Zahn
Zähne heißen lateinisch Dentes; der Zahn = Dens ; dentis = des Zahnes; dental = den Zahn betreffend. Die griechische Bezeichnung für Zahn lautet Odous; Odontes = die Zähne.
Zähne sind Hartgebilde in der Mundhöhle, die als modifizierte Teile des Hautskeletts in ihrer Gesamtheit das Gebiss bilden. Sie sind aus den einfachen Hautzähnen vorzeitlicher Fische entstanden. Im Verlauf der Evolution verschmolzen die Schuppenzähne zu Hartgebilden mit basaler Knochenmasse, Dentinkrone und innerer Pulpahöhle.
Mit den Zähnen wird Nahrung ergriffen, zerkleinert und zermahlen. Sie haben sich bei den Wirbeltieren und beim Menschen nach dem Form-Funktionsprinzip entwickelt. Beim Menschen kommen als Funktionen noch die Lautbildung (insbesondere des S-Lautes) und soziale Funktionen hinzu, bei Tieren fungieren sie auch als Waffen.
Echte und unechte Zähne
Im Tierreich unterscheidet man echte und unechte Zähne.
- Die echten Zähne bestehen aus Schmelz Dentin und Zement sowie einer Pulpa. Sie werden auch Dentinzähne genannt, weil das Dentin den Hauptbestandteil bildet (siehe heterodontes Gebiss).
- Bei den unechten Zähnen fehlen die Hartsubstanzen Schmelz, Dentin und Zement. Es handelt sich meist um Hornzähne, wie sie z.B. im Schlund und in der Speiseröhre der Lederschildkröten zu finden sind. Primitive wurzellose Zähne kommen bei Fischen, Amphibien und Reptilien vor und stellen den Grundtyp der Zähne dar. Sie können die Form von leicht zugespitzten, konischen Kegel-Zähnen haben, die bei Haien kantig oder mehrzackig, bei Fischen zu Pflasterzähnen, bei Schlangen zu Giftzähnen umgebildet sein können (siehe homodontes Gebiss).


Zahnarten
Beim Menschen und den meisten anderen Säugern unterscheidet man Schneidezähne (Incisivi), Eckzähne (Canini, Reißzähne), Vorbackenzähne ( Prämolaren, Vormahlzähne) und Backenzähne (Molaren, Mahlzähne).
Der erwachsene Mensch besitzt mit den Weisheitszähnen im Regelfall 32 Zähne: im Ober- und Unterkiefer rechts und links je 2 Backenzähne und 2 Vorbackenzähne und einen Weisheitszahn (zusammen also 20), je einen Eckzahn (zusammen 4) und je 2 Schneidezähne (zusammen 8). Das Milchgebiss (temporäres Gebiss der Kinder) besitzt hingegen nur 20 Zähne; die Zähne 6,7,8 beidseits (also die hinteren Backenzähne) fehlen, weil der Kiefer noch nicht die endgültige Größe hat.
Siehe dazu auch: Zahnformel
Zahlencode der Zähne
Zur Vermeidung von Mißverständnissen werden die Zähne des Menschen in der Zahnheilkunde durch Zahlen eindeutig bezeichnet. Das Gebiss wird dazu in 4 Quadranten unterteilt, die als erste Ziffer der Zahnbezeichnung dienen:
- oben rechts = 1 (bei Milchzähnen: 5)
- oben links = 2 (bei Milchzähnen: 6)
- unten links = 3 (bei Milchzähnen: 7)
- unten rechts = 4 (bei Milchzähnen: 8)
Die einzelnen Zähne werden dann jeweils von vorn beginnend durchnummeriert. Der rechte untere Weisheitszahn trägt somit die Bezeichnung 48 (sprich: vier-acht), während der erste obere linke Schneidezahn als 21 (sprich: zwei-eins) bezeichnet wird.
Aufbau des Zahns
Jeder Zahn besteht aus der Zahnkrone, dem Zahnhals und der Zahnwurzel und ist aus mehreren Schichten aufgebaut. Das, was man im gesunden Gebiss äußerlich vom Zahn sieht, ist nur der Zahnschmelz, der wie eine Krone das innen liegende Zahnbein (Dentin) bedeckt. Das Dentin wiederum umschließt das Zahnmark Pulpa. Der Zahnschmelz ist die härteste Substanz des menschlichen Körpers. Er besteht zu 95 Prozent aus Hydroxylapatit (Ca5(PO4)3(OH)), einem kristallinen Material, dessen Hauptanteil Kalzium und Phosphat ist. Der Zahnschmelz ist für wasserlösliche Stoffe geringfügig durchlässig, zum Beispiel für seine Bestandteile Kalzium und Phosphat, sowie für Fluoride. Mit Hilfe von Fluoriden wird das Hydroxylapatit in das härtere Fluorapatit (Ca5(PO4)3(F)) umgewandelt. Deshalb werden diese zur Härtung des Zahnschmelzes in Zahnpasten verwendet. Hingegen können Säuren dem Zahn schaden, weil sie aus dem Zahnschmelz das Kalzium und Phosphat herauslösen und ihn damit aufweichen (siehe Karies).
Unter dem Zahnschmelz liegt das Zahnbein oder Dentin. Es stellt die Hauptmasse des Zahnes dar. Die Hartsubstanz des Dentins besteht wie beim Zahnschmelz aus Kalzium und Phosphat, allerdings nur zu zwei Dritteln, der Rest ist Eiweiß und Wasser, weshalb Dentin weicher und anfälliger gegen Karies ist als der Zahnschmelz. Das Dentin umschließt wiederum den inneren Teil des Zahns, Pulpa oder Zahnmark genannt, die von Blutgefäßen und Nervenfasern durchzogen wird. Das Dentin ist schmerzempfindlich. Hitze-, Kälte- und Berührungsreize führen zu Flüssigkeitsbewegungen in den Dentinkanälchen (die im Bereich des Zahnhalses bis an die Oberfläche reichen können). Dies reizt die Tomes'schen Fasern, Zellfortsätze der Odontoblasten (Dentin-bildende Zellen). Die Odontoblasten stehen mit freien Nervenendigungen in Verbindung, die den Reiz als Schmerzempfindung ans Zentralnervensystem weiterleiten.
Im Wurzelbereich wird das Dentin vom Zahnzement bedeckt, der dritten Zahnhartsubstanz neben dem Zahnschmelz und dem Dentin. Der Zahnzement umschließt als dünne Schicht das Wurzeldentin, ist die äußere Hülle des Zahnes und „mauert“ die Zahnwurzel im Kiefer ein. Doch hat die Verbindung zum Kieferknochen, in dem jeder Zahn in seinem Zahnfach (Alveole) aufgehängt ist, eine gewisse Elastizität (siehe Zahnhalteapparat).
Wurzellose Zähne
Bei einigen Säugetieren sind wurzellose Zähne ausgebildet. Sie besitzen keinen Wurzelkanal und wachsen zeitlebens, im Gegensatz zu den Wurzelzähnen. Das permanente Wachstum wird durch den Zahnabrieb in Grenzen gehalten. Nachwachsende Zähne finden sich auch bei Fischen, Lurchen und Reptilien. Wurzellose Zähne bei Säugern sind:
- alle Zähne der Hasenartigen (Kaninchen, Hasen..), der Chinchillas und der Meerschweinchen
- die Canini der männlichen Schweine (hier auch als Hauer oder Gewehre bezeichnet), und die Stoßzähne bei Elefant, Walross und Flusspferd
- die Nagezähne der verschiedenen Nagetiere.
Zahnwechsel
Bei den meisten Säugetieren gibt es einen einmaligen Zahnwechsel (Diphyodontie). Zunächst werden Milchzähne angelegt (lacteale Dentition), die später durch die "zweiten" oder bleibenden Zähne (permanente Dentition) ersetzt werden. Die Molaren (hintere Backenzähne) haben generell keine Milchzahnvorgänger, sie entstehen nur im bleibenden Gebiss.
Bei Fischen, Amphibien und Reptilien können die Zähne zeitlebens immer wieder durch neue ersetzt werden (Polyphyodontie). Bekannt sind hierfür z.B. die Zebrafische und das "Revolvergebiss" der Haie.
Erkrankungen und wichtige Behandlungsformen
Die weitaus häufigste Krankheit der Zähne und des Menschen überhaupt ist die Zahnkaries (Zahnfäule). Ebenso häufig sind Erkrankungen des Zahnhalteapparats (siehe Zahnfleisch, Parodontitis und Parodontose).
Die medizinische Behandlung von Zähnen hat in der Menschheitsgeschichte eine lange Tradition. Bereits in der Steinzeit wurden entzündete Zähne fachkundig gezogen, und seit Jahrtausenden gehören Zahnfüllungen (vulgo "Plomben"), vereinzelte Zahnkronen und Kiefer-Operationen zur Gesundheitspflege von Kulturvölkern.
Wenn heute durch notwendig gewordene Extraktionen größere Zahnlücken entstehen, wird häufig eine Zahnprothese ("drittes Gebiss") oder eine Brücke eingesetzt. Seit etwa 20 Jahren besteht auch die Möglichkeit metallener Zahnimplantate, die im Kiefer einwachsen und später überkront werden. Wachsende Bedeutung hat auch die Mundhygiene, die von Zahnärzten zur Gesunderhaltung des Zahnfleisches angeboten wird.
Siehe auch:
- Gebiss - Milchgebiss - Parodontologie - Zahnarzt
- Zahnpflege - Zahnaufhellung - Zahnblei - Zahnspange