Schwarzes Loch
Als Schwarzes Loch bezeichnet man einen Bereich der Raumzeit, der aufgrund des starken Gravitationsfelds so stark gekrümmt ist, dass weder Materie noch Licht oder Information aus dieser Region nach außen gelangen können. Die Grenze dieses Bereiches heißt Ereignishorizont oder Schwarzschildradius.
Der Ausdruck „Schwarzes Loch“, 1967 von John Archibald Wheeler geprägt, verweist auf den Umstand, dass auch Elektromagnetische Wellen, wie etwa Licht, aus dem Bereich nicht entweichen können und es einem menschlichen Auge daher schwarz erscheinen würde.
Schwarze Löcher im Universum
Die Anziehungskraft in der Nähe eines Schwarzen Loches ist so hoch, dass die Fluchtgeschwindigkeit, die ein Körper aufbringen müsste, um das Gravitationsfeld dieses Objekts zu überwinden, größer als die Lichtgeschwindigkeit wäre. Laut der Speziellen Relativitätstheorie ist das Überschreiten der Lichtgeschwindigkeit (im Vakuum) nicht möglich. Das bedeutet, dass nichts, also auch kein Licht, das Gravitationsfeld dieses Objekts überwinden kann.
Die Größe eines nichtrotierenden Schwarzen Lochs wird durch den Schwarzschildradius angegeben, der proportional zur Masse des Loches ist. Weder Teilchen noch elektromagnetischer Strahlung innerhalb dieses Umkreises ist es möglich, diesen zu verlassen. Neue Überlegungen haben allerdings gezeigt, dass Schwarze Löcher Energie (und damit Masse) in Form von Hawking-Strahlung abgeben.
Der Schwarzschildradius für ein Schwarzes Loch von einer Sonnenmasse beträgt 3 km, für ein Objekt der Erdmasse 9 Millimeter. Um ein Schwarzes Loch dieser Größe zu erzeugen, müsste also die gesamte Masse der Erde auf einen so kleinen Raum komprimiert werden.
Die Dichte, bis zu der Materie komprimiert werden muss, um durch ihre Gravitationskraft zu einem Schwarzen Loch zu kollabieren, ist umgekehrt proportional zum Quadrat der Masse. Objekte mit weniger als etwa 1.5 Sonnenmassen können nicht durch einen Gravitationskollaps zu einem Schwarzen Loch kollabieren, da die abstoßenden Quantenkräfte einen Kollaps verhindern.
Arten von Schwarzen Löchern
Man unterteilt Schwarze Löcher je nach der Art der Entstehung und aufgrund ihrer Masse in verschiedene Klassen:
- stellare Schwarze Löcher (engl. stellar black holes)
- mittelschwere Schwarze Löcher
- supermassereiche Schwarze Löcher (engl. supermassive black holes)
- primordiale Schwarze Löcher
- kosmologische Schwarze Löcher
- Schwarze Mini-Löcher
- Schwarze Löcher in Galaxienzentren
Stellare Schwarze Löcher
Stellare Schwarze Löcher stellen den Endzustand der Entwicklung massereicher Sterne dar. Massearme Sterne bis zu ca. 1,4 Sonnenmassen beenden ihr Leben als vergleichsweise unspektakulär auskühlender Sternenrest (weißer Zwerg). Sterne ab ca. der acht- bis zehnfachen Masse unserer Sonne (blaue Riesen) explodieren am Ende ihres Lebens als Typ-II-Supernova, wobei der übrig bleibende Sternenrest zu einem Schwarzen Loch kollabiert. Aus diesem Prozess entstehende Schwarze Löcher haben etwa die acht- bis 15-fache Masse unserer Sonne, je nachdem, wie viel Material der äußeren Sternhülle bei der Explosion „weggesprengt“ wird. Sterne, deren Massen zwischen diesen beiden Extremen liegen, stoßen ebenfalls ihre Hülle ab und kollabieren, wenn nicht mehr genügend Kernbrennstoff vorhanden ist. Ihre Masse genügt jedoch nicht, ein Schwarzes Loch zu erzeugen, sondern sie enden als Neutronenstern.
