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Afrikanischer Affenbrotbaum

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Affenbrotbaum
Datei:Baobob tree quinnums.jpg
Affenbrotbaum (Adansonia digitata)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subclassis: Rosenähnliche (Rosidae)
Vorlage:Ordo: Malvenartige (Malvales)
Vorlage:Familia: Malvengewächse (Malvaceae)
Vorlage:Subfamilia: Bombacoideae
Vorlage:Genus: Affenbrotbäume (Adansonia)
Vorlage:Species: Affenbrotbaum
Wissenschaftlicher Name
Adansonia digitata
L.

Der Affenbrotbaum (Adansonia digitata), auch Baobab (von arabisch bu-hubub) genannt, gehört zu den bekanntesten und charakteristischsten Bäumen des tropischen Afrikas, Madagaskars und der Komoren. Er gehört zur Familie der Malvengewächse.

Die botanische Bezeichnung geht auf den Namen seines Entdeckers, des französischen Naturforscher Michel Adanson zurück, der im 18. Jahrhunderts in Saint-Louis den ersten Botanischen Garten des Senegal anlegte.

Erscheinungsbild

Der Baum

Der Affenbrotraum zeichnet sich durch einen relativ kurzen aber extrem dicken Stamm aus. Einzelne Affenbrotbäume erreichen einen Stammdurchmesser von zehn Metern. Flaschenförmige Stammformen, bei der sich der Stamm abrupt in wenigen Metern Höhe stark verjüngt treten besonders in Ostafrika auf. Der Stamm ist häufig tief gefurcht oder weist kehlige Vertiefungen auf. Die Baumkrone besteht aus kräftigen, unförmigen Ästen, die eine weit ausladende Krone formen. Im unbelaubten Zustand erinnern die Astkrone an ein Wurzelsystem, was zu der Legende beigetragen hat, der Affenbrotbaum sei ein vom Teufel verkehrt herum gepflanzter Baum.

Die graubraune bis graue Rinde ist zwischen fünf und zehn Zentimetern dick. Sie ist außen hart und innen faserig. Die dicke Borke bedingt auch, dass der Affenbrotbaum auch kurze Buschbrände gut übersteht. Junge Bäume haben zuerst eine Pfahlwurzel. Mit zunehmenden Alter des Baumes entwickelt sich ein Lateralwurzelsystem, das bis zu 1,8 Meter in die Tiefe geht. In horizontaler Richtung erstreckt sich das Wurzelsystem weiter als die Baumhöhe.

Junge Bäume wachsen auf geeigneten Standorten jährlich zwischen achtzig und einhundert Zentimeter. Bei jungen Bäumen ragen die Äste spitzwinklig nach oben. Erst in einem Alter von dreißig bis 40 Jahren entwickeln sich die Bälume rechtwinklig vom Stamm ab und nehmen in ihrem Längenwachstum deutlich zu.

Alter und Höhe

Baobab im Senegal

Das Höhenwachstum des Baumes reduziert sich ab dem siebzigsten Lebensjahr deutlich. Die Bäume erreichen eine Höhe von zwanzig Metern. Die Verdickung der Stammbasis setzt schon in sehr frühen Jahren ein. Ein Baum kann im Alter von einhundert Jahren bereits einen Stammdurchmesser von vier bis fünf Metern erreicht haben. In Südafrika steht im Letaba-Distrikt ein Affenbrotbaum, der bei einer Höhe von 19 Metern einen Stammdurchmesser von 10,64 Meter aufweist.

Die Mächtigkeit der Bäume mit ihrer unregelmäßigen Wachstumsform hat immer wieder dazu geführt, dass man das Alter der Bäume überschätzte. So war David Livingstone der Überzeugung, dass ein Baum, den er am Sambesi entdeckte, ein Alter von mindestens 4.000 Jahren aufweise. Umfangreiche Untersuchungen in Kenia, Mali, Sudan, Tansania und Sambia haben jedoch gezeigt, dass nur sehr wenige Affenbrotbäume älter als 400 Jahre sind. Mit Hilfe der Radiocarbon-Methode konnte für einen Baum von 4,5 Metern Stammdurchmesser allerdings ein Alter von etwa 1.000 Jahre ermittelt werden. Einzelne Wissenschaftler gehen davon aus, dass Baobabs ein Alter bis zu 2.000 Jahren erreichen können.

