Max Otte
Max Otte, eigentlich Matthias Otte (* 7. Oktober 1964 in Plettenberg) ist ein Ökonom, Professor für allgemeine und internationale Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms, Leiter des 2003 von ihm gegründeten Instituts für Vermögensentwicklung GmbH (IFVE) in Köln sowie unabhängiger Fondsmanager und seit 2011 Dozent an der Universität Graz. Er besitzt die deutsche und US-amerikanische Staatsbürgerschaft und lebt in Köln.
Wirken
1983 machte Otte sein Abitur in Plettenberg.[1] Er studierte Volkswirtschaftslehre in Köln und wurde dort Mitglied der Turnerschaft Merovingia-Zittavia zu Köln, einer pflichtschlagenden und farbentragenden Studentenverbindung im Coburger Convent. Nach seiner Promotion an der Princeton University und einer Tätigkeit als M&A-Berater war Otte von 1998 bis 2000 Assistant Professor an der Boston University.[2]
Bekannt wurde Otte 2008 nach Eintreten der Finanzkrise 2007, da er in seinem 2006 veröffentlichten Buch Der Crash kommt eine große Finanzkrise vorausgesagt hatte.[3][4][5]
Otte forderte frühzeitig eine Verstaatlichung der Bank Hypo Real Estate. Im November 2009 wurde er mit 10.000 von 24.000 Stimmen von den Lesern von Börse Online zum 'Börsianer des Jahres 2009' gewählt. Im November 2010 erhielt er erneut mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen.
Der von ihm betreute und Mitte März 2008 aufgelegte PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G) schaffte bis zum 28. April 2010 eine Performance von 38% und ließ damit den DAX um 38 Prozent, den MSCI World um 33 Prozent und den Eurostoxx 50 um mehr als 60% hinter sich. Am 31. März 2011 hatte der Fonds eine Performance von 51% erzielt. Im Jahr 2011 wurde er in einen Mischfonds umgewandelt und erhielt die Vertriebszulassung für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Im April 2010 forderte Otte einen Austritt der am stärksten verschuldeten Staaten Europas aus der Eurozone.[6]
Otte setzt sich als unabhängiger Hedgefondsmanager für eine massive Finanzmarktregulierung ein und fordert sinnvolle Eigenkapitalregeln als Basis der Haftung von Banken in einer Marktwirtschaft. Das Verbot ungedeckter Leerverkäufe 2010 durch die Bundesregierung unterstützte er.
Otte wird seit 2008 öfter in Fernsehsendungen eingeladen und veröffentlichte Artikel in mehreren bekannten Zeitungen und Zeitschriften etwa zu Möglichkeiten zum Umgang mit der Schuldenkrise Griechenlands und anderer EU-Mitgliedstaaten[7]
Otte trat mit Wilhelm Hankel, William Engdahl und Eberhard Hamer am 26. und 27. März 2011 bei einem Wochenendseminar über die „Erfolgreiche Vorbereitung auf die Welt-Währungsreform“ in Fulda auf.[8]
Otte bezog sich schon 2008 in der öffentlichen Diskussion um die Finanzkrise positiv auf Oswald Spengler und dessen kulturpessimistische These vom „Untergang des Abendlandes“.[9] In der Zeitung Junge Freiheit veröffentlichte er am 6. Mai 2011 einen Artikel über Spenglers Aktualität: Er habe die letzten Stufen der westlichen Zivilisation analysiert, in denen auch die Demokratie ende und durch diktatorische Tendenzen („Cäsarismus“) abgelöst werde. Darin sah Otte „bestechende“ Parallelen zur Gegenwart.[10] Am Folgetag ist er in München mit Karlheinz Weißmann und Frank Lisson bei einer vom Institut für Staatspolitik organisierten Gedenkveranstaltung zum Todestag Spenglers aufgetreten und hat über „Leben, Werk und Bedeutung Spenglers“ referiert.[11]
Werk
In seinem Buch A Rising Middle Power? German Foreign Policy in Transformation. 1988–1998. (2000) untersucht Otte die neuere deutsche Außenpolitik seit der Wiedervereinigung. Neben einer politökonomischen Analyse des Machtpotentials der Bundesrepublik enthält das Buch drei Fallstudien zur Einführung des EURO, zu Militäreinsätzen und zur Osterweiterung der EU. Otte meint, die Macht der Bundesrepublik sei geringer gewachsen als die Anforderungen an das wiedervereinigte Land. Deutschland verfolge daher weiter die Diplomatie einer typischen Mittelmacht, die auf Ausgleich bedacht sei.
In seinem Buch Investieren statt Sparen. Wie man mit Aktien ein Vermögen aufbaut beschreibt Otte Möglichkeiten für Privatanleger zum langfristigen Vermögensaufbau.
In Der Crash kommt. Die neue Weltwirtschaftskrise und wie Sie sich darauf vorbereiten (2006) sagte Otte eine große Finanzkrise für 2007 bis 2010 voraus. Er sieht sich als politischen Ökonomen in der Tradition von Friedrich List, Karl Marx, Max Weber, Werner Sombart, Alexander Rüstow und Wilhelm Röpke und nimmt Anleihen bei der Österreichischen Schule. Er erwartete zutreffend, dass der U.S.-Immobilienmarkt und Subprime-Papiere Auslöser der Krise sein würden. Als Ursachen nannte er:
- Anstieg der Schulden seit Beginn der neoliberalen Revolution Anfang der 1980er Jahre, insbesondere in den USA
- Aufgeblähte Finanzvermögen, Deregulierung und eine lockere Geldpolitik
- Verschiebung des Weltwirtschaftszentrums
- exzessive Globalisierung
- Verfall der Wirtschaftssitten, u.a. auch durch Finanzderivate
- demographische Herausforderungen.
Veröffentlichungen
- The United States, Japan, West Germany and Europe in the international economy 1977–1987. Between conflict and coordination. Schulz-Kirchner, Idstein 1988, ISBN 3-925196-67-6
- mit Nikolaus Rollwage: Makroökonomik. Makro-Wissen effizient erworben. Mit 25 Kontrollfragen. WRW, Köln 1989, ISBN 3-927250-31-7; 2. Auflage: Makroökonomik. Mit Kontrollfragen und Lösungen. ebd. 1991, ISBN 3-927250-32-5
- Allgemeine Wirtschaftspolitik. WRW, Köln 1990, ISBN 3-927250-51-1; 2. erweiterte Auflage ebd. 1991, ISBN 3-927250-52-X
- Marketing. Mit Kontrollfragen und Lösungen. WRW, Köln 1990, ISBN 3-927250-61-9; 2. erweiterte Auflage ebd. 1992, ISBN 3-927250-62-7; 3. neu bearbeitete Auflage: Marketing. Mit Übungsaufgaben und Lösungen. ebd. 1996, ISBN 3-927250-63-5
- Fitness und Karriere. Der neue Lebensstil für Spitzenkräfte. Gabler, Wiesbaden 1995, ISBN 3-409-19197-6
- Amerika für Geschäftsleute. Das Einmaleins der ungeschriebenen Regeln. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1996, ISBN 3-593-35592-2; aktualisierte Ausgabe: Ullstein, Berlin 1998, ISBN 3-548-35791-1
- Investieren statt sparen. Wie man mit Aktien ein Vermögen aufbaut. Aktualisierte und überarbeitete Neuausgabe. Auflage. Ullstein, Berlin 2008, ISBN 978-3-548-37224-2 (1. Auflage 2000 unter dem Titel „Investieren statt sparen. Wie Sie mit Aktien alle 5 Jahre Ihr Vermögen verdoppeln“, ISBN 3-430-17286-1).
- Investieren statt sparen. Wie Sie mit Aktien alle 5 Jahre Ihr Vermögen verdoppeln. Econ, München 2000, ISBN 3-430-17286-1; aktualisierte und überarbeitete Neuausgabe: Investieren statt sparen. Wie man mit Aktien ein Vermögen aufbaut. Ullstein, Berlin 2008, ISBN 978-3-548-37224-2
- A Rising Middle Power? German Foreign Policy in Transformation. 1989–1999. St. Martin’s Press, New York 2000, ISBN 0-312-22653-5 (Zweite ISBN 978-0-333-91517-2).
- Organisation. Mit Übungsaufgaben und Lösungen. WRW-Verlag, Köln 2001, ISBN 3-927250-06-6
- mit Volker Gelfarth: Investieren statt spekulieren. Mit Aktien von Top-Unternehmen zum Gewinn. Econ, München 2001, ISBN 3-430-17284-5
- mit Katja Zacharias, Dimitrios Patsavas & Helmut Gellermann: Investieren in Biotech-Aktien. So nutzen Sie die Chancen der Zukunft. Econ, München 2001, ISBN 3-430-17283-7
- So bekommen Sie Ihre Finanzen in den Griff. Ein Investor-Village-Arbeitsbuch. Econ, München 2001, ISBN 3-430-14966-5
- So bauen Sie Vermögen auf. Ein Investor-Village-Arbeitsbuch. Econ, München 2001, ISBN 3-430-14967-3
- Der Onvista-Führer zur Aktienanalyse. Econ, München 2001, ISBN 3-430-17279-9
- Der Crash kommt. Die neue Weltwirtschaftskrise und wie Sie sich darauf vorbereiten. 1. Auflage. Econ, Berlin 2006, ISBN 978-3-430-20001-1.
Komplett aktualisierte und erweiterte Ausgabe: Der Crash kommt. Die neue Weltwirtschaftskrise und was Sie jetzt tun können. 1. Auflage. Ullstein, Berlin 2009, ISBN 978-3-548-37290-7. - mit Jens Castner: Deutsche Superinvestoren aus Graham- und Doddsville. Erfolgsgeheimnisse der besten Value-Investoren. FinanzBuch-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-89879-242-4
- Der Informationscrash. Wie wir systematisch für dumm verkauft werden. Econ, Berlin 2009, ISBN 978-3-430-20078-3
- mit Jens Castner: Erfolgreiches Value-Investieren. Geniale Investmentstrategien in Zeiten globaler Veränderungen. FinanzBuch-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-89879-505-0
- Die Krise hält sich nicht an Regeln. 99 Fragen zur aktuellen Situation – und wie es weitergeht. Max Otte im Gespräch mit Thomas Helfrich. Econ, Berlin 2010, ISBN 978-3430201124
- Stoppt das Euro-Desaster. 1. Auflage. Ullstein, Berlin 2011, ISBN 978-3-550-08896-4.
- von Max Otte herausgegeben
- John Kenneth Galbraith: Der grosse Crash 1929 - Ursachen, Verlauf, Folgen. FinanzBuch-Verlag, München 2008, ISBN 978-3898794558
- Charles MacKay & Joseph de la Vega: Gier und Wahnsinn. Warum der Crash immer wieder kommt…Der Klassiker. FinanzBuch-Verlag, München 2010, ISBN 978-3898795609
- Charles P. Kindleberger: Die Weltwirtschaftskrise. 1929–1939. FinanzBuch-Verlag, München 2010, ISBN 978-3898796149
- Adam Fergusson: Das Ende des Geldes - Hyperinflation und ihre Folgen am Beispiel der Weimarer Republik. FinanzBuch-Verlag, München 2011, ISBN 978-3898796279
- Niall Ferguson: Der Bankier Siegmund Warburg - Sein Leben und seine Zeit. FinanzBuch-Verlag, München 2011, ISBN 978-3898796262
- Artikel und Interviews von Max Otte
Fragebogen - Max Otte - Ökonom, JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co, 27/11 01. Juli 2011 [1]
„Ein neues 1929 ist möglich“ - Interview von Moritz Schwarz, , JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co, 21. Juli 2011, [2]
Weblinks
- Literatur von und über Max Otte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite von Max Otte
- Max Otte auf der Website der FH Worms
- Max Otte auf der Website der IFVE GmbH
- Die 10 wichtigsten Fragen und Antworten zur Finanzkrise von Max Otte auf ZEHN.DE, 22. April 2009
- Crash-Prophet Max Otte im Interview: „Ich habe von der Krise schamlos profitiert“, Interview von A. Mühlauer und H. Wilhelm in der Süddeutschen Zeitung, 22. November 2010
- „Irland, Spanien, Portugal und Griechenland sollten aus der Euro-Zone austreten“, Interview mit Max Otte von Ulrich Hottelet auf Cicero Online
- Juli 2011: focus.de: „Die Euro-Rettung ist Demagogie!“
Einzelnachweise
- ↑ Plettenberg-Lexikon – Max (Matthias) Otte
- ↑ Anne Will. Sendung vom 15. Mai 2011, Die Gäste im Studio. In: „dasErste.de“. 15. Mai 2011, abgerufen am 16. Mai 2011.
- ↑ Peter Nowak: Zwischen Karl Marx und Max Otte. In: Telepolis. 8. November 2008, abgerufen am 24. Januar 2010.
- ↑ Joachim Wille: Wirtschaftsprofessor: Der Crash-Prophet. In: Frankfurter Rundschau. 1. November 2008, abgerufen am 24. Januar 2010.
- ↑ Kerstin Kohlenberg & Wolfgang Uchatius: Wo ist das Geld geblieben? In: Die Zeit. 27. November 2008, abgerufen am 24. Januar 2010.
- ↑ Ulrich Hottelet (Cicero, Interview mit Max Otte): „Irland, Spanien, Portugal und Griechenland sollten aus der Euro-Zone austreten“
- ↑ In: Wirtschaftsdienst. 2010/3
- ↑ Über das Wochenend-Exklusivseminar „Erfolgreiche Vorbereitung auf die Welt-Währungsreform“ am 26. und 27. März 2011 in Fulda (Bericht eines Teilnehmers)
- ↑ Joachim Petrick (ZDF, 25. September 2008): Können wir den Banken noch vertrauen? Naht der Untergang des Abendlandes als usaland oder der des Sparschweins?
- ↑ Max Otte (Junge Freiheit, 6. Mai 2011): Das Zeitalter der Cäsaren. Weltbeamte, Freihändler, Milliardäre: Oswald Spenglers Schicksalsfragen und düstere Prophezeiungen sind von bestechender Aktualität
- ↑ Robert Andreasch (A.I.D.A, 21. Mai 2011): Geheimes Treffen auf dem Münchner Nordfriedhof; Volker Weiß (Der rechte Rand Nr. 131 Juli/August 2011, Seite 20): Immer noch aktuell: Spengler. Verehrung in der deutschen Rechten; Otte ist dort als Teilnehmer auf einem Foto abgelichtet.
Personendaten | |
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NAME | Otte, Max |
ALTERNATIVNAMEN | Otte, Matthias (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ökonom |
GEBURTSDATUM | 7. Oktober 1964 |
GEBURTSORT | Plettenberg |