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Aikidō

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Aikido ist eine Selbstverteidigungskunst, die in Japan von Morihei Ueshiba zwischen 1930 und 1969 entwickelt wurde.

Das Ziel beim Aikido ist es, Aggressionen abzuwehren und die Kraft des Angreifers zu nutzen, um diesen in eine Situation zu bringen, in der er ohne weiteres keinen erneuten Angriff starten kann, ohne ihn unmittelbar zu Schaden. Dies geschieht in der Regel durch Würfe und Hebel, welche den Großteil der Aikido-Technicken ausmachen.


Aufgrund des hohen philosophischen Anteils des Aikido, scheint die Kampfkunst für aussen stehende häufig ein wenig Mystifiziert. Dabei beruhen die Technicken auf physikalischen Prinzipien (z.B.: Achsen, Hebel und Kinetik), die dem Ausführendem weniger Eigenschaften wie Stärke sondern Genauigkeit abverlangen. Die Angriffsenergie wird im Gegensatz zu vielen anderen Kampfkünsten nicht geblockt sondern so umgelenkt, dass der Verteidiger daraus einen Vorteil erlangt.

Somit kann Aikido von Männern und Frauen jeder Größe und jeden Alters praktiziert werden. Es ist deshalb aber auch eine der schwerer erlernbaren Kampfkünste und es benötigt mehrere Jahre Übung, bis ein Schüler in der Lage ist sich damit wirksam zu verteidigen.

Da Ueshiba, der von den Aikidoka O'Sensei (japanisch: Großer Lehrer) genannt wird, ein Experte in der Handhabung von Schwert/Boken, Speer, Stab/Dojo und Jiu-Jitsu war, beinhalten die Technicken des Aikido viel fliessende Bewegungen und werden zum Teil mit entsprechenden Namen bezeichnet. Ai bedeutet: Harmonie Ki bedeutet: der Weg Do bedeutet: die Weisheit

Verbreitung

Die zentrale Stadt für Aikido ist Tokio in Japan, in der das Hombu Dojo (japan.: Haupt-Übungshalle) angesiedelt ist.

Im Jahre 1953 führte Koichi Tohei Aikido auf Hawaii ein. Um etwa 1960 wurde die Kampfkunst nach Deutschland sowie in die USA gebracht. 1965 folgte Australien.

In Europa wurde die Verbreitung vor allem von Nobuyoshi Tamura, einem Uchideshi von Morihei Ueshiba, von Frankreich aus vorangetrieben. Heute gibt es fast in allen Ländern der Welt Aikido-Dojos.

Der Name und seine Interpretation

Der Name Aikido wird aus drei sinojapanischen Schriftzeichen geformt (合気道), die oft als Harmonie, Energie und Weg (oder Methode) übersetzt werden und kann daher in etwa mit dem Begriff "Der Weg der Harmonie im Zusammenspiel mit Energie" bezeichnet werden.

Diese Bezeichnung bezieht sich darauf, dass Aikidotechniken darauf ausgelegt sind, Angriffe durch die Kontrolle ihrer Energie und nicht durch das Abblocken derselben zu kontrollieren. Ein häufig genanntes Gleichnis hierfür ist, dass die flexible Trauerweide einem Sturm durch Biegen widerstehen kann, während die viel stabilere Eiche brechen wird, wenn der Wind zu stark ist.

Das Training

Aikido wurde von dem Gründer Morihei Ueshiba nicht als Sport angesehen und Wettkämpfe waren im traditionellen Aikido nicht vorgesehen. Partner arbeiten zusammen, damit jeder einzelne seine Technik perfektionieren kann und neue Ränge werden durch Vorführung dieser Techniken erreicht, ohne dass die Partner dabei als Gegner kämpfen.

Das Training baut im Gegensatz zu vielen anderen asiatischen Kampfkünsten nur noch teilweise auf Katas auf. Die Katas finden hier nurnoch bei den Waffenübungen ihren Einsatz.

Der Aikidoka achtet darauf in den eigenen Bewegungen frei zu werden und nicht mehr über jeden einzelnen Schritt nachzudenken. Die Bewegungsabläufe sollen sich sich im Unterbewusstsein festigen.

Aikido-Training verbessert die Beweglichkeit und fördert durch komplexe Bewegungsabläufe Konzentration und Feinmotorik. Technicken werden durch unterstützung richtiger Atmung unterstützt

Trainingskleidung

Die Trainingskleidung im traditionellen Sinne bestand aus einem Gi (gebunden mit einem Obi (Gürtel)) und einem Hakama/Schwarzer "Rock". Im Gegensatz zu heute, wo zumeist nur Aikidoka ab dem 4 Kyu/Grüner Gürtel einen Hakama tragen, war es früher üblich, dass jeder Aikidoka von Anfang an einen Hakama trug, da der Gi allein als Unterwäsche galt. Die Farbe des Hakama war ebenfalls unerheblich, wobei heutzutage zumeist schwarze oder dunkelblaue Hakamas beim Aikido getragen werden. Diese Veränderung stammt aus der Zeit des zweiten Weltkriegs. Da während dieser Zeit die Stoffe für viele Schüler Morihei Ueshibas zu teuer waren, baten sie bei O'Sensei um Erlaubnis ohne einen Hakama teilnehmen zu dürfen. Deshalb ist es in sehr vielen (europäischen) Dojos üblich, dass die Schüler bis zum Erreichen des ersten Dan, ohne Hakama trainieren.


Ausrüstung

Traditionelles Aikidotraining findet größtenteils unbewaffnet statt, doch die drei Waffen Bokken, Jo und Tanto, üblicherweise hölzerne Trainingswaffen, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Bei manchen Stilrichtungen wird dem Waffentraining weniger Bedeutung zugemessen als im traditionellen Aikido.

Ablauf

Es trainieren immer zwei Partner zusammen. Eine Person ist Angreifer (Uke) und die andere Person (Nage oder Tori) übt eine verteidigende Aikidotechnik gegen Uke aus.

Aikidoverteidigungen bestehen aus Schlägen, Halte- und Würgegriffen. Die Aikidotechnik besteht meistens aus drei Teilen. Dem Angriff kann auf mehrere Weisen begegnet werden. So kann Nage durch eine Ausweichbewegung (tenkan, ura oder sabaki, "drehen in versch. Richtungen") und einen anschließenden Schritt nahe zum Angreifer hin (irimi oder omote, "eintreten in versch. Positionen zu Uke hin") den Angriff an sich selbst vorbeileiten. Danach wird, durch die Weiterführung der Angriffsenergie in eine durch Nage bestimmte Richtung, das Gleichgewicht von Uke gebrochen. Jetzt, da Uke die eigene Kontrolle über seinen Körper verloren hat, ist es nicht mehr schwer die Verteidigung durch einen Wurf oder oder einen Hebel zu beenden. Nach ein bis vier Wiederholungen der jeweiligen Technik vertauschen die Partner ihre Rollen als Uke und Nage.

Es gibt auch Übungen, in denen die Verteidigung gegen mehrere Gegner gleichzeitig trainiert wird (randori).

Ki im Aikido

Kein Artikel über Aikido wäre komplett ohne eine Beschreibung des Konzeptes von Ki:

(aus den Aikido FAQ - leicht gekürzt) "Du kannst an Ki glauben oder nicht, aber es ist verdammt sicher, dass du es ausbilden wirst"

Aikido macht extensiven Gebrauch vom Konzept des Ki. Aikido gehört zu den mehr spirituell ausgerichteten Kampfsportarten und wurde auch schon als "Zen in Bewegung" bezeichnet. Der Name Aikido kann auch als "Der Weg der Harmonie mit Ki" übersetzt werden. Was genau Ki nun allerdings bedeutet, ist ein kontroverses Thema.

Manche glauben, dass Ki kein physikalisches Konzept ist. Stattdessen sind Geist, Absicht, Geist-Körper-Koordination durch Entspannung und Aufmerksamkeit Konzepte, die zum Lehren verwendet werden können. Diese Aikidoka tendieren dazu, die Stirn zu runzeln, wenn es um die philosophischen oder spirituellen Aspekte von Ki geht.

Andere Aikidoka glauben, dass Ki als eine physikalische Einheit existiert (wie Energie) und durch den Raum vermittelt wird. Sie reden von Konzepten wie dem Ki des Universums, Ki-Erweiterung usw.

Tatsache ist, dass sehr viele Aikidoka existieren, die auf ihrer Ki-Suche sind und dies zweifellos auch weiterhin sein werden. Vielleicht muss jeder Aikidoka seine eigene Antwort hierzu suchen, wie immer sie lauten mag. Das letzte Wort zu diesem Thema wird hiermit Kisshomaru Ueshiba, dem Sohn des O Sensei, überlassen:

"Wir mögen Schüler sagen hören "Es ist das Gefühl einer Art von Energie, die in der Harmonie aus Geist und Körper kommt". (oder: ... die in Harmonie aus dem Geist und dem Körper kommt. Aber so wie jetzt klingt es vernünftiger.) Oder "Es ist eine seltsame, grundlegende Kraft, die zu unerwarteten Zeitpunkten aus einer unbekannten Quelle erscheint". Oder "Es ist das Gefühl von perfektem Taktgefühl und passender Atmung, das man beim praktizieren von Aikido erlebt". Oder "Es ist eine spontane, unbewusste Bewegung, welche den Geist und Körper nach einem harten Training erfrischt" und so weiter.

Jede Antwort ist gültig in dem Sinne, dass es eine echte Wirkung ist, erlangt durch persönliche Erfahrung. Und als direkter Ausdruck einer gefühlten Bedingung besitzt es eine Gewissheit, die sich nicht verleugnen lässt. Wenn dem so ist, dann sind die Unterschiede in den Antworten vernachlässigbar, und die Varianz der Antworten zeigt nicht nur die Schwierigkeit einer genauen Definition von Ki, sondern zeigt, dass die Tiefe und der Umfang von Ki sich der Erfassung durch eine einzige Definition entzieht. -- aus "The Spirit of Aikido"

Philosophie

Aikido gilt als friedfertige Kampfkunst. Der Aikidoka versucht in der Regel den Angreifer nicht zu verletzen, sondern ihn in eine Situation zu führen, in der sich dieser beruhigen kann. Somit wird dem Angreifer die Chance gegeben, Einsicht zu gelangen und von einem weiteren Angriff abzusehen. Dennoch verfügt ein Aikidoka über Möglichkeiten, einen Angreifer erheblichen zu schädigen oder ihn zu töten, was aber nicht im Vordergrund des Aikido steht. Morihei Ueshiba formulierte dies wie folgt:

"Wahres Budo dient jedoch nicht einfach dazu den Gegner zu zerstören; es ist viel besser einen Angreifer geistig zu besiegen [indem man ihn die Torheit seines Handeln erkennen lässt], so dass er seinen Angriff gerne Aufgibt" (Morihei Ueshiba - Budo)

Morihei Ueshiba interessierte sich sehr für Budo, so dass Aikido nah an die Prinzipien und die Philosophie von Budo angelegt ist. In diesem Zusammenhang bezeichnet sich Aikido als Kampfkunst und nicht wie im Volksmund üblich als Kampfsport. Es gibt weder sportliche Wettkämpfe noch Trophäen im eigentlichen Sinne.

Literatur

Führend auf dem Gebiet der Aikidô-Literatur ist der Werner Kristkeitz Verlag in Heidelberg, der sich sowohl um Grundlagen- als auch Technikwerke maßgeblicher Meister bemüht. U.a. sind erschienen:

  • Morihei Ueshiba: Budô. Das Lehrbuch des Gründers des Aikidô (ISBN 3921508576)
  • Kisshômaru Ueshiba: Der Geist des Aikidô (ISBN 3932337379)
  • John Stevens: Unendlicher Friede. Die Biografie von Morihei Ueshiba, Gründer des Aikidô (ISBN 3921508894)
  • André Cognard: Kampfkunst und Zivilisation. Aikidô, Gesellschaft und spirituelles Bewusstsein (ISBN 3932337026)
  • A. Westbrook, A. Ratti: Aikido und die dynamische Sphäre (ISBN 3921508746).
  • Kôichi Tôhei: Ki im täglichen Leben (ISBN 3932337425)
  • Kôichi Tôhei: Das Ki-Buch. Der Weg zur Einheit von Geist und Körper (ISBN 3921508975)
  • Kenjirô Yoshigasaki: Reise ins unbekannte Ich. Wege zu einem neuen Wahrnehmen (ISBN 3921508630).

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