Die Blätter

Der Affenbrotbaum ist ein periodisch laubabwerfender Baum. Die Blätter erscheinen kurz vor dem Beginn der Regenzeit und entwickeln sich vollständig innerhalb von vier Wochen. Bleibt der Regen aus oder ist die Regenmenge sehr gering, dann verzögert sich die Blattentwicklung.

Affenbrotbäume treiben zuerst Blätter von einfacher elliptischer Form aus, die jedoch sehr frühzeitig wieder abgeworfen werden. Ihnen folgen glänzend grüne Laubblätter, die sieben- bis neunzählig sind. Sie haben einen Durchmesser von etwa 20 Zentimter und sind an den Zweigen wechselständig angeordnet.

Die Blüten

Blüte des Affenbrotbaums

Das Alter, in dem der Baum das erste Mal Blüten ansetzt, ist abhängig von seinem Verbreitungsgebiet. In Westafrika entwickelt der Affenbrotbaum das erste Mal Blüten im Alter von acht bis zehn Jahren, in Ost- und Südafrika zeigen sich die ersten Blüten erst, wenn der Baum mindestens 16 Jahre alt sind.

Der Blütenansatz erfolgt vier Wochen nach der Blattentwicklung. Die Hauptblütezeit beträgt vier Wochen, die einzelne Blüte blüht dagegen nur vierundzwanzig Stunden. In dieser Zeit ist sie für etwa sechzehn bis zwanzig Stunden bestäubungsfähig.

Die Blüten sind von wachsig-weißer Farbe und hängen an langen Stielen von den Blattachseln herab. Auch hier zeigen sich Unterschiede in Abhängigkeit des Verbreitungsgebietes. In Ost- und Südafrika ist der Stiel lediglich zwanzig Zentimeter lang, in Westafrika dagegen bis zu neunzig Zentimeter.

Die Blüten, die von Menschen als nicht wohlriechend wahrgenommen werden, öffnen sich ab dem späten Nachmittag und sind am nächsten Morgen ganz offen. Während der Nacht werden sie durch Flughunde wie Palmen- und Nilflughund bestäubt. Angelockt werden diese durch den Aasgeruch der Blüten.

Die Früchte

Die Samen des Affenbrotbaums, die eine Samenlänge von ca. 10 mm haben

Die an Stielen herunterhängenden grünen wurst- oder gurkenförmigen Früchte werden ungefähr 40 Zentimeter lang. Das auch für den Menschen essbare Fruchtfleisch ist weiß und säuerlich. Es ist reich an Vitamin C, B und Kalzium. Die Samen der Früchte sind gleichfalls essbar. Sie sind haselnussgroß, nierenförmig und sehr fettreich, so dass aus ihnen ein Speiseöl gepresst werden kann. Verzehrt werden die Früchte vor allem von Elefanten und Pavianen. Samen, der den Verdauungstrakt der Tiere passiert hat, keimt deutlich besser.

Verbreitung

Der Affenbrotbaum ist die charakteristische Baumart der trockenen Baumsavanne des afrikanischen Tieflands südlich der Sahara. Er fehlt dagegen in den zentralafrikanischen Regenwäldern. Sein natürliches Verbreitungsgebiet reicht vom Sahel bis in den Transvaal des südlichen Afrikas. Da der Baum frostempfindlich ist, ist das südliche Verbreitungslinie durch die Frostgrenze bedingt. Er ist häufig in Gesellschaft mit Akazien, Schirmakazien und Tamarinden zu finden.

