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Schwäbisch Hall

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Schwäbisch Hall ist eine Kreisstadt in Baden-Württemberg. Sie liegt etwa 60 km nordöstlich von Stuttgart in der Region Hohenlohe-Franken.

  • Das Wappen der Stadt ist zweigeteilt. In der oberen Hälfte zeigt es ein gelbes Kreuz in einem roten Kreis auf gelbem Hintergrund, im unteren Teil eine weiße Hand, die nach oben zeigt, in einem weiß umrandeten blauen Kreis auf rotem Hintergrund. Das Wappen zeigt die beiden Seiten des Hellers, einer mittelalterlichen Münze, die in Schwäbisch Hall geprägt wurde.
  • Die Postleitzahl lautet 74523
  • Die Telefonvorwahl lautet 0791
  • Schwäbisch Hall hat etwa 36.000 Einwohner
  • KfZ-Zeichen: SHA

Blick auf die Altstadt

Blick auf die Altstadt

Geschichte

Vorzeit und Antike

Menschliche Ansiedlungen auf dem heutigen Stadtgebiet sind erstmals in der Jungsteinzeit (ca. 6.000 v. Chr.) nachweisbar. Sie lagen auf den Höhen oberhalb des Kochertals. Der Betrieb einer keltischen Saline im heutigen Stadtgebiet konnte für das 5. bis 1. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen werden. Aus dem dort austretenden salzhaltigen Grundwasser wurde durch Erhitzen Salz gewonnen.

Mittelalter und Frühe Neuzeit bis 1802

Eine Kontinuität zwischen der antiken Siedlung und dem mittelalterlichen Schwäbisch Hall ist bislang nicht nachweisbar. Der früheste urkundliche Beleg für die Existenz Halls ist der „Öhringer Stiftungsbrief&#8220, eine gefälschten Urkunde, die zwar auf 1037 datiert ist, aber wahrscheinlich aus den letzten Jahren des 11. Jahrhunderts stammt. Grund für die Entstehung der mittelalterlichen Ansiedlung im verteidigungstechnisch ungünstigen Talgrund war die Saline. Zunächst gehörte die Stadt den Grafen von Comburg-Rothenburg und ging nach deren Aussterben um 1116 auf die Staufer über.

Die Entwicklung zur Stadt erfolgte in mehreren Schritten im 12. Jahrhundert. In der Weiheurkunde der St. Michaelskirche von 1156 ist Schwäbisch Hall erstmals sicher urkundlich erwähnt. Wahrscheinlich war es Kaiser Friedrich I. (Barbarossa), der in Hall eine Münzprägestätte einrichtete, in der die Heller (= Haller Pfennig) hergestellt wurden. Diese in großen Mengen hergestellte, geringwertige Münze aus dünnem Silberblech erreichte schnell eine weite Verbreitung im Reich und darüber hinaus. 1204 ist Schwäbisch Hall erstmals als Stadt bezeichnet. Saline und Münzprägung bescherten der Stadt eine wirtschaftliche Blüte. Der „Wiener Schiedsspruch“ König Rudolfs von Habsburg von 1280 beendete einen langen Konflikt mit den Schenken von Limpurg um die Stadtherrschaft und ermöglichte es Schwäbisch Hall, den Status einer Reichsstadt zu erreichen. Dominierende Schicht war der aus den staufischen Ministerialen hervorgegangene Stadtadel. Nach inneren Unruhen mussten sie den Nichtadligen einen Teil der Herrschaft abtreten. Die Verfassungsurkunde Kaiser Ludwigs des Bayern von 1340 blieb mit geringen Änderungen bis 1802 in Geltung. Wichtigstes Gremium war der Rat, an dessen Spitze der Stättmeister (Bürgermeister) stand. Ihm gehörten 12 Adelige, sechs „Mittelbürger“ und acht Handwerker an. Endgültig gebrochen wurde die Vorherrschaft des Stadtadels durch die „Zweite Zwietracht“ von 1509 bis 1512. In der Folge dominierte eine bürgerliche, zunehmend akademisch gebildete Oberschicht die Stadt, zu der z.B. die Vorfahren des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer gehörten.

Im 14., 15. und 16. Jahrhundert erweiterte die Reichsstadt systematisch ihr Territorium. Sie kaufte Herrschaftsrechte, wann immer sich die Gelegenheit bot, und verteidigte diese notfalls mit Waffengewalt. Die letzte große Erwerbung war 1595 der Kauf der Herrschaft Vellberg. Am Ende des Alten Reichs besaß Schwäbisch Hall ein Herrschaftsgebiet mit 330 Quadratkilometern und etwa 21.000 Einwohnern.

1523 leitete der seit 1522 wirkende Theologe Johannes Brenz den Übergang zur Reformation ein, der mit der Kirchenordnung von 1543 abgeschlossen wurde. Im Bauernkrieg von 1525 konnte sich die Reichsstadt als einer der wenigen Herrschaften der Region gegen die aufständischen Bauern behaupten. Für die Beteiligung am Schmalkaldischen Krieg auf protestantischer Seite musste die Stadt mit hohen Bußgeldern an Kaiser Karl V. büßen. Im Dreißigjährigen Krieg litt die Stadt schwer unter wechselnden Besatzungen durch kaiserliche, französische und schwedische Truppen. Zwischen 1634 und 1638 wurde jeder fünfte Einwohner ein Opfer von Seuchen und Hunger. Trotzdem gelang ein rascher Wiederaufstieg nach dem Ende des Kriegs.

