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Gyalwa Karmapa

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1. Tibetisch-buddhistischer Orden

Unter den verschiedenen Orden des tibetischen Buddhismus, der sich hauptsächlich in die Nyingmapa, Kagyüpa, Sakyapa und Gelugpa als wichtigsten Schulen und Übertragungslinien gliedert, ist die vielgliedrigste und am stärksten differenzierte Schule jene der auf den Lehrer und Übersetzer Marpa zurückgehende Schule der Kagyüpa. Ihre zentralen mystischen Lehren werden „durch das Wort überliefert“. Systematisiert wurden diese Lehren jedoch im wesentlichen durch Gampopa, der als Meister einer den Fähigkeiten des Schülers angepassten Lehrweise gilt. Viele Schüler Gampopas errichteten eigene Klöster und begründeten mit diesen gleichzeitig recht einflussreiche Zweigschulen, unter denen die Karma-Kagyüpa, neben Drukpa und Drikung als eine der bedeutendsten und politisch einflussreichsten gilt. Bis zur Etablierung der Gelugpa-Macht unter dem 5. Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso im 17. Jahrhundert war der Sakya-Orden seit der Zeit von Phagmo Grupa der politisch vorherrschende.

Kloster Karma Gompa in Osttibet

Das Gründungskloster Karma Gompa entstand 1147 in Kham unter dem 1. Karmapa Düsum Chenpa, der vier Jahrzehnte das heutzutage bekanntere und als tibetischer Sitz der Karmapas fungierende Kloster Tsurpu westlich von Lhasa gründete.


2. Ordensoberhaupt und höchste Lama-Reinkarnationsreihe

Im 13. Jahrhundert wurde - als eine Art spirituelle Erbfolge - das System der Tulkus, der bewussten Wiedergeburten (Reinkarnationen), von den Karma-Kagyüpa eingeführt. Deren zweites Oberhaupt Karma Pakshi (1206-1283) hatte prophezeit, dass er sich reinkarnieren (d.h. er wiedergeboren würde) und seinen Nachfolger auf diese Weise bestimmen werde. Das System setzte sich bis heute fort. Bewusste Inkarnationen von Lamas gab es aber bereits schon vor der Zeit Karma Pakshis in der Nyingma-Schule, wo bereits einige Schüler von Guru Rinpoche als Tertön, darunter Sangye Lama, inkarniert waren. Der Karmapa ist jedoch nicht nur eine Reinkarnation, sondern er gilt gleichzeitig als die manifestierte Gegenwart der Buddhaschaft, als deren Manifestation sich eine göttliche Wesenheit - in seinem Fall Avalokiteshvara (tib. Chenresi) - in menschlicher Form verkörpert: „zu Fleisch wird“ (inkarniert). Konkurrierend zum System der Karmapa Lamas entwickelte sich zunächst die Wiederverkörperungsreihe der Sakyapa-Patriarchen, aber allmählich fand die Reinkarnationslehre Eingang in alle lamaistischen Orden, auch bei den Gelugpa. Unter ihnen war es erst der 5. Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso, der über die Auffindung verborgener Schriften sein Sein als Inkarnation Chenresis im Bewusstsein der Tibeter etablierte. Als der tibetische Schutzpatron und Manifestation der Barmherzigen Liebe ist dieser die bedeutendste und beliebteste Gottheit Tibets. Bis dahin war neben Guru Rinpoche, Gyalwa Karmapa bzw. Karmapa Lama, eine sehr wichtige Manifestation. Er war ein unmittelbarer Machtkonkurrent des 5. Dalai Lama, unterlag ihm aber im "Konflikt von Tsang" und verlor deutlich an politischem Einfluss.

Literatur

  • Andreas Gruschke: The Cultural Monuments of Tibet’s Outer Provinces: Kham vol. 1 - The TAR Part of Kham (Tibet Autonomous Region) (Xizang), White Lotus Press, Bangkok 2004, S. 45-49. ISBN 974-4800-49-6 Info
  • Lea Terhune: Karmapa - The Politics of Reincarnation, Wisdom Publications (MA), ISBN 0861711807
  • Andreas Gruschke: Tibetischer Buddhismus, Kreuzlingen 2003, ISBN 3720523918