Zum Inhalt springen

Algerien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. September 2005 um 00:26 Uhr durch 195.83.155.55 (Diskussion) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
---Sidenote START---
الجمهورية الجَزائرية الديموقراطية الشعبية
al-Ğumhūriyya al-Ğazā’iriyya
ad-Dīmūqrātiyya aš-Ša'biyya

Demokratische Volksrepublik Algerien
Flagge Algeriens: Links ein grünes, rechts ein weißes Feld; davor in Rot Halbmond und Stern
Flagge Algeriens: Links ein grünes, rechts ein weißes Feld; davor in Rot Halbmond und Stern
none Wappen Algeriens
(Details) (Details)
Amtssprachen Arabisch, seit 2001 auch Tamazight
Hauptstadt Algier
Staatsform Volksrepublik
Präsident Abd al-Asis Bouteflika
Fläche 2.381.741 km²
Einwohnerzahl 32.129.324 (Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 13,5 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 2.080 US-$ (2004)
Währung Algerischer Dinar
Zeitzone UTC+1
Nationalhymne Kassaman
Kfz-Kennzeichen DZ
Internet-TLD .dz
Vorwahl +213
Lage Algeriens in Afrika
Karte von Algerien

Algerien (arabisch: الجزائر al-Ğazā’ir ) ist ein Staat im Nordwesten Afrikas.

Das Land grenzt an das Mittelmeer, Marokko, Mauretanien, Mali, Niger, Libyen und Tunesien. Algerien ist neben dem Sudan und der Demokratischen Republik Kongo einer der größten Staaten Afrikas.

Siehe auch: Liste der Städte in Algerien

Geographie

Algerien ist nach der Republik Sudan das zweitgrößte Land Afrikas und erstreckt sich von der 1.100 km langen Mittelmeer-Küste bis in die Sahara.

Nordalgerien umfasst das hinter dem Küstensaum ansteigende Gebirgsland des Tellatlas (2.308 m), dem inneren Hochland der Schotts, dem Hauptteil des Saharaatlas (2.328 m). Südalgerien (80 % der Staatsfläche) wird eingenommen von Sanddünen (Großer Erg), den Plateaus der Hammada, schluchtenreichen Stufenlandschaften (Tassili n'Ajjer) und dem Gebirgsmassiv Ahaggar (2.918 m) in der zentralen Sahara.

Der Norden hat Mittelmeerklima, das Atlasgebiet kontinentales Hochlandklima, der Süden Wüstenklima. Es gibt nur wenige ganzjährig fließende Flüsse. An der Nordseite des Tellatlas wachsen mediterrane Sträucher (Macchie), Aleppokiefern, Korkeichen und Steineiche.

Bevölkerung

Sprache

Allgemeine Umgangssprache ist das Algerisch-Arabische. Daneben spielt das Französische noch eine wichtige Rolle. Schriftsprache ist entweder Französisch oder Hocharabisch, wobei es eine Initiative der Regierung zum Gebrauch des Hocharabischen gibt.

Daneben spricht ein großer Teil der Bevölkerung Berbersprachen, vor allem im Süden des Landes, der fast nur von Tuareg bewohnt ist.

Die Berberische Sprache ist nicht nur in Süden gesprochen sondern auch im Nord-Osten von Algier (Kabylei).

Religion

Die Staatsreligion ist der Islam.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Algeriens

Seit Beginn der historischen Überlieferung wurde das Gebiet Algeriens von Berber-Stämmen besiedelt. Alsbald kam die Region unter römische Herrschaft. Nach dem Untergang des Römischen Reichs im 5. Jahrhundert gewannen die Berber wieder ihre Unabhängigkeit, wurden aber im 7. Jahrhundert von den muslimischen Arabern unterworfen.

Als im 16. Jahrhundert Spanien die algerischen Küstenstädte eroberte, griffen Korsaren unter der Hoheit des osmanischen Sultans in Istanbul an und konnten mit dessen Hilfe die Spanier in langwierigen Kämpfen vertreiben.

In Algerien setzten die Osmanen Paschas als Regenten ein. Allerdings verloren diese bald die wirksame Kontrolle über Algerien, so dass die Korsaren und die osmanischen Janitscharen den Dey in Algier einsetzten.

1830 besetzten französische Truppen Algier, Oran und Bone und begannen mit der Eroberung des Landes. Nun begann die Umwandlung Algeriens in eine französische Provinz. Bis 1906 war auch die algerische Sahara von den Franzosen unterworfen worden.