Mehrfach verwüsteten Brände die Stadt. 1316 sollen große Teile niedergebrannt sein, 1680 zerstörte ein durch Blitzschlag ausgelöstes Feuer rund 100 Gebäude in der Gelbinger Vorstadt. 1728 verwüstete ein Großbrand zwei Drittel der Altstadt. Neben 294 Privathäusern verbrannten zwei Kirchen, das Spital, das Rathaus und die Saline. Der Wiederaufbau erfolgte im bis heute das Stadtbild prägenden Barockstil.

19. und 20. Jahrhundert

1802 wurde die Reichsstadt Schwäbisch Hall mit dem Einverständnis Napoleons durch Württemberg annektiert, das damit für linksrheinische Gebietsabtretungen an Frankreich entschädigt wurde. Für die nunmehrige württembergische Oberamtsstadt begann eine lang anhaltende Phase der Stagnation und des Rückschritts. Die Napoleonischen Kriege ruinierten die Stadtfinanzen. Durch die neuen Grenzen wurden Kaufleute und Handwerker von traditionellen Märkten abgeschnitten, das traditionsreiche Gymnasium 1811 zur Lateinschule degradiert. Die bis dahin im Privatbesitz zahlreicher Bürger befindliche Saline übernahm der Staat. Die Entschädigungsverhandlungen zogen sich bis 1827 hin. Die vereinbarten „ewigen Renten“ werden bis heute an die Nachfahren der damaligen Eigentümer bezahlt, haben aber, da kein Inflationsausgleich vereinbart wurde, ihren Wert weitgehend verloren. Die Saline wurde 1924 geschlossen.

Die Industrialisierung setzte in Schwäbisch Hall nur sehr zögerlich ein und konnte im wesentlichen nur den Verlust an Arbeitsplätzen im traditionellen Handwerk ausgleichen. Auch der Anschluss an die Eisenbahnlinie nach Heilbronn 1862 bewirkte keine grundlegende Veränderung, begünstigte aber den Tourismus und die Entwicklung als Kurort. Zahlreiche Einwohner wanderten in die nahen Ballungsräume und nach Übersee aus, weshalb die Bevölkerungszahlen im 19. Jahrhundert nur sehr langsam wuchsen. Erst im 20. Jahrhundert entstanden größere Neusiedlungen außerhalb des alten Stadtbereichs. Stattdessen entwickelte sich Schwäbisch Hall zum Dienstleistungs-, Behörden- und Bildungszentrum. 1936 errichtete die Luftwaffe in Hessental einen Fliegerhorst, auf dem im Zweiten Weltkrieg vor allem Bomber und Nachtjäger stationiert waren. 1944 erfolgte die Einrichtung eines Konzentrationslagers mit rund 600 Häftlingen, die u.a. auf dem Fliegerhorst Reparaturarbeiten ausführten. Mindestens 182 von ihnen verloren ihr Leben. Am 17. April 1945 besetzten amerikanische Truppen die Stadt. Die historische Altstadt blieb von Kriegsschäden weitgehend verschont. Bis 1993 blieb der ehemalige Fliegerhorst als „Camp Dolan“ ein Standort der US-Armee.

Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg wurden Steinbach mit der Comburg, Hessental und Hagenbach eingemeindet. Im Zuge der Gemeindereform 1972 kamen Tüngental, Weckrieden, Sulzdorf, Gailenkirchen, Bibersfeld, Gelbingen und Heimbach dazu.

Schwäbisch Hall ist heute Bildungs-, Dienstleistungs- und kulturelles Zentrum der Region und Standort einiger mittelständischer Unternehmen v.a. des Maschinenbaus. Seit 1944 ist die Stadt Sitz der Bausparkasse Schwäbisch Hall, die der größte Arbeitgeber ist und bis 2001 der größte Gewerbesteuerzahler war.

2002 traf die Stadt Schwäbisch Hall die mutige Entscheidung, eine Vorreiterrolle zu übernehmen und als eine der ersten Kommunen die Computer der Verwaltung auf das Open Source-Betriebssystem Linux umzustellen. Grund dafür ist der Wegfall der Gewerbesteuereinnahmen, die die Stadt zuvor durch die Bausparkasse Schwäbisch-Hall einnahm.


Persönlichkeiten

Sehenswürdigkeiten

  • Die Freilichtspiele auf der Treppe von der Kirche St. Michael, am Marktplatz, sind in weitem Umkreis bekannt.
  • Kirche St. Michael
  • Sehenswerte Altstadt mit vielen Fachwerkhäusern.
  • Das Hohenloher Freilichtmuseum in Schwäbisch Hall - Wackershofen ( http://www.wackershofen.de/Startseite/Index.html )
  • Die Kunsthalle Würth (wechselnde Ausstellungen)
  • Die Comburg
  • Das Feuerwehrmuseum
  • Die Ostdeutsche Heimatstube
  • Kuchen- und Brunnenfest der Salzsieder (auch Salzsiederfest)

Literatur

  • Gerd Wunder: Die Bürger von Hall. Sozialgeschichte einer Reichsstadt 1216-1802 (Forschungen ausWürttembergisch Franken; Bd.16), Sigmaringen (Thorbecke) 1980
  • Julius Gmelin: Hällische Geschichte. Geschichte der Reichstadt Hall und ihres Gebiets nebst einem Überblick über die Nachbargebiete, Schwäbisch Hall (F. Staib) 1896
  • Eduard Krüger: Schwäbisch Hall. Mit Gross-Komburg, Klein-Komburg, Steinbach und Limpurg. Ein Gang durch Geschichte und Heimat. Neu bearb. von Fritz Arens und Gerd Wunder, Schwäbisch Hall (Eppinger) 1982