Amateurfunkdienst
Der Amateurfunkdienst (kurz: Amateurfunk, im Englischen ham radio) ist ein Funkdienst gemäß dem Internationalen Fernmeldevertrag. In Deutschland wird er geregelt durch das Amateurfunkgesetz von 1997 und zugehörige Verordnungen sowie zwischenstaatliche Verträge. Teilnehmer am Amateurfunkdienst werden Funkamateure genannt.
Die Definition des Amateurfunkdienstes im Amateurfunkgesetz von 1997 lautet:
- Im Sinne dieses Gesetzes ist Amateurfunkdienst ein Funkdienst, der von Funkamateuren untereinander, zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen wird.
Historisches

Es ist erst gut hundert Jahre her, dass es im Jahr 1888 dem deutschen Physiker Heinrich Hertz zum ersten Mal gelang, elektronische Schwingungen zu erzeugen und in einiger Entfernung wieder zu empfangen. 1897 begann mit Guglielmo Marconi die Geschichte der "Telegrafie ohne Draht". Erst mit der Erfindung der Röhre als Verstärker entstand 1923 die drahtlose Funktechnik mit einer rasend schnell sich entwickelnden "Unterhaltungselektronik" (Rundfunk und Fernsehen).
Die ersten kommerziellen Stationen benutzten damals Frequenzen unterhalb von 1,5 MHz (man würde heute Mittelwelle dazu sagen) und man gab die Frequenzen darüber (Kurzwelle) als "unbrauchbar" für Funkamateure frei. Am 27. November 1923 wurde die erste zweiseitige Funkverbindung auf kurzen Wellen zwischen einem amerikanischen und einem französischen Funkamateur hergestellt und zwar auf einer Wellenlänge von etwa 110 Meter, das sind etwa 2,7 MHz.
Das war, was die Funkamateure damals noch nicht wussten, die Geburtsstunde der Kurzwellenfunktechnik. Denn es stellte sich bald heraus, dass man auf den kurzen Wellen mit einem Bruchteil der Energie auskam, die die kommerziellen Großstationen auf den langen Wellen brauchten. Die Funkamateure waren es also, die diese Eigenschaft der Kurzwellen entdeckt hatten!
Man kann sich vorstellen, was passierte: Die "amtlichen" und "kommerziellen" Funkstellen prüften die Entdeckung der Funkamateure nach, gaben ihre Riesenstationen auf, siedelten sich auch auf den kurzen Wellen an und ersparten sich auf diese Weise Millionenbeträge wegen der viel einfacheren Antennen und geringeren Leistungen, die auf Kurzwelle nötig waren. Es musste unbedingt etwas getan werden, wenn man ein Frequenz-Chaos vermeiden wollte.
Die Interessierten der Erde traten deshalb im Jahre 1927 zu einer Konferenz zusammen und verteilten die kurzen Wellen (das sind die Wellen von 100 Meter bis etwa 10 Meter herab) unter den staatlichen und kommerziellen Funkstellen und überließen den Funkamateuren mehrere schmale Bereiche in der Nähe von 160, 80, 40, 20, 15 und 10 Meter Wellenlänge. Das Ergebnis dieser Konferenz wurde in einem internationalen Vertrag niedergeschrieben, der als Internationaler Fernmeldevertrag noch heute Gültigkeit hat.
Der Amateurfunkdienst war amtlich anerkannt und als gleichberechtigter Funkdienst festgeschrieben. Eine Tabelle mit den aktuellen Amateurfunk-Frequenzbereichen findet man unter Amateurband.

Deshalb haben also die Funkamateure das Recht bekommen, bestimmte Bereiche im Kurzwellenbereich benutzen zu dürfen, um eigene Versuche zu machen. Man hat diese Tatsache nach dem Krieg in Deutschland in einem Amateurfunkgesetz festgelegt, das immer wieder den neuen Gegebenheiten angepasst wurde; in der letzten Version stammt es aus dem Jahr 1997.
Als Funkamateur darf man seine Funkgeräte und die Antennenanlage selbst bauen oder auch gekaufte Sender verändern. Der Amateurfunkdienst ist der einzige Funkdienst, dem dieses erlaubt ist! Daher verlangt die Behörde gewisse Kenntnisse von einem Funkamateur, die er bei einer Prüfung zum Amateurfunkzeugnis nachweisen muss. Mit diesem Amateurfunkzeugnis kann man eine Genehmigung beantragen. Man erhält dann ein international eindeutiges Rufzeichen, mit dem man in ganz Europa Funkbetrieb machen darf. Für das außereuropäische Ausland kann man mit dem Amateurfunkzeugnis eine entsprechende Genehmigung beantragen HAREC.
Das Hobby Amateurfunk

Das Hobby Amateurfunk ist sehr vielfältig. Da gibt es auf der einen Seite diejenigen, denen es auf die eigentliche Funkverbindung ankommt und dem Gespräch mit anderen Funkamateuren auf der ganzen Welt.
Eine Funkverbindung kann auf verschiedenste Arten aufgebaut werden:
- Die ursprünglichste Betriebsart ist das Morsen. Hier wird der Sender rhythmisch ein- und ausgeschaltet, um mit Hilfe der übertragenen Muster einzelne Buchstaben zu übertragen. Die nötige Übung vorausgesetzt, kann man weit über 100 Buchstaben/min ohne alle Hilfsmittel aufnehmen.
- Telefonie (Sprache) mit verschiedenen Übertragungsverfahren ist die wohl üblichste Kommunikationsart.
- Diverse Bildübertragungsverfahren von Faximile bis Fernsehen sind üblich.
- In den letzten Jahrzehnten bekommen digitale Betriebsarten immer mehr Bedeutung. Ständig werden von Funkamateuren neue digitale Übertragungsverfahren erdacht, die dann weltweit von den anderen Funkamateuren ausprobiert werden.
Sehr interessant ist auch die Nutzung von Amateurfunksatelliten. Funkamateure haben eigene Satelliten gebaut, die ständig die Erde umkreisen und die man als Relaisfunkstelle nutzen kann.
Neuerdings kann man sich mit mobilen oder tragbaren Funkgeräten mit Umsetzerstationen verbinden, die ihrerseits mit dem Internet verbunden sind und dann irgendwo anders auf der Welt einen anderen Umsetzer ansprechen, um dann eine Funkverbindung in andere Kontinente herzustellen. Dieses Verfahren heißt Echolink. Man benötigt dafür keine große Anlage mehr.
Auf der anderen Seite gibt es die "Techniker" unter den Funkamateuren, die gern ihre Funkanlage selbst bauen und die selbst gebauten Geräte dann ausprobieren wollen. Wegen der sehr komplizierten Technik der Geräte mit integrierten Schaltkreisen und den Minibauteilen werden gelegentlich Bausätze angeboten, die man dann eventuell selbst ergänzt und schließlich zu einem Funkgerät zusammen baut.
Hinsichtlich der Qualität der Funkgeräte gelten für den Amateurfunkdienst die gleichen strengen Grenzwertforderungen wie für alle anderen Funkdienste. Ein Funkamateur muss die Einhaltung dieser Grenzwerte gegenüber den zuständigen Behörden gegebenenfalls nachweisen können. Funkgeräte kann man selber bauen oder auch fertig kaufen. Ein Kurzwellenfunkgerät kostet etwa ab 500 Euro. Dann benötigt man für den Kurzwellenfunkverkehr noch eine Außenantenne. Das ist mindestens ein zehn oder zwanzig Meter langer Draht im Garten oder ein Stab von etwa 5 m Länge auf dem Dach. Zur Not geht es auch mit einer Drahtantenne auf dem Dachboden des Hauses. Für den Funkbetrieb auf Ultrakurzwelle genügt ein 50 cm langer Stab, eventuell auch im Zimmer. Für größere Reichweiten ist natürlich eine Richtantenne auf dem Hausdach besser; bei sehr hohen Frequenzen ist der Einsatz einer Parabolantenne sinnvoll.
Zur Nutzung im Amateurfunkdienst sind diverse Frequenzbereiche, die Amateurbänder, zwischen 135 kHz und 250 GHz im Langwellen-, Mittelwellen-, Kurz- und Ultrakurzwellen- bis hinauf in den Gigahertzbereich ausgewiesen.
Dabei kommen traditionelle Betriebsarten wie Morsetelegrafie und Sprechfunk genauso zum Einsatz, wie Funkfernschreiben und moderne digitale Übertragungsverfahren wie Packet Radio, APRS oder PSK31, welche hauptsächlich für die Textübertragung Verwendung finden. Auch Bild- und Videoübertragungen sind mit Betriebsarten wie FAX, SSTV (Slow Scan Television), ATV (Amateur-TV, Amateurfernsehen), SATV (Schmalband ATV), DATV (Digitales ATV) und DRM (Digital Radio Mondiale) möglich. Viele der modernen Betriebsarten lassen sich mit Hilfe von zum Teil kostenloser, von Funkamateuren entwickelter Software betreiben. Für den praktischen Betrieb verbindet man lediglich das Funkgerät mit der Soundkarte eines handelsüblichen PC.
Neben direkten Verbindungen sind auch Kontakte via Relais, Echolink, Satelliten (z.B. Amateurfunksatelliten, auch OSCAR genannt), EME oder auch Meteorscatter möglich. Damit kann man auch auf den UKW-Bändern, wo man eigentlich nur Entfernungen bis 300km zurücklegen kann, mit fast der ganzen Welt sprechen.
Die Funkgespräche, QSOs genannt, werden mit den QSL-Karten bestätigt. Besonders begehrt sind QSL-Karten aus Amateurfunk-Ländern in denen es sehr wenige oder keine Funkamateure gibt, aber auch von seltenen oder schwer zu arbeitenden Amateurfunk-Stationen wie der Internationalen Raumstation ISS oder von prominenten Funkamateuren wie Juan Carlos von Spanien. Die Jagd nach weit entfernten Amateurfunk-Stationen wird DXen genannt.
Wege zum Amateurfunk
Der Empfang von Aussendungen, die von Funkamateuren getätigt werden, ist in Deutschland jedermann gestattet. Zum Senden und damit zur aktiven Teilnahme am Amateurfunkdienst benötigt man eine Zulassung. Das Amateurfunkzeugnis erwirbt man durch eine Prüfung bei der nationalen Fernmeldeverwaltung, in Deutschland ist dies die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (Bundesnetzagentur). Nach bestandener Prüfung (für die Klasse A) erhält man die so genannte Harmonisierte Amateurfunk Prüfungsbescheinigung, kurz HAREC (Harmonized Amateur Radio Examination Certificate), mit der man auch in anderen Ländern ein Rufzeichen beantragen kann. Für die Klasse E gibt es als Amateurfunkzeugnis eine lediglich national gültige Prüfungsbescheinigung, da die Anforderungen für diese Amateurfunkzeugnisklasse international noch nicht vereinheitlicht sind.
Mit dem Amateurfunkzeugnis kann man ein Rufzeichen beantragen, die Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst. Diese Zulassung wird im Allgemeinen direkt nach der bestandenen Prüfung erteilt. Das Rufzeichen ist vergleichbar mit dem Autokennzeichen, es ist weltweit einmalig und identifiziert damit die Amateurfunkstation und den Funkamateur. Das Rufzeichen besteht in Deutschland aus einem 2-stelligen Präfix, einer ein- oder zweistelligen Zahl und einem 1- bis 3-stelligen Suffix. Anhand des Präfixes kann die Lizenzklasse ermittelt werden. Es gibt ausserdem eine Art "Telefonbuch" in der jede konzessionierte Station eingetragen ist. Weltweit. Eine vollständige Liste der Präfixe ist im Artikel Rufzeichen zu finden.
Verschiedenste Vereine bieten Kurse zur Vorbereitung auf die Amateurfunkprüfung an. Die meisten Kurse werden in Deutschland vom DARC organisiert und gefördert, es gibt aber auch Kurse z.B. an Volkshochschulen oder an Universitäten. Bei vielen Kursen besteht die Möglichkeit vor der Amateurfunkprüfung Funkbetrieb zu machen und so das erworbene Wissen direkt in der Praxis zu probieren und zu festigen. In diesem Fall findet der Funkbetrieb unter Aufsicht und Verantwortung eines erfahrenen Funkamateurs statt, der speziell zu diesem Zweck ein Ausbildungsrufzeichen von der Bundesnetzagentur zugeteilt bekommen hat. Dieses Ausbildungsrufzeichen ist nur für Ausbildungsfunkbetrieb und darf auch nur von Nicht-Funkamateuren oder von Funkamateuren einer niedrigeren Lizenzklasse genutzt werden. Das bedeutet, dass selbst der Inhaber des Ausbildungsrufzeichens dieses nicht benutzen darf.
Vor der Aufnahme des Sendebetriebes muss in Deutschland die Verordnung über das Nachweisverfahren zur Begrenzung elektromagnetischer Felder (BEMFV) beachtet werden.
Regelungen in Österreich
In Österreich muss, genauso wie in Deutschland eine Prüfung bei der zuständigen Behörde abgelegt werden. Es bestehen in Österreich zwei Kategorien: Klasse 2 erlaubt den betrieb im 70-cm-Band bei einem Leistung von 10 Watt und Klasse 1, die zum Betrieb von Anlagen in allen für den Amateurfunk erlaubten Frequenzbereichen bis zu einer Verstärkerleistung von 1000 Watt erlauben. Bei der Prüfung müssen jeweils drei Fragen aus den Bereichen Technik, Betriebstechnik und Rechtliches beantwortet werden.
Wenn man die Prüfung für die Klasse 1 bestanden hat, dann erhält man eine CEPT-Lizenz, die zum Betrieb von Funkanlagen in allen Ländern erlaubt, die sich an der CEPT beteiligt haben. Das heißt auch, dass die Prüfung in jedem Land seiner Wahl, das sich an der CEPT beteiligt hat, abgelegt werden darf. Es kann also z.B. ein Deutscher in Österreich die Prüfung ablegen und in Deutschland ohne Schwierigkeiten den Betrieb einer Anlage aufnehmen.
In Österreich gibt es folgende Leistungsklassen:
- A bis 100 Watt
- B bis 200 Watt
- C bis 400 Watt
- D bis 1000 Watt (Clubstationen)
Es kann jede Amateurfunkantenne ohne Berücksichtigung des Magnetfeldes verwendet werden. Die Klassen C und D dürfen erst betrieben werden, nachdem eine Anlage der Klasse A oder B problemlos über ein Jahr lang betrieben werden konnte.
Nach dem Bestehen der Prüfung wird demjenigen nach kurzer Zeit ein Rufzeichen zugeteilt.
Rufzeichen
Ein Rufzeichen baut sich in Österreich wiefolgt auf: Es beginnt immer mit dem Prefix OE. Danach folgt eine Zahl und ein Suffix das aus zwei oder drei Buchstaben besteht. Die Zahl zeig an, wo sich die Station befindet. Es hat nämlich jedes Bundesland eine Nummer. Die Nummern sind wiefolgt verteilt:
- 1 Wien
- 2 Salzburg
- 3 Niederösterreich
- 4 Burgenland
- 5 Oberösterreich
- 6 Steiermark
- 7 Tirol
- 8 Kärnten
- 9 Vorarlberg
Die Ausname bildet die Zahl 0. Sie wird für östereichische Stationen in internationalen Gewässern, für Luftfahrzeige und Clubstationen verwendet. Weiters werden besondere Prefixe vergeben wie z.B. oe50 für des 50-Jahre-Jubiläum des OEVSV oder OE75 für 75 Jahre Amateurfunk in Österreich. Diese sonderprefixe können beantragt werden.
Das Suffix besteht aus zwei oder drei Buchstaben und wird in Österreich normalerweise nur einmal vergeben. Somit ist es möglich, das suffix in ein anderes Bundesland mitzunehmen. Das heißt alse wenn z.B. der Wiener OE1ABC nach Kärnten zieht, dann muß er nur den Prefix auf OE8 ändern. Die zweistelligen Suffixe sind mittlerweile sehr selten geworden. Sie wurden nämlich vor 1964 vergeben.
Wenn man in Österreich sich weniger als drei Monate an einem anderen Ort oder mit einem Mobilfunkgerät unterwegs ist, dann fügt man an das Rufzeichen einen Bindestrich und die Nummer des Bundeslandes an, wo man sich gerade befindet. Das heißt alse, wenn z.B. unser OE1ABC auf Sommerfriche an den Wolfgangsee fährt und dort mit seiner Funkstation funkt, muß er das Rufzeichen OE1ABC-2 verwenden.
Literatur
Die vielfältigen Spielarten des Amateurfunks haben eine umfangreiche Auswahl an Büchern und Publikationen im Internet hervorgebracht. Für den Einsteiger empfiehlt sich nach der Literatur zur Erlangung des Amateurfunkzeugnisses, meistens empfohlen von den Kursveranstaltern oder auf den Seiten von Online-Kursen verlinkt, sich mit allgemeiner Literatur zum Amateurfunk einen Überblick über die Möglichkeiten zu verschaffen. Empfehlungen zu Büchern oder Seiten im Internet finden sich in Amateurfunkforen, in Zeitschriften, auf vielen Internetseiten oder werden ganz einfach durch Mundpropaganda weiter gegeben.
Siehe auch
- Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA)
- International Amateur Radio Union (IARU)
- World_Radiocommunication_Conference (WRC)
Überregionale Verbände:
- Österreichischer Versuchssenderverband (ÖVSV)
- Deutscher Amateur-Radio-Club (DARC e.V.)
- Verband der Funkamateure in Telekommunikation und Post e.V. (VFDB e.V.)
- Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure (USKA)
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