Mittelschwere Schwarze Löcher
Mittelschwere Schwarze Löcher sind möglicherweise die Folge von Sternenkollisionen. Ihre Existenz ist noch nicht sicher erwiesen, allerdings veröffentlichten Forscher Anfang 2004 Ergebnisse einer Untersuchung von Nachbargalaxien mit dem Weltraumteleskop Chandra, in der sie Hinweise auf Mittelschwere Schwarze Löcher fanden. Wird in einem Doppelsternsystem einer der Partner zu einem Schwarzen Loch, kann im weiteren Verlauf der Entwicklung sehr viel Masse vom leichteren Partner auf das entstandene Schwarze Loch abfließen.
Supermassereiche Schwarze Löcher
Supermassereiche (auch supermassiv genannt) Schwarze Löcher können die millionen- bis milliardenfache Sonnenmasse haben und befinden sich vermutlich in den Zentren der meisten Galaxien. Wie sie entstanden sind und wie ihre Entstehung mit der Entwicklung der Galaxien zusammenhängt, ist Gegenstand aktueller Forschung.
Primordiale Schwarze Löcher
Anfang der 1970er Jahre stellte Stephen W. Hawking als Erster die Vermutung auf, neben den durch Supernovae entstandenen Schwarzen Löchern könnte es auch so genannte primordiale Schwarze Löcher geben. Das sind Schwarze Löcher, die sich bereits im Urknall in Raumbereichen gebildet haben, in denen die lokale Massen- und Energiedichte genügend hoch war (rechnet man die ständig abnehmende Materiedichte im Universum zurück, so findet man, dass sie in der ersten tausendstel Sekunde nach dem Urknall die Dichte des Atomkerns überstieg). Auch der Einfluss von Schwankungen der gleichmäßigen Dichteverteilung im frühen Universum war für die Bildung von primordialen Schwarzen Löchern ausschlaggebend, ebenso die beschleunigte Expansion während der Inflationsphase nach dem Urknall. Damals könnten sich kleine Schwarze Löcher mit einer Masse von etwa 10^12 Kilogramm gebildet haben. Seit Mitte der 1990er Jahre wird diskutiert, ob die kürzesten auf der Erde gemessenen Gammastrahlungsausbrüche von explodierenden primordialen Schwarzen Löchern stammen könnten.
Kosmologische Schwarze Löcher
Seit einiger Zeit wird sogar über die Möglichkeit von sogenannten "Kosmologischen Schwarzen Löchern " diskutiert, die allerdings bei den meisten Astronomen auf Ablehnung stoßen. Sie würden gigantische Massen aufweisen (10^14 bis 10^16 Sonnenmassen)und wären maßgeblich an der Strukturenbildung im Universum beteiligt.(Siehe hierzu: http://arxiv.org/abs/astro-ph/0507437 )
Schwarze Mini-Löcher
Mitte der 1970er Jahre stellte Roger Penrose die Vermutung auf, Schwarze Löcher könnten auch im Labor erzeugt werden. Es besteht die Hoffnung, ab 2007, wenn der Large Hadron Collider LHC am Cern bei Genf in Betrieb geht, in Teilchenbeschleunigern solche Schwarzen Löcher mit einer Produktionsrate von bis zu einem pro Sekunde erzeugen zu können. Diese Art des Schwarzen Lochs - das Schwarze Mini-Loch - hat jedoch nur in etwa die Größe eines Elementarteilchens. Auf Grund von Quanteneffekten würden sie auch keine Sterne verschlingen, sondern sofort nach ihrer Entstehung ungefährlich verdampfen. Die dabei entstehenden Elementarteilchen können mittels Teilchendetektoren erkannt werden. Im Gegensatz zu üblichen Teilchenkollisionen sollen nämlich explodierende Schwarze Löcher eine riesige Anzahl höchstenergetischer Partikel, die allen möglichen Elementarteilchen entsprechen, aussenden.
