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Victoria (Vereinigtes Königreich)

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Victoria von Hannover (alternative deutsche Schreibweise Viktoria) (* 24. Mai 1819 im Kensington Palace, London; † 22. Januar 1901 in Osborne House, Isle of Wight) war von 1837 bis 1901 Königin von Großbritannien und Irland sowie 1876 bis 1901 Kaiserin von Indien.

Victoria war eine der mächtigsten Frauen der Geschichte. Als konstitutionelle Monarchin war sie pro Forma Herrscherin über mehr als ein Fünftel der Erde und ein Drittel der Weltbevölkerung. Victoria wurde aufgrund ihrer langen Regierungszeit sogar Namensgeberin für das Viktorianische Zeitalter. Die gelegentlich verwendete Bezeichnung "Victoria I." ist unüblich, da es bisher keine zweite Königin desselben Namens auf dem englischen Thron gab.

Königin Victoria

Biographie

Sie wurde als Viktoria Alexandrina am 24. Mai 1819 im Kensington Palace geboren. Bis zum Alter von drei Jahren sprach sie nur deutsch, ihre Muttersprache.

Ihr Vater war Eduard von Kent (1767–1820), der vierte Sohn Georgs III. von Großbritannien (1738–1820), ihre Mutter Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786–1861).

Sir Sidney Lee, der offizielle Biograph schrieb, dass vor Viktoria "ein Schwachsinniger, ein Wüstling und ein Narr" auf dem englischen Thron gesessen habe Vorlage:Lit. Victoria folgte ihrem Onkel Wilhelm IV. (1765–1837) auf den Thron. Sie war seit 1840 mit ihrem Cousin mütterlicherseits Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819–1861) vermählt, der sie geschickt beraten und begleitet hat, und mit dem sie insgesamt neun Kinder hatte. Die Ehe war eine Liebesheirat und von großer Zuneigung geprägt.

Als Albert nur 42jährig an Typhus oder einem Krebsleiden starb, begann für Victoria eine fast unablässige Trauerzeit und sie trug bis an ihr Lebensende nur noch Witwentracht, als Ausdruck ihrer tiefen Trauer und Wertschätzung für ihren früh verstorbenen Ehemann. Sie zog sich zunächst völlig aus der Öffentlichkeit zurück und begab sich in die Einsamkeit von Schloss Balmoral, das Albert einst eigens für die junge Familie entworfen hatte. Sie war für weit über ein Jahr völlig aus der Öffentlichkeit verschwunden, ihre Rückkehr nach London musste von den Regierungsmitgliedern regelrecht erbettelt werden. Wann immer sie in den folgenden Jahrzehnten ihren Willen politisch gegen den jeweiligen Premierminister durchsetzten wollte, drohte sie unverblümt mit ihrer Abdankung, nicht ohne den Hinweis, dass ihr dies leichtfalle, weil diese Krone eine "Dornenkrone" für sie sei. So setzte sie sich fast immer durch. In den Jahrzehnten ihrer Witwenschaft konnte sie politisch damit stets einen emotionalen Vorteil verbuchen und wurde für viele Engländer zu einer etwas wunderlichen Einsiedlerin im Witwenkleid; eine entrückte Gestalt - ehrfurchtgebietend und fast unwirklich über ein Imperium von weltumspannenden Dimensionen scheinbar gebietend.

Während ihrer Regierungszeit erlebten die Ober- und Mittelschichten Englands eine beispiellose wirtschaftliche Blütezeit und das British Empire stand auf dem Höhepunkt seiner Macht. Victoria handhabte die konstitutionelle Monarchie sehr eigenwillig und selbstbewusst, obwohl bereits sie bei der Parlamentseröffnung die vorgeschriebene Rede des jeweiligen Premierministers verlesen musste. Den Premierministern Palmerston (1784-1865) und Gladstone (1809-1898) gegenüber war sie reserviert. Disraeli (1804-1881), der ihre Erhebung zur Kaiserin von Indien veranlasste, dagegen war sie freundlich gestimmt. Während ihrer Ehe stand sie in allen Entscheidungen, auch politisch, stark unter dem Einfluss ihres Prinzgemahls Albert von Sachsen-Coburg-Gotha.

