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Kriminalroman

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Der Krimi (Kriminalroman oder Kriminalfilm) ist eine Gattung der Literatur und der Filmkunst.

Ein Krimi beschreibt ein Verbrechen und seine Verfolgung und Aufklärung durch die Staatsgewalt oder eine Privatperson. Der Kriminalroman teilt sich in zwei verschiedene Subgattungen auf, die Detektivgeschichte und den Thriller.


Detektivgeschichten und Genreentwicklung bis heute

Die Bezeichnung Detektivgeschichte kommt aus dem Lateinischen ("detegere" = aufdecken). Die klassische Detektivgeschichte geht von einem zu Beginn der Geschichte berichteten Verbrechen aus, meist ein Kapitalverbrechen, etwa ein Mord, das der handelnde Detektiv im Verlauf der Handlung aufklärt.

Die eigentliche Verbrechensgeschichte (also wie es zu dem Verbrechen kam) ist mit Beginn der Handlung in der Regel abgeschlossen, während die Ermittlungsgeschichte im Detail geschildert wird. Der Detektiv dringt bei der Aufklärung des Verbrechens meist tief in die persönliche Vergangenheit der Verdächtigen und Opfer ein und untersucht zudem ihre privaten Verflechtungen untereinander.

Viele Detektivgeschichten lassen den Leser im Unklaren darüber, wer das Verbrechen verübt hat. Der Reiz für den Leser oder Betrachter liegt unter anderem darin, dass er im Wettstreit mit dem Helden mitfiebern, mitraten kann. Diesen speziellen Typus bezeichnet man auch als "Whodunnit", eine Verballhornung der Frage: "Who's done it?" (dt: "Wer hat es getan?").

Häufig wird der Detektiv bei seinen Ermittlungen von einer so genannten "Watsonfigur" begleitet, die als Vermittler zwischen dem "genialen" Ermittler und dem Leser auftritt. Durch Dialoge mit diesem und anderen Begleitern kann der Detektiv beziehungsweise Erzähler seine Schlussfolgerungen und Gedankengänge darlegen, Spuren aufzeigen und Indizien einbringen, aber auch bei Bedarf für weitere Verwirrung sorgen. Der Bypart kann auf verschiedenste Arten besetzt werden, er reicht vom bekannten Freund bei der Polizei, der hinreißenden Sekretärin und dem Spitzel an der Ecke über Liebhaber, Kollegen und Freunde bis hin zum intelligenten Computer in neueren Krimis.

Neben dem klassischen Whodunnit entstanden beim Krimi nach und nach weitere Erzähl- und Handlungsschemata, Umfelder und Subgenres. Zu nennen wären hier etwa die Spionage- und Agententhriller (007, "Nikita"), der Polizeifilm mitsamt des oft gebrauchten Kommissariatsthemas sowie die Schwarze Serie mitsamt des ausgebauten Typs des Hardboiled Detectives. Auch das umgedrehte Vorzeichen, das wie auch immer angelegte Gaunerstück als Gegensatz zur Ermittlung darf als Thema nicht vergessen werden. Zu nennen wären exemplarisch etwa Arsenio Lupin, "Die Gentlemen bitten zur Kasse" als Verfilmung des großen englischen Postraubs, "Leon" als Geschichte eines Killers sowie im Hörfunk die Reihe Dickie Dick Dickens.

Seltener, zugleich nicht weniger spannend sind Fälle, die sich außerhalb der (mittlerweile) gewohnten Bereiche bewegen, etwa im Mittelalter (Der Name der Rose von Umberto Eco, Bruder Cadfael von Ellis Peters), im Orient (Richter Di von Robert van Gulik) oder in der Zukunft ("Jonas, der letzte Detektiv" als Hörspiel, "Stahlhöhlen" von Isaac Asimov, "Minority Report" im Film und Buch). Jüngste Genreerweiterungen des Krimis sind vor allem im Ermittlungsbereich der Pathologie (Samantha Ryan) angesiedelt, während im Film seit den 70er/80er Jahren, als Typfilm könnte hier Dirty Harry mit Clint Eastwood genannt werden, vermehrt das Actiongenre besetzt war. Die Spannweite reicht vom Jugendbereich (Die drei Fragezeichen, Die Schwarze Hand, Nick Knatterton) bis hin zum Erwachsenenbereich des Rotlichtviertels und Erotikmangas.

Lagen die Ursprünge im Roman und "Groschenheft", sind Krimis mittlerweile in allen Medien zu finden, vom Fernsehen über den Film bis hin zum Manga und Comic (beispielsweise BlackSad als "Remake" der Schwarzen Serie, Dick Tracy). Sie sind als etabliertes Genre medienübergreifend zu werten. Als Beispiel sei hier etwa die Reihe Nestor Burma von Léo Malet zu nennen, für Fernsehen und Hörfunk bearbeitet, von Jacques Tardi gekonnt im Bande Dessinée, im Comic umgesetzt.

Eine kleine Literaturliste

Bekannte Detektive des klassischen Detektivromans:

Auguste Dupin (E.A. Poe), Sherlock Holmes (Arthur Conan Doyle), Hercule Poirot und Miss Marple (beide Agatha Christie), Kommissar Maigret (Georges Simenon), Wachtmeister Studer (Friedrich Glauser), Lord Peter Wimsey (Dorothy L. Sayers), Father Brown (G. K. Chesterton), Nero Wolfe (Rex Stout)

Schwarze Serie:

Zum eigenen Genre des Hardboiled Detective zählen unter anderem Philip Marlowe (Raymond Chandler), Sam Spade (Dashiell Hammett) und Lew Archer (Ross Macdonald), aber auch Mike Hammer (Mickey Spillane) kann und soll als (lesenswertes) Typbeispiel dienen. Das Subgenre ist nicht zuletzt durch das Kino der Schwarzen Serie / Film Noir weit verbreitet worden, wie uns filmische Klassiker mit Humphrey Bogart ("Das unbekannte Gesicht"), Elliott Gould, Robert Mitchum, Alain Delon ("Le Samurai") und Jean-Paul Belmondo ("Der Teufel mit der weißen Weste") beweisen.