Während seiner Lebensdauer von etwa 22*10^-27 Sekunden durchläuft das Schwarze Mini-Loch folgende Phasen:
- Entstehung: Die Masse entspricht 10 TeV (10^-12 eV). Aus der Kollision zweier Teilchen geht ein zunächst asymmetrisches schwarzes Loch hervor, das rotieren, vibrieren oder elektrisch geladen sein kann.
- Haarausfall-Phase (0-1*10^-27 Sekunden): Die Masse entspricht 10-8 TeV. Das sich bildende Schwarze Loch emittiert Gravitationswellen und elektromagnetische Strahlung. Es verliert also seine "Haare" (siehe unten: No-Hair Theorem): Das Schwarze Loch wird zu einem fast eigenschaftslosen Körper, der nur durch Ladung, Masse und Drehimpuls definiert ist.
- Verlangsamungsphase (1-3*10^-27 Sekunden): Die Masse entspricht 8-6 TeV. Aufgrund der Abstrahlung verringert sich der Drehimpuls, sodass das Schwarze Loch kugelsymmetrisch wird.
- Schwarzschild-Phase (3-20*10^-27 Sekunden): Die Masse entspricht 6-2 TeV. Das Schwarze Loch ist ohne Drehimpuls nur noch durch seine Masse definiert, und selbst die wird abgestrahlt.
- Planck-Phase (20-22*10^-27 Sekunden): Das Schwarze Loch schrumpft bis auf die kleinste physikalisch mögliche Masse - die Planck-Masse (s.u.) - zusammen und verschwindet ganz. Dabei werden kosmische Strings (siehe Stringtheorie) emittiert.
Die maximale physikalisch erreichbare Dichte ist die so genannte Planck-Dichte von 10^97 Kilogramm pro Kubikmeter. Demnach hat das kleinstmögliche Schwarze Loch einen Durchmesser von 10^-35 Metern (Planck-Länge) und eine Masse von 10^-8 Kilogramm (Planck-Masse). Es ist also viel massereicher, aber auch viel kleiner als ein Elementarteilchen.
Zur Herstellung eines Schwarzen Mini-Lochs werden Protonen oder andere subatomare Teilchen fast bis auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Am LHC erhält ein Proton dadurch eine Energie von 12 Teraelektronenvolt (10^-12 eV). Diese Energie entspricht nach der Einstein'schen Gleichung E=mc² einer Masse von 10^-23 Kilogramm. Stoßen zwei solche Teilchen zusammen, so wird eine riesige Energiemenge in einem winzigen Raumbereich konzentriert, sodass ein Schwarzes Loch entstehen könnte. Die Masse eines solchen Schwarzen Loches liegt jedoch deutlich unter der Planck-Länge und damit auch unter der Planck-Dichte (s.o.), sodass ein solches Schwarzes Loch nicht existieren könnte. Dieses Problem kann aber gelöst werden, wenn man annimmt, dass der Raum aus mehr als drei Dimensionen besteht (siehe Stringtheorie). Dadurch wäre die Gravitation stärker und somit die Planck-Dichte schneller erreichbar, was zu einer niedrigeren Energieschwelle zur Herstellung Schwarzer Löcher führt. Gelänge es also, Schwarze Löcher im Labor herzustellen, so wäre das der Beweis für die Existenz zusätzlicher Raumdimensionen. Ein genügend großes Loch könnte in einer solchen Extradimension theoretisch auch ein möglicherweise existierendes Paralleluniversum schneiden. Dies würde man daran merken, dass sich die Zerfallseigenschaften ändern, weil das Schwarze Loch dann auch nicht nachzuweisende Energie an das Paralleluniversum abgibt. Die Suche nach kleinen Schwarzen Löchern kann auch die Frage nach den kleinsten Bausteinen der Materie klären, denn unterhalb der Planck-Länge kann es keine Teilchen mehr geben, nur noch Schwarze Löcher.
