Verballhornung
Mit Verballhornung bezeichnet man die Verfremdung von Schreibweisen, sodass das Resultat einen anderen Sinn hat. Dies erfolgt oft mutwillig zu parodistischen Zwecken. Jedoch kann der Begriff auch ungewollte falsche Anpassungen fremder Begriffe an bekannte bedeuten; etwa wenn die französische Tarotkarte Le Monde (die Welt) im österreichischen Tarockspiel als (der) Mond bezeichnet wird.
Name
Die Bezeichnung geht zurück auf den Lübecker Buchdrucker Johann Bal(l)horn den Jüngeren († 1603), der 1586 eine Ausgabe des Lübecker Stadtrechts verlegte, die sinnentstellende Fehler enthielt. Der Historie zufolge soll er eine ältere Ausgabe überarbeitet haben, wonach jedoch mehr Fehler enthalten waren als vorher, weshalb „verballhornen“ ursprünglich soviel wie „verschlimmbessern“ bedeutete. Peinlich war dies besonders, weil andere Städte ebenfalls nach Lübecker Stadtrecht urteilten. Man geht inzwischen davon aus, dass die sinnentstellenden Änderungen nicht von Balhorn selbst, sondern von zwei Juristen des Stadtrates hineinredigiert wurden.
Beispiele
- Schmus- und Bettag (Buß- und Bettag)
- als dieser noch gesetzlicher Feiertag war (bis 1994 in der BRD außer in Sachsen) und die Rechtschreibreform noch nicht die Aneinanderreihung dreier gleicher Konsonanten zwischen zwei Vokalen gestattete
- Hokuspokus (lat. hoc est enim corpus meum – denn dies ist mein Leib)
- Guter Rutsch ins neue Jahr (jiddisch Rosch ha-Schanah – neues Jahr)
- Es zieht wie Hechtsuppe (berlinisch, von jiddisch hech supha – Sturmwind)
- Hals und Beinbruch, (jiddisch hasloche un’ broche – Glück und Segen)
- Papa Ratzi (von Paparazzi – italienischer Kosename für Benedikt XVI. (Joseph Kardinal Ratzinger))
- Misnopotamien statt Mesopotamien wird gelegentlich die Heimat der Schildbürger genannt.
- Mayday (franz. [venez] m'aider – helfen Sie mir) – Notruf in der Luft- und Seefahrt
- Wurst Käse (Worst Case)