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Anders Adolf Retzius

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Anders Adolf Retzius (* 13. Oktober 1796 in Lund; † 18. April 1860 in Stockholm) war ein schwedischer Anatom und Anthropologe.

Leben

Schon in seiner Kindheit wird Retzius von seinem Vater Anders Jahan Retzius (1742-1821) mit der Naturgeschichte vertraut gemacht, insbesondere mit der Zoologie. Während seines Studiums in Lund und Kopenhagen steht er unter dem Einfluss des Anatomen Arvid Henrik Florman (1761-1840), Professor der Anatomie, der ihn in die Methoden der Präparation einführte. Im Jahre 1816 Retzius verbrachte ein Studienjahr in Kopenhagen und befreundete sich mit dem Anatomen Ludwig Levin Jacobson (1783-1843), dem Physiker Hans Christian Ørsted (1777-1851) und dem Zoologe Johan Christopher Hagemann Reinhardt (1776-1845). Nach seiner Rückkehr nach Lund beendet sein Medizinstudium in Lund. 1817 erhält er dasMedizin licentiat und 1818 wird er zumkirurgie magister ernannt. 1819 legt er seine Dissertation über die Anatomie der Knorpelfische (Katzenhai)vor (Observationes in anatomiam chondropterygium praecipue Squali et rajae generum). Retzius diente als Militärarzt, zuerst in Schonen, später in Jämtland. 1823, vier Jahre nach seinem Doktorat, wird Retzius Professor für Veterinärmedizin am Veterinär-Institut in Stockholm, 1824 stellvertretender Professor der Anatomie am Karolinischen Institut in Stockholm, das er seit 1840 als ordentlicher Professor der Anatomie bis zu seinem Tode am 18. April 1860 leitet. Anders Retzius heiratete 1835; seine zweite Frau, die Mutter von Magnus Gustav Retzius (1842-1919), war Emilia Sofia Wahlberg, eine Schwester des Botanikers und Entomologen Peter Fredrik Wahlberg (1800-1877). Anders Adolf Retzius war Mitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften im In-und Ausland.

Anatomie

Retzius gilt als Pionier der Vergleichenden Anatomie in Schweden. Daneben gehören seine Arbeiten über den direkten Zusammenhang zwischen spinalem und sympathischem Nervensystem zu den hervorragenden Leistungen über die Anatomie des Menschen . Schon während seiner Studien für seine Dissertation beschrieb er die inneren Organe der Knorpelfische. Später, im Jahre 1822 und 1824, veröffentlichte er Arbeiten über die Schleimaale (Myxinoida) Zusammen mit Johannes Peter Müller (1801-1858) führte er Untersuchungen über die Morphologie der Lanzettfischchen Amphioxiformes durch. Die Ergebnisse präsentierte Müller 1841 der Berliner Akademie der Wissenschaften . 1833, anlässlich eines Kongresses in Breslau, führte Jan Evangelista Purkinje (1787-1869) ihn in die Technik des Mikroskopierens ein, wodurch sich für Retzius neue Forschungsbereiche, insbesonders über die histologische Struktur und Entwicklung der Zähne verschiedener Tierarten, ergaben. Weitere Forschungsgebiete finden sich in der makroskopischen Anatomie, vor allem der Skelettmuskulatur, Kreislauf- und Nervensystem; der topographischen Anatomie, und die physische Anthropologie. Die meisten seiner wichtigsten Werke wurden im Archiv für Anatomie und Physiologie, in Notizen Aus dem Gebiete der Natur-und Heilkunde und im Archiv für Anatomie, Physiologie und Wissenschaftliche Medicin veröffentlicht.

Anthropologie

Ein Charakteristikum der Medizin des Biedermeiers zwischen 1830 und 1850, dessen Geist Retzius geprägt hat, ist die Erfahrungssüchtigkeit der noch "vorexperimentellen " Medizin. Bevorzugt wird die deskriptive Methode des Vergleichs in der Anatomie. Man sucht empirische Gesetze aufzufinden und sichert sie, wenn möglich, numerisch ab. Dies tut auch Retzius in seinen Anthropologischen Studien, indem er den Schritt von einer damals noch "pseudowissenschaftlichen" Anthropologie zur Quantifizierung ihrer Aussagen vollzieht.

Kraniometrie

Retzius entwickelt Klassifikationen verschiedener Körpermerkmale ethnisch unterschiedlicher Gruppen Europas. Sein Material gewinnt Retzius aus prähistorischen Gräbern Skandinaviens und durch Reisen, die ihm die vielfältigen Variationen der Schädelformen europäischer Ethnien vor Augen führen. Retzius entwickelt 1840 ein Messverfahren zur Erfassung derartiger Merkmale. Mit seinem "Zephalo-Index" weist er nach, dass universell zwei differente Schädeltypen existieren: der dolichozephale und der brachyzephale . Auf diese Weise gelingt es Retzius, verschiedene Ausprägungen unterschiedlicher Körpermerkmale quantitativ zu erfassen und dafür einen mathematischen Ausdruck zu finden. Aus seiner Arbeit geht als neue Wissenschaft die physikalische Anthropologie hervor. Die prähistorischen Schädel, die Retzius ausgemessen hat, finden sich in dem von ihm gegründeten Museum der normalen und pathologischen Anatomie in Stockholm.

Eponyme

  • Retzius Körper
  • Retzius Gyrus, intralimbischer Gyrus
  • Retzius (Hohlraum), retropubischer Raum, Cavum retzii, spatium retropubicum.
  • Retzius Adern, portacavale Anstomosen

Über Retzius

  • Larsell, 0.: Anders Adolf Retzius (1796-1860). Annals of Medical History

(New York) 6:16-24, 1924.

Werke

  • Retzius, Anders: Über die Schädelformen der Nordbewohner. Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin (Berlin) : 84-129, 1845