Wikipedia:Konfliktlösung in der Wikipedia mit Hilfe der Mäeutik
Diese Anleitung soll eine praktikable Möglichkeit aufzeigen Konflikte und Edit-Wars mit anderen Nutzern beizulegen. Grundidee ist die Anwendung von Sokrates sogenannter Mäeutik.
Einleitung
In verhältnismäßig seltenen Fällen kommt es vor, dass verschiede Nutzer unterschiedliche Meinungen vertreten und sich nicht auf einen gemeinsamen neutralen Standpunkt einigen können. Häufig sind in solchen Fällen schwer nachprüfbare Halbwahrheiten im Spiel, die der Laie und manchmal selbsternannte Experte nicht sofort durchschaut, sei es weil ihm Hintergrundwissen fehlt oder er glaubt sich auf Experten berufen zu können.
In diesen Fällen ist es oft schwierig die richtige oder zumindest gängige Lehrmeinung durchzusetzen, da sich einer oder manchmal sogar mehrere beteiligte uneinsichtig zeigen. Meist versuchen beide Seiten Ihre Meinung mit mehr oder weniger guten bzw. vollständigen Argumenten durchzudrücken, die irgendwann nur noch wiederholt werden, was dann zum Edit-War führt, bei dem am Ende der ausdauerndere gewinnt, auf beiden Seiten Frust hinterlässt und der Wikipedia letztlich nur schadet.
Mit ein wenig Selbstdisziplin, Geduld und Verstand ist es aber durchaus möglich ohne direkte Konfrontation den/die anderen Beteiligten, oder falls man selbst doch mal unrecht haben sollte (was natürlich sehr unwahrscheinlich ist *g*) sich selbst zur richtigen Erkenntnis zu führen bzw. führen zu lassen. Voraussetzung ist, dass die Gegenpartei mitspielt, sich nicht völlig ignorant verhält und nicht zuviele Personen (möglichst nur zwei) in den Konflikt verwickelt sind.
Idee
Die Idee ist es konsequent Sokrates Mäeutik (Hebammenkunst) anzuwenden, zumindest den ersten Teil, die Elenktik. Dabei wird die Gegenpartei durch mehr oder weniger penetrantes Ausfragen von der Fehlerhaftigkeit der eigenen Beiträge überzeugt. Dabei gilt es folgendes zu beachten:
- Stelle dich dumm! D.h. nicht, dass du Blödsinn fragst, sondern ganz im Gegenteil, es gehört ein gehöriges Maß an Fantasie, Intelligenz und Strategie dazu, die richtigen Fragen zu stellen, um die Gegenpartei zu überzeugen. Frage Dinge, die offensichtlich unklar oder missverständlich gebraucht werden. Verlange ggf. durch Fragen möglichst exakte Definitionen!
- Zeige Geduld, hake ggf. nach! Aber begehe nicht den Fehler in das alte Schema überzugleiten und zu versuchen den anderen mit eigenen Argumenten zu überzeugen. Versuche nur durch Fragen dich selbst überzeugen zu lassen, solange bis sich die Gegenpartei selbst in Widersprüche verstrickt. Und auch dann weise nur auf diesen Widerspruch hin, indem Du nach einer Erklärung fragst. Oft hat die Gegenpartei recht interessante Ausreden, die dann aber nur zu noch mehr Widersprüchen führen. Irgendwann wird die Gegenpartei auch Widersprüche einräumen müssen und gelangt zur Erkenntnis in welch begrenzten Rahmen (wenn überhaupt) die eigene Vorstellung Gültigkeit besitzt.
Hat man die Gegenpartei zur Einsicht gebracht selbst im Unrecht zu sein, so hat man häufig den Konflikt schon gewonnen, weil aus den Fehlern der Gegenpartei schon die Richtigkeit der eigenen Position hervorgeht. Das ist aber nicht immer so.
Prinzipell hat man dann verschiedene Möglichkeiten weiter vorzugehen.
- Man kann ins alte Schema zurückfallen und selbst anfangen zu argumentieren. Wenn die Gegenpartei clever ist und nun auch zur Elenktik greift, kann man sie sicher auch überzeugen (sofern man wirklich weiß, wovon man redet!). Eigentlich sollte der Gegenüber auch gar keine andere Wahl haben als zu fragen, denn von der Unrichtigkeit der eigenen Position ist er ja dann schon überzeugt und hat kaum noch Argumente die er anbringen kann.
- Die andere Möglichkeit ist, weiter mit der Mäeutik zu verfahren und den zweiten Teil, die Protreptik anzuwenden. Dann bringt man den Gegenüber mit seinen Fragen schrittweise zur richtigen Erkenntnis. (Ich persönlich halte dies dann aber für übertrieben und es ist vermutlich auch deutlich schwieriger! --Coma)
Erfolg
Den Erfolg der Methode kann man natürlich nicht garantieren! Bei mir hat es aber schon mal sehr gut funktioniert! Ob es klappt, hängt auch davon ab, ob die Gegenpartei wenigstens ein Fünkchen Einsicht besitzt und bereit ist, das Frage/Antwort-Spiel mitzuspielen. Dazu ist es natürlich wichtig den Anderen durch die eigenen Fragen nicht inkompetent wirken zu lassen. Die Gegenpartei darf sich nicht verschaukelt fühlen. In der Regel fühlt sich die Gegenpartei aber auch eher geehrt und verpflichtet zu antworten, wenn man fragt. Gefragt zu werden vermittelt schließlich viel eher das Gefühl "Experte" zu sein, als wenn man belehrt wird.
Selbst wenn es mal nicht klappen sollte. Die Methode hinterläßt viel weniger Frust als ein richtiger Edit-War. Wer einen Edit-War schon mal hinter sich gebracht hat, der weiß, dass es sehr viel Kraft und Zeit kostet selbst zu argumentieren. Der Frust entsteht vor allem dadurch, dass der Gegenüber dieser Argumentation dann überhaupt nicht folgt. Man gewinnt manchmal den Eindruck, dass er sie überhaupt nicht gelesen oder nachvollzogen hat. Aber dass ist ja auch nicht das Ziel der Gegenpartei. Sie will dich überzeugen und verwendet dazu die eigenen Argumente. Genau deshalb mußt du versuchen ihrer Argumentation zu folgen und an den Schwachstellen fragen. Fragen aber kostet nichts! Zumindest kostet es viel weniger Kraft, Zeit und Aufwand eine Frage zu formulieren, als eine Argumentationskette aufzubauen. Genau dies kannst du mit dieser Methode aber der Gegenpartei überlassen. Da kann es schon mal passieren, dass sie aufgibt bevor sie überzeugt wird (wobei dies natürlich weniger schön ist, da man ja lieber überzeugen möchte).