Schwarze Mini-Löcher könnten auch entstehen, wenn energiereiche kosmische Strahlen oder Teilchen (besonders Neutrinos auf die Erdatmosphäre treffen.
Schwarze Löcher in Galaxienzentren

Man geht heute davon aus, dass viele Spiralgalaxien, unsere eigene Milchstraße eingeschlossen, in ihrem Zentrum ein supermassives Schwarzes Loch haben. So wird hinter der starken Radioquelle Sagittarius A* (kurz Sgr A*) im Zentrum der Milchstraße ein supermassives Schwarze Loch von 2,6 Millionen Sonnenmassen vermutet.
Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass sich in der Sternengruppe IRS 13, welche nur 3 Lichtjahre von Sgr A* entfernt liegt, ein zweites Schwarzes Loch mit vergleichsweise geringen 1.300 Sonnenmassen befindet. Es ist derzeit nicht geklärt, ob es sich in Zukunft mit Sgr A* vereinigen wird, oder ob es sich auf einer stabilen Umlaufbahn befindet oder sich sogar von ihm entfernt.
Die hohe Leuchtkraft der so genannten Quasare, weit entfernter, sehr leuchtstarker Galaxien, wird auf Strahlung zurückgeführt, die Materie beim Sturz in ein Schwarzes Loch abgibt oder die entsteht, wenn die Materie selbst in Energie umgewandelt wird.
Eine direkte Beobachtung von Schwarzen Löchern ist, da sie selbst keine Strahlung abgeben, problematisch. Die um Schwarze Löcher erwarteten Akkretionsscheiben sollten allerdings klar erkennbare Strahlung abgeben.
Mit der Fertigstellung von Gravitationsteleskopen sollte es möglich werden, die Geburt Schwarzer Löcher zu beobachten.
In der Galaxie NGC 6240 befinden sich zwei Schwarze Löcher, die sich im Abstand von 3.000 Lichtjahren umkreisen und in einigen hundert Millionen Jahren verschmelzen werden.
Theoretische Betrachtungen
Schwarze Löcher in der allgemeinen Relativitätstheorie
Formell ergibt sich ein Schwarzes Loch als spezielle Vakuumlösung der allgemeinen Relativitätstheorie, der so genannten Schwarzschild-Lösung (nach Karl Schwarzschild, der diese Lösung gefunden hat), beziehungsweise für rotierende und elektrisch geladene Schwarze Löcher aus der Kerr-Newman-Lösung. „Vakuumlösung“ bedeutet hierbei, dass das Schwarze Loch aus nichts anderem besteht als aus leerem Raum, der allerdings stark gekrümmt ist. In der Mitte des Schwarzen Loches befindet sich mathematisch betrachtet eine Singularität, da an dieser Stelle die Gleichungen der Relativitätstheorie versagen. Die ganze Masse des Schwarzen Loches ist in einem Punkt (bei rotierenden Schwarzen Löchern in einem Ring) ohne Ausdehnung konzentriert. Nach heutigem Stand des Wissens kann dies zustande kommen, weil die Gravitation in einem Schwarzen Loch so groß ist, dass keine der anderen drei Grundkräfte der Physik der Komprimierung entgegenwirken kann. Die gesamte Materie stürzt in sich zusammen und konzentriert sich in der Singularität. Aus diesem Grund ist die Dichte der Singularität unendlich.
Die Grenze, innerhalb deren nicht einmal Licht entweichen kann, heißt Ereignishorizont oder Schwarzschildradius. Da ein nichtrotierendes Schwarzes Loch von außen gesehen kugelförmig ist, hat auch der Ereignishorizont die Form einer Kugeloberfläche. Der Umfang dieser Kugel ist das -fache des Schwarzschildradius.
