos bekämpft (Herzog von Alba). Die Niederlande wehrten sich von 1580 bis zum Westfälischen Frieden erfolgreich.
Allgemeines
Hauptsächlich wurde der Krieg von Österreich und Spanien gegen die Niederlande, Schweden, Dänemark-Norwegen und Frankreich auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches geführt. Der Dreißigjährige Krieg wurde auch gegen die habsburgische Hegemonie geführt. Durch die Feldzüge wurden ganze Landstriche verheert und entvölkert. Der zunächst religiös motivierte Krieg wandelte sich im Laufe der Jahre zu einem politischen Machtkampf der damaligen Großmächte.
Es dauerte knapp 30 Jahre bis eingesehen wurde, „daß mit Krieg keine Seelen zu gewinnen sind“ und dass keine Partei dauerhaft gewinnen könne. Erst als die Truppen ausgeblutet, Erfolge ausblieben und die Sinnlosigkeit eingesehen wurde, kam es 1648 zum Frieden.
Das Ende oder Der Westfälische Frieden zu Münster (1648)
(Nur) das protestantische und das römisch-katholische Glaubensbekenntnis wurden als gleichberechtigt anerkannt. In Folge hing die Konfession eines Landes häufig von der des jeweiligen Herrschers ab.
Die neue Großmacht Schweden erwarb 1648 Vorpommern und das Herzogtum Bremen mit Verden. Spanien verlor nicht nur die Niederlande endgültig, sondern auch seine Stellung als Großmacht. Österreich verlor kaiserlichen Einfluss an die Fürsten und auch die angestrebte religiöse Einheit wurde nicht erreicht. Frankreich hingegen wurde das mächtigste Land Europas.
Die Folgen für das Heilige Römische Reich waren gewaltig. Die Niederlande wurden international – auch von Spanien – anerkannt und schieden aus dem Reich aus. Die Landesfürsten erlangten nun fast völlige Souveranität. Der Titel des Kaisers war nun nicht mehr viel mehr als ein Ehrentitel, auch wenn die Habsburger ihn noch bis 1806 hielten. Deutschland war verwüstet und verarmt; das Land war um Jahrzehnte zurückgeworfen. Der Bevölkerungsrückgang war bedeutend. Während Frankreich oder England bereits Nationalstaaten waren, bildeten die Fürstentümer des Reichs nur noch eine lose Einheit und waren mit sich selbst beschäftigt.
Der Krieg endete ohne wirklichen Sieger. Sein Ende bedeutete jedoch auch die Abkehr von Glaubenskriegen in Europa.