Zum Aufschwung der Unabhängigkeitsbewegung kam es, als 1945 nach Unruhen in Setif und Guelma zehntausende Algerier von der französischen Armee massakriert wurden. Im November 1954 begann der Unabhängigkeitskrieg (Algerienkrieg) gegen Frankreich. 1962 erreichte Algerien mit dem in Evian geschlossenen Vertrag die Unabhängigkeit nach einem achtjährigen blutigen Krieg, der auf beiden Seiten hohe Verluste forderte.

Bald brachen Machtkämpfe über den politischen Kurs aus, der aber bald damit endete, dass alle Behörden und die verstaatlichte Wirtschaft von der Einheitspartei FLN kontrolliert wurden. 1988 kam es zu schweren sozialen Unruhen. Ursache waren unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit und die Wohnungsnot. Eine Demokratisierung wurde eingeleitet und 1989 eine neue demokratische Verfassung, die die Trennung von Partei und Staat, parlamentarische Verantwortung, Pluralismus, politische Freiheiten und Garantien der Menschenrechte vorsah, geschaffen. 1991 kam es bei den ersten freien Wahlen zu einem Putsch des Militärs, aufgrund des drohenden Wahlsieges der islamischen Partei FIS (Front islamique du salut)im zweiten Wahldurchgang. Dies führte zum Ausbruch eines blutigen Bürgerkriegs zwischen radikalen Islamisten und der Armee, dem seither über 120.000 Menschen zum Opfer gefallen sind. Zu den Hintergründen siehe auch Hinweise zu Algerien unter Strategie der Spannung.

Nach dem Abflauen des Bürgerkriegs initiierte die Regierung 1999 eine Volksabstimmung über eine Versöhnungspolitik. In dieser Politik wird die ehemalige Einheitspartei FLN bei den Parlamentswahlen 2002 bestätigt.

Am 8. April 2004 fand eine erneute Präsidentenwahl statt. Nach einem Wahlkampf, in dem der gesamte Staatsapparat inklusive der staatlichen Massenmedien für eine massgeschneiderte Darstellung des Präsidenten mobilisiert wurde,liess Abd al-Asis Bouteflika der 1999 mit Rückendeckung des Militärs gewählt worden war, das absurde Wahlergebnis von 83 Prozent der Stimmen verkünden. Bouteflika ist damit der erste Präsident Algeriens, der ein zweites Mandat erhält.

Am 1. Mai 2005 kommt es zu einer Regierungsumbildung. Mehrere Minister wurden durch ihre jeweiligen Vorgänger ersetzt, die nun vor allem in Schlüsselpositionen der Wirtschaftspolitik sitzen wie Mourad Medelci im Finanzressort und Abdelhamid Temmar im Ministerium für Investitionsförderung. Beide gelten als marktgläubige Ultraliberale und Anhänger einer Kahlschlagspolitik in Sachen Privatisierung öffentlicher Betriebe (Bernhard Schmid, Paris)[1].

Politik

Die Staatspräsidenten von Algerien (seit 1963)

Name von bis Anmerkung
Mohammed Ahmed Ben Bella 20. Sept. 1963 19. Juni 1965 gleichzeitig Premierminister
Houari Boumedienne 19. Juni 1965 27. Dez. 1978 bis 09. März 1978 gleichzeitig Premierminister
Rabah Bitat 27. Dez. 1978 08. Feb. 1979 Übergangspräsident
Bendjedid Chadli 08. Feb. 1979 11. Jan. 1992
Mohammed Boudiaff 14. Jan. 1992 29. Juni 1992
Ali Kafi 02. Juli 1992 31. Jan. 1994
Liamine Zeroual 31. Jan. 1994 27. Apr. 1999
Abdelaziz Bouteflika 27. Apr. 1999

Algerien hat ein Zwei-Kammern-System, es besteht aus der Nationalen Volksversammlung und einem Oberhaus (Nationalrat).