Für rotierende und/oder geladene Schwarze Löcher ist der Ereignishorizont nicht mehr kugelförmig, und seine Größe ist auch nicht mehr durch den Schwarzschildradius gegeben. Rotierende Schwarze Löcher haben zudem außerhalb des Ereignishorizonts einen Ergosphäre genannten Bereich, in dem es einem Objekt nicht möglich ist, nicht zu rotieren.
Der Ereignishorizont wird bei Sternen, die zu Schwarzen Löchern kollabierten, von Lichtstrahlen begrenzt. Diese Lichtstrahlen sind die letzten, die noch nicht von der Gravitation des Schwarzen Loches angezogen wurden.
Die „Hauptsätze der Schwarzloch-Dynamik“
Für Schwarze Löcher folgen aus der Allgemeinen Relativitätstheorie Gesetze, die auffallend jenen der Thermodynamik gleichen. Es gelten im einzelnen die folgenden Gesetze:
Der Erste Hauptsatz der „Schwarzloch-Dynamik“ ist, wie in der gewöhnlichen Thermodynamik, der Energieerhaltungsgssatz, jedoch unter Berücksichtigung der relativistischen Energie-Masse Äquivalenz. Zusätzlich gelten die anderen Erhaltungssätze der Mechanik und Elektrodynamik: Neben der Energie sind Impuls, Drehimpuls und Ladung erhalten.
Der Zweite Hauptsatz der „Schwarzloch-Dynamik“ – von Stephen W. Hawking entdeckt – besagt, dass die Summe der Flächen der Ereignishorizonte niemals abnehmen kann, egal, was mit den Schwarzen Löchern passiert. Dies gilt nicht nur, wenn Materie in das Schwarze Loch fällt (was dessen Masse – und damit dessen Ereignishorizont – vergrößert), sondern auch beispielsweise für die Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher, und jeden anderen denkbaren Prozess. Dies entspricht dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, wobei die Fläche des Ereignishorizonts die Rolle der Entropie übernimmt. Die Entropie des Schwarzen Lochs ist . Schwarze Löcher haben die höchste Entropie aller bekannten physikalischen Systeme gleicher Masse.
Hawking-Strahlung
Quantentheoretische Überlegungen, die zuerst 1974 von Stephen Hawking durchgeführt wurden, zeigen, dass bei Berücksichtigung quantenmechanischer Effekte in der Schwarzschild-Metrik auch ein Schwarzes Loch Strahlung abgeben müsste, die so genannte Hawking-Strahlung. Diese Strahlung müsste gerade das Spektrum eines Schwarzen Körpers haben, wobei die Temperatur der Strahlung mit wachsender Masse des Schwarzen Loches sinkt. Große Schwarze Löcher, wie sie aus Supernovae entstehen, haben dadurch eine so geringe Strahlung, dass diese im Universum nicht nachweisbar ist. Kleine Schwarze Löcher hingegen haben nach dieser Theorie eine deutliche Wärmestrahlung, was dazu führt, dass ihre Masse rasch abnimmt (So hat ein Schwarzes Loch der Masse 10^12 Kilogramm - der Masse eines Berges - eine Temperatur von 10^12 Kelvin, sodass neben Photonen auch massebehaftete Teilchen wie Elektronen und Positronen emittiert werden). Dadurch steigt die Strahlung weiter an, sodass so ein kleines Schwarzes Loch in relativ kurzer Zeit völlig zerstrahlt. Sinkt die Masse unter 1000 Tonnen, so explodiert das Schwarze Loch mit der Energie einer Millionen-Megatonnen Atombombe. Die Lebensdauer eines Schwarzen Loches ist proportional zur dritten Potenz seiner ursprünglichen Masse. Die Lebensdauer eines Schwarzen Loches von der Masse der Sonne beträgt 10^64 Jahre, liegt also jenseits sämtlicher Beobachtungsgrenzen. Für ein kleines Schwarzes Loch liegt die Lebensdauer jedoch bei nur 10^10 Jahren, was dem gegenwärtigen Alter des Universums entspricht. Demnach müsste es möglich sein, die Strahlung dieser Schwarzen Löcher aufzufangen.