Kriminalisten neuerer Zeit sind Inspector Richard Jury (Martha Grimes), Kommissar Kurt Wallander (Henning Mankell), Commissario Guido Brunetti (Donna Leon), John Rebus (Ian Rankin), Simon Brenner (Wolf Haas), Vic Warshawski (Sara Paretsky), Irene Huss (Helene Tursten), die Tigerkatze Mrs. Murphy (Rita Mae Brown).

Thriller

Beim Thriller (von engl. "to thrill" = mitreißen, fesseln) steht statt des Rätsels um den gesuchten Täter die Gefährdung des Helden im Mittelpunkt. Im Gegensatz zur klassischen Detektivgeschichte wird die ermittelnde Person, der Handelnde im Thriller nämlich in die Verbrechensgeschichte involviert. Er beziehungsweise nahestehende Personen sind direkt gefährdet, indirekt betroffen. Während der Detektiv im Detektivroman eine unantastbare Person darstellt, muss der Detektiv im Thriller um sein Leben fürchten und sich nicht selten handgreiflich gegen seine Widersacher durchsetzen. Es wird zusätzliche Spannung erzeugt, Suspense. Der Thriller wird dementsprechend weit mehr von Action- und Horror-Elementen des Filmgenres geprägt als der klassische Detektivroman. Ein "Happy End" ist nicht mehr garantiert.

Als Mischform des Detektivroman und Thrillers kann beispielsweise der amerikanischen "hard-boiled" Detektiv gelten, mit seinen Hauptvertretern Raymond Chandler, Dashiell Hammett und Mickey Spillane. Auch der mehr oder minder "realistische" Polizeifilm kann in seinen härteren Ausprägungen (Fargo, Heat) zu den Thrillern beziehungsweise Mischformen gezählt werden.

Ursprung

Als erster Autor von Detektivromanen wird Edgar Allan Poe angesehen (The Murders in the Rue Morgue, 1841), obwohl dieser auf Vorläufer (beispielsweise E.T.A. Hoffmann) zurückgreifen konnte. Kriminalliterarische Züge finden sich jedoch schon in der antiken Literatur, so beispielsweise in "König Ödipus" von Sophokles. Als erster bedeutender deutschsprachiger Detektivromanautor gilt Friedrich Glauser. Als einer der wichtigsten Begründer des Thrillers gilt der schottische Autor John Buchan, bedeutende Thriller schrieb auch Eric Ambler.

Rolle in der Literatur

Traditionell gelten Krimis im Literaturbetrieb als geringgeschätzte Kolportage/ Trivialliteratur. Die Möglichkeiten, psychologische Momente zu schildern, die den Verbrecher antreiben, Milieubeschreibungen zu liefern oder den Ermittler in eigene Gewissensnöte zu stürzen, bieten aber durchaus Gelegenheit für anspruchsvolle Literatur. So kann man durchaus Fjodor Dostojewskis Roman "Verbrechen und Strafe" oder Wilhelm Raabes "Stopfkuchen" als Krimi auffassen. Auch Friedrich Dürrenmatt hat literarisch anspruchsvolle Kriminalromane geschrieben. Ebenfalls Theodor Fontane - "Unterm Birnbaum". Mittlerweile ist der Krimi eine anerkannte Literaturgattung. Zahlreiche Literaturpreise werden für diese Gattung vergeben. Dazu zählen in Amerika der Grand Master Award und die Edgar Allan Poe Awards, in Europa die CWA Dagger Awards oder der Grand Prix de la Littérature Policière, in Deutschland der Deutsche Krimi Preis und der Glauser.

Krimis in Film und Fernsehen

Die Popularität des Genres hat Krimis zu einer festen Gattung in Film und Fernsehen werden lassen. Neben den Verfilmungen erfolgreicher Kriminalromane sind auch etliche Krimis und Thriller direkt für die Leinwand oder die Mattscheibe produziert worden.

Erfolgreiche deutsche Kriminalserien im Fernsehen sind:


Zu den älteren "importierten" Serien zählen unter anderem :

  • "Kojak" (New York)
  • "Columbo" (USA Westküste)
  • "Detektiv Rockford", Anruf genügt (USA Westküste)
  • "Simon & Simon" (USA Westküste)
  • "Magnum" (Hawaii)
  • "Nestor Burma" (Frankreich)
  • "Dempsey & Makepeace" (London)
  • "Mit Schirm, Scharm und Melone" (London bzw. England)
  • "Cagney und Lacey" (New York)
  • Der Dünne Mann
  • "Bulldog Drummond" (London)
  • "Sherlock Holmes" (England), in der älteren Fassung meist ein amerikanisches Serial
  • "Miami Vice" (Florida)
  • "Quincy"
  • "Diagnose Mord"
  • "Madlock"

Zu den neueren, meist US-amerikanischen, Krimiserien zählen:

  • "CSI" (Las Vegas, Miami, New York)
  • "Law and Order"
  • "Criminal Intent"
  • "Medical Detectivs"
  • "Crossing Jordan"
  • "Without a Trace"
  • "[Cold Case]"
  • "Profiler"

Krimis im Hörspiel

Krimis im Comic

Siehe auch

Liste der Krimiserien, Liste der Krimi-Autoren, Frauenkrimi, Deutsche Krimi-Straße