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Belebtes Wasser

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Als belebtes Wasser, levitiertes Wasser oder Grander-Wasser werden auf verschiedene Weisen behandelte Wasser bezeichnet. Eine der Methoden stammt von dem Tiroler Johann Grander: Wasser, das an einem mit so genanntem Informationswasser gefüllten Metallröhrchen vorbeifließt, soll dadurch in seiner "Struktur" verändert werden und eine messbar niedrigere Oberflächenspannung haben

Grundlagen

Wassermoleküle liegen im (flüssigen) Wasser nicht frei und voneinander unabhängig vor, sondern sind über Wasserstoffbrückenbindungen zu größeren Einheiten, sog. Clustern, vernetzt. Belebtes Wasser ist Wasser, von dem die Anwender sagen, dass dessen Information verändert sei, indem die Cluster (z.B. durch Wasserwirbel) "umstrukturiert" würden. Worin genau diese Veränderung bestehen soll, ist nicht genau definiert.

Eine nicht-wissenschaftliche Erklärung, die auf den Maschinenbauer Wilfried Hacheney zurückgeht, ist die folgende: Die "innere Oberfläche" des Wassers setze sich aus der Oberfläche der Cluster des Wassers zusammen. Wasser, das auf natürliche Weise entgegen der Schwerkraft aus Quellen entspringe, habe eine sehr kleinteilige Cluster-Struktur, mit Cluster-Durchmessern im Nanometer-Bereich. Wenn Wasser jedoch unter Druck durch Rohrleitungen gepresst wird, dann würden die Cluster zusammengepresst, und verbänden sich zu größeren Clustern mit einem Durchmesser im Mikrometerbereich, die "Innere Oberfläche" nehme somit in der dritten Wurzel ab. Je größer die "innere Oberfläche" sei, desto aktiver und somit gesünder sei das Wasser. Durch ein spezielles, angeblich patentiertes, Verwirbelungsgerät könne der Zustand kleinteiliger Cluster mit Nanometer-Durchmesser wieder hergestellt werden.

Viktor Schauberger, den viele als Erklärung für die Wasserbelebung heranziehen, beschreibt den Vorgang der Wasserbelebung bzw. Wasserselbstreinigung in einem angeblich der Natur nachempfundenen Rohr, einem so genannten Doppeldrallrohr, in seinem 1933 erschienen Werk "Unsere sinnlose Arbeit" folgendermaßen:

"Die in einem Doppeldrallrohr geführten Wassermassen erfahren durch ein an der inneren hölzernen Rohrwandung angeordnetes, aus Edelmetall hergestelltes Schaufelsystem eine Bewegung derart, dass der einzelne Wasserfaden an der Peripherie eine Bahn beschreibt, die bei einer Schraubenbewegung innerhalb einer Schraube resultiert. Durch diese Anordnung treten im Rohrquerschnitt Zentrifugalund gleichzeitig Zentripetalkräfte auf, welche Körper, die schwerer sind als Wasser, mittig führen, Körper aber, die leichter sind als Wasser, gegen die Peripherie abdrängen."

"Die so geführten Wassermassen werden durch das an den Schaufelwandungen auftretende mechanische Reibungskräftespiel schwach erwärmt, wodurch es am inneren Umfange des Rohres zu einer Abspaltung von Sauerstoff und in weiterer Folge zu einer Anreicherung desselben an der Rohr-Peripherie kommt."

Und das Ergebnis: "Gleichzeitig mit dem zerstreuten Sauerstoff werden auch alle Bakterien an die Peripherie des Rohres abwandern, da sie in der Querschnittsmitte nicht die geeigneten Lebensbedingungen vorfinden. Mit den Bakterien gehen auch alle das Wasser verunreinigenden Partikelchen gegen die Peripherie des Rohres ab, wodurch das Wasser auch gleichzeitig von suspendierten Anteilen mühelos gereinigt werden kann."

Auch die bekannten Photos von des japanischen Politikwissenschaftlers Masaru Emoto, die angeblich kristallförmige Strukturen des Wassers zeigen, werden oft als Beleg und Erklärung herangezogen, wenngleich nicht klar scheint, was diese Bilder eigentlich aussagen (von ihrer ästhetischen Schönheit mal abgesehen). Emoto und seine Anhänger gehen von einem emotionalen Wert aus, der sich in den Wasserkristallen widerspiegeln soll. So sehen z.B. Leitungswässer (die häufig mit Giften wie Pestiziden benetzt seien und einen weiten Weg per Druck durch geradegelegte, unnatürliche Leitungssysteme zu gehen hätten), unharmonisch, also nicht völlig ausgebildet oder einfach unschön aus. Bei Wässern aus (Heil-)Quellen würden dagegen häufig harmonische, anregende oder schöne Kristallformen auftreten.

Kritik am Granderwasser

Das Informationswasser, das Grander in seine "Wasserbelebungsgeräte" einbaut, entnimmt er einer Quelle auf seinem Grundstück. Diese Quelle, so Grander, spende Informationswasser, wobei er eine Erklärung, was dieses Informationswasser ausmache, schuldig bleibt. Kritiker vermuten hier einen Marketing-Schachzug, der dem Erfinder des Produktes eine nie versiegende Einkommensquelle auf Kosten leichtgläubiger Esoteriker sichert. Die Geräte werden zu Preisen von mehreren hundert Euro verkauft.

Grander und die Vertreter seiner Produkte versprechen zudem etliche physikalische und biologische Wirkungen, die so behandeltes Wasser angeblich hätte, welche jedoch nie unter kontrollierten Bedingungen nachgewiesen werden konnten. So werden z.B. positive Wirkungen auf Ernährung, Getreideanbau und Gesundheit versprochen. Offenbar gibt es bisher keine wissenschaftlichen Studien, die den Nachweis erbringen, dass derartig behandeltes Wasser eine Wirkung hat. Erklärungsmodelle liegen nicht vor. Da bleibt vorerst nur der Selbstversuch, um die Veränderungen im Geschmack oder aufs eigene Befinden zu beurteilen. Sensible Personen, die sich einem nicht verblindeten Test unterziehen, spüren je nach Behandlungs-Methode Unterschiede zwischen belebtem und nicht behandeltem Leitungswasser. Wenn sie aber nicht wissen, welches Wasser besser sein soll (Verblindung), erkennen sie den Unterschied nicht mehr, wie jüngst in einem Versuch der GWUP an der Universität Würzburg nachgewiesen wurde.

Die mit wissenschaftlicher Methodik durchgeführten Untersuchungen bestätigen keine der behaupteten Wirkungen:

  • Die Oberflächenspannung des Wasser würde herabgesetzt. Dies könne in Wäschereien ausgenutzt werden, wobei z.B. der Waschmitteleinsatz wesentlich herabgesetzt werde. Auch Autowaschanlagen seien ein Einsatzgebiet. Diese Behauptung stützt sich auf eine Diplomarbeit, bei der das Belebte Wasser durch einen Gartenschlauch floss, die Vergleichsmuster aber nicht (=methodischer Fehler). Die Messungen konnten nicht reproduziert werden. Moderne Waschmittel können zudem sehr gering dosiert werden und haben in Verbindung mit zeitgemäßen Anlagen immer noch vertretbare Waschergebnisse.
  • Bereits vorhandene Verkeimungen würden rückgebildet, sodass man es bei Leitungen, die lange keinen Durchfluss hatten, einsetzen kann. Bei Schwimmbädern könne man den Chlorzusatz auf ein Minimum reduzieren (bzw. bei privaten Bädern überhaupt weglassen). Auch an Müllkippen befindliche Teiche wurden angeblich bereits so behandelt. Nachweisbare Resultate, die von behördlicher Seite oder mit veröffentlichten Messergebnissen gestützt werden sind nicht bekannt.
  • Die Haltbarkeit des Wassers werde ohne Qualitätsverlust um einige Jahre verlängert, sodass angeblich auch große Mineralwasserabfüller ihr Wasser damit behandeln. Es ist nicht geklärt, in wie weit derartige Werbeaussagen gekauft sind. Grundsätzlich ist frisches, bewegtes Wasser vorzuziehen.
  • Als Zusatz in Heiz- oder Kühlanlagen sollen Ablagerungen in Leitungen und Kühltürmen verhindert werden. Eine Nachweisdatenbank existiert nicht.
  • Bäckereien benötigten für den gleichen Teig (und die selbe Menge Brot) weniger Wasser und das so hergestellte Brot bliebe länger frisch. Auch hier werden die Aussagen der Werbung nicht empirisch belegt.
  • Belebtes Wasser soll laut Grander für den Körper Wohlbefinden herstellen und auch bei manchen Krankheiten schon geholfen haben. Auch bei Tieren (bei denen es allerdings wie bei Menschen einen Placeboeffekt gibt), sollen angeblich positive Wirkungen beobachtet worden sein.

Grander, der in gutem Kontakt zu österreichischen Politikern steht und sich geschickt in Szene zu setzen versteht, erhielt - wie zu vermuten steht, vor allem aufgrund dieser Kontakte, jedenfalls nicht aufgrund wissenschaftlicher Reputation - das Ehrenkreuz des österreichischen Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, weiterhin das Ehrenzeichen der Russischen Akademie der Naturwissenschaften (nicht zu verwechseln mit der Russischen Akademie der Wissenschaften).

Siehe auch

Literatur