Die Tatsache, dass Schwarze Löcher unter Umständen erhebliche Strahlungsmengen emittieren können, ist von Bedeutung für die bereits erwähnten primordialen Schwarzen Löcher: Da diese generell sehr klein sind, könnten sie bereits zerstrahlt sein. Durch die dabei entstandene charakteristische Strahlung könnte man solche Löcher nachweisen. Andersherum gibt die Tatsache, dass man diese Strahlung bisher nicht gesehen hat, eine Obergrenze für ihre Anzahl.
Als Entstehungsmechanismus der Hawking-Strahlung gilt die spontane Paarbildung im Vakuum, die als Konsequenz der Heisenbergschen Unschärferelation bezüglich Zeit und Energie, und damit über E=mc² auch einer entsprechenden Masse, für hinreichend kurze Zeiträume möglich ist. Geschieht sie in unmittelbarer Nachbarschaft des Schwarzen Loches, so kann eines der Teilchen hineinstürzen und damit eine potenzielle Energie freisetzen, die für eine Paarbildung sowie das Hinauskatapultierens des anderen Teilchens aus dem Gravitationsfeld ausreicht. Als Folge des enormen Verlusts von potenzieller Energie durch das hineinstürzende Teilchen nimmt dabei die Masse des Schwarzen Loches wider Erwarten nicht zu, sondern sogar ab.
Die Hawking-Strahlung bedeutet eine Verletzung des zweiten Hauptsatzes der Schwarzloch-Dynamik, da die Strahlung die Masse – und damit die Horizontfläche – des Schwarzen Loches verringert. Allerdings wird gleichzeitig eine entsprechende Menge Entropie abgegeben (eben in Form thermischer Strahlung), was einen tieferen Zusammenhang zwischen beiden Größen nahelegt.
Allerdings beruht die Vorhersage der Hawking-Strahlung auf der Kombination von Effekten der Quantenmechanik und der Allgemeinen Relativitätstheorie sowie der Thermodynamik. Da eine Vereinheitlichung dieser Theorien bisher nicht gelungen ist (Quantentheorie der Gravitation), sind solche Vorhersagen immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet.
Siehe hierzu auch Hawking-Strahlung.
Lebensdauer
Da nach Hawking ein Schwarzes Loch stetig Energie in Form von Hawking-Strahlung verliert, wird es nach einer bestimmten Zeitspanne vollständig zerstrahlt sein, sofern es während dieser Zeitspanne keine neue Masse aufnehmen kann. Diese Zeitspanne berechnet sich durch
,
wobei M die Masse des Schwarzen Loches zu Beginn der Zeitspanne und eine Konstante mit ist.
No-Hair Theorem und Informationsverlustparadoxon
Für ein Schwarzes Loch gilt ein so genanntes Eindeutigkeits-Theorem von Werner Israel. Dieses besagt, dass das Schwarze Loch charakterisiert ist durch Masse, elektrische Ladung und Drehmoment. Das veranlasste John Wheeler zur Aussage „Schwarze Löcher haben keine Haare“. Man spricht deshalb vom No-Hair-Theorem. Weitere Information aus dem Inneren sei nicht zu erhalten, auch nicht durch die Hawking-Strahlung. Roger Penrose dagegen nimmt an, dass zumindest gewisse Information zusätzlich nach außen dringen könne. Auf der 17. „International Conference on General Relativity and Gravitation“ (18.–23. Juli 2004) in Dublin revidierte Hawking seine frühere Meinung und erklärte nun, dass Schwarze Löcher doch „Haare“ haben könnten, dass also Information nach außen dringen könnte.
Verschiedentlich wurde angenommen, dass schwarze Löcher einen Verlust an Information erzwingen, da die bei der Auflösung entstehenden Hawking-Strahlung keine Informationen mehr über die beliebig komplizierte Entstehungsgeschichte des schwarzen Lochs enthält. Diese Verletzung der Unitarität der Zeitentwicklung, d.h. dass entgegen aller sonstiger Vorgänge in der Quantenmechanik, ein Zeitpfeil ausgezeichnet sei, wird auch als Schwarzes-Loch-Paradoxon bezeichnet.
Prominente Vertreter dieser Sicht waren Stephen Hawking und Kip Thorne, die entgegengesetzte Meinung wurde u.a. von John Preskill und Juan Maldacena vertreten. Hawking änderte aber seine Meinung (s.o.)
Alternativen
Unzufrieden mit der Zwangsläufigkeit einer Singularität der Raumzeit, die mit einem Schwarzen Loch verknüpft ist, wurden einige alternative Modelle für ultrakompakte dunkle Objekte vorgeschlagen. Da diese Modelle keine mit heutigen Mitteln beobachtbaren Vorhersagen machen, mit denen sie sich von einem Schwarzem Loch unterscheiden ließen, ist die Akzeptanz denkbar gering. Das bekannteste Beispiel ist der Gravastern.
Geschichte
Schon 1783 spekulierte der britische Pfarrer Jhon Michell über "dunkle Sterne", deren Gravitation ausreicht um Licht gefangen zu halten. Die gleiche Idee hatte 1795 Pierre Simon Laplace. 1916 berechnete Karl Schwarzschild mit Hilfe der Feldgleichungen von Albert Einstein die Größe eines schwarzen Loches. Dieser Name wurde aber erst 1968 von John Wheeler benutzt, davor sprach man teilweise von "gefrorenen Sternen", da am Rand des Loches die Zeit für äußere Beobachter stehen bleibt. Robert Oppenheimer wies 1939 zusammen mit Robert Serber und Georg Volkoff nach, dass beim Kollaps eines großen Sterns ein Schwarzes Loch entsteht. 1974 zeigte Stephen Hawking, dass Schwarze Löcher eine Strahlung abgeben. Nachdem Hawking 1971 herausfand, dass der Ereignishorizont niemals kleiner wird, veröffentlichten 2002 Abhay Ashtekar und Badri Krishnan eine Lösung für die Beschreibung wachsender Schwarzer Löcher, ohne dabei eine Näherung nutzen zu müssen, was bei den Feldgleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie selten ist.
Schwarze Löcher in der Kunst
Schwarze Löcher üben eine große Anziehungskraft auch auf die Phantasie aus. Schon kurz nach ihrer Entdeckung in der Physik tauchen sie auch in der Kunst, besonders in der Science Fiction, auf. Dabei werden ihre tatsächlichen physikalischen Eigenschaften meist sehr stark künstlerisch abgewandelt.
Literatur
Max Camenzino: Von der Rekombination zur Bildung Schwarzer Löcher. Sterne und Weltraum 44(3), S. 28 - 38 (2005), ISSN 0039-1263 Stephen W. Hawking: Eine Kurze Geschichte der Zeit Stephen W. Hawking: Das Universum in der Nussschale
Multimedialinks
- Real Video Streams: (Aus der Fernsehsendung Alpha Centauri)
Weblinks
- Die bunte Welt der Schwarzen Löcher: Ausführlich aber leicht verständlich.
- Andreas Müllers Astronomielexikon über Schwarze Löcher: Ausführlich und anspruchsvoll.
- Das Schwarze Loch zum Selberbauen: erklärt mittels eines Pappmodells, was ein gekrümmter Raum ist.
- Schritt für Schritt ins Schwarze Loch: der Nachthimmel aus der Nähe eines Schwarzen Loches gesehen.
- Hawking: The Nature of Space and Time – Teil 1 … 4, (Teil 2 enthält eine schöne Karikatur des No-Hair-Theorems) Postscript (auf Englisch)