Geschichte von Wales
Kelten und Römer
Die frühesten Einwohner von Waleswaren die Kelten, die in mehreren Wellen aus Kontinentaleuropa einwanderten. Bis zur und während der römischen Besatzungszeit Britanniens war Wales kein eigenständiges Land, denn alle Einwohner der britischen Inseln sprachen die Keltische Sprache und gehörten im wesentlichen der selben Ethnischen Abstammung an. Die Römer besetzen ganz Wales, wo sie Strassen und Kastelle bauten, Gold abbauten und Handel trieben. Ihr Interesse in Wales jedoch war wegen der schwierigen geografischen Lage und des knappen Ackerlands begrenzt. Die Römer errichteten nur eine Stadt in Wales: Caerwent (Venta Silurum). Die Silurer waren der einflussreichste Stamm im südosten von Wales. Ihr militärischer Führer Caratacus (Caradoc) schloss sich ihnen von einem besiegten Stamm an. Unter seiner Führung konnten die Silurer den Römern für eine Zeit trotzen, Caratacus wurde jedoch gefangengenommen und nach Rom verschleppt, wo seine würdevolle Haltung so großen Eindruck beim Volk hinterließ, dass sein Leben verschont wurde.
Frühes Mittelalter
Als die Römer ihre Truppen aus Britannien 410 abzogen, wurde Wales sich selbst überlassen. Eine der Gründe für den Rückzug der römischen Legionen war der Druck auf das Kernland durch den Einfall von barbarischen Stämmen aus dem Osten. Diese Volksstämme, eingeschlossen die Angeln und Sachsen, konnten nicht in Wales eindringen, besetzten aber ganz England und schnitten Wales von seinen keltischen Nachbarn in Schottland und Cornwall ab. Wales blieb christlich und das „Zeitalter der Heiligen“ (etwa 500-700) wurde durch die Errichtung von Klöstern durch Führer wie Illtud und Teilo quer durch das Land begleitet. Wales wurde in eine Vielzahl von kleinen Gebieten aufgeteilt und es gab kaum einzelne Herrscher, die das ganze Land in dieser Zeit regieren konnten, der erste war Rhodri Mawr während des 9. Jahrhunderts. Rhodris Enkel Hywel Dda konnte erfolgreich ein Rechtssystem erreichten, welches dem Land Frieden gab, jedoch wurde das Land nach seinem Tod erneut geteilt.
Ein großes Problem, nationale Einheit zu erreichen, war das Erbschaftsrecht, welches in Wales angewandt wurde. Alle Söhne erhielten den gleichen Teil der Besitztümer ihres Vaters (auch alle illegitimen Söhne). So liberal wie das System war, die Folge war oft mörderischer Gewalt und die erneute Teilung der kleinen Ländereien in immer Kleinere.
Englische Eroberung
Während der normannischen Eroberung Englands 1066 wurde Wales wieder aufgeteilt. Die Prinzessin von Gwynedd im Norden wurde stetig mächtiger. Owain Gwynedd (†1170) besaß ein mächtiges Fürstentum, jedoch zankten sich seine Söhne um ihr Erbteil und brachten sich gegenseitig um. Aus den folgenden Machtkämpfen erwuchs letztendlich der größte Führer der Waliser, Llywelyn ap Iowerth, auch als Llywelyn Fawr oder Llywelyn der Große bekannt. Nach seinem Tod jedoch brach erneut innerer Unfrieden aus, der darin gipfelte, dass die Macht seines Enkels Llywelyn ap Gruffydd, auch Llywelyn der Letzte, wuchs. Als ein Ergebnis der Sorglosigkeit Llywelyns erreichte er die Feindschaft mit König Eduard I. von England, der die endgültige Eroberung von Wales erreichte. Nach Llywelyns Tod im Kampf (1282) gab es nur kleine Anzeichen von Widerstand durch die überlebenden Prinzen. Ein von Eduard errichteter, beeindruckender Ring aus Festungen half bei der Beherrschung von Wales und Eduard krönte seinen Erfolg mit der Ernennung seines Sohnes und Erben zum Prinzen von Wales im Jahr 1301.
Wales wurde in gewisser Weise Teil von England, auch wenn die Bevölkerung ethnisch unterschiedlich war und eine ganz andere Sprache besaß. Die englischen Könige bewahrten ihre Verantwortlichkeit daruch, dass sie einen Walisischen Rat beriefen, dem manchmal der königlichen Erben vorstand. Der Rat tagte normalerweise in Ludlow, knapp hinter der englischen Grenze. 1400 rebellierte der walisische Adlige Owen Glendower (Owain Glyndwr) gegen König Heinrich IV. von England und fügte ihm einige militärische Niederlagen bei und war erfolgreich in ausweichender Eroberung (?), hatte jedoch nicht die Stärke, als Führer zu überleben.
Später bekam ein Waliser, Heinrich Tudor, den Thron und wurde zum König Heinrich VII.von England gekrönt. Unter seinem Sohn Heinrich VIII. wurde der Act of Union von 1536 verabschiedet, der die Beziehungen zwischen den beiden Staaten, England und Wales, formalisierte.
Industrialisierung und Neuzeit
In späteren Jahrhunderten wurden Teile von Wales stark industrialisiert und wurden eine Brutstätte des Sozialismus, der mit sich ausbreitendem Atheismus einherging. Das erste Mitglied des Parlamentes, Keir Hardie wurde für den walisischen Wahlkreis von Merthyr im Jahr 1900 gewählt. Nationalismus wurde im 20. Jahrhundert zu einem grossen Thema mit dem Erwerb des ersten Parlamentssitzes der Plaid Cymru Partei. Größtenteils als Ergebnis dessen wurde Dezentralisierung zu einem Hauptanliegen der Labourpartei und 1998 wurde schliesslich die Nationalversammlung von Wales einberufen, die die Vollmacht über die öffentlichen Ausgaben innerhalb ihres Einflussgebietes erhielt.