Die Süddeutsche Fußballmeisterschaft 1902/03 gewann zum dritten Mal in Folge der Karlsruher FV. Damit war der KFV für die sich anschließende erste Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1903 qualifiziert, trat dort aber kurioserweise kein einziges Mal zu einem Spiel an. Die Endrundenspiele des Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine fanden ab Mitte Oktober statt und wurden bereits im Dezember 1902 abgeschlossen. Sowohl auf regionaler als auch auf Verbandsebene wurden die Meister mit wenigen Ausnahmen im Pokalmodus ermittelt. Die Zuordnung der ausgetragenen Spiele zu lokalen Wettbewerben oder zu offiziellen Endrundenspielen des süddeutschen Verbandes ist aufgrund der schlechten Quellenlage nicht immer eindeutig.
Modus
Ein organisierter Ligaspielbetrieb wurde vom VSFV erst in der Folgesaison 1903/04 eingerichtet. Die Teilnehmer an der süddeutschen Endrunde bis einschließlich der Runde 1902/03 wurden in der Regel ebenfalls durch Ausscheidungsspiele ermittelt, wobei die Quellenlage hierfür regional höchst unterschiedlich ist. Immerhin liegen für diese Spielzeit deutlich mehr Ergebnisse vor als für die Vorjahre, was zum einen auf die eine höhere Teilnehmerzahl, zum anderen auf häufigere Berichterstattung in den Zeitungen, insbesondere im Rhein-Main-Gebiet (und hier insbesondere die Frankfurter Zeitung) zurückzuführen ist. Es lässt sich allerdings bei vielen Spielen nicht zweifelsfrei feststellen, ob diese im Rahmen der süddeutschen Endrunde ausgetragen wurden, ob es sich um eine regionale Meisterschaft bzw. um regionale Vorausscheidungsspiele, oder sogar lediglich um Freundschaftsspiele gehandelt hat. Nachfolgend aufgeführte Spiele werden, soweit nicht anders angegeben, in der Literatur den ersten Runden der süddeutschen Meisterschaft zugerechnet. Die regionale Einteilung dient lediglich der Übersicht und entspricht in etwa der späteren offiziellen Aufteilung des Verbandsgebietes.
Regionale Vorrundenspiele
Maingau
Aus Frankfurt nahmen fünf Mannschaften zudem an der Runde 1902/03 des Frankfurter Association Bunds teil: (FC Victoria, FC Germania 1894, FSV Frankfurt, Hermannia Frankfurt, FC Kickers).
Pfalz
Es liegen keine Anzeichen dafür vor, dass Mannschaften aus der Pfalz an der Süddeutschen Meisterschaft dieses Jahres teilgenommen haben. Ein organisierter Spielbetrieb wurde in der Pfalz überhaupt erst im Jahr 1903 im Verband Pfälzer Vereine für Bewegungsspiele eingerichtet.
Württemberg, Baden und Elsass
Die Stuttgarter Kickers gewannen im Bezirk Württemberg erneut die Meisterschaft. Gegner waren FC Stuttgart 1894, FV Schwaben Stuttgart und der Süddeutsche FC Stuttgart. Endrundenspiele um die Württembergische Meisterschaft:[S 1]
Weitere Ausscheidungsspiele in dieser Region:
- ↑ Quelle u.a.: Kickers-archiv.de - 1902/1903
- ↑ Laut Kickers-archiv.de war die Begegnung Stuttgarter Kickers – 1. FC Pforzheim das Viertelfinale um die Süddeutsche Meisterschaft. Pöge/Grüne/Schulze-Marmeling ordnen hingegen das Spiel Stuttgarter Kickers – FC Bayern München als Viertelfinalspiel ein. Bei Grüne, S. 17 taucht letztere Begegnung mit gleichem Ergebnis allerdings auch schon in der Zwischenrunde auf.
Bayern
Der FC Bayern München wird Münchner Stadtmeister. Demnach wären folgende Spiele, die auch in anderen Quellen genannt werden, der Münchner Stadtmeisterschaft zuzuschreiben:
Halbfinale Stadtmeisterschaft (?):
Endspiel Stadtmeisterschaft (?)
Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft
- ↑ nach Grüne, S. 17; laut Eintracht-archiv.de fand dieses Spiel bereits am 2. November statt und Victoria hatte Heimrecht.
- ↑ Diese Spielansetzung findet sich lediglich bei Grüne, S. 17
In der sich anschließenden ersten Endrunde um die Deutsche Meisterschaft hätte der Karlsruher FV in München gegen den DFC Prag antreten sollen. Die Prager legten gegen diese Ansetzung aber Widerspruch ein, dem stattgegeben und die Begegnung in Leipzig – nunmehr als Halbfinale – neu angesetzt wurde. Kurz vor der Abreise nach Sachsen erreichte den KFV ein Telegramm, nach dem das Spiel erneut abgesagt sei. Die Karlsruher reisten daraufhin nicht an. Das Telegramm war eine Fälschung, der Deutsche Fußball-Bund disqualifizierte daraufhin den KFV wegen Nichtantretens. Die Verantwortlichen hätten sich den Wahrheitsgehalt der Nachricht durch Rückfrage beim DFB bestätigen lassen müssen, lautete die Antwort auf die Proteste der Karlsruher. Der KFV schied damit aus dem Meisterschaftswettbewerb aus, ohne ein Spiel absolviert zu haben. Der DFC Prag unterlag im Finale dem VfB Leipzig.
Quellen
- Überregional
- Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. 1890 bis 1963 (= Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1). Agon Sportverlag, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1, Seite 17
- Der deutsche Fußball (1900 – 1920) (= Libero, Spezial deutsch, Nr. D3, 1992). IFFHS, Wiesbaden 1992, Seite 85
- Regional