Victoria starb am 22. Januar 1901 in Osborne House, auf der Isle of Wight, das ihr Mann Jahrzehnte vorher als Familien-Sommersitz gebaut hatte.

Sie wurde nicht wie andere englische Monarchen in der Sankt Georgs Kapelle auf Schloss Windsor, sondern im Mausoleum von Frogmore bei Windsor, das sie für sich und ihren 1861 verstorbenen Gatten in dessen neo-raffaelitischem Lieblingsstil hatte bauen lassen, beigesetzt.

Bluterkrankheit

Sie war Trägerin der Erbkrankheit Hämophilie, die sie an ihre Nachkommenschaft weitergab. Es gibt verschiedene Theorien, die ihre Trägerschaft zu ergründen versuchen. Von der Forschung wird als am wahrscheinlichsten angenommen, dass eine durch das bei der Zeugung schon hohe Lebensalter ihres Vaters verursachte Mutation dessen Erbgutes die Ursache war. Möglich ist auch die Vererbung über die maternelle Abstammungslinie Victorias. Die Krankheit, die bei Frauen nicht zum Ausbruch kommt, hätte sich somit über mehrere Generationen von Tochter zu Tochter vererbt. Es wird auch spekuliert, dass der Herzog von Kent nicht ihr wirklicher Vater war, sondern ein an Hämophilie erkrankter Liebhaber. Ihr jüngster Sohn Leopold Georg hatte die Bluterkrankheit von ihr geerbt und war von Geburt an ein Sorgenkind. Er starb als Folge dieser Krankheit nur 31-jährig nach einem Sturz (siehe Hämophilie#Geschichte)

Kinder

  1. Victoria Adelheid ("Vicky") (* 21. November 1840 - † 5. August 1901), Princess Royal, (als Gemahlin Friedrichs III. (1831-1888) preußische Königin und deutsche Kaiserin)
  2. Albert Eduard ("Bertie") (* 9. November 1841 - † 6. Mai 1910), Prinz von Wales bzw. englischer König
  3. Alice Mathilde von Hessen und bei Rhein (* 25. April 1843 - † 14. Dezember 1878), Gemahlin von Ludwig IV. von Hessen (1837-1892)
  4. Alfred Ernst ("Alfie") (* 6. August 1844 - † 30. Juli 1900), Herzog von Edinburgh und Sachsen-Coburg-Gotha
  5. Helena Augusta ("Lenchen") (* 25. Mai 1846 - † 9. Juni 1923), Gemahlin von Christian von Schleswig-Holstein (1831-1917)
  6. Louise Caroline (* 18. März 1848 - † 3. Dezember 1939), Gemahlin von John Campbell (1845-1914)
  7. Arthur Wilhelm (* 1. Mai 1850 - † 16. Januar 1942), Herzog von Connaught
  8. Leopold Georg (* 7. April 1853 - † 28. März 1884), Herzog von Albany
  9. Beatrice Maria (* 14. April 1857 - † 26. Oktober 1944), Gemahlin von Heinrich Moritz von Battenberg (1858-1896)

Literatur

  • Sidney Lee: Queen Victoria : a biography. – London : Smith, Elder, & Co., 1902
  • Josephine M. Guy: The Victorian age. An anthology of sources and documents. Routledge, London 2002, ISBN 0-415-27114-2
  • Kurt Tetzeli von Rosador [Hrsg.]: Queen Victoria - Ein biographisches Lesebuch - Herausgegeben von Kurt Tetzeli von Rosador und Arndt Mersmann. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000, ISBN 3-423-12846-1
  • Carolly Erickson: Königin Victoria. eine Biographie. Piper: München, Zürich 2001, ISBN 3-492-23286-8


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