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Aachtopf

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Der Aachtopf bei Aach in Baden-Württemberg ist die wasserreichste Karstquelle Deutschlands. Hier entspringt die Radolfzeller Aach (auch Radolfzer- und Hegauer Aach genannt), die nach 32 Kilometern bei Radolfzell in den Bodensee mündet.

Aachtopf 1910

Das Wasser der Karstquelle stammt aus der bei Tuttlingen, genauer bei Immendingen und bei Fridingen an der Donau versickernden Donau. Das Wasser steigt aus einer 18m tiefen unterirdischen Quellhöhle auf und bildet einen kleinen See.

Das Wasser der Donauversickerung fließt unterirdisch etwa 11,7 km bei einer Geschwindigkeit von 195 m/h durch Hohlräume bis zum Aachtopf. Die Quelle hat eine durchschnittliche Schüttung von 8590 l/s, ist jedoch, wie bei Karstquellen üblich, stark jahreszeitlich abhängig und schwankt zwischen 1300 und 24000 l/s.

An den etwa 130 Vollversickerungstagen wird damit die obere Donau zu einem Nebenfluss des Rheins. Damit wird sich in einigen hundert Jahren, wenn noch mehr Kalkstein aufgelöst wird und die Höhlen einstürzen, der Vorgang bei der Bildung der Wutach wiederholen: Der Oberlauf der Donau wird von einem Nebenfluss des Rheins von der Seite angenagt und umgeleitet.

Im Uferbereich der Aach und unterhalb des Aachtopfes liegen weitere kleine Quellen. Der Aachtopf ist ein beliebtes romantisches Wochenend-Ausflugsziel.

Seit dem Mittelalter bis etwa 1950 wurde die Wasserkraft durch zahlreiche Mühlen genutzt. Seit 1935/36 wird das Wasser in einem Kanal zu einem Elektrizitätswerk geführt. Auf Grund der Wassernutzung sowohl an der württembergischen Donau als auch an der badischen Aach kam es immer wieder zu Streitigkeiten um das Wasser: an der Donau wurden die Versickerungslöcher immer wieder verstopft. Erst im Bundesland Baden-Württemberg konnte eine gemeinsame Lösung gefunden werden.

Erforschung

1719 wurde zum ersten Mal die Vermutung, das Wasser stamme aus der Donauversickerung, im Buch von F.W. Breuninger geäußert. Ein Nachweis gelang jedoch erst 1877, als 10 Tonnen Salz in der Donauversickerung aufgelöst wurden. Nach 60 Stunden konnte das Salz im Quelltopf nachgewiesen werden. 1886 gab es den ersten Tauchversuch bis 12 m Tiefe, einer der weltweit ersten Höhlentauchversuche. Dort befindet sich die schwer überwindbare Düse, eine Engstelle, in der das Wasser eine sehr starke Strömung hat.

Die Quellhöhle wurde ab den 1960er Jahren von Jochen Hasenmayer erforscht. Dabei entdeckte man eine Halle mit Sinterbecken und Tropfsteinresten, woraus hervorgeht, dass diese Halle einst eine lufterfüllte Bachhöhle war. In den Jahren ab 1980 wurde die Aachhöhle sehr intensiv von Harald Schetter erforscht. Ab 2001 wird die Aachhöhle von Frank Liedtke, Stephan Liedtke und Tobias Schmidt neu vermessen. Durch die schlechten Sichtverhältnisse behindert, dauern diese Arbeiten bis heute an. Nach 500 m nördlich endet die Höhle in einem großen Versturz, der auch an der Oberfläche als große Doline im Wald zu sehen ist. Am Nordrand der Doline wurde nach 14jähriger Grabung die Fortsetzung der Aachhöhle entdeckt. Da die chemische Zusammensetzung des Wassers hier nicht dem der Aachhöhle übereinstimmt, wird angenommen, dass es sich um einen von mehreren Zubringern handeln muss. Daher heisst die Höhle ab hier Donauhöhle.


Siehe auch: Naturpark Obere Donau