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Karl Wald

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Karl Wald (2006)

Karl Wald (* 17. Februar 1916 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Fußballschiedsrichter. Er gilt als Erfinder des Elfmeterschießens im Fußball. Wald ist gelernter Friseur und Vater zweier Töchter.

Leben

Wald, der seit den 1940er Jahren im oberbayerischen Penzberg lebt, leitete bereits während des Zweiten Weltkrieges im Prinzenparkstadion in Paris Militär-Fußballspiele. 1936 erwarb er bei seinem Stammverein Rot-Weiß Frankfurt seine Schiedsrichterlizenz. In den nächsten 40 Jahren fanden mehr als 1000 Spiele unter seiner Leitung statt. In Deutschland wurde Wald, noch bevor im Juli 1963 die Gründung der Fußball-Bundesliga erfolgte, in der Oberliga Süd eingesetzt, welche damals die höchste Deutsche Spielklasse war. Da er im Jahr 1963 mit 47 Jahren die damalige Altershöchstgrenze für Schiedsrichter erreichte, kam er in der Bundesliga nur noch zu einem Einsatz als Linienrichter beim Spiel FC Bayern München - Eintracht Frankfurt am 21. August 1965. Im Alter von 63 Jahren ging er zwar in den Ruhestand, er blieb jedoch bis zu einem Alter von 75 Jahren als gefragter Lehrwart tätig. Seine Schiedsrichter-Karriere gab er als Ehrenschiedsrichter am 1. September 1981, mit der Spielleitung zum Jubiläum der ehemaligen Zweitligamannschaft seines Heimatvereins FC Penzberg, endgültig auf. Zu seinem 90. Geburtstag gratulierte ihm der Präsident des Weltfußballverbandes FIFA Sepp Blatter.

Die Idee des Elfmeterschießens

Im Jahr 1970 schlug Wald auf einem Verbandstag in Bayern vor, Fußball-Partien, die im Laufe der regulären Spielzeit von 90 Minuten und auch nach einer 30-minütigen Verlängerung keinen sportlichen Sieger gefunden hatten, durch ein Elfmeterschießen zu einer Entscheidung zu bringen:

„Nur so kann es doch einen einwandfreien sportlichen Sieger geben. Alles andere war doch keine Lösung.“[1]

Das damals übliche Losverfahren empfand er als ungerecht:

„So etwas war doch kein Sieg. Das war einfach nichts.“[1]

Zwar legte er einen bereits vollständig ausgearbeiteten Entwurf des heute noch gültigen Regelwerks vor, dennoch wurde sein Antrag zunächst blockiert. Erst nachdem sich das Präsidium zu einer Beratung zurückzog erklärte sich der Bayerische Fußball-Verband bereit, den Vorschlag mit Beginn der neuen Saison 1970/71 einzuführen. Dieser Entscheidung folgten der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Europäische Fußball-Union (UEFA) sowie der Weltverband FIFA, der nach 47 Kommissionssitzungen und Sonderkonferenzen das Elfmeterschießen unter dem offiziellen Namen „Schüsse von der Strafstoßmarke zur Siegerermittlung“ einführte. Damit ging Karl Wald in die Annalen der FIFA als Erfinder des Elfmeterschießens ein.

Kritische Würdigung

Walds Idee traf auch auf kritische Stimmen, wie beispielsweise die des Schauspielers Peter Ustinov, der über das Elfmeterschießen meinte: „Das ist, als würde ein großer Krieg nicht mit einem geistigen Kräftemessen am Konferenztisch beendet werden, sondern mit einer Partie russischen Roulettes zwischen ausgewählten Gefreiten beider Seiten.“[1]

Im Viertelfinale des Europapokals der Landesmeister traf 1965 der 1. FC Köln auf den FC Liverpool. Nachdem das Hin- und Rückspiel jeweils torlos unentschieden endeten, wurde ein Entscheidungsspiel für den 24. März 1965 auf neutralem Boden in Rotterdam angesetzt. Dieses Spiel endete nach regulärer Spielzeit sowie der Verlängerung mit 2:2 unentschieden. Daraufhin kam es zu einem legendären Münzwurf des Schiedsrichters. Beim ersten Versuch blieb die geworfene Münze senkrecht im morastigen Boden stecken. Erst der zweite Losversuch brachte die Entscheidung zugunsten Liverpools.

Angesichts solcher Spielentscheidungen äußerte sich Wald: „Ich hatte immer das Gefühl, dass ich recht hatte.“[1]

Auch Uli Hoeneß erinnert sich ungern an die Fußball-Europameisterschaft 1976, das erste große Turnier, das durch ein Elfmeterschießen entschieden wurde. Er wurde durch einen verschossenen Elfmeter zum tragischen Helden: „Einsam spazierte ich auf den weißen Punkt, rings um mich nur Sahara.“[2]

Das Finale der UEFA Champions League 2000/01 zwischen dem FC Bayern München und FC Valencia endete 1:1 nach Verlängerung und wurde durch ein 5:4 im Elfmeterschießen für den FC Bayern München entschieden. Karl Wald gibt auch hier zu bedenken: „Man stelle sich vor, der Schiedsrichter hätte stattdessen eine Münze geworfen.“[1]

Siehe auch

Quellen

  1. a b c d e STERN. 30. Juni 2006, stern.de
  2. Zwei Männer, eine Kugel, Berliner Zeitung, 3. Juli 2006, S. 3