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Schamhaarentfernung

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Intimrasur beim Mann

Die Intimrasur ist die vollständige oder teilweise Entfernung des Schamhaars im Intimbereich eines Mannes oder einer Frau. Sie wird mittels eines Rasierapparates oder eines anderen Haarentfernungsmittels (z. B. Wachs, Pinzette, Epilierer) vorgenommen.

Zum rasierbaren „Intimbereich“, auf dem Schamhaare wachsen, gehört meistens:

Viele Menschen finden die eigene Intimrasur und/oder die Intimrasur ihres Partners ästhetisch oder erotisch. Außerdem sprechen hygienische Gründe für die Intimrasur (z. B. als Maßnahme gegen Filzlausgefahr), die jedoch heute dank der guten hygienischen Situation in den Industrieländern kaum noch ins Gewicht fallen.

Geschichte der Intimrasur

Schon im Altertum war es in verschiedenen Kulturen üblich, sich die Schambehaarung zu entfernen.

Bereits die Menschen in den frühen Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten begannen, sich die Körperhaare zu entfernen. Vor 4000 bis 3000 v. Chr. wurden Haarentfernungsmittel aus Harzen, Pflanzenextrakten, Eselsfett, Fledermausblut und Pech verwendet oder man benutzte geschliffene Steine und Muscheln zur Haarentfernung.

Im alten Ägypten gehörte ein haarloser Körper zum Schönheitsideal. Besonders Frauen entfernten sich die Augenbrauen sowie die Körperbehaarung einschließlich der Schamhaare. Die Menschen rasierten sich eine Glatze und trugen aufwendige Perücken. Neben der Ästhetik spielte damals auch die Hygiene eine entscheidende Rolle. Ohne Körperbehaarung konnten sich etwa keine Parasiten festsetzen, so dass die Verbreitung von Krankheiten eingedämmt wurde.

Auf ägyptischen Grabmalereien aus der Amarna-Zeit findet man Darstellungen von Sklavinnen, die nur mit Schmuck bekleidet sind und deren Scham kein Härchen ziert. Zur Haarentfernung wurden damals Bronzemesser, Zucker- oder Bienenwachs verwendet.

Auch auf einigen antiken griechischen Vasenmalereien sind nackte Menschen dargestellt, die bis auf das Haupthaar völlig unbehaart sind. Aufzeichnungen aus der Zeit um 590 v. Chr. besagen, dass zum Beispiel die Freudenmädchen damals geschminkt und an der Scham epiliert waren. Zur Haarentfernung wurde u.a. Orpiment, ein arsenhaltiges Produkt, verwendet.

Auch im antiken Rom wurde viel Wert auf Äußeres gelegt. Die berühmten im großen Stil angelegten Badeanlagen waren Zentren der Körperpflege. Die Männer rasierten sich oder zupften sich die Barthaare aus. Römische Frauen zupften ihre Augenbrauen mit Pinzetten aus, entfernten sich Bein-, Achsel- und teilweise auch die Schambehaarung. Neben bereits bekannten Enthaarungsmethoden, wurden die Haare auch mit groben Handschuhen oder sandpapierähnlichen Scheiben abgerieben. Durch die Eroberungen des antiken Rom gelangte die römische Bade- und Körperkultur in weite Teile Europas, Nordafrikas und den Orient.

Der sich seit im Mittelalter ausbreitende Islam schreibt seinen Anhängern Sauberkeit und Körperpflege vor. Die Entfernung der Achsel- und Schamhaare gehört deshalb für Muslime zu den strengen Regeln des islamischen Glaubens. Muslime (Männer und Frauen) müssen sich nach den islamischen Reinlichkeitsregeln alle 40 Tage enthaaren. Frauen tun dies aber in der Regel häufiger. Üblich ist die monatliche Enthaarung, immer direkt nach der Menstruation.

Im trockenen Wüstenklima, wo Wasser zu kostbar zum Waschen ist, ist eine stark reduzierte Schambehaarung tatsächlich von Vorteil. Doch auch wenn ursprünglich hygienische Gründe die Ursache für diese religöse Reinlichkeitsregel waren, so entwickelte sich daraus auch ein Schönheitsideal, das in den islamischen Ländern, speziell im arabischen Raum und in der Türkei, bis heute verbreitet ist.

Abgesehen davon übernahmen die Araber teilweise auch die römische Badekultur und errichteten kleinere Bäder, die sogenannten Hamams. Neben dem Baden und Schwitzen wurde in den Hamams auch viel für die Schönheitspflege getan. Die Männer nutzten die entspannte Atmosphäre um sich zu rasieren, die Frauen epilierten sich oder färbten sich die Haare.

In den Harems der Herrscher gab es sogar extra ausgebildete Eunuchen, die den Frauen den Körper und vor allem den Schambereich rasierten. Haremsdamen in durchsichtigen Seidengewändern, welche die rasierte Scham kaum verhüllen, waren damals der Inbegriff der Erotik.

Traditionell wurden im arabischem Raum den Frauen einen Tag vor der Hochzeit alle Haare bis auf die Kopfhaare und Augenbrauen im Rahmen einer Zermonie entfernt (teilweise ist diese Tradition auch heute noch lebendig). Der haarlose Körper galt als Symbol der Unbeflecktheit und Ergebenheit.

Zur Haarentfernung benutzte man im Orient Halawa, eine warme Paste aus Zucker und Zitronensaft, die bis heute in dieser Region ein gängiges Mittel der Haarentfernung ist, oder man riss sich die Haare mittels Fäden durch schnelle Bewegungen heraus.

Mit der Ausbildung eines mittelalterlichen Stadtwesens, dem Aufsteig des Bürgertums und der Rückkehr der Kreuzritter im 12./13. Jahrhundert gelangte auch die Badekultur zurück nach Europa. Das gemeinsame Baden von Männern und Frauen war gang und gäbe, sehr zum Ärger der Kirche. Außer einer etwaigen Kopfbedeckung hatte man grundsätzlich nichts an. Die gepflegte Dame entfernte ihr Schamhaar, um sich wirklich hüllenlos den männlichen Blicken darbieten zu können. Die einfachen Bürgermädchen und -frauen folgten ihrem Beispiel und schließlich traute sich keiner mehr mit einem "Pelz" ins Bad. Die angewandten Mittel zur Haarentfernung waren jedoch oftmals mehr als fragwürdig. Mitunter griffen sie die Haut an oder hinterließen hässliche Narben. Man verwendete u.a. auch eingedickten Sirup mit Terpentinzusatz. Die Ausbreitung der Pest und der 30-jährige Krieg führten schließlich zu massenhaften Schließungen der Bäder, da diese als Orte der Ansteckung galten.

In der Hochkultur der Azteken entfernten sich Frauen und Männer generell die komplette Körperbehaarung mit metallenen Pinzetten (Priester verwendeten goldene). Die Schädel wurden kahlgeschoren.

Ab dem 15./16. Jahrhundert erlangte die Entfernung der Schambehaarung in Europa noch eine andere Bedeutung. Mit der zunehmenden Hexenverfolgung wurden verschiedene Methoden entwickelt, welche die Verdächtigen "überführen" sollten. Für die sogenannte Nadelprobe suchte man ein Zeichen am Körper, das der Teufel hinterlassen haben sollte, z.B. einen Leberfleck oder eine Narbe. Die Deliquentinnen wurden am ganzen Körper epiliert oder ausrasiert. Da vor allem auf den Brüsten und in der Schamgegend das Teufelsmal zu erwarten war, wurden die Frauen am ganzen Körper eingehend untersucht. Anschließend wurden die Opfer hüllenlos vor Gericht geführt. Aber auch bei anderen Hexenproben wurde den Frauen alle Körperhaare entfernt, da man glaubte, ihnen dadurch die Zauberkraft nehmen zu können.

Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in Europa abermals die Epilierung der Schamhaare üblich, weil auf diese Art selbst reifere Damen ihren Gatten und Liebhabern einen noch kindlichen Schoß vortäuschen wollten um ihnen damit die Illusion schenken zu können, sie seien noch unreife Früchte. Unter Ludwig XV. suchten bald auch die Gattinnen der Höflinge dem begehrten Schönheitsideal zu entsprechen.

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts schließlich war die Entfernung der Schamhaare bei Frauen teilweise auch in Deutschland in Mode. Nicht selten waren im Berlin des Ersten Weltkrieges rasierte Frauen anzutreffen, rasierte Männer allerdings vornehmlich nur an der West- und Ostfront. In Anlehnung an den deutschen Frontsoldaten nannte man dererlei Damen (soweit man wusste, dass sie rasiert sind) "feldgraue Weibersleut". Nach dem Kriege wuchs das Selbstbewusstsein der Gesellschaft in Deutschland, vor allem das der Frauen. So fanden sich immer wieder selbstbewusste Theaterschauspielerinnen, die zu ihrer Rasur standen und es öffentlich machten. So z.B. Beate Schlabwinski, die da sagte: "Unter dem Kaiser durfte man es ja nicht sagen, doch heute als gute Republikanerin stehe ich dazu: Ich rasiere mich an meinen besten Stellen, denn Frauen sollten keinen Bart tragen."

Intimrasur bei Frauen in der Gegenwart

Die Popularität der Intimrasur schwankt stark zwischen den Kulturen. Im Orient (arabischer Kulturkreis, Türkei; die christlichen Länder des Kaukasus ausgenommen) ist sie bei Frauen schon seit langem weit verbreitet. Dort sind weniger als 10 % der Frauen nicht intimrasiert und über 80 % komplett intimrasiert, wobei besondere Sorgfalt auf die Damm-Region gelegt wird. Auch auf einigen Südsee-Inseln, wie etwa Osttimor, sowie bei zahlreichen südamerikanischen Indianerstämmen, zum Beispiel den Huaorani, ist die Entfernung der Schamhaare bei Frauen normal. Die Frauen der Huaorani reiben sich dazu die Stellen, an denen sie keine Haare wünschen, mit Asche ein und können sich die Haare anschließend schmerzfrei ausreißen.

In Nordamerika war die Intimrasur lange unüblich, lediglich die Teil-Intimrasur der Frau in der Bikinizone war seit der Erfindung des Bikinis beliebt. Als Bikinizone wird umgangssprachlich jener Bereich in der engeren Nähe des Intimbereichs von Frauen bezeichnet, der von Haaren befreit wird, um beim Tragen eines Bikinis oder anderer knapper Bekleidung an diesen Stellen glatte Haut aufscheinen zu lassen. Der Anteil der überhaupt nicht intimrasierten Frauen liegt in Kanada und in den USA bei ca. 10 %, der Anteil der bikinirasierten Frauen bei ca. 60 % und der Anteil der voll- (oder frisur-)intimrasierten Frauen bei ca. 30 %.

An der Ostküste Südamerikas ist die teilweise Entfernung der Schamhaare bei Frauen die Regel und dies bereits seit mehreren Generationen. Da die Enthaarung mit Wachs erfolgt, spricht man von Brazilian Waxing. Beim Brazilian Waxing entfernt eine professionelle Kosmetikerin die Haare auf den Schamlippen sowie an den Seiten des Venushügels, so dass nur noch ein je nach Wunsch mehr oder weniger schmaler Streifen Haare oberhalb der Schamlippen stehen bleibt.

In Europa ist die Intimrasur wie in Nordamerika erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in Form der Bikinirasur verbreitet. Erst seit dem Ende des 20. Jahrhunderts kommt die volle Intimrasur, wie in Saunen und an FKK-Stränden sichtbar, zunehmend in Mode.

Intimrasur bei Männern in der Gegenwart

Weltweit ist die Intimrasur bei Frauen weitaus häufiger zu finden als bei Männern. Erst seit dem Ende des 20. Jahrhunderts gibt es auch bei Männern einen zunehmenden Trend zur Intimrasur, vor allem in Europa und in den USA. In Deutschland kann man ca. 15% aller Männer ein Schamhaarstyling oder die komplette Intimrasur beobachten. Auch die Rasur der Achseln und der Beine wird zunehmend häufiger praktiziert.

In bestimmten Subkulturen ist die Intimrasur weiter verbreitet als im Bevölkerungsdurchschnitt: Nach einer Schätzung sind heute ca. 30 % der männlichen FKK-Anhänger zwischen 15 und 40 Jahren intimrasiert (Trend steigend). Dies sind im Wesentlichen dieselben Subkulturen, in denen auch die Frauen überdurchschnittlich häufig intimrasiert sind. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist innerhalb dieser Subkulturen die Intimrasur bei jüngeren Personen beliebter als bei älteren.

Subkulturelle Unterschiede

In der westlichen Welt wird heute die Intimrasur (Voll- oder Teilrasur) in der Generation der 20-Jährigen größtenteils als völlig normal angesehen und ist sehr weit verbreitet. Bei den älteren Jahrgängen (über 40 Jahre) nimmt die Intimrasur inzwischen deutlich zu.

Neben den Altersgruppen gibt es in der westlichen Welt weitere Subkulturen, in denen die Intimrasur besonders weit verbreitet ist. Dies sind neben den Anhängern der Sauna- und FKK-Kultur (65 % der Frauen zwischen 15 und 60 Jahren intimrasiert; 30% der Männer zwischen 20 und 70 Jahren intimrasiert) auch Menschen mit bestimmten sexuellen Neigungen wie z.B. die BDSM-Kultur (80% der Frauen zwischen 15 und 50 Jahren intimrasiert).

Sonstiges

In letzter Zeit ist in Europa auch ein zunehmender Trend zu „Frisuren“ zu beobachten, die dadurch zustande kommen, dass ein Teil des Schamhaars, meist oberhalb der Schamlippen bzw. des Penis, stehengelassen wird, und in etwa den verschiedenen Bartmoden beim Mann entsprechen. Häufige Frisuren sind ein vertikaler Strich/Balken in der Mitte (Iro oder Irokese, „französische“ Intimrasur), ein Dreieck, ein Pfeil mit der Spitze nach unten, eine Raute, ein Blitz oder andere, meist geometrische Muster. Man kann das stehengelassene Haar auch tönen, z. B. mit Henna.

Es ist bei der Nassrasur im Intimbereich empfehlenswert, zunächst "mit dem Strich" zu rasieren und anschließend - wobei die Haut mit der anderen Hand gestrafft wird - "gegen den Strich". Das Straffen der Haut bei der Rasur gegen den Strich ist unbedingt wichtig, um Schnittverletzungen zu vermeiden, die ansonsten auftreten können, wenn sich die Rasierklinge verhakt und "springt". Sind die Haare länger als 2 mm, empfiehlt es sich, sie zunächst mit dem Strich zu kürzen und erst anschließend für ein optimal glattes Ergebnis noch einmal in der Gegenrichtung.

Ein unangenehmer Nebeneffekt der erstmaligen Intimrasur (oder der Rasur nach längerer Unterbrechung) ist die Bildung von Pickeln und eingewachsenen Haaren in den Folgetagen nach der Rasur. Diese verschwinden jedoch meist von selbst innerhalb ca. einer Woche bei regelmäßiger Nachrasur, wenn sich die Haut an das Rasiertwerden gewöhnt hat. Hilfreich ist auch die Anwendung von beruhigenden Substanzen direkt nach der Rasur wie z.B. Babyöl o.ä.

Literatur

  • Lust auf Intimrasur? – Fakten, Interviews; Tatsachen, Fotos – Flensburg : Stephenson, 2004.

Siehe auch