Provinzen

Der Staat besteht aus 48 Provinzen, genannt Wilaya: Adrar, Ain Defla, Ain Temouchent, Alger, Annaba, Batna, Bechar, Bejaia, Biskra, Blida, Bordj Bou Arreridj, Bouira, Boumerdes, Chlef, Constantine, Djelfa, El Bayadh, El Oued, El Tarf, Ghardaia, Guelma, Illizi, Jijel, Khenchela, Laghouat, Mascara, Medea, Mila, Mostaganem, M'Sila, Naama, Oran, Ouargla, Oum el Bouaghi, Relizane, Saida, Setif, Sidi Bel Abbes, Skikda, Souk Ahras, Tamanghasset, Tebessa, Tiaret, Tindouf, Tipaza, Tissemsilt, Tizi Ouzou, Tlemcen.

Wirtschaft

Landwirtschaft ist der wichtigste Erwerbszweig, wird jedoch allmählich vom produzierenden Gewerbe überholt. Intensive agrarische Nutzung ist nur in den Küsten- und Talebenen der Tellregion möglich. Angebaut werden vor allem Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Hülsenfrüchte; in Treibhäusern Frühgemüse für den Export. Im Nahrungsmittelsektor werden weniger als 40 % des Bedarfs durch Eigenproduktion gedeckt.

Algerien ist Mitglied der OPEC. Basis für die Entwicklung waren Erdöl (drittgrößtes Vorkommen Afrikas) und Erdgas in der Sahara. Weitere Rohstoffe sind meist noch nicht erschlossen. Erdöl- und Erdgasverarbeitung machen mehr als 90 % der Exporterlöse aus. Die Öleinnahmen sind teils in Prestigeobjekte investiert worden und teils der Oberschicht zugeflossen. Mit dem Rückgang der Öleinnahmen kam es zu einer Krise, da die Exporterlöse für die Rückzahlung von Auslandsschulden eingesetzt werden mussten.

Liberalisierung schließt die Gefahr politischer Rückschläge ein. Das Verkehrsnetz ist auf Nordalgerien konzentriert. Die Straßen gehen südlich des Atlas meist in Wüstenpisten über. Der Tourismus ist, verglichen mit dem der Nachbarländer, noch wenig entwickelt.

Bevölkerungsentwicklung x1000

Wirtschaftliche Daten (geschätzte Werte für 2003):

  • BIP: 160 Milliarden Euro
  • Durchschnittliches Jahreseinkommen je Einwohner: 5000 Euro
  • Arbeitslosigkeit: 26,2 %
  • Inflationsrate: 3,5 %
  • Staatseinnahmen: 21 Milliarden Euro
  • Staatsausgaben: 20 Milliarden Euro
  • Auslandsverschuldung: 19 Milliarden Euro
  • Empfangene Entwicklungshilfe: 150 Millionen Euro

Kultur

Die algerische Literatur ist das arabische Kulturerbe. Allerdings gibt es auch ein Kulturerbe der berberischen Minderheit. Viele berberische Autoren schreiben in Sprache und Schrift der Berber. Dem steht der Arabisierungsgedanke konservativer Kräfte entgegen, weswegen es in den 90er Jahren immer wieder zu Auseinandersetzungen kam, bei denen bekannte berberische Schriftsteller ums Leben kamen. Im Zuge der 2004 angestrebten Parlamentswahlen machte die Regierung Bouteflika den Berbern Zugeständnisse (masierisch an Schulen), die Spannungen dauern jedoch an.(Alexander Wesner, Berlin)

Sport

Bislang konnten vier algerische Sportler bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille erreichen:

  1. Hassiba Boulmerka - (1992 - Leichtathletik, 1500 m, Frauen)
  2. Noureddine Morceli - (1996 - Leichtathletik, 1500 m, Männer)
  3. Hocine Soltani - (1996 - Boxen, Mittelgewicht 71-75 kg, Männer)
  4. Nouria Merah-Benida - (2000 - Leichtathletik, 1500 m, Frauen)

Literatur

  • Thomas Hasel: Machtkonflikt in Algerien (Nahost-Studien 3, hrsg. von Friedemann Büttner), 284 S., Verlag Hans Schiler, Berlin, 2002, ISBN 3-89930-190-0
  • Habib Souaidia: Schmutziger Krieg in Algerien - Bericht eines Ex-Offiziers der Spezialkräfte der Armee (1992-2000), Chronos Verlag, 2001, ISBN 3-0340-0537-7
  • Youcef Bedjaoui, Abbas Aroua und Meziane Ait-Larbi (Hg.): An Inquiry into the Algerian Massacres, Verlag Hoggar, Genf, 1999, ISBN 940130086

Vorlage:Wiktionary1


Vorlage:Navigationsleiste Mitgliederstaaten OIC