Zum Inhalt springen

Orakel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. September 2005 um 21:48 Uhr durch Robot Monk (Diskussion | Beiträge) (interwiki). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Orakel (lat.) ist eine göttliche Offenbarung, die in Form eines Zeichens (oder per Direkteingabe durch ein Medium) Aufschluss über die Zukunft geben soll.

Interpretationsbedürftigkeit

Natürlich müssen alle Orakel interpretiert werden und bekanntlich ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Abhängig sind sie also von der Person, die das Orakel, die göttliche Offenbarung lesen kann, als auch von der Person, die die Antwort annimmt und interpretiert. Gelegentlich wird auch diese Person als Orakel bezeichnet.

Abgrenzung Orakel, Hellseherei und Prophetie

Das Orakel unterscheidet sich von der Hellseherei dadurch, dass das Orakel Offenbarungen eines Gottes übermittelt, während der Hellseher durch seine eigene hellseherische Begabung die Information erlangt.

Das Orakel unterscheidet sich von der Prophetie dadurch, dass das Orakel Fragen beantwortet, während dem Propheten die göttliche Offenbarung ungefragt zuteil wird.

Orakel erfüllten früher die Funktion, die heute Zukunftsforscher erfüllen: Indem sie die Zukunft vorhersagten, gaben sie den Entscheidungsträgern Mittel in die Hand, ihre Entscheidungen anhand dieser Vorhersagen zu rechtfertigen.

Orakel in verschiedenen Kulturen

Antikes Griechenland

Bereits im antiken Griechenland gab es Orakel, von denen das Orakel von Delphi das bekannteste ist. Weitere bedeutende antike Orakelstätten waren Ephyra, Olympia, Dodona, Klaros, Didyma und das Ammonium in der Oase Siwa. Sie verloren seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. an Bedeutung. Im weiteren Sinne ist auch die Sibylle von Cumae zu den Orakeln zu rechnen.

Römische Antike

Im Staatskult der Römer versuchten die Pontifices und Flamines die Zukunft aus himmlischen Zeichen (Blitz u. Donner) oder dem Vogelflug zu ergründen. Die Haruspices erstellten Orakel, indem sie in den Eingeweiden der Opfertiere lasen. Letzteres ging auf etruskische Traditionen zurück.

Tibet

Im Rahmen des tibetischen Kulturkreises findet man Orakel sowohl im Bön der vorbuddhistischen Religion Tibets, als auch in einigen Schulen des tibetischen Buddhismus. In der buddhistischen Gelug-Schule ist insbesondere das Nechung-Orakel bekannt. Die buddhistische Schutzgottheit Pekar, der ehemalige Schutzgeist des Klosters Samye, bedient sich, nach der Überlieferung, seit mehr als vier Jahrhunderten regelmäßig eines Mönchs als Medium, um zukünftige Geschehnisse vorherzusagen und um die tibetische Regierung durch Ratschläge zu leiten. Der als Medium dienende Mönch hat daher größtes Ansehen im Gelug-Orden. Aufgrund seiner häufigen, sehr kräftezehrenden Orakel-Trancen, hat er aber in aller Regel nur eine geringe Lebenserwartung. Das Nechung-Orakel ist heutzutage noch immer wichtigstes Staatsorakel der tibetischen Exilregierung und des Dalai Lama.

Moderne Formen

Moderne Formen eines Orakels sind das Orakel von Leipzig und das Internet-Orakel.

Literatur

Evans-Pritchard, E. E. (1976): Witchcraft, oracles, and magic mong the Azande. Oxford: Clarendon Press.

Fontenrose, Jospeh (1981): The Delphic Oracle. Its responses and operations with a catalogue of responses. Berkeley; Los Angeles; London: University of California Press.

Rosenberger, Veit (2001): Griechiche Orakel. Eine Kulturgeschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Réné de Nebesky-Wojkowitz, Oracles and Demons of Tibet, Gordon Press, New York 1977, Reprint der Ed. Mouton, s'Gravenhage (1954).


Siehe auch: Astrologie - Channeling - Chiromantie - Fadenorakel - Griechische Mythologie - Hellsehen - I Ging - Kaffeesatz - Kommunikation - Leberschau - Numerologie - Pendeln - Runen - Tarot - Traumdeutung - Wünschelrute - Bleigießen