An den semiariden Lebensraum mit Niederschlägen mit jährlich zwischen 300 und 500 Millimetern und einer Höhenlage von 450 bis 600 Metern ist der Affenbrotbaum durch seine besondere Fähigkeit zur Wasserspeicherung angepasst. Er kommt in diesen Gebieten am häufigsten vor. Während der Regenzeit, die in seinem Verbreitungsgebiet zwischen sechs Wochen und fünf Monaten andauert, saugt ein Baum, der ein Volumen von etwa 200 Kubikmetern einnimmt, mit seinen schwammigen Fasern bis zu 140.000 Liter Wasser auf, die er für die Trockenzeit speichert. Aufgrund dieser Eigenschaft zählt der Affenbrotbaum zu den Sukkulenten. Der Stammumfang kann sich aufgrund der Wasserspeicherung im Laufe eines Jahres deutlich verändern, wenn er sich aufgrund von Wasserverlusten um mehrere Zentimeter verringert.

Affenbrotbäume sind jedoch sowohl in Küstennähe als auch in Höhenlagen von 1.500 Meter über NN zu finden, die sich durch deutlich andere Niederschlagsmengen auszeichnen. Der Baum toleriert dabei Niederschlagsmengen von 90 Millimetern pro Jahr in Mauretanien bis 1.400 in den Küstenwäldern entlang des Indischen Ozeans. Das Vorkommen in den Küstenwäldern allerdings ist dieses Vorkommen vermutlich auf bewusste Anpflanzungen durch den Menschen zurückzuführen. Hohe Niederschlagsmengen kann der Affenbrotbaum dann tolerieren, wenn er auf gut drainierten Böden steht. Am besten entwickelt sich der Affenbrotbaum dann, wenn die Böden außerdem kalkhaltig und tiefgründig sind. Er toleriert dagegen keine zeitweisen Überschwemmungen auf schweren Tonböden.

Durch den Menschen wurde der Baobab auch in anderen Regionen eingeführt (sogenannte Hemerochorie). So ist sein Vorkommen in Arabien und in Indien vermutlich auf arabische Händler zurückzuführen, die den Baum in der Volksmedizin nutzten und ihn in diesen Regionen bereits im 13. Jahrhundert ansalbten. Der Baum ist außerdem auf den Kapverdischen Inseln, auf Madagaskar und in Sri Lanka zu finden. Als Ziergehölz wird er gelegentlich in Florida, auf Haiti, den Philippinen und Java angepflanzt.

In seinem Verbreitungsgebiet zeigt der Affenbrotbaum deutliche morpholigische Unterschiede. Bis jetzt fehlt jedoch eine systematische Untersuchung, ob die Unterschiede in Stammform, Form und Größe der Blüten und Früchte auf unterschiedliche Unterarten zurückzuführen sind.

Der Affenbrotbaum und die Tiere seines Lebensraumes

Afrikanischer Elefant

Neben dem Menschen machen sich auch Elefanten diese Eigenschaft zu nutze. Elefanten entfernen die Rinde des Affenbrotbaums mit den Stoßzähnen, entfernen mit dem Rüssel die feuchten Fasern im Bauminnern und kauen das feuchte Holz, um so Feuchtigkeit zu gewinnen. Dabei entstehen große Hohlräume in den Bäumen, die dazu führen können, dass die Bäume kollabieren. Dabei sollen schon vereinzelt Elefanten von zusammenstürzenden Affenbrotbäumen erschlagen worden sein.

Die Konzentration der Elefanten auf kleinen Flächen in Nationalparks und Reservaten haben in einzelnen Regionen dazu geführt, dass die Affenbrotbaumbestände gefährdet sind. Elefanten zerstören in einzelnen Regionen einen höheren Anteil an Affenbrotbäumen als natürlich nachwachsen. Insbesondere in Simbabwe ist der Bestand an Elefanten mittlerweile so hoch, dass das langfristige Überleben der Affenbrotbaumbestände durch sie gefährdet sind. In anderen Regionen, in denen auf Grund des Bevölkerungsdrucks die landwirtschaftliche Nutzung intensiviert wurde, fehlen dagegen Wildtiere, die die Samen der Affenbrotbäume verbreiten. Auch wenn man die Affenbrotbäume, die nur sehr schwer zu roden sind, in der Regel stehen lässt, wenn Land einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt sind, ist damit die natürliche Verjüngung der Bäume unterbunden.

Der Affenbrotbaum ist außerdem Wirtspflanze für eine Reihe von Insekten, die als landwirtschaftliche Schädlinge betrachtet werden. Er ist Nebenwirt für eine Reihe von Baumwoll- und Kakaoschädlinge. Rodungen von Affenbrotbäumen haben jedoch gezeigt, dass diese Schädlinge auf andere Wirtspflanzen ausweichen.

Der Affenbrotbaum beitet außerdem zahlreichen weiteren Tierarten Schutz und Nahrung. So nisten in der Krone der Affenbrotbäume beispielsweise Webervögel, Schleiereulen, Sperlingspapageien und Turmschwalben. Höhlen im Stamm nutzen Blauracken, Eisvögel, Nashornvögel und eine Reihe von afrikanischen Papageien-arten für ihre Brut. Die Früchte des Baums werden nicht nur von Elefanten und Pavianen sondern auch von Antilopen und einer Reihe von Kleinsäugern gefressen. In den Kronen der Affenbrotbäume suchen auch Buschbabies Schutz.

Mensch und Baobab

Legendenbildung

Fruchtfleisch der Baobab-Frucht

Aufgrund des Aussehens des Affenbrotbaums ranken sich Legenden um ihn. Nach einer Legende hat der Teufel den Baum ausgerissen und ihn anschließend mit den Zweigen zuerst in den Boden gesteckt, so dass die Wurzeln in die Luft ragten. Einer anderen zufolge wollte der Baum bei seiner Entstehung schöner als alle anderen Bäume werden. Als ihm dies jedoch nicht gelang, steckte er seinen Kopf in die Erde und das Wurzelwerk ragte gen Himmel.

Als Sitz von Göttern und Geistern spielt der Affenbrotbaum außerdem in einer Reihe von afrikanischen Legenden und Sagen eine Rolle.

Verwendung in der afrikanischen Volksmedizin

In der afrikanischen Volksmedizin findet nahezu jeder Teil des Affenbrotbaums Verwendung. So werden die Früchte beispielsweise gegen Infetkionen und Krankheiten wie Pocken und Masern eingesetzt. Die Blätter werden bei Erkrankungen wie Ruhr, Diarrhöe, Koliken und Magen-Darm-Entzündungen eingenommen. Die Samen verwinden Verwendung als Herzmittel, bei Zahnschmerzen, Leberinfektionen und Malaria-Erkrankungen.

Weitere Verwendungszwecke

Fruchtfleisch, Samen, Rinde, Blätter und Sprößlinge des Affenbrotbaums sind vielseitig einsetzbar. Sie liefern Nahrung, Wasser, Kleidung, Material zum Dachdecken, Klebstoff, Medizin, Halsschmuck, Süßigkeiten, Schnüre, Seile, Netze, Matten, Hüte, Tabletts, Kisten, Körbe, Papier, Seife, Kaffee, Bier und Öl. Affenbrotbäume, die einen hohlen Stamm haben, sollen gelegentlich sogar als Gefängnis oder Toilette verwendet werden. Forstwirtschaftlich wird der Affenbrotbaum dagegen nicht genutzt. Aufgrund seiner Elastizität ist das Holz nur schwer mit der Axt zu bearbeiten.

Literatur

  • Nadja Biedinger; Die Welt der Tropenpflanzen, Köln 2000
  • Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff (Hrsg); Bäume der Tropen , Nikol Verlagsgesellschaft Hamburg 2004, ISBN 3-933203-79-1

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