AmigaOS
AmigaOS ist das native Betriebssystem für den Commodore Amiga, das aus den Bestandteilen Workbench, dem AmigaDOS mit der Kommandozeilenebene CLI (später in Shell umbenannt) und dem bei den meisten Amiga-Modellen im ROM befindlichen Betriebssystemkern Kickstart besteht.
Entwicklung
Das System wurde von der Firma Amiga entwickelt, und nach deren Übernahme durch Commodore 1985 in der ersten Version fertiggestellt. Die Komponente AmigaDOS und Teile von Kickstart basieren auf Tripos, einem Multiuserbetriebssystem der Firma MetaComCo, das in der Programmiersprache BCPL entwickelt wurde.
Für seine Zeit, d.h. zwischen 1985 und 1992, hatte das AmigaOS herausragende Eigenschaften:
- 32-Bit-Architektur
- präemptives Multitasking ähnlich wie bei Unix-Rechnern (und lange vor Windows)
- Mikrokernel-Architektur mit nachladbaren Libraries und Gerätetreibern (Devices)
- programmierbare Echtzeit-Interrupts mit geringer Latenzzeit
- programmierbare Dateisystemgeräte
- anwendungsunabhängige Druckertreiber
- fensterorientierte grafische Benutzeroberfläche
- anwendungsbezogene Desktops (sog. Screens) in unterschiedlicher Grafik- und Farbauflösung
- ab der Version 2.1 ist eine internationale Lokalisierung (i18n) dynamisch möglich
Die ersten 68k-CPUs stellten noch keine Memory Management Unit zur Verfügung. Deshalb musste das AmigaOS ohne Speicherschutz auskommen - allerdings war dies Mitte der 80er auch noch kein Thema im Heimcomputersegment.
Die Workbench wurde nicht zwingend zum Funktionieren des Computers benötigt, da der Betriebssystemkern und viele Systembibliotheken im Kickstart-ROM enthalten waren, weshalb die meisten Computerspiele direkt mit Kickstart geladen wurden um mehr Hauptspeicher nutzen zu können. Dadurch wurden die Multitasking-Eigenschaften des Betriebssystems allerdings meistens außer Funktion gesetzt. Bis zur Version 3.1 (1994) wurde das AmigaOS von Commodore entwickelt. Für die Entwicklung der Versionen 3.5 (1999) und 3.9 (2000) waren Amiga Inc. und Haage & Partner verantwortlich.
Momentan arbeitet Hyperion im Auftrag von Amiga Inc. an der Version 4 von AmigaOS, dem ersten AmigaOS, das keine MC68000-Prozessoren mehr unterstützt, sondern ausschließlich auf Motorolas PowerPC-Reihe läuft. Für die AmigaOne-Plattform steht AmigaOS 4.0 derzeit als "Developer Pre-release" zur Verfügung.
Mit Hilfe der GNU Hilfsprogramme lässt sich AmigaOS in ein unixoides Betriebssystem verwandeln. In diesem Kontext entstand der Editor vim, außerdem war das AmigaOS Ende der 80er und Anfang der 90er eine Zeit lang die Hauptentwicklungsplattform für zahlreiche GNU-Werkzeuge, unter anderem den GCC.

Von AmigaOS abgeleitete Systeme
Eine Alternative zur Ausführung von 68k AmigaOS-3.1-Programmen auf aktueller PowerPC-Hardware ist MorphOS. Für die Ausführung von nativer PowerPC-Software verwenden AmigaOS4 und MorphOS jedoch unterschiedliche Ansätze, die nicht miteinander kompatibel sind, solange keine Software wie OS4Emu eingesetzt wird.
Das AROS-Projekt ist ein Ansatz, eine freie AmigaOS-3.1-Umgebung auf x86-Prozessoren (und anderen CPUs) nachzubilden.
Das smartOS Projekt ist ebenfalls eine freie Entwicklung, welche versucht die Prinzipien von AmigaOS mit den Möglichkeiten eines CIL Ausführungssystems zu kombinieren. Neben x86-Prozessoren sollen soweit möglich auch M68k/Coldfire, MIPS, ARM und PowerPC unterstützt werden.
API
Grafik
2D
- CyberGraphX
- Picasso 96
- EGS (obsolet)
3D
- MiniGL
- Warp3D
- StormMesa
Audio
- AHI
Video
Dritthersteller:
- VHI, von IOSPIRIT GmbH
- tv.library, von Elbox Computer
- tvcard.library, von Guido Mersmann
Siehe auch
Amiga, OFS, Amiga Fast File System, Kickstart
Literatur
- The Amiga ROM Kernel Manual: Libraries, ISBN 0-201-56774-1
- The Amiga ROM Kernel Manual: Devices, ISBN 0-201-56775-X
- The Amiga ROM Kernel Manual: Includes and Autodocs, ISBN 0-201-56773-3
- The Amiga User Interface Style Guide, ISBN 0-201-57757-7
- Ralph Babel, The Amiga Guru Book, Taunusstein 1993, Selbstverlag
- Wilfried Häring, AmigaDOS 1.3, ISBN 3-89090-802-0
- Leithaus, AmigaDOS für Anwender - Ein Lernkurs, ISBN 3-926847-09-3