Zum Inhalt springen

Marco Polo

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. September 2005 um 16:44 Uhr durch 141.35.128.12 (Diskussion) (Werke). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Marco Polo (* 15. September 1254 Insel Korčula heutiges Kroatien, † 8. Januar 1324 in Venedig) war ein venezianischer Händler, der durch die Berichte über seine China-Reise bekannt wurde.


Marco Polo
Marco Polos Geburtshaus auf Korčula, Kroatien


Marco Polo und seine Familie müssten eigentlich vom Reisebericht des Johannes de Plano Carpini oder des Wilhelm von Rubruk gehört haben, und dass letzterer 1252 im Auftrage Ludwigs IX. von Frankreich und als Gesandter von Papst Innozenz IV. auch ganz Asien bis hin zum Palast des Großkhans in seiner damaligen Hauptstadt Karakorum bereist hatte. Die beiden Missionen zu den Tataren blieben zwar ohne rechten Erfolg, doch immerhin brachten die Mönche für damalige Zeiten unglaubliche, exotische Neuigkeiten mit, die sich schnell auch über Italien hinaus mündlich und schriftlich verbreiteten. Für die Vermutung, dass nicht zuletzt auch diese überall kursierenden Berichte seinen Vater, seinen Onkel und auch Marco Polo selbst zu seinen Reisen mit bewegt haben könnten, sind jedoch bislang keine schriftlichen Quellen gefunden worden.

Die Reise seines Vaters und Onkels

Marco Polos Vater und sein Onkel, beide Juwelenhändler aus Venedig, brachen 1260 zu einer Reise auf, um am Unterlauf der Wolga Edelsteine zu verkaufen. Sechs Jahre später trafen sie jedoch am Hofe des Mongolenherrschers Kublai Khan ein. Dieser gab den Polo den Auftrag, ihm gesalbtes Öl aus dem Jesusgrab in Jerusalem und etwa einhundert christliche Gelehrte zum Verbreiten des Evangeliums unter seinen Untertanen zu schicken. Deshalb gingen die Polo wieder nach Venedig zurück, wo sie um 1269 eintrafen. In der Zwischenzeit war Marco Polos Mutter bereits verstorben.

Eigene Reise

Richtung Vorderer Orient

1271 brachen Marcos Vater und sein Onkel wieder auf und nahmen den siebzehnjährigen Marco Polo mit. Der Weg führte sie zuerst ins "heilige Land nach Akko, doch die Kirche konnte dort für Kublai Khan keine christlichen Gelehrten entbehren. So schlossen sich ihnen nur zwei Mönche an, die jedoch bald wieder umkehrten. Auf der nächsten Station in Jerusalem konnten sie das Öl aus dem Jesusgrab ohne Probleme besorgen und es ging anschließend über die den jungen Polo durch ihre bunten Basare beeindruckende Stadt Täbris weiter nach Saweh. Nach Marco Polo waren hier die heiligen drei Könige begraben. Von dort führte sie Ihre Reise in die Oasenstadt Jasd, die mit durch Tunnel aus den Bergen herleitetem Wasser gespeist wurde. Marco Polo berichtete aus dieser Stadt, dass die dort hergestellten und Jasdi genannten Seidenstoffe von den ansässigen Kaufleuten mit gutem Gewinn veräußert wurden.

Die Reise führte die die Polo danach nach Kerman, wo die Juwelenhändler ihre Pferde wahrscheinlich gegen robustere Kamele eintauschten. Nächste Reisestationen waren Rajen, eine Stadt der Schmiede und Herstellungsort kunstvoller Stahlerzeugnisse, und Qamadin, die Endstation einer Route, auf der Pfeffer und andere Gewürze aus Indien herbeigeschafft wurden. Über diese heute zerstörte Stadt schrieb Marco Polo, dass sie öfters von den aus Zentralasien eindringenden Tataren verwüstet worden sei. Der anschließende Besuch der Stadt Hormus, dem heutigen Minab mit seinem mittlerweile versandeten Hafen, hinterließ bei Marco Polo einen starken Eindruck, denn dort wurden Gewürzsorten, Edelsteine, Perlen, Seidenstoffe, Goldtücher und Elfenbein umgeschlagen.

über Umwege nach Asien

Von hier aus wollten die Handelsreisenden eigentlich über den Seeweg nach China reisen, jedoch wurden sie von der Gefährdung durch den schlechten Zustand der Schiffe in Hormus abgeschreckt. Durch die dadurch notwendigen erheblichen Umwege erhielt Marco Polo jedoch weitere Informationen wie zum Beispiel 1273 über die Ruinen der Stadt Balch, an denen die Reisenden vorbeizzogen. Diese Ruinen sollten durch die Zerstörung dieser Stadt durch die Truppen Dschingis Khans entstanden sein. Marco Polo schrieb dazu auf: „Es standen hier herrliche Paläste und prächtige Marmorvillen, aber heute sind es Ruinen.“. Auch in der Stadt Taluquan machten sie Halt und Marco Polo beschreibt die Umgebung der Stadt als „sehr schön“. Ihm gefallen besonders die goldgelben Reisfelder, die Pappelalleen und die Bewässerungskanäle. Die Stadt Faisabad war damals berühmt für ihre blaugrünen Lapislazuli-Edelsteine, angeblich die feinsten Lapislazuli der Welt.

Die weitere Reise führte über die Städte Eschkaschem, Qala-e Pandscha, 1274 über Kaschgar und dann über die Oasenstadt Nanhu. Marco Polo berichtet hier von „Geistern, die einen Nachzügler fortlocken konnten, indem sie ihn mit Stimmen riefen, die denen seiner Gefährten täuschend ähnelten. Und nicht selten meinte man, verschiedene Musikinstrumente, besonders Trommeln, zu vernehmen“. Heute ist als Ursache für solche Sinnestäuschungen durch die Dünen wehender Sand oder pfeifender Wüstenwind bekannt.

in China

Die Stadt Shazhou, heute Dunhuang, war ein Knotenpunkt der damaligen Handelsstraßen. Marco Polo sah in Shazhou erstmals eine große Zahl von Chinesen, die sich damals in einem der größten buddhistischen Zentren Chinas angesiedelt hatten. Marco Polo hatte nun endgültig chinesisches Land erreicht. Die Reisegruppe durchquerte die Städte Anxi, Yumen, Zhangye und kam 1275 in Schangdu an, dem eigentlichen Ziel ihrer Reise. Hier traf Marco Polo angeblich Kublai Khan, den großen Herrscher der Mongolen und Enkel von Dschingis Khan. Sein Reich erstreckte sich damals von China bis in das Gebiet des heutigen Irak und im Norden bis nach Russland. Die drei Handelsreisenden ließen sich unter der Obhut des Herrschers hier bis 1291 nieder.

als Präfekt des Kublai Khan

Über China erzählte Marco Polo später viele Geschichten, deren Herkunft und Wahrheitsgehalt schon damals in Frage gestellt wurde und bis heute nicht eindeutig geklärt sind. So soll der Großkahn einen Gefallen an dem jungen Europäer gefunden und ihn zu seinem Präfekten ernannt haben. Als solcher durchstreifte Marco Polo angeblich China über mehrere Jahre in allen Himmelsrichtungen. Dabei soll er zum Beispiel über die Städte Daidu und Xi’an in die Stadt Dali gekommen sein, wo die Leute damals wie heute rohes Schweinefleisch mit Knoblauch, Chili und Sojasoße essen. Seinem Bericht nach kam Marco Polo das offenbar ziemlich barbarisch vor, da er selbst ja aus einer westlichen Kultur stammte, die diese Speisen in der Art nicht kannte. Über die Stadt Kunming gelangte er weiter nach Yangzhou, der damalige Sitz der Regionalregierung. In den zahlreichen Handwerksbetrieben dieser Stadt wurden Harnische für die Armee des Khan hergestellt. Anschließend berichtet Marco Polo von der Ankunft in seiner Lieblingsstadt. Er schwärmt von prächtigen Palästen und öffentlichen, warmen Bädern sowie dem Hafen, in dem Schiffe aus ganz Asien einliefen und Gewürze, Perlen und Edelsteine anlandeten.

Beim drohenden Ausbruch von unruhigen Zeiten wollten die Polo zurück nach Venedig reisen. Trotz mehrerer Bitten war der Großkahn jedoch nicht damit einverstanden, da sie ihm inzwischen eine wertvolle Stütze geworden waren. Als dann aber eine siebzehnjährige Prinzessin zur Vermählung nach Persien geführt werden sollte und der Landweg zu gefährlich war, ergriffen die Kaufleute diese Gelegenheit. Sie schlugen dem Großkhan vor, die Prinzessin über den Seeweg sicher nach Persien zu geleiten. Widerstrebend nahm dieser schließlich das einzig aussichtsreiche Angebot an und erlaubte ihnen damit letztlich auch die Heimreise.

Rückkehr

Die Rückreise nach Venedig auf dem Seeweg begann 1291 im Hafen von Quanzhou, einer kosmopolitischen Stadt mit Niederlassungen aller wichtigen Religionen. Sie erfolgte auf 14 Dschunken mit insgesamt 600 Pasagieren, von denen am Ende nur 17 überlebten. Auf den Zwischenstationen in Sumatra und Ceylon (heute Sri Lanka) beschrieb Marco Polo die dortigen Kulturen. Nach 18 Monaten der Weiterfahrt erreichte das Schiff den persischen Hafen Hormus. Später am Schwarzen Meer im Königreich Trapezunt, dem heutigen Trabzon konfiszierten die dortigen Beamten Gegenstände im Wert von etwa 500 Kilogramm Rohseide.

zurück in Venedig

1295 kamen die Reisenden in Venedig an. Zuerst wurden sie jedoch von den Verwandten nicht erkannt. Nachdem sie sich zu erkennen gaben, schnitten sie die Säume ihrer Kleidung auf und holten die mitgebrachten Edelsteine hervor.

Einige Zeit später nahm Marco Polo an einem Seekrieg teil, in den Venedig schon seit Jahren mit seinem Erzrivalen Genua verstrickt war. In der Seeschlacht von Curzola führte er 1298 eine venezianische Galeere und geriet dabei jedoch in genuesische Gefangenschaft. In dieser Zwangspause ließ er seine Werke von Rustichello da Pisa niederschreiben. Dieser Schreiber war ein italienischer Ritterdichter, welcher die Erzählungen Marco Polos mit vielen Unwahrheiten ausschmückte. Das 1298 verfasste Werk „Die Wunder der Welt“ ("Il Millione") enthält einen ausgiebigen Bericht über seine Reisen, Seide, Gewürze, Edelsteine, Porzellan, Papiergeld und Kohle („schwarzer, brennender Stein“). Allerdings wurden sie schon damals für nicht sehr wirklichkeitsgetreu gehalten.

Tod

1324 starb Marco Polo. Da Kritiker seine Erzählungen für unwahr hielten, wurde er zuletzt von Priestern, Freunden und Verwandten aufgefordert, seines Seelenheils wegen den Lügengeschichten doch endlich abzuschwören. Nach dem Bericht seines Zeitgenossen und ersten Biographen Fra Jacopo d´Acupui soll Marco Polo jedoch im Sterbebett erwidert haben: "Ich habe nicht die Hälfte von dem erzählt, was ich gesehen habe!"

Glaubwürdigkeit seiner Berichte

Schon zu Lebzeiten zweifelte man seine Berichte an und bis heute ist ihre Authentizität nicht geklärt. Die These, Marco Polo sei gar nicht selbst in China gewesen und gebe in diesem Teil seines Reiseberichts nur das wieder, was er von anderen Reisenden aus China im fernen Orient gehört hatte, stützt sich u.a. darauf, dass in seinen Reisebeschreibungen weder die chinesische Mauer noch die typischen chinesischen Schriftzeichen und der schon damals in China weit verbreitete Buchdruck erwähnt werden. Für jemand, der angeblich als Präfekt des Großkhans ca. zehn Jahre im ganzen chinesischen Lande umherreiste, kaum nachvollziehbar. Auch wenn die chinesische Mauer in ihrer heutigen vollständigen Form erst in der Ming-Dynastie und damit nach Marco Polos Tod fertiggestellt wurde, waren doch Große Teile derselben schon zu Marco Polos Zeiten vorhanden, da die Chinesen sie für die Abwehr mongolischer Überfälle zu früheren Zeiten errichtet hatten. Verstärkt werden die Zweifel durch das Fehlen chinesischer und mongolischer Bezeichnungen in seinem Bericht und eine ganze Reihe von andern auffälligen und erheblichen Ungenauigkeiten aus dieser Region, obwohl er andererseits Reiseeindrücke aus anderen Gegenden sehr präzise geschildert hatte.

Nudeln aus China?

Da es in China bereits seit über 5000 Jahren Nudeln gab, wird Marco Polo häufig nachgesagt, das Rezept der Nudeln von China nach Italien und Europa gebracht zu haben. Tatsächlich waren Nudeln aus Weizen bereits im antiken Rom und Griechenland bekannt. Auch von deren Lagerung in getrockneter Form durch die Araber hatte man in Italien schon erfahren. So soll Marco Polo nur Spaghetti von den Mongolen in China abgeschaut haben.

Werke

Der ursprünglich von Rustichello da Pisa 1298 in frankoprovenzalischer Sprache aufgeschriebene Reisebericht des Marco Polo hatte den Titel Divisament dou monde, die italienische (toskanische) Übersetzung erschien schließlich unter dem Titel Il Milione'.

Literatur

  • Henry H. Hart: Venezianischer Abenteurer. Zeit, Leben und Bericht des Marco Polo. Übersetzt von Heinz Kotthaus. (1959) Carl Schünemann Verlag, Bremen.
  • Marco Polo: Il Milione. Die Wunder der Welt Übersetzt von Elise Guignard. (1983) Manesse, Zürich.
  • Frances Wood: Marco Polo kam nicht bis China (1995) Piper
  • Michael Yamashita: Marco Polo. Eine wundersame Reise (2003) Frederking & Thaler. ISBN 3-89405-621-5 (Bildband mit Originalzitaten)
  • Johannes Paul: Abenteuerliche Lebensreise - Sieben biographische Essays (Seite 15 - 66: Marco Polo: Ins Reich des Groß-Khans). Wilhelm Köhler Verlag Minden 1954.

English:

  • John Larner: Marco Polo and the Discovery of the World (1999) Yale Univ. Press
  • Sir Henry Yule (Ed.): The Travels of Marco Polo [London 1870] (1983) Dover Publications, New York
  • Henry H. Hart: Marco Polo, Venetian Adventurer (1967)

Vorlage:Commons1 Vorlage